Bündnis gegen Rassismus: DeMob sucht "migrantische Gruppen". Wir sind aber nicht gemeint.

DeMob / Deutschland Demobilisieren - eine Kampagne von Naturfreundejugend Berlin e.V.

Das Bündnis gegen Rassismus hat sich nach dem Bekanntwerden des NSU im November 2011 gegründet. Seitdem stellt das Bündnis die Perspektiven von Menschen, die Rassismus erfahren, in den Vordergrund seiner Arbeit und hat kontinuierlich zum NSU-Skandal und zu Rassismus in Staat und Gesellschaft Veranstaltungen organisiert. So hat es z.B. zu jährlichen Gedenkdemonstrationen für die Opfer der NSU Mordserie aufgerufen, Wandbilder gestaltet, das Festival gegen Rassismus, Diskussionsveranstaltungen und im letzten Jahr eine Aktionswoche organisiert, an der u.a. auch Angehörige und Betroffene des NSU-Terrors teilgenommen haben.

 

Deswegen waren wir sehr überrascht, dass wir von demob (Deutschland demobilisieren; eine Kampagne von Naturfreundejugend Berlin) zum Vorbereitungstreffen für die Demo zum TagX2 – dem NSU-Prozessende – nicht eingeladen wurden, begründet mit unserem „antizionistischen Selbstverständnis“ und dem sogenannten Abtun von „Hisbollah-Unterstützung“. (Diese Unterstellungen beziehen sich womöglich auf unser Unterstützungsschreiben für eine selbstorganisierte Theater-Gruppe von Geflüchteten. Hier nachzulesen:

 

http://buendnisgegenrassismus.org/2016/04/pressemitteilung-des-buendnis-... )

 

Wir fragen: Mit welchem Recht maßt ihr euch an zu bestimmen, wer antirassistische und vor allem NSU-spezifische Veranstaltungen mitorganisieren darf?

Wenn eine Gruppe, die mehrheitlich nicht selbst von Rassismus und Antisemitismus betroffen ist, eine antirassistische Aktion plant, ohne ein mehrheitlich FLTI* of Color-Bündnis einzuladen, das seit Jahren aktiv zu dieser Thematik ist, haben wir es mit Rassismus zu tun. Wir verstehen diese Nichteinladungspolitik von demob als Spaltungsversuch. Solche Machtspiele schaden antirassistischer Arbeit, die eigentlich von einer Fülle an Gruppen in der Gesellschaft getragen werden muss. Was ist denn der Punkt so eines Aufrufs? Wenn wichtige MSOs (Migrant_innenselbstorganisationen) ausgeladen werden, die gerade zu diesem Thema die meisten Menschen mobilisiert haben, was für eine Demonstration sollen wir da erwarten? Wer soll kommen? Wessen Perspektiven, Forderungen und Analysen sollen dort sichtbar gemacht werden? Die Frage ist: für wen ist das Ganze dann eigentlich und wozu?

Es geht uns nicht um Identitätspolitik, sondern darum, Menschen zu empowern, die Rassismus erfahren. Genau diese Menschen müssen Raum für politische Arbeit bekommen.

 

Unsere Kritik gegenüber Israels Regierung stellt keinen Widerspruch zu Antirassismus dar. Im Gegenteil, Antizionismus ist ein Teil unseres antinationalen, antiimperialistischen und somit antirassistischen Selbstverständnisses. Es geht einher mit einem grundlegenden Verständnis von Menschenrechten, Ungerechtigkeit und kolonialer Unterdrückung, so wie für andere Linke, vor allem außerhalb Deutschlands. Es ist uns wichtig als People of Color, die in einem der imperialistischsten Staaten der Welt leben, dass wir die Unterdrückung der Palästinenser_innen in Palästina, Israel und auch in Deutschland nicht ausblenden.

 

Deutschland demobilisieren scheint jedoch andere Interpretationen zu haben und fühlt sich von einer nicht-weißen Gruppe, die anders denkt, belästigt.

Es scheint an euch vorbei gegangen zu sein, dass mehrheitlich aus Weißen bestehende Gruppen wie ihr schon längst nicht mehr in der Lage sind, ihre Kontrollansprüche umzusetzen. Das Dominanzgebahren, trotz eines vermeintlich ‘antirassistischen’ Anspruches, weiterhin People of Color, Schwarzen und jüdischen Menschen zu erklären, was Antisemitismus, Sexismus und Homophobie ist, läuft nicht erst seit eurer Mail an uns ins Leere. Nicht-weiße Gruppen und Individuen in Deutschland sind nicht auf ‘Einladungen’ zum Mitmachen und Sprechen von weiß-deutschen ‚Linken‘ angewiesen, auch wenn das überraschend für euch sein mag.
Mit einem etwas weniger von der eigenen Suppe vereinnahmten Blick hättet ihr eine Bewegung sich selbstbewusst artikulierender und Raum zurücknehmender Schwarzer, Rom_nja und anderer People of Color wahrscheinlich schon lange wahrnehmen können.

Wir weigern uns, weiterhin Energie auf deutschzentristische Diskurse zu verschwenden, und wünschen euch gutes Gelingen in der persönlichen Selbstreflektionsarbeit.

Das Bündnis gegen Rassismus wird in jedem Fall – wie von den Betroffenen des NSU und Angehörigen der NSU-Opfer gefordert – zum Prozessende nach München mobilisieren.

 

Wir behalten uns vor, Inhalte des E-Mailverkehrs zu veröffentlichen.

Das Bündnis gegen Rassismus

 

 

Zum Ende noch ein Zusatz von einer* Genossin* aus dem Bündnis gegen Rassismus:

 

The Palestinian cause and their liberation movement are very central to my understanding of the resistance toward colonial and white supremacist hegemonic power. Your white tears are there to maintain the military industrial complex globally and continue the colonization of soles. Therefore, your tears for victims of racism seem to be timeless in the eras of NS and NSU that your identity politics is complicit in both. By colonization of victims, you keep your narration dominant. The exclusion of the Bündnis Gegen Rassismus from the organization of a memorial demonstration for Tag X2 on the ground of anti-Zionist self-understanding and groundless sectarian reasoning show clearly that blood of victims is instrumentalized to cover the ugly face of white supremacy.

At this occasion, I dare to unplug you from your colonial occupation before pouring tears for victims of racism both in NS and NSU eras.

 

Quelle des Statements: http://buendnisgegenrassismus.org/2017/08/demob-sucht-migrantische-grupp...

 

Weitere Links:

 

- DeMob, Deutschland Demobilisieren:

 

facebook.com/deutschland.demobilisieren

 

https://deutschlanddemobilisieren.wordpress.com

 

- Naturfreundejugend Berlin e.V.

 

http://naturfreundejugend-berlin.de

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Vielen Dank für die Veröffentlichung und eure Arbeit! Ganz schön Panne, dass ein paar Kartoffeln schon wieder meinen BPoCs aus AntiRa Kontexten ausladen zu können.

Nur weil eine Gruppe Antira-Projekte macht, müssen sie noch lange nicht mit einem Bündnis zusammenarbeiten, das seit Jahren wegen antisemitischer Ausfälle in der Szene gemieden wird.

Nicht entlang ökonomischer Grenzen verlaufen in dieser Logik die wesentlichen Konfliktlinien, sondern entlang von Kultur, Herkunft und Hautfarbe.

Identitäre Linke.

 

Ich bin PoC deswegen ist es okay Antisemit zu sein. Bla. Du bist weiß deswegen darfst du mich nciht kritisieren scheiß.

Lame.

 

http://phase-zwei.org/hefte/artikel/weissabgleich-critical-whiteness-ras...

wenn euch wirklich interessieren sollte was die gruppe demob macht, macht euch euer eigenes bild unter

https://irgendwoindeutschland.org/irgendwo-in-deutschland-2017/

 

gemeinsam mit einem größeren bündnis werden derzeit folgende kampagnen und aktionen organisiert:
https://irgendwoindeutschland.org/irgendwo-in-deutschland-2017/

  • August: Bundesweite  Aktionen & Veranstaltungen anlässlich des 25. Jahrestages des Pogroms von Rostock-Lichtenhagen
  • 2. September, 15 Uhr: Antifaschistische Demonstration in Wurzen am “Tag der Sachsen”: “Das Land – rassistisch, Der Frieden – völkisch, Unser Bruch – unversöhnlich”. #Wurzen0209
  • Herbst: NSU Prozessende. Anreise nach München zum Tag-X2. Zudem bundesweite Aktionen für alle, die nicht fahren können

wie soll man als radikale linke mit einer gruppe zusammenarbeiten, welche ganz offen erklärt "

Wir behalten uns vor, Inhalte des E-Mailverkehrs zu veröffentlichen.

Das Bündnis gegen Rassismus"

absolutes no-go, wer sich offen dazu bekennt interna linksradikaler strukturen zu veröffentlichen, hat in diesen strukturen einfach nix verloren

nachdem ich da Statement gelesen hab kann ich voll und ganz nachvollziehen, warum Menschen mit euch nicht zusammenarbeiten wollen. Und das ganz unabhängig von eurer Position zum Nahostkonflikt.

Die Behauptung, es würde Juden von nicht-Juden erklärt, was antisemitisch sei ist davon mal ganz abgesehen bullshit. Jüdinnen und Juden nehmen weltweit durchaus zur wahr, dass sie mehr und mehr mit Antisemitismus zu kämpfen haben und dieser Antisemitismus immer brutaler wird. Bloß weil ihr ein paar israelische Mittelschichts-Expats kennt, die die Thematisierung von Antisemitismus für völlig übertrieben halten, sprecht ihr millionen von Menschen weltweit ihre Diskriminierungs-Erfahrung ab. Ganz großes Kino für ne antirassistische Gruppe.

www.welt.de/politik/deutschland/article167662870/Juden-nehmen-Anstieg-von-Antisemitismus-in-Deutschland-wahr.html
"Viele Juden in Deutschland gehen einer neuen Studie zufolge von wachsendem Antisemitismus in der Bundesrepublik aus. Drei Viertel der Befragten nehmen Judenfeindlichkeit als großes Problem wahr und bewerten die Entwicklung in den zurückliegenden Jahren sehr pessimistisch, wie aus der am Montag in Frankfurt am Main vorgestellten Studie „Jüdische Perspektiven auf Antisemitismus in Deutschland“ hervorgeht.

Mehr als 500 Personen jüdischen Glaubens wurden über das Internet befragt. 62 Prozent gaben an, in den vergangenen zwölf Monaten Antisemitismus in Form „versteckter Andeutungen“ erlebt zu haben. 29 Prozent sind demnach beleidigt oder belästigt und drei Prozent körperlich angegriffen worden.

60 Prozent betonten, bereits über ein Verlassen Deutschlands nachgedacht zu haben, weil sie sich als jüdische Person nicht mehr sicher fühlen würden. Gleichzeitig sagten drei Viertel, sich in Deutschland wohlzufühlen."

wie passt es eigentlich zusammen, dass das bündnis behauptet, mehrheitlich flti-POC zu sein, aber auf deren homepage unter anderem die VVN-BdA als mitglied geführt wird? und was sagt eigentlich die VVN dazu, die sich ja zum beispiel am 9.11. deutlich gegen antisemitismus stellt?? sehr widersprüchlich.

Ihr heult rum weil ihr nicht eingeladen seid zu einem Treffen? Wie ungefähr 99% der deutschen Linken auch? Einfache Logik, seit Jahrtausenden bewährt: Du machst ne Party und lädst dazu ein. Bist du nicht eingeladen, frag entweder bei den Veranstalter_innen nach und klär die Probleme oder mach eine eigene Party. Oder ist es jetzt auch frech von der NFJ, dass ich auch nicht eingeladen bin? Ihr habt echt Probleme....

Fwd: Öffentliche Erklärung demob zu Bündnis gegen Rassismus

Wir möchten in aller Kürze dazu beitragen, die Vorwürfe vom Bündnis gegen Rassismus gegen uns einzuordnen.
Im Juni haben wir verschiedene Gruppen zu einem Treffen eingeladen, mit der Idee zum Ende des NSU-Prozesses am Tag X2 eine Demo in Berlin zu organisieren – für all jene, die nicht nach München fahren können. Das Bündnis gegen Rassismus haben wir nicht eingeladen, weil für uns eine Zusammenarbeit mit Gruppen, die ein dezidiert ‘antizionistisches Selbstverständnis’ öffentlich vertreten wie das Bündnis gegen Rassismus es tut, nicht in Frage kommt. Diese Nichteinladung wurde mit den Gruppen in dem Demo-Orgakreis diskutiert und von vielen kritisiert. Einige Gruppen fanden eine Zusammenarbeit mit dem Bündnis gegen Rassismus unproblematisch und sinnvoll – andere wollten gerne in den Diskurs treten und sprachen sich u.a. deshalb für eine Zusammenarbeit aus.
Von den anwesenden Gruppen und Personen wurde gemeinsam entschieden, eine E-Mail an das Bündnis gegen Rassismus zu verfassen mit der Bitte, sich zu den von Demob kritisierten Punkten zu positionieren. Diese Email wurde von verschiedenen Gruppen entworfen, von Demob überarbeitet und schließlich versandt – aufgrund von Zeitdruck konnte diese Mail nicht detailliert auf einem Plenum abgestimmt werden. Die Antwort des Bündnis gegen Rassismus bestand lediglich in dem bekannten öffentlich geposteten Statement.
Untenstehend die Email, die wir an das Bündnis gegen Rassismus versandt hatten.
Viele Grüße
demob

Hallo Bündnis gegen Rassismus,
Ihr organisiert ja unter anderem mit der IL die Mobilisierung zum Tag X2 nach München. Wie Ihr sicher wisst, gibt es ein zweites Bündnis, das sich auf die Planung einer Demo zum Tag X2 in Berlin konzentriert. Wir schreiben hier als Vertreter*innen dieses zweiten Bündnis.
Bevor wir zu unserem eigentlichen Anliegen kommen, vorweg die Information, dass wir mit der Berliner Demo auf keinen Fall eine
Konkurrenzveranstaltung organisieren, sondern auch in unserem Aufruf die Mobilisierung nach München priorisieren werden. Die Berlin-Demo wollen wir ganz klar nur für diejenigen machen, die nicht nach München fahren können. Wir wollen die Mobilisierung nach München also nach allen Kräften unterstützen.
Nun zum Grund dieser Email: Wie Ihr bereits gemerkt habt, haben wir Euch als Bündnis gegen Rassismus bislang nicht zu den zwei Bündnis-Treffen die es bereits gab, eingeladen. Wir schätzen Eure Arbeit zu und gegen Rassismus, besonders euer Engagement zum NSU-Komplex als die restliche Berliner Linke dieses Thema noch nicht wahrgenommen hat.

Doch wir sind sehr irritiert von Euren Äußerungen (in Form von Pressemitteilungen) in Bezug auf den Refugee Club Impulse, in denen Ihr
etwa die Hizbollah-Nähe der beiden Leiterinnen, Nadia Grassmann und Maryam Grassmann, und die Tatsache, dass beide seit Jahren aktiv am antisemitischen Quds-Marsch beteiligt sind, als deren Privatsache abtut. Dass Ihr zudem mit Ahmed Shah zusammenarbeitet, der ebenfalls immer wieder durch antisemitische und Hizbollah-verharmlosende Äußerungen auffällt, sorgt für weitere Irritationen.
Für uns ergibt sich aus dem Kampf gegen Rassismus zwangsläufig auch ein Kampf gegen Antisemitismus und deshalb können wir diese Äußerungen und Aktivitäten so nicht nachvollziehen. Daher würden wir uns freuen, wenn ihr uns erklären könnt, wie ihr diesbezüglich verstanden werden möchtet.
Schöne Grüße