MOPO-Kommentar: Und die Linken wollen eine bessere Welt schaffen?

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Erstveröffentlicht: 
09.07.2017

Da wird ein Stadtviertel in Schutt und Asche gelegt. Anwohner, die versuchen, das zu verändern, werden beschimpft und beiseitegestoßen. Pflastersteine regnen auf Polizisten. Und Autos werden abgefackelt. Einfach so. Mal hier, mal da. Ein Gewaltexzess, betrieben von schwarz gekleideten Hooligans mit Bock auf Adrenalin und Allmachtsgefühle.

 

Ist das links? Oder überhaupt politisch? Natürlich nicht. Es ist stumpfe Brutalität. Und fassungsloser als das macht einen eigentlich nur, was dazu alles so durch die sozialen Netzwerke und die Verlautbarungen der Szene wabert: Wir haben für so etwas ja durchaus Sympathien, aber warum hier bei uns in der Schanze und nicht in Pöseldorf? Das sagt sinngemäß Andreas Beuth, Autonomen-Sprecher und Rechtsanwalt.

 

Der „G20 EA“, eine Art Rechtshilfe für linke Aktivisten, verschickt am Morgen nach dem Gewalt-Exzess eine Pressemitteilung mit einer Betreffzeile, die auch auf den Demos immer wieder skandiert wurde und die ganze Weltfremdheit dieser Leute zeigt: „Ganz Hamburg hasst die Polizei“. Wenn überhaupt, dann hasst Hamburg jetzt wohl den „Schwarzen Block“. In einer anderen Mail heißt es anklagend, dass die Matratzen in der Gefangenensammelstelle „unerträglich hart“ seien.

 

Große Teile der linken Szene reagieren, als sei das alles business as usual: Die Polizei hat provoziert, jetzt hat sie den Salat. Eine eindeutige Distanzierung von Gewalt? Kommt nicht infrage. Und die wollen eine bessere Welt schaffen? Das Tragische ist: Wir könnten eine bessere Welt dringend gebrauchen. Und dafür könnten auch ein paar linke Ideen taugen. Aber alles Konstruktive, alles Fruchtbare geht unter im Strudel der Gewalt, in den ewig gleichen sinnlosen und selbstgerechten Scharmützeln mit der Staatsmacht. Über diese Bilder spricht am nächsten Tag die Stadt. Und natürlich prägen sie auch die Berichterstattung der Medien.

 

Und deshalb ist die linke Szene neben der Scholz-Regierung der große Verlierer dieses Wochenendes. Weil sie keine Botschaft mehr hat, die verfängt. Weil sie zu einer Geisel der eigenen Militanz geworden ist.

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völlig richtig, mopo - nur etwas zu ergänzen: im endeffekt eine unheilige allianz aus a) linksradikalen und unpolitischen vandalen, b) der politischen führung und der polizei und c) den medien, die beharrlich nur von der randale berichten - gegen die ganzen friedlichen Demonstraten und gegengipfel-teilnehmer, die keine chance haben, mit ihren inhalten durch- und rüberzukommen. traurige unkultur, die sich in D breitgemacht hat. unkultur von allen seiten - mit den immer gleichen ritualen seit den berlinder 1.mai-demos, die eine art vorlage zu liefern scheinen.