Ihr habt Angst vor einer anderen Welt - Eindrücke aus dem schwarzen Block bei der welcome-to-hell Demo

robodanger
Alles zum G20-Gipfel 2017 auf Indymedia linksunten

Das Vorgehen der Polizei bei der Demo reiht sich nahtlos ein in das Verhalten der letzten Tage. Es zielt darauf ab, Menschen davon abzuhalten, sich an den Protesten gegen den G20-Gipfel zu beteiligen. Dass zahlreiche Menschen aus Angst vor den Hamburger Zuständen und angesichts der dauernd angegriffenen Campflächen gar nicht erst anreisten war von Anfang an das Kalkül der Polizei. Die Camps wurden nicht in erster Linie angegriffen und verunmöglicht, damit konkrete Menschen dort nicht schlafen, sondern um das Bild zu vermitteln, dass es in Hamburg keine sicheren Camporte gibt, zu denen weitere Menschen anreisen können. Wir haben es leider nur bedingt geschafft, dieses Bild zu zerstören.

Dass es am gestrigen Donnerstag nun explizit Angriffe auf den schwarzen Block gab passt in eine Strategie, bei der es nicht primär um das geht, was vordergründig passiert, sondern um die Effekte.Die Angriffe hatten ganz offenkundig nicht mit dem konkreten Verhalten der Demonstrierenden zu tun, sondern erscheinen spätestens mit ein paar Stunden Abstand als geplante Choreographie.

 

Als ein Angriff auf all die von uns, die diese Gesellschaft nicht nur ein wenig reformieren wollen. Auf die von uns, die es ernst meinen mit dem Kampf für eine Welt ohne Polizei, ohne Staaten.

 

Während wir uns zunächst noch wunderten, warum wir überhaupt loslaufen durften, erscheint uns das jetzt als eine gezielte Falle (eine Einschätzung die auch hier geteilt wird: https://linksunten.indymedia.org/de/node/217523). Wir standen innerhalb der ersten zehn Reihen der Demo. Direkt fiel uns unangenehm auf, wie viele Menschen sich nicht an den Protesten beteiligten, sondern nur zum Gaffen gekommen waren, zeitweise fühlten wir uns wie Zootiere.

Nach wenigen hundert Metern wurde der Demonstrationszug an dem sich seit Start der Demo nichts geändert hatte aufgehalten. Die Polizei monierte Vermummungen und weil es uns ein ehrliches Anliegen war, weiterlaufen zu können, kamen wir dem nach und die Vollvermummungen im schwarzen Block verschwanden. Dass es sich bei der Frage der Vermummungen jedoch nur einen Vorwand gehandelt hatte, zeigten die folgenden Minuten. Trotz abgenommener Vermummung begann die Polizei an einer Stelle ohne Ausweichmöglichkeiten (Wasserwerfer und Polizei in einer Richtung, Polizeiketten in zwei weitere Richtungen und eine hohe Mauer in die vierte Richtung) auf den schwarzen Block einzuprügeln. Weite Teile des vor dem ersten Lauti befindlichen schwarzen Blocks ergriffen für unseren Eindruck panisch die Flucht und kletterten die Mauer hoch. Dabei ist für uns die Entscheidung, im schwarzen Block in Ketten zu laufen, auch eine Entscheidung, nicht gleich bei der ersten Konfrontation wegzurennen, sondern sich gegenseitig durch die Blockbildung zu schützen. Aus den vorderen Reihen beschlossen dann einige, sich seitlich zu stellen und neue Ketten zu bilden, aber wir wurden immer weniger und immer brutaler in die Enge getrieben, sodass wir auch die Mauer hoch flohen. Dass uns dabei zahlreiche Menschen halfen, die sich deswegen ihrerseits nicht vor dem Wasserwerfer in Sicherheit bringen konnten war ein wirklich starkes Zeichen. Doch die Angriffslustigkeit der Polizei war damit nicht zu Ende. Wir waren nun zweieinhalb Meter höher in einem erneuten Kessel gefangen, Polizeiketten an beiden Seiten, unter uns die letzten verbliebenen ca 30 Menschen die sich entschieden hatten nicht zu fliehen und sich der Polizei trotz Prügel weiter in den Weg stellten.

Die letzte verbliebene Richtung war eine Mauer hinter der es zweieinhalb Meter auf eine Betonfläche hinabging. Also kletterten wir notgedrungen weiter, weil uns der Wasserwerfer im Kessel weitertrieb und wir offenkundig auch auf dieser Ebene nicht bleiben durften. Wir sprangen also von der Mauer auf die Fläche an der Elbe und wieder konnten wir uns über Menschen freuen, die uns auffingen und so Menschen eine verletzungsärmere Flucht ermöglichten. Die allerletzten hinter uns wurden von der Polizei schließlich die Mauer heruntergeschubst. Doch auch dort war an Bleiben nicht zu denken und die Polizei trieb uns wieder zurück Richtung Auftaktkundgebung.

 

Wir fanden einen Weg heraus aus der Demo und suchten einen in der Hafenstraße bestehenden Ruheraum auf, versorgten erste Pfeffersprayprobleme in unserer Bezugsgruppe und brachen sodann wieder auf. Weil wir der Polizei die Genugtuung nicht bereiten wollten, dass es nur eine Gewaltorgie braucht, um einen schwarzen Block komplett zu entfernen. Wir fanden die Reste der Demonstration, in der es fröhliche Musik vom Lautsprecherwagen gab und Ansagen, die uns sehr verwunderten und die wir nach der vorhergehenden Gewaltorgie völlig unangemessen fanden: So wurden die Menschen aufgefordert weiter fröhlich zu sein und gute Laune zu haben. In der sich im Anschluss neu formierenden Demo, die nach zähen Verhandlungen neu angemeldet und doch weiter durchgeführt werden durfte (wofür es leider von einigen Demoteilnehmenden Applaus gab, als wäre Dankbarkeit angemessen, wenn wir demonstrieren dürfen- igitt!) sammelte sich in beeindruckend kurzer Zeit ein neuer schwarzer Block und es formierten sich Ketten. Wir zogen bis auf die Reeperbahn und wurden kurz vor der Davidswache erneut gestoppt. Die Polizei prügelte sich durch die Demonstration, um den schwarzen Block zu kesseln. Bei unserem Versuch, den noch nicht ganz geschlossenen Kessel zu verlassen trafen wir an einem flachen Zaun auf viel Pfeffer und Gewalt. Ein Faustschlag eines Beamten und Pfeffer beförderten zwei Personen aus unserer Bezugsgruppe direkt wieder zurück in den Kessel, eine Person wurde im Zaun festhängend malträtiert und bei dem Versuch einer zwischen Polizisten am Boden liegenden Person zu helfen wurden zwei weitere Leute mit viel Pfeffer eingedeckt. Wir verbrachten dann also die nächste Zeit in einer solidarischen Kneipe auf der Reeperbahn, wo ein Arzt sich um die beiden vor Pfeffer blinden Personen kümmerte.

 

Auch dieser für uns zweite Angriff auf den schwarzen Block geschah ohne dass dem irgendetwas vorangegangen war und ohne dass es eine Möglichkeit gegeben hätte, sich zu entfernen. Offenkundig handelte es sich bei dem Vorgehen nicht um das Beenden einer aufgelösten Versammlung oder das Herausgreifen einzelner Menschen, denen irgendetwas bestimmtes vorgeworfen werden sollte (was sich auch daran zeigte, dass der Kessel nach kurzer Zeit ohne weitere Maßnahmen aufgelöst wurde), sondern um einen ganz gezielten Angriff auf den schwarzen Block als unerwünschte Struktur. Was uns das jedenfalls zeigt: der Apparat hat Angst davor, dass sich mehr Menschen widerständig organisieren.

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Erstmal Respekt zur Organisation und natürlich definitiv zum Block, Viele waren ja leider noch den Kontrollen und dem Verkehr zum Opfer gefallen. Ich persönlich war über den schnellen Zaungang auch negativ überrascht, aber gut, vielleicht müssen wir auch neuer Motivierte und Jüngere doch noch besser einbinden. Das war nicht die Mayday Duisburg, klar. Ich habe viele junge z. T. sehr eingeschüchterte Frauen gefunden, welche absolut am Ende waren durch die Repression, konnte ihnen die wichtigste Nummer aufs Bein schreiben, aber ihre Rechte kannten sie gar nicht.....

Im Sinne der Aufklärung eben dieser Genossinnen wäre mir ein Link zur aktuellen Kennzeichnung der Bullen hilfreich. Darüber kann ich ihnen aktuell wenig mitgeben auf ihrem Weg der Revolte.

 

Ich danke euch für mögliche Hilfe, bleibt zusammen, wir sind fuckin` angry, wir sind geil aufgestellt

REVOLTE AND RESIST

Another World is possible

Anni