Wir wollen am 22.4. mit euch durch den Friedrichshainer Nordkiez bis zur Friedel 54 ziehen, um unsere Wut auf Verdrängung und auf die, die sie vorantreiben, auf die Straße zu tragen. Wie auch unsere Freund*innen in der Friedelstraße, die akut von Räumung bedroht sind, ist unser Haus ein Stachel im Aufwertungswahn der heutigen Zeit. Denn die unruhige Geschichte der Häuserkämpfe ist zwar gut für die Vermarktung Berlins aber in den Träumen der Regierenden, Investor*innen und „Gut-Bürger*innen“ sind unsere Räume schon längst hochglänzenden Eigentumswohnungen gewichen. Die Spirale der Gentrifizierung schraubt sich seit Jahren auch in Berlin immer höher. Zusammen mit den Politiker*innen vor Ort sehen Investor*innen in unseren Kiezen über Jahre vergeudete Chancen das letzte bisschen Knete raus zu quetschen und die Unruhigen zu befrieden.
Was um uns herum passiert, ist kein lokal unabhängiger Prozess sondern der kapitalistische Normalzustand, der sich in der Verwertung der Städte und unser aller Leben äußert. Überall auf der Welt wird mit der gleichen Logik versucht, alles Menschliche, jegliche Solidarität und Rebellion zu unterdrücken oder zu integrieren. Diese Prozesse verlaufen nicht zufällig – sie sind geplant, um Macht und Reichtum bei Wenigen zu konzentrieren während alle anderen sich bereitwillig in das Hamsterrad einspannen lassen und fleißig mitdrehen.
Aber an allen Orten dieser Welt finden sich auch die Wütenden, die Aufständigen, Unbeugsamen und Unzufriedenen. Diejenigen, die die herrschenden Verhältnisse nicht länger erdulden, sondern erkannt haben, dass sie für ein besseres Leben in Freiheit und Selbstbestimmung kämpfen wollen und sich dafür mit Freund*innen, Nachbar*innen und Gleichgesinnten zusammentun. Während die Schreibtischtäter*innen, Politiker*innen und Bullen sich auf den G20-Gipfel in Hamburg im Juli vorbereiten, nutzen wir dies als Anlass, unsere Kämpfe zusammenzuführen. Der Gipfel ist für uns dabei nicht der Endpunkt der Verbindung anarchistischer Ideen und des Widerstands. Denn unsere Kämpfe sind alltäglich und Momente des Widerstands und Risse im Alltag lassen sich überall und jederzeit kreieren.
Wir fordern nichts von den Herrschenden!
Wir richten keine Forderungen an diejenigen, die uns bekämpfen, einknasten oder vereinnahmen wollen. Nicht erst seit Mediaspree versenken, O-Platz Räumung oder der Spaltung der Ohlauer schule sollte allen klar sein, dass von Seiten der Politik nichts zu erwarten ist. Ob rot-rot-grün, AfD oder CDU - ihnen allen geht es darum, Macht auszuüben und die kapitalistische Ordnung zu schützen. Aufwertungsprozesse werden aktiv unterstützt und kritische Stimmen verarscht. Deswegen müssen wir, wenn wir Verdrängung und Ausbeutung Einhalt gebieten wollen, uns in unseren Stadtteilen, Kollektiven oder mit Gefährt*innen zusammentun und uns zwischen Projekten der Rebellion vernetzen. An immer mehr Orten in Berlin läuft genau dieser Prozess der Selbstorganisation und Vernetzung an. Anwohner*innen, Initiativen und Hausprojekte kommen immer häufiger zusammen und fangen an sich auf breiter Basis selber zu organisieren.
Welches Bedrohungspotential die Politik in dieser Selbstorganisation sieht, lässt sich anhand der Angriffe von henkel (ehemaliger unbedeutender Lokalpolitiker der nun in der Versenkung verschwunden ist) und seiner Schergen auf den Rigaerkiez erahnen. Mit massiver Gewalt versuchten sie die Ansätze von Organisation zu spalten. Uns sind jedoch eindrücklich die Momente der Solidarität in Erinnerung, die deutlich zeigen, dass ein gegenteiliger Effekt erreicht wurde. Dies sollte all denen eine Lehre sein, die versuchen uns aus unseren Kiezen zu drängen. Dabei muss uns selbst aber auch bewusst sein, dass wir hier lediglich davon sprechen, einen erfolgten Angriff auf unsere Strukturen abgewehrt zu haben, nicht mehr! Der Kampf geht weiter. Die Friedel 54 sieht sich mehr denn je mit einer Räumungsgefahr konfrontiert, die so akut ist, dass es schon nächsten Monat zu spät sein kann zum Handeln. Auch andere Projekte sind massiv bedroht. Der Pachtvertrag der Liebig 34 läuft nächstes Jahr aus, die Lause10 kämpft und hier ist die Liste noch lange nicht zu Ende. Auch wir als Rigaer94 sind ein ständig bedrohtes und umkämpftes Projekt. Aber wir entscheiden uns jeden Tag neu, diesen Kampf aufzunehmen und uns nicht den Regeln der Herrschenden zu unterwerfen.
Gehen wir in die Offensive!
Im Gegensatz zu all
den bedrohten Projekten, die auf organisierte Strukturen und eine
mehr oder weniger gute Vernetzung zurückgreifen können, sieht es
bei all den Nachbar*innen die sich nicht als Teil einer, wie auch
immer gearteten, Politszene verstehen meist anders aus. Hier stehen
wir in den meisten Kiezen gerade erst am Anfang. Zwangsräumungen
finden täglich statt. Um dem täglichen Wahnsinn der Verdrängung
etwas entgegenzusetzen, sehen wir es als notwendig an, uns kiez- und
berlinweit zu vernetzen.
Im Rigaerkiez liegt dazu eine gesonderte Aufmerksamkeit auf den Investor*innen der CG-Gruppe und denen, die auf dem alten LIDL-Gelände ein Hotel und Luxuswohnungen bauen wollen. Die CG-Gruppe versucht mit ihrem „Carré-Sama-Riga“ massiv in die Kiezstruktur ein zu greifen. Zusammen mit der Bezirkspolitik, verächtliche Grüße an Panhoff, wird hier versucht ein Luxuswohnprojekt zu realisieren, das im klaren und erklärten Widerspruch zu den Wünschen und Bedürfnissen derer steht, die in diesem Kiez leben und arbeiten. Dieses Bauprojekt mit allen Mitteln zu verhindern, hat dabei Symbolfunktion. Uns ist bewusst, dass das „Carré Sama-Riga“ lediglich eines von vielen Projekten ist, wie sie überall in Berlin und anderswo entstehen. Gebaut für ein Klientel an Menschen, welches wesentlich besser den Profitinteressen der Konzerne, Politiker*innen und sonstiger Investor*innen entspricht als die Menschen, die bereits in den Kiezen leben.
An alle, die sich nicht mit dem Trott von Petitionen und Forderungen an Politiker*innen abfinden wollen:
kommt am 22.4. um 20h mit uns auf die Straße! Träumen wir nicht von sogenannten „revolutionären 1. Mai Demos“ sondern zeigen wir unsere Wut und unseren Willlen, uns selbstorganisiert die Straße zu nehmen. Wir wollen klar machen, dass es nicht möglich sein darf, Luxusbauprojekte gegen den Widerstand eines ganzen Kiezes durch zu setzen. Wir werden die anarchistischen Ideen der Solidarität und des Aufstandes von hier bis nach Hamburg tragen. Und wir werden nicht aufgeben, auch wenn sich uns an einzelnen Tagen zu viele Bullen in den Weg stellen.
Für selbstorganisierte Kieze!
Solidarität mit der Friedel54 und allen von Räumung bedrohten!
CG-Gruppe verpiss dich!
*** Interkiezionale Demo zur Aufkündigung des Friedens mit den Reichen und Mächtigen ***
*** Start: Proskauer / Eldenaer Straße, Berlin-Friedrichshain // 20Uhr ***
In Liebe und Wut eure R94
Call out Rigaer Straßenplenum:
https://linksunten.indymedia.org/de/node/205336
Updates zu der Demonstration: