[B] make Antifa great again – Aufruf zur Antifa-Winteroffensive 2017

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Machen wir uns nichts vor: das Jahr 2016 besticht in seiner Gesamtbilanz durch einen katastrophalen gesamtgesellschaftlichen Rechtsruck, dem keine Grenzen gesetzt scheinen. Der gesellschaftliche Rassismus wird zum Normalzustand und festigt sich in seiner Qualität innerhalb kurzer Zeit in einer Form, wie sie noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen wäre. Die Übergriffe gegen Geflüchtete  und "Nichtdeutsche" sind zum Alltag geworden und die AfD ist fester Bestandteil des parlamentarischen Schmierentheaters.

Im Zuge dessen versuchen auch die anderen Parteien am rechten Rand zu fischen und übernehmen unverblümt und skrupellos die rassistischen und sozialdarwinistischen Parolen. Die abgestumpfte Mehrheit heißt dies gut oder stört sich nicht daran. Es gab im vergangenen Jahr eine Reihe großartiger Aktionen gegen diese Entwicklungen und es wird sie auch in Zukunft geben. Allerdings ist unser Widerstand gegen diesen Rollback dennoch viel zu gering, marginal und anlassbezogen. Es muss klarer denn je festgehalten werden: Der Kampf gegen Nazis und deren Strukturen ist längst nicht ausreichend. Wir sollten ein für alle mal begreifen, dass wir uns mehr denn je in einer permanenten Konfrontation gegen diese Gesellschaft, ihre Werte und Leitbilder befinden, die all dies erst ermöglichte und die immer weiter eskalierende Lage womöglich noch weiter auf die Spitze treiben wird.


Trotz aller nicht zu unterschätztender humanistischer Hilfe von vielen Initiativen und Einzelpersonen, ohne die es sicherlich zu noch mehr Übergriffen und willkürlichen Repressalien gegenüber Geflüchteten und Migrant*innen gekommen wäre, haben nur die wenigsten von ihnen grundlegende Gesellschaftskritik formuliert. Die bürgerliche »Mitte« ignoriert bewusst die Wurzeln der Probleme, die erst zu all diesem Elend führen. Der vom Staat vorgetäuschte Humanismus äußert sich letztendlich in der breiten, aber geheuchelten Bestürzung über die Wahlergebnisse der AfD, die zum Teil bis zu 25 Prozent der Stimmen bei Landtagswahlen abgesahnt hat, wobei hier auf der Hand liegt, dass es sich bei diesem Geheule, zumindest aus Perspektive der (bisher) etablierten Parteien eigentlich nur um den Verlust der eigenen Wählerstimmen handelt. Dies zeigt nur einmal mehr auf, um was es auch den alten Parteien primär geht, einzig um Macht und Herrschaft. Nebenbei haben die AfD und der deutsche Mob, als ihr ausführender Arm auf den Straßen innerhalb sehr kurzer Zeit erreicht, was sie wollten und wahrscheinlich eher als Langzeit-Projekt geplant hatten: Rassismus, speziell antimuslimischer Natur, Antifeminismus und der Stolz auf eine »deutsche Identität«. Die Politik belohnt diese Forderungen in Form von Massenabschiebungen nach Afghanistan oder einer weiteren Verschärfung des Asylgesetzes. Nebenbei hat die AfD zusätzlich den Brückenschlag zwischen organisierter Nazi-Szene und dem bürgerlichem Establishment geschafft, ohne dabei Sympathie innerhalb der Bevölkerung einzubüßen.

 

Um all diesen  Entwicklungen und ihren akuten Bedrohungsszenarien zumindest irgendetwas entgegenzusetzen hat sich die radikale Linke im Gegenzug wiederum stark auf die Bekämpfung rechter und rechtspopulistischer Parteien fixiert und blieb weitgehend darauf beschränkt. Dies ist nicht falsch, aber darf nur einen Teil des Kampfes darstellen. Die AfD nimmt bis jetzt noch keine entscheidende Funktion innerhalb der politischen Landschaft ein und steht ausschließlich, um den demokratischen Anschein der Volksparteien zu wahren, in der Rolle einer Oppositionspartei. So schnell wie der Aufstieg kam, kann natürlich auch der Fall kommen und wir können weiter in unserer heilen Welt Küfas besuchen und uns über das Sterben der Pinguine auf Grönland oder das kommende Bündnis mit der Linken, den Grünen oder gar der SPD unterhalten. Fest steht: unser politischer Standpunkt dürfte sich auch mit einem Verschwinden der AfD kein bisschen ändern, damit wäre gar nichts gewonnen.

 

Ein klarer Standpunkt der radikalen Linken gegenüber der gesamten Parteien-Landschaft und weiten Teilen der kapitalistischen Gesellschaft wäre somit gerade jetzt ein diskutabler, wenn auch selbstkritischer Ansatz, auf den wir zum Jahreswechsel hinweisen möchten. Eine Reflexion oder Retrospektive fällt zur Zeit leider fast völlig aus und so wird es wahrscheinlich auch noch in den nächsten Jahren nicht um Qualität und langfristige Zielsetzungen und Strategien gehen, sondern darum, welche Gruppe welches Plakatmotiv machen darf und welche Gruppe wieviel Geld in das Bündnis gegeben hat. Wir werden das bedrückende Gefühl nicht los, dass durch das bedingungslose Folgen von gesellschaftlichen Trends und die fortschreitende Bedeutungslosigkeit der Szene in Zeiten wie diesen eine Profillosigkeit entsteht, die kaum noch aufzubrechen ist. Das wachsende Desinteresse an einer Auseinandersetzung mit der eigenen Reproduktion der Verhältnisse lässt sich hier wohl kaum wegdiskutieren. Es wird an vielen Stellen ein Opportunismus, zum Beispiel in Form von Bündnissen an den Tag gelegt, der ähnlich den Schandtaten von Sozis und Grünen anmutet. Anstatt genau diese Akteure anzukreiden und eine gesellschaftliche Kritik zu formulieren, wird nach jedem Strohhalm gegriffen, der uns hingehalten wird. Es werden wieder einmal Bündnisse mit allen möglichen Gruppen und Initativen eingegangen um kurz später unproduktiv und selbstdarstellerisch gegen eben jene zu haten. Bei Diskussionen innerhalb der Szene zum und über den Umgang mit der AfD wurden vor den Berlinwahlen mal wieder Stimmen laut, die dazu aufriefen, doch bitte wählen zu gehen, um ein Erstarken der AfD zu verhindern. Es ist erschreckend, wie viele Mitstreiter*innen innerhalb der radikalen Linken am Ende doch an dieses Puppentheater glauben und in ihrer Ohnmacht auf die parlamentarischen Spielregeln hereinfallen und den Versuch anstellen, ihre Kämpfe in den Wahlkabinen zu führen. Es wird an vielen Stellen offen mit bürgerlichen Parteien sympathisiert und gemeinsame Sache gemacht. Ganz ehrlich: wer sich in dieser Zeit dem Mär der Partizipation durch Anbiederung an parlamentarische Strukturen hingibt, hat nichts verstanden und nichts gelernt. An dieser Stelle wäre mit dem Hype um den Wahlsieg Syrizas in Griechenland, der auch von angeblich progressiven Kräften in Berlin unhinterfragt mitgetragen wurde, nur eines von tausenden tragischen Beispielen genannt. Heute nimmt eben jenes Syriza eine der selben abscheulichen Positionen ein, wie jede andere Regierungen zuvor. Gefährt*innen aus den USA merken in einem Text zum Thema Wahlen an, "dass Trumps Sieg nur den Bankrott der repräsentativen Demokratie bestätigt. Statt den demokratischen Prozess als Ausrede für Passivität zu nutzen, müssen wir deutlich machen, dass keine Wahl sein Programm legitimieren könnte. Weder die demokratische Partei, noch eine andere Partei oder ein_e andere_r Politiker_in wird uns retten – sie alle bieten höchstens eine sanftere Version des Selben. Wenn es eine positive Veränderung in unserer Gesellschaft geben soll, müssen wir diese selbst herbeiführen, gemeinsam, durch direkte Aktionen."

 

Wir müssen die eigenen Positionen und Aktionsformen mehr denn je kritisch reflektieren und, wenn nötig, stellenweise neu formulieren, müssen neue Konzepte ausprobieren, anstatt festgefahrene Scheiße abzufeiern. Lieber hier und da einen Fehler machen und daraus lernen, als beispeilsweise stur an Aktionsformen wie Sitzblockaden festzuhalten und diese zu glorifizieren. Es wird auch in Zukunft nichts dabei herauskommen, wenn versucht wird, Naziaufmärsche in Berlin-Mitte ausschließlich mit Sitzblockaden einzuschränken. Und es darf auch ganz nebenbei nicht unserem Anspruch genügen, Naziaufmärsche laufen zu lassen und nur symbolisch dagegenzuhalten, um im Nachhinein verlauten zu lassen, »immerhin waren wir viele und unsere Blockaden waren friedlich und wenn die Bullen nicht so böse gewesen wären, hätte es geklappt und so weiter und so fort ... «. Wir sind dabei natürlich nicht frei von Widersprüchen und müssen diese, als solche erkennen und thematisieren. Unsere Kritik muss radikal und anarchistisch-emanzipativ sein und sich in unseren Aktionen wiederfinden. Nur so könnnen wir es schaffen aus der Defensive zu kommen und offensiv  die Feinde der Freiheit zu  bekämpfen, um damit dem Ende der herrschenden Verhältnisse ein kleines Stück näher zukommen. Denn Fakt ist, dass sich die Lage in der ganzen Welt verschärft! Derzeit befinden sich Millionen von Menschen auf der Flucht, während neokoloniale Kriege und deren geostrategische Interessen in einem noch nie dagewesenen Akkord vorangetrieben werden. Es wäre hier ein Anfang sich weitergehend auf den G20 vorzubereiten, in die bestehenden Kampagnen zu integrieren und entstehende Bündnisse kritisch zu hinterfragen.

 

Um nicht den Kopf in den Sand zu stecken, ist natürlich zu sagen, dass es im Jahr 2016 gelungene Aktionen und Akzente innerhalb der Kloschüssel gab, die nicht in Vergessenheit geraten dürfen. In Berlin hat es beispielsweise diverse Outings von Nazigrößen [Frank Börner, Peter Brammann, Andreas Wild],  viele Angriffe auf verschiedene Parteibüros und Nazi-Kneipen   und, nicht zu vergessen, einen ziemlich heißen sommerlichen Fight um die Rigaer 94 gegeben. Als sich im Wahlkampf Nazis im Friedrichshainer Nordkiez blicken ließen, wurde ihnen gezeigt, wie ein richtiger Umgang mit ihrem bloßen Erscheinen auszusehen hat . Hier wurden viele richtige und wichtige Akzente gegen die Gesamtscheiße gesetzt. Auch über den Berliner Tellerrand sind hier einige Beispiele zu nennen: da wäre gleich zu Beginn des Jahres die nachhaltige Unterbindung des Versuches der Bärgida-Faschos, in Potsdam auch nur im Ansatz Fuß zu fassen . Oder die Nachrichten von diversen entschlossenen und progressiven Aktionen, die uns aus Sachsen erreicht haben, unter anderem einige sehr erfolgreichen »Go-In's« bei verschiedenen Nazi-Kadern , die uns schwer begeistert haben. Ähnlich wie die sehr lukrative Form der Abrüstung von Kriegsmaterial , die in Bremen stattgefunden hat (da Krieg als einer der Hauptgründe für Flucht zu nennen ist, können solche Bestrebungen auch an dieser Stelle und im antifaschistischen Kampf nur herzlichst begrüßt werden). Aber förderliche Aktionen müssen natürlich nicht immer auf hohem militanten Standard ausgefürt werden: die Veränderung von militaristischer Werbung im öffentlichen Raum durch Ad-Busting und Fake-Seiten im Internet hat uns desöfteren ein Lächeln ins Gesicht gezaubert . Als weiteres Beispiel dienen die Bürger_innen einer Kleinstadt in Brandenburg, diese haben sich gegen die Unterbringung von Geflüchteten in Lagern ausgesprochen und dafür gesorgt, dass viele Menschen in dezentrale leerstehende Wohnungen ziehen konnten und in vielen Vereinen mit offenen Armen empfangen wurden, auch dies ist ein progressiver Startschuss für mehr. Und trotz aller Scheiße regt sich auch international Widerstand, so wie vor 7 Monaten am Brenner.
An dieser Stelle möchten wir all denen danken, die in diesen beschissenen Zeiten Mut und Entschlossenheit bewiesen haben, Einzelpersonen und Zusammenschlüssen.

Unser Anspruch, auch für das kommende Jahr muss es sein, sich weiterhin kompromisslos gegen die bestehenden Verhältnisse und für die Freiheit gerade zu machen. Aus den USA hat uns der anarchistische Aufruf für einen Aktionstag gegen alte weisse Männer erreicht: dieser wird am Tag der Amtseinführung von Trump am 20.01.2017 stattfinden[ #DisruptJ20]. Wir möchten ihn unterstützen und hiermit zeitlich erweitern.

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Die Antifa New York vergisst wohl, dass auch sie einmal alte weisse Männer und alte weisse Frauen sein werden.

Aber macht Nichts, Hauptsache eine Parole, mag sie auch noch so dumm, rassistisch und ausgrenzend sein.

Das ist selten dämlich. So was ist vielleicht mal zum Prvozieren gut, aber als ernst gemeinter Aufruf an Dummheit kaum zu überbieten. So reproduziert man, was wir eigentlich bekämpfen wollen.

warum sich das Ganze nur auf Antifa bezieht - tut ihr im Text dann ja nicht nur, aber die soziale Frage kommt in euren Überlegungen zu kurz und ich weiß nicht, wie wir ohne sie ein Gewicht in die Waagschale schmeißen wollen. So wichtig es ist, Nazis Raum zu nehmen etc, so wenig dürfen wir uns immer nur in die Seitenstraßen der gesellschaftlichen Auseinandersetzungen zerren lassen und uns an ihnen aufreiben. (zum Beispiel über Sitzblockaden zu reden. Kann man machen, bringt uns aber nicht weiter) Selber Inhalte setzen! Die eigene Seite aufbauen! Soziale Revolution überhaupt wieder denkbar machen (auch für uns selbst)!

Bei Diskussionen innerhalb der Szene zum und über den Umgang mit der AfD wurden vor den Berlinwahlen mal wieder Stimmen laut, die dazu aufriefen, doch bitte wählen zu gehen, um ein Erstarken der AfD zu verhindern. Es ist erschreckend, wie viele Mitstreiter*innen innerhalb der radikalen Linken am Ende doch an dieses Puppentheater glauben und in ihrer Ohnmacht auf die parlamentarischen Spielregeln hereinfallen und den Versuch anstellen, ihre Kämpfe in den Wahlkabinen zu führen. Es wird an vielen Stellen offen mit bürgerlichen Parteien sympathisiert und gemeinsame Sache gemacht. Ganz ehrlich: wer sich in dieser Zeit dem Mär der Partizipation durch Anbiederung an parlamentarische Strukturen hingibt, hat nichts verstanden und nichts gelernt.

Nur: die Alternative, die Ihr im Zitat ein bisschen weiter unten ansprecht, erscheint mir nicht zielführend:

Wenn es eine positive Veränderung in unserer Gesellschaft geben soll, müssen wir diese selbst herbeiführen, gemeinsam, durch direkte Aktionen.

Denn wer soll diese "direkten Aktionen" bitte in die Tat umsetzen? Der Text ist zwar weitenteils zustimmbar, sehr leserlich und verständlich geschrieben (danke dafür, das ist hier bei Weitem nicht selbstverständlich!), grenzt aber an dieser Stelle an Realitätsverweigerung. Die Linke ist massiv geschrumpft - sowohl die "Parteien/Gesellschaftslinke" als auch die autonome Linke. Der erhebliche Großteil hat sich entweder bei den allwöchentlichen Demos gegen Pegida und ihre Ableger aufgerieben/wurde von den Bullen aufgerieben, und der Rest gammelt im AZ vor sich rum und kifft sich die Birne weg. Nee, mit Menschen mit dutzenden kleinlichen Verfahren an der Backe (die irgendwann einfach keinen Nerv mehr auf noch mehr Ärger haben) oder zugekifften Hippies kannste keine autonome Revolution machen.

Und die Jugend, die früher einmal eine wichtige Quelle für Nachwuchs war, hat keinen Bock mehr auf Politik, aber umso mehr auf sinnfreie Randale ohne Konzept und Gedanken an Eigen- und Fremdgefährdung oder bleibt ganz apolitisch zuhause, hauptsache das iPhone hat WLAN und Strom, ihr wisst was ich meine. Und abgesehen davon helfen selbst 1000 Kiddys ohne Training und Erfahrung (oder wahlweise 100 geschulte Chaoten) nix gegen 100 Bullen mit Panzern, Rucksackkanistern Pfefferspray und Pferden.

Der Gedanke, hierzulande etwas mit direkten Aktionen durchsetzen zu können, ist tot, sorry. Wahlen können zumindest dabei helfen, das braune Schreckgespenst AfD im Zaum zu halten. Und es steht jeder/m frei, seine Stimme ungültig zu erklären (z.B. mit nem dicken fetten (A) aufm Wahlzettel). Sowas ist auch ein Zeichen.

Alles richtig was ihr schreibt, aber was jetzt? Da ist kein konkreter Vorschlag und kein Konzept erkennbar. Angreifen? Mit wem? Es nützt nix immer wieder unsere Feinde aufzulisten wenn nicht mehr dazu kommt. Eine Analyse müsste mehr Inhalt haben. Antifa ist in Berlin am Ende weil viele Leute einfach weitermachen wie in den letzten Jahren. Und das war erfolglos, bis auf kleine Kommandoaktionen.

In Grönland leben keine Pinguine, die leben ausschließlich auf der Südhablkugel.

Wer sich so mit der Rolle die uns die Bürgerlichen Parteien zugestehen zufrieden gibt, muss sich aber auch nicht wundern, dass es so Scheiße bestellt ist um uns. Ihr schreibt:

 

„Wir sollten ein für alle mal begreifen, dass wir uns mehr denn je in einer permanenten Konfrontation gegen diese Gesellschaft, ihre Werte und Leitbilder befinden, die all dies erst ermöglichte und die immer weiter eskalierende Lage womöglich noch weiter auf die Spitze treiben wird.“

 

Langfristig ist die Konfrontation die ihr meint nicht zieflführend. Sie kommt zwar dem Selbstdarstellungsdrang vieler Autonomer zugute, hat aber mit Gesellschaftsveränderung nichts am Hut. Die Gesellschaft verändert man durch den Aufbau von Gegenmacht. Noch kann diese Gegenmacht aber keine militärische - auf Konfrontation basierte - sein. Gegenmacht bauen wir auf wenn wir langfristige Strukturen aufbauen die verbindlich, solidarisch und vertrauenvoll zusammenarbeiten. Um das zu erreichen muss man auf die Gesellschaft zugehen anstatt sich ständig zu isolieren und mit Vorschlaghämmern vor verschloßenen Türen zu stehen.

 

Natürlich sind direkte Aktionen wichtig um keine leere Theorie vor sich herzutreiben. Direkte Aktionen alleine aber als den entscheidenden Faktor zu propagieren während, mehr oder weniger alle Kernbereiche linker Politik zusammengebrochen sind, ist einfach nur dumm.

 

Es muss darum gehen die Spaltungslinien richtig zu ziehen. Nicht zwischen denen die vermummt Steine schmeißen und dem Rest, sondern zwischen oben und unten. Und in der Praxis bedeutet das Kompromisse zu machen, auf Leute zugehen, sich nicht hinter der eigenen Theorie und Praxis zu verstecken sondern auch mal den Arsch in der Hose zu haben sich damit zu beschäftigen wie man diese Gegenmacht aufbaut. Dieses ganze Aufstandsgelaber ist einfach nur langweilig. In einem Land wie Deutschland braucht es mehr als 10.000 Tausend Autonome um die „Macht Frage zu stellen“.

 

Es ist natürlich sehr bequem sich hinzustellen und gegen Massenblockaden, „autoritäre“ Protestkonzepte und PressesprecherInnen herzuziehen. Daraus spricht aber nur die Faulheit und Unfähigkeit Positionen zu entwickeln die anschlusfähig sind und Leute begeistern und überzeugen, dass irgendwann kein Weg darum herum führt Revolution zu machen. Und ja dann wird gekämpft werden und dann brauchen wir Autonome Konzepte. Aber eben erst dann. Bis dahin steht dieser elitäre Quatsch – den die Autonomen angeblich eigentlich nicht machen – vielen linken Positionen im Weg.

 

Warum steht dieser elitäre Quatsch im Weg? Weil er spaltet. Langfristig führt er dazu dass linksradikale Positionen untergehen, weil es keine Akteure mehr gibt die sie zur Diskussion stellen. Alle ziehen sich zurück und halten das elitäre Zirkelwesen am Leben, diskutieren über die vergangenen und bevorstehen Aktionen und sind in den Momenten wo es drauf ankommen würde den Leuten zu sagen was zu tun ist einfach nicht da. Und das ist traurig und das eigentliche Problem an dieser Stelle.

 

Für eine Linke die das Maul aufmacht, sich Grade macht und bereit ist auf andere zuzugehen anstatt ununterbrochen den eigenen Bauchnabel zu analysieren!

 

ps. Das klingt jetzt polemischer als es gemeint ist, aber irgendwann muss auch mal Schluss sein mit diesem Autonomen Unsinn

Du mit deiner Gegenmacht, klingt doch alles sehr nach Partei. Aber klar, schließ dich doch der IL an, da kannst du dann vortrefflich darüber streiten, ob die Linkspartei, eine eigene Partei oder doch eher ein taktisches Bündnis mit uns Autonomen der Weg der Avantgarde über die Volksmassen zur kommunistischen Revolution ist. Aber könntest du bitte aufhören, uns mit dem Scheiß zu belästigen?

Eigentlich ist das doch gar nicht so unatraktiv wäre da nicht der Indymedia-Beissreflex und die Geschichte die uns leider das Gegenteil beweist. Denn ja Parteien sind ein Totschlagargument, aber Massenorganisierung gleich mit einer Partei gleichzusetzen ist auch schwach. Schade das linke Debatten nicht mehr über die Verhältnisse hinausweisen und entweder poststrukturalistischer Nonsense oder Befindlichkeiten sind. Manchmal wäre mir eine sprechfähige Organisation die zwischen Linskradikalen und Gesellschaft steht lieber als der ewige Stillstand der Autonomen. Aber es ist einfach zu schön kuschelig in einer linken Szene die nur um die eigenen Privillegien und "Avantgarde Anspruch" bemüht ist. Besser als nichts, keine Frage. Aber kommt schon Leute, ein bisschen mehr Haltung, Liebe zum Detail und Anspruch. Nur weil die IL antagonistische Politik und Massenorganisierung nicht unter einn Hut bringt muss das nicht bis zum Sankt Nimmerleinstag so bleiben oder heißen das andere es nicht könnten. Aber macht nur weiter. Ich gewinne immer mehr den Eindruck, dass die übriggebliebenen Autonomen, die Traditionen der K-Gruppen wiederbelbt haben, von denen sie zurecht so angekotzt waren. In der Zwischenzeit haben immer mehr Leute keinen Bock auf Politik - und zwar nicht weil ihnen die Motivation fehlt - sondern weil linke Polit-Strukturen nicht mher Rede und Antwort und stehen und gar nicht mehr merken was in der Gesellschaft so abgeht. Und wenn schon Zirkelwesen, dann beschäftigt euch wenigstens mit Inhalten oder Aktionsvermittlung dann haben vielleicht die vielen Neuen Gesichter was davon! Aber darum geht es ja nicht, Autonome sind die Sperrsitze die dem Post davor so unterstellt wird. Begreift endlich:

 

- Nicht alle Leute haben so viel Zeit und Bock wöchentlich, wie ihr in irgendwelchen Kellern und Szeneblättern zu diskutieren

- Nicht alle Leute haben Bock auf Action oder Zeit diese zu organisieren und manche möchten sie vermittelt bekommen

- Aber viel mehr Leute als wir denken stehen auf unserer Seite wir erreichen sie aber SO niemals

- Und ganz wichtig, VIELE LEUTE WOLLEN DAS MAN IHNEN SAGT WAS SIE TUN SOLLN

- Die ALternative der Autonomen funktioniert nur wenn alle gleich interessiert, motiviert und bemittelt sind, das wird aber so schnell nicht der Fall sein, also vergesst eure nettgemeinten aber eh nie eingelösten Vorstellungen von Beteiligung, Konsens und Basisdemokratie. Denn beim Plenum gewinnt nur wer die DIskussion unendliich ausdünnt.

 

FÜR ERNSTHAFTE POLITIK DIE ÜBER DAS BESTEHENDE HINAUSWEIST

FÜR ERNSHAFTE DEBATTE STATT WOHLFÜHLPOLITIK

Seit dem Aufstand der Pariser Kommune haben die arbeitenden Schichten der Bevölkerung deutlich gemacht, das sie den Kampf aufgenommen haben gegen kapitalistische Verhältnisse, für die Macht der arbeitenden Menschen.

Dieser Kampf hat Höhen und Tiefen, hat Windungen und Wendungen, aber er ist ersichtlich nicht beendet, denn die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen existiert weiterhin.

Das ist auch nicht verwunderlich, wenn man sich ansieht wie viele Jahrhunderte es gedauert hat, Sklavenhaltersystem und Feudalsystem zu besiegen und in Resten taucht das eine oder andere immer noch auf.

Jene Menschen welche sich als Linke begreifen, sollten sich vielleicht nur mal ernsthaft die Frage stellen, ob das was hier so als linke Politik verbraten wird, nicht viel eher in vielen Bereichen einem satten, selbstzufriedenen bürgerlichen Leben entspringt.

Proletarier gibt es in unserem Land inzwischen auch schon wieder, man müsste sich vielleicht mal überlegen wie man diese und die Arbeiterklasse insgesamt tatsächlich mal gewinnen kann.

...das sie den Kampf aufgenommen haben gegen kapitalistische Verhältnisse, für die Macht der arbeitenden Menschen....

Wie viele Menschen arbeiten dann überhaupt noch in D - DAS ist doch schon eine Minderheit.

Die meisten korrodieren in irgendwelchen Büros, irgendwas mit Medien, Pixelschubser etc. vor sich hin - die erreichst Du nie, die haben sich mit ihrem leistungslosen Einkommen komfortabel eingerichtet.

Die wirklich Arbeitenden sind linken oder revolutionären Ideen gegenüber aber wenig aufgeschlossen - die sehen zu das sie über die Runden kommen und schnappen nach jedem von dem sie glauben er könnte ihrer kleinen Welt gefährlich werden.

Eigentlich ist das ein Kampf für nix, echt.

Ich ahne in welchen Kreisen du dich so bewegst, wie man zu dem Schluss kommen kann, das in Deutschland nur noch eine Minderheit arbeitet, ist so fernab jeglicher Realität, das sich einem die Nackenhaare sträuben.

Sicher wird ein beträchtlicher Teil des Profits den die herrschende Klasse für ihre Existenz braucht, aus anderen Ländern geraubt. Trotzdem gibt es auch in Deutschland eine Mehrheit der Bevölkerung die für ihren Unterhalt hart arbeiten muss und dafür immer weniger Entgelt erhält. Nicht wenige haben inzwischen wieder den Standard von Proletariern erreicht, du weisst schon „ nichts zu verlieren, ausser die Ketten“. Aber auch den besser verdienenden Arbeitern und Angestellten geht es immer mehr an den Kragen.

Für jemanden der sich als links oder sogar revolutionär betrachtet, sollte aber der Blick über den Tellerrand eigentlich selbstverständlich sein. Da wo die Produktion hin verlagert wurde, z.B. in asiatische Länder, finden zum Teil grosse und heftige Arbeitskämpfe statt. In Indien haben bei einem Streik in diesem Jahr 160000000 Millionen Beschäftigte teilgenommen (Hundertsechzigmillionen), das ist doch mal eine Hausnummer.

Für einen Linken oder sogar revolutionären Menschen sollte andererseits auch klar sein, das die gesellschaftliche Widersprüche die Entwicklung vorantreiben, und es gibt den ungelösten Widerspruch zwischen Kapital und Arbeit, der über kurz oder lang für ein Weiterschreiten der Gesellschaft sorgen wird.

Vielleicht solltest du einfach mal überprüfen, ob das, was du so für links und revolutionär hältst, diesem hohen Anspruch auch wirklich gerecht wird.

"Heute nimmt eben jenes Syriza eine der selben abscheulichen Positionen ein, wie jede andere Regierungen zuvor."

Das stimmt so nicht. Erstens gab es nie einen unkritischen "Hype" in der radikalen Linken um syriza, und zweitens gibt es immer noch einen gewaltigen Unterschied zwischen Syriza und den Regierungen davor. Die Regierungen davor haben nicht nur bereitwillig mit dem Kapital kooperiert, sie waren überzeugte Repräsentanten des Kapitals. Syriza dagegen wird zur Kooperation gewzungen, sie machen ihren Job eher widerwillig als überzeugt, versuchen hier und da noch ein Steinchen in den Weg zu legen und niemand kennt ihre Hintertürchen, die Schäuble u.a. so sehr fürchten. Während Anarchisten und  Linke der Syriza Verrat vorwerfen, fürchtet das Kapital von Syriza hintergangen zu werden. Die Partei steht ideologisdch und auch praktisch zwischen den Stühlen und zeigt der Bevölkerung ganz einfach, was in einer parlamentarischen Demokratie maximal möglich ist, nämlich Zwangskooperation mit dem Kapital.