Am Freitag, den 25.11.16, drangen Handwerker der GRK in die Kantsraße 59a ein. Auf Grundlage eines angeblichen, anonymen Tipps wollten Sie überprüfen, ob eine durch die GRK seit 2 Jahren entmietete Wohnung auch tatsächlich leer steht - sie wurden eines besseren belehrt. Wir, ein Kollektiv aus BesetzerInnen, haben es uns in der Kantstraße seit nunmehr einem Jahr, im Rahmen einer Instandbesetzung, gemütlich gemacht und dort ein neues Zuhause gefunden.
Zum
Häuserkomplex Kantstraße 55-63 gehören 4 unsanierte Wohnblöcke mit
ingesamt 72 Wohneinheiten von klein bis überwiegend groß. Davon sind
lediglich noch 22 offiziell bewohnt – Tendenz sinkend.
Hintergrund ist die asoziale Entmietungspolitik seitens der EigentümerInnen. Waren die Häuser früher in Hand von LWB und Erbengemeinschaften, so sind sie seit ca. 2011 alle im Besitzder GRK Holding – mit den üblichen Folgen einer auf Gewinnmaximierung und Profit gerichteten Entwicklungspolitik, der die Bedürfnisse der hier lebenden Menschen zweitrangig sind. So ist es augenscheinliches Ziel der GRK alle BewohnerInnen der Kantstraße los zu werden. Während der EigentümerInnenwechselzeit bzw. darauf folgend wurden nur noch fragwürdige, befristete Mietverträge vergeben mit der Begründung einer umfassenden Sanierungsankündigung im Sommer 2014. Diese hat bis heute nicht statt gefunden und hat sich längst als billigende Begründung einer Politik der Entmietung erwiesen. Entmietung, um danach mehr Geld mit zahlungskräftigeren Menschen zu verdienen. Asozial sind die spekulative Entmietung, die vorsätzliche Inkaufnahme verfallender Häusersubstanz (wegen Leerstand) sowie die damit einhergehende Politik des Desinteresses an den Bedürfnissen der bestehenden MieterInnenschaft bzw. BewohnerInnenschaft.
Umso absurder ist das soziale Engagement der GRK. Jährlich laden sie zu einem Golf-Charity-Event ein, bei dem gerne mal Millionenbeträge eingespielt werden. Medienwirksame Public Relation vor dem Hintergrund krebskranker Kinder. Gleichzeitig werden ganze Straßenzüge über Jahre entmietet und bezahlbarer Wohnraum den Menschen verwehrt.
In der Kantstraße besteht (noch) bezahlbarer Wohnraum, wie er auch stadtweit erhalten bleiben sollte. Es mag die eine oder den anderen nicht stören dass die GRK, als privatwirtschaftliche Unternehmung, nicht den gleichen bzw. ähnlichen sozialen Aufträgen im Wohnungssektor verpflichtet ist wie die stadteigene LWB oder Genossenschaften - die Auswirkungen auf die NachbarInnenschaft und einer auf purer Renditeerwartung, ganze Stadtteile umwälzender Entwicklungspolitik, ändert es nicht bzw. sind solche Praktiken der Motor einer solchen Interessenvertretung.
Im Zuge der Verknappung sozialen Wohnraumes stehen auch die stadteigene LWB oder Genossenschaften in einer besonderen Verantwortung. Wohnraum sollte dem Gemeinwohl verpflichtet sein. Auch die LWB betreibt die Politik der spekulativen Entmietung. Hier im Süden und Connewitz speziell bspw. in der Kochstraße, der Brandtvorwerkstrasse, der August-Bebel-Straße und etlichen weiteren warten Objekte auf kreative Intervention.
Im Zuge der letzten Freitag erfolgten Räumung unter
Polizeischutz konnte niemand verhaftet werden. Der Selbstschutz der
BesetzerInnen hat im Moment höchster Not bestens funktioniert! Nun
stehen wir jedoch auf der Straße und gerade wird es kalt! Unser und das Bedürfnis von Dritten,
nach einem friedlichem Rückzugsort, wie es eine jede Wohung darstellt,
wurde zerstörerisch angegriffen. Unser Gesprächsangebot wurde, trotz
ausreichender Fristsetzung, ausgeschlagen.
Hiermit wollen wir ein Zeichen setzen. Ein Zeichen gegen das System kapitalistischer Wohnungsmarktpolitik einhergehend mit PolitikerInnen, die dies nicht dezidiert stoppen wollen (also fast alle). Wenn gewaltförmige Handlungen wie Zwangsräumungen und anhängige Repressionen diese Stadtentwicklungspolitik betoniert, so rufen wir dazu auf hier alles kreativ umzudekorieren, was dem offensichtlich entspricht.
Wir rufen Euch dazu auf es uns nach zu tun! Seid ihr - wie wir - arm, von Gewalt bedroht, ohne legalen Status, Opfer staatlicher und kapitaler Repression oder habt einfach die Schnauze voll von Sachsen, Deutschland oder Kapitalismus? Nehmt euch was ihr braucht oder passt es kreativ an!
Für einen heißen Kampf gegen die kalte Verdrängungspolitik!
Ihr macht uns nicht kaputt!
AZ
Tolle Aktion
Gute Aktion, es braucht echt mehr Besetzungen, ob stille, offene oder symbolische! Wohnungen denen die sie brauchen!
Kleiner Tip: Wär super wenn ihr in der Überschrift oder der Einleitung, ganz zu schweigen vom Text insgesamt, darauf hinweisen würdet IN WELCHER STADT sich denn die Kantstraße befindet.
Und noch ne kurze Rückfrage: Ihr schreibt dass Handwerker eindrangen? Wie muss man sich dass vorstellen? Hatten die Helme, Tonfas, Pfefferspray und Schilde?