B: Klebezettel-Kommunikationsguerilla gegen AKP-Besuch an der HU

doro 26

Beril Dedeoğlu, eine ehemalige AKP-Ministerin, besucht am 1.12. die Berliner Humboldt-Uni. Dieser Besuch wirft seinen Schatten voraus. Beril Dedeoğlu wird vorgeworfen, für die Repression gegen kritische Akademiker*innen verantwortlich zu sein. Mit einer Aufkleber-Aktion machten Unbekannte im Campus Mitte auf den bisher weitestgehend unbekannten Besuch aufmerksam.

 

Uni-Logo kreativ ergänzt

Wer heute im Campus Mitte der Humboldt-Uni zu Berlin unterwegs war, stolperte vielleicht über amüsante Aufkleber. An diversen Stellen, wo normalerweise das doppelköpfige Humboldt-Logo die Passant*innen anschaut, zeigte sich dieses heute überraschend mitteilsam. Mittels eines Aufklebers in Sprechblasenform erweckten unbekannte Chaot*innen den Eindruck, dass die beiden Humboldt „...klar wollen auch wir keine AKP-Ministerin am 1.12. im Senatssaal.“ von sich geben würden.

 

Schwierige Recherche

Leider gibt der Aufkleber keine weiteren Hinweise, was am 1.12. eine AKP-Ministerin im Senatssaal zu suchen hat. Schaut man auf die Veranstaltungsseite der HU, wo eigentlich alle fetten Shows im Senatssaal poserig angekündigt werden, findet sich zum 1.12. überraschender Weise genau gar nichts. Auch die Google-Recherche ist mühselig. Doch mit einem Blick auf das Facebook-Profil der bei Protest-Themen üblicherweise gut informierten Fachschaft für Sozialwissenschaften wird man fündig.

 

Beril Dedeoğlu zu Besuch im Senatssaal

Die Fachschaft Sozialwissenschaften macht dort auf eine an der HU stattfindenden Konferenz aufmerksam. Die Konferenz heißt „Blickwechsel. Studien zur zeitgenössischen Türkei „Changing Perspectives“ . Verantwortlich ist laut des Einladungs-Zettels die Mercator-Stiftung. Die Organisation scheint jedoch bei Mitarbeitenden des Instituts für Sozialwissenschaften zu liegen, was das Interesse der Sowi-Fachschaft erklären dürfte. Die Sowi-Fachschaft macht in ihrem Facebook-Post weiter auf die Teilnahme der ehemaligen türkischen Europa-Ministerin Beril Dedeoğlu aufmerksam. Die Sowi-Fachschaft schreibt: „Während Beril Dedeoglus Zeit im Council of Higher Education (YÖK) wurden Listen zur Überwachung und Entlassung von oppositionellen Akademiker_innen und Studierenden angefertigt. Gleichzeitig übt der Council of Higher Education Druck auf Akademiker_innen und Studierende aus, sich nicht kritisch über die anti-demokratischen Praktiken der türkischen Regierung zu äußern.So war sie maßgeblich beteiligt an der Auflistung regierungskritischer Akademiker_innen. Auf Grundlage dieser Liste wurden hunderte Wissenschaftler_innen entlassen, bedroht und zum Teil zur Flucht aus der Türkei gezwungen.“

 

Auch kritische Podien schüchtern ein

Mit Blick auf das Programm der Konferenz ließe sich einwenden, dass das Podium relativ divers besetzt ist, und deshalb keine AKP-Propaganda-Veranstaltung zu erwarten sei. Doch die Sowis machen in ihrem Statement auf einen weiteren Punkt aufmerksam: „Durch ihre Anwesenheit wird kritischen Stimmen mit Verbindungen in die Türkei das angstfreie Äußern ihrer Kritik unmöglich gemacht, da sie mit realen Konsequenzen für sich selbst oder ihre Familie rechnen müssen.“

 

Veranstaltung zur Repression im türkischen Bildungssystem

Wer das genauer erklärt haben möchte, erhält dazu vermutlich am Montag, den 28.11. um 16h Gelegenheit. Dann lädt die Sowi-Fachschaft nämlich in ihr Cafe im Raum 333 im Institutsgebäude in der Universitätsstraße 3b zu einer Diskussion mit dem Titel „Repression zur Repression im türkischen Bildungssystem“ ein.

 

 

Spannende Podiumsdiskussion ohne Abendessen

Wer dann so vorbereitet eine spannende Podiumsdiskussion nicht verpassen möchte, möge sich den Donnerstag, 1.Dezember freihalten. Die Veranstaltung „Die Zukunft der Turkish Studies – Zwischen internationaler Kooperation und Ausnahmezustand“ mit Beril Dedeoğlu findet um 17h im HU-Hauptgebäude (Unter den Linden 6) im Senatssaal statt.

 

Kulinarisches Programm vermutlich eher mittelmäßig

Für die Durchfutterer*innen unter uns sei gesagt, dass laut Programm wenigstens Kaffeegedeck gereicht wird. Abendessen scheint es aber lediglich auf Einladung in einem separaten Restaurant zu geben.

 

Mehr Infos:

 

Kritik an Beril Dedeoğlu von der Sowi-Fachschaft:

https://www.facebook.com/sowi.fachschaft/

 

Gegenveranstaltung der Sowi-Fachschaft:

facebook.com/events/1206144146107053

 

Programm der Konferenz:

https://www.menalib.de/files/2016/11/Programme-Blickwechsel-Final-Confer...

 

Berlin, Humboldt-Uni: Gender-Trouble-Ausstellung auf den Klos

http://maqui.blogsport.eu/2015/11/06/berlin-humbolt-uni-gender-trouble-a...

 

Theoretisches Praktisch: Politische und soziologische Theorie einfach erklärt:

http://maqui.blogsport.eu/theoretisches-praktisch/

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das isn einfacher aufkleber, der inhaltlich zwar völlig berechtigt ist, mit kommunikations- oder gar spaßguerilla jedoch nicht im entferntesten was zu tun hat. die völlige absenz solcher bezeichnenden elemente wie zb. humor/satire, (maßlose) übersteigerung der kritisierten inhalte, verwechslungsgefahr mit offiziellen verlautbarungen etc. finden hier komplett nicht statt und diese "wir möchten irgendwie lieber doch nicht..."-nummer ist sowas von saft und kraftlos und klingt auch noch total "mimimi", daß es nach außen komplett jammerlappig, peinlich und daher total kontraproduktiv wirkt.

 

ist euch denn wirklich nix besseres eingefallen?

Schreibt doch lieber Kommentare im Internet!

... daß das komplett zahnlos ist. klatscht lieber alles mit pkk-logos zu, flaggt hdp-transparente, ypg/j-wimpel-  macht irgendwas, was die olle mordsmäßig wurmt, wenn sie es sieht. das kleine schwarzweiße stickerchen sieht die ja nicht mal, wenn man sie direkt dran vorbei lotst.

 

des weiteren mache ich wahrlich genug zum thema türkei im rl- da maße ich mir doch tatsächlich an, sowas zu kommentieren.

Hast Recht. Ist zu klein. Uni anzünden wär das mindesteste.

 

*Ironie aus*

 

Mensch, bei den Studies von heute musst du froh sein, wenn überhaupt irgendwas passiert und  immerhin sind die Aufkleber so groß (... sie scheinen am Eingang der Grimm-Bib direkt an der Tür auf Augenhöhe zu hängen...), dass sie den Autor_innen des Artikels aufgefallen sind.

 

Was ich viel problematischer finde, ist das im Artikel bereits angesprochene Problem, dass die Interpretation der Botschaft sehr viel Fantasie oder Kontextwissen benötigt. Ein Kurzlink oder QR-Code auf dem Aufkleber, der zu einem Text, Blog usw. zum Thema führt, wäre sicher hilfreich gewesen und hätte zu weniger Kopfschütteln geführt. Im Berlin-Wahlkampf gabs sowas mehrmals, z.B. bei dem Adbusting-Kollektiv Dies Irae oder hier.