Am 5.11.2016 versammelten sich vor dem Halong Hotel in Berlin- Mitte über 50 Menschen, um gegen den dort stattfindenden Compact Kongress „Offensive für Meinungsfreiheit“ zu demonstrieren. An dieser Stelle sei noch einmal ein herzlicher und solidarischer Dank ausgerichtet an die Leute, die supportet haben, sei es durch bloße Anwesenheit oder auch durch ein Übernehmen der Aufgaben wie Transpis halten etc. So eine Kundgebung lebt schließlich immer auch von der Wut und der Motivation der Teilnehmenden.
Der Compact- Kongress war ursprünglich in den Saartory- Sälen in Köln geplant worden. Durch antifaschistische Aufklärung und Druck konnte dort jedoch dafür gesorgt werden, dass der Saalvermieter dem braunen Haufen kündigte und stattdessen dort das Benefizfestival „Kein Raum für Rassismus“ stattfinden konnte. Wie es sich für ein zünftiges Hetzmagazin gehört, wurde diese Absage sofort als „Sieg der Meinungsdiktatur“ bezeichnet, wenn auch es dem Compact- Magazin dann anschließend gelang, eine Ausweichmöglichkeit in Berlin zu organisieren.
Jürgen Elsässer kam bereits knapp 2 Stunden vor dem offiziellen
Kongressbeginn dort an – es wird sein Geheimnis bleiben, ob dies aus
Angst vor antifaschistischen Protesten oder aus Angst vor der so
gefürchteten Lügenpresse geschah. Bei der Kundgebung bot sich die
einzigartige Möglichkeit, hochrangigen Vertreter*innen der neuen Rechten
aus nächster Nähe zu zeigen, dass Berlin für sie ein gefährliches
Pflaster bleiben wird. Am Einlass tummelten sich unter anderem Michael
Stürzenberger (ehemals Die Freiheit), seine Ex-Freundin Ester Seitz (BAGIDA
München, Karlsruhe wehrt sich, Widerstand Ost/West, Fortress Europe),
Martin Sellner (Identitäre Bewegung Wien), Robert Timm (Identitäre
Bewegung Berlin), Joachim Andreas (AfD Steglitz- Zehlendorf) und Volkert
Wögens (AfD Steglitz- Zehlendorf). Unter die Teilnehmer*innen der
Gegenkundgebung verirrte sich kurzzeitig auch der Hamas-Liebhaber und
Erdogan-Versteher Martin Lejeune. Wie bereits am Vortag bei der
kurdischen Demonstration wurde er auch hier nach einigen
Diskussionsversuchen von den Cops entfernt. Der Grund für sein
Auftauchen lässt sich nur erahnen, bedenkt mensch allerdings seine
letzten öffentlichkeitswirksamen „Störversuche“, so drängt sich die
Vermutung auf, dass es ihm zu gefallen scheint, wenn zumindest die
Staatsmacht ein bisschen Beachtung für ihn übrig hat.
Erwähnenswert ist unter anderem, dass auch die ZDF
Heute Show am Eingang anwesend war und versuchte, die Rechten unter der
Fassade von „Foxi News“ zum US- Präsidentschaftswahlkampf zu befragen.
Hier tat sich besonders Michael Stürzenberger hervor und postete einige
Stunden später auf seinem Facebook- Profil stolz einen Eintrag, in dem
er behauptete, von dem amerikanischen Sender „Fox News“ interviewt
worden zu sein.
Zu der Compact-Konferenz kamen ungefähr 100 rechte Teilnehmer*innen, was
insgesamt weit weniger ist, als zu den letzten Compact-Veranstaltungen
in Berlin. Diese Tatsache dürfte jedoch eventuell auch der zeitgleich
stattfindenden extrem rechten „Merkel muss weg-Demo“ in Mitte geschuldet
sein.
Während der Kundgebung kam es leider zu einem Übergriff auf einen Kundgebungsteilnehmer durch die Berliner Cops.
Inhaltlich wurde auf der Konferenz ein Schulterschluss zwischen Pegida,
der AfD und der identitären Bewegung gepredigt. Hierbei soll die AfD
parlamentarische Macht ausüben und die Aktivist*innen der identitären
Bewegung sollen sich in „zivilen Ungehorsam“ betätigen. In
geschichtsrevisionistischer Weise wurden Antifaschist*innen zudem immer
wieder als „rotlackierte SA“ dargestellt.
Insgesamt lässt sich festhalten, dass der Kongress neurechten
Akteur*innen die Möglichkeit eines Austauschs und einer breiteren
Vernetzung gab, was aus antifaschistischer Perspektive die größte Gefahr
einer solchen Zusammenkunft darstellt. Durch unsere Gegenkundgebung
konnten wir erreichen, dass vor dem Haupteingang des Halong-Hotels ein
riesiger Gitterkäfig aufgebaut wurde, in dem die anreisenden Rechten
zudem auch noch Personalienkontrollen über sich ergehen lassen mussten.
Auch wenn viele der Kongressteilnehmer*innen den Weg durch den
Nebeneingang vorzogen, so entschied sich trotzdem ein nicht
unerheblicher Teil, den Haupteingang zu wählen, obwohl hier die
antifaschistische und mediale Präsenz war. Das belegt, dass Leute wie
Martin Sellner oder Michael Stürzenberger sich keine Gelegenheit
entgehen lassen, der sogenannten „Lügenpresse“ ein Interview zu geben
und dort ihre Meinung kundzutun. Im selben Zug besuchen sie einen
Kongress, in dem es maßgeblich darum geht, sich selbst als Opfer zu
inszenieren, deren Meinung nicht akzeptiert und unterdrückt wird.
In einigen Medienberichten heißt es, dass das Halong Hotel, welches
bereits in der Vergangenheit mehrfach rechten Hetzern wie Compact eine
Bühne bot, vom vietnamesischen Staat betrieben wird. Weiterhin heißt es,
dass die Betreiber*innen es Elsässer und Co. nicht noch einmal zur
Verfügung stellen möchten. Ob es sich dabei um bloße Lippenbekenntnisse
oder um eine ernstgemeinte Absage an rassistische Ressentiments handelt,
kann zum jetzigen Zeitpunkt leider nicht mit Gewissheit gesagt werden.
Bedenkt mensch das Verhalten der Betreiber*innen in der Vergangenheit,
so darf mit Sicherheit daran gezweifelt werden.
Durch die Kundgebung konnten einige Leute mobilisiert werden und es
wurde medial Druck auf das Hotel aufgebaut – in Zukunft wird es
allerdings wichtig sein, mehr antifaschistische Eigeninitiative zu
zeigen. Bildet euch, bildet (Bezugs-)gruppen und stresst die Rechten, wo
immer es möglich ist!
North East Antifa (NEA) | 18.11.2016
www.antifa-nordost.org
seitz
Nachtrag zu dem Posting, welches direkt nach dem Happening erschien:
Seitz Erscheinen bei der Compact-Konferenz wird sich wohl nicht wiederholen.
Stürzenberger und Bachmann äußerten ihren Unmut, und auch sonst war mensch teilweise nicht erfreut über Esters Präsenz.
Ester trat sehr unsicher auf und war froh, wenn jemand mit ihr ins Gespräch kam.
Auf ein nach der Konferenz stattfindenes "Geselliges Beisammensein" verzichtete sie ebenso.
Hier noch die Meldung, die direkt nach der Konfi raus kam (@mods, bitte das vorhergehende Posting ohne den Nachtrag löschen):
Zeitgleich fand auch die Compact Konferenz statt.
Etwas überraschend war die Teilnahme von Schreikind Ester Seitz.
Nachdem sie überall anders verwiesen wurde (Pegida, Identitäre Aktion, Die Rechte usw.), versucht sie nun dort ihr Glück.
Der ebenfalls anwesende Lutz Bachmann wurde mehrfach von Ester angesprochen, erwiderte aber die Kontaktaufnahmen nicht, sondern entfernte sich wortlos.
Auch Martin Sellners Begeisterung über das Erscheinen von Seitz hielt sich in Grenzen.
Ester Seitz ist übrigens nicht mehr alleine.
Hier die neue Frau an ihrer Seite: facebook.com/esterseitz.ger/photos/pb.121524344852138.-2207520000.1478529386./349040798767157/
Infos zu den AfDlern
Joachim Andreas wird von seinem Steglitzer- AfD- Umfeld wohl "der Pole" genannt, da er vor der Wahl zusammen mit Wögens häufiger polnische Gottesdienste besuchte, um dort Leute für die AfD zu werben...
Die beiden waren insgesamt sehr aktiv im Wahlkampf und wenn es Streit mit Antifas gab auch immer vorne mit dabei...
Wögens war bei fast allen Parteiständen und Unterschriftensammlungen dabei und hat obendrein auch noch beim Plakatehängen geholfen. Sein Facebook Profil strotzt vor sexistischen Einträgen.
Insgesamt also zwei glühende Neofaschisten, bei denen es sich definitiv lohnt, sie weiterhin gut im Auge zu behalten.