NSU-Jahrestag - Antifa-Gedenkmarsch durch Zwickau

Erstveröffentlicht: 
06.11.2016

Etwa 450 zumeist junge Leute aus der antifaschistisch-linken Szene haben am Sonnabend in Zwickau gegen Rassismus demonstriert. Zu der Demonstration unter dem Titel "NSU in Zwickau: Kein Gras drüber wachsen lassen!" waren Teilnehmer aus ganz Deutschland nach Zwickau gekommen.

 

"Wir haben Zwickau ganz bewusst ausgewählt, weil der NSU hier jahrelang unentdeckt leben konnte und wir glauben, dass das kein Zufall ist. Hier gab es eine starke Neonazi-Szene, die die Drei aufgefangen hat, die sie unterstützt hat, Wohnungen besorgt und auch sonst geholfen hat. Auch die Nachbarn, obwohl sie eng mit Beate Zschäpe befreundet waren, wollen nicht bemerkt haben, was das für eine Person ist", sagte Caro Keller, Sprecherin des Bündnisses "Irgendwo in Deutschland" MDR SACHSEN. Mit der Aktion wolle man auf den Alltagsrassismus nicht nur in Zwickau sondern der gesamten Gesellschaft aufmerksam machen, so Keller. 

 

Flyer, Hitlergruß und Pöbeleien


Während des Marsches verteilten Teilnehmer Flyer, Aufkleber und Infobroschüren an Passanten. Die Reaktionen der Zwickauer waren unterschiedlich und reichten von Interesse bis zu strikter Ablehnung. Laut Demonstrationsteilnehmern kam es vereinzelt zu Pöbeleien.

Ein Mann habe den Demonstranten den Hitlergruß gezeigt. Die Polizeidirektion Zwickau bestätigte, dass dazu bislang mindestens eine Anzeige vorliegt. Der Zug hielt auf seiner Route an ausgewählten Punkten, die besonders mit dem NSU-Trio in Verbindung stehen. In der Polenzstraße hatten die drei NSU-Neonazis gewohnt.

 

Hier erinnerte ein Redner an die anfangs "Dönermorde" genannten Mordanschläge. Dieser Begriff verdeutliche, wie der öffentliche Diskurs vom gesellschaftlichen Rassismus beherrscht werde. Mit einer Abschlusskundgebung endete die Demonstration am frühen Abend. Das sogenannte NSU-Trio aus Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe hatte rund zehn Jahre in Zwickau gelebt.

Die Rechtsterroristen werden für mindestens zehn Morde verantwortlich gemacht. Am 4. November 2011 war das Trio nach einem von Zschäpe gelegten Wohnungsbrand in der Zwickauer Frühlingsstraße entdeckt worden.

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