[B] Berlin, wir müssen reden

Gestern gab es in Berlin die angebliche „Hand in Hand“-Großdemonstration in der City West. Etwa 105 Rassist*innen und Faschos zogen durch Berlin – ein Großteil kam aus dem Ausland, z.B. Polen und Tschechien. Am Rande wurden Journalisten bedrängt, ansonsten dümmlich strammrechte Parolen gerufen.

Einen Bericht gibt es hier von Alerta Berlin: facebook.com/alertaantifascistaberlin/posts/1299666306730864 An sich ist die Sache nicht weiter berichtenswert. Einzig – es gab kaum Gegenprotest. 30 Personen etwa. Und das kann nicht angehen.

 

Es kann nicht sein, dass eine Stadt mit 3,6 Millionen Einwohner*innen Nazis ohne Gegenprotest durch die Straßen laufen lässt. Hier müssen wir dann auch selber sagen, dass wir auf Facebook keine Mobilisierung gemacht haben, nur über Twitter. Als Seite mit über 8300 Likes (davon über 800 aus Berlin) haben wir durchaus ein gewisses Mobilisierungspotential – und es nicht genutzt. Das Problem ist aber ein grundlegendes und die gestrige Demo nur ein Symptom. Blicken wir mal ein paar Monate zurück und schauen, welche Gegendemonstrationen funktioniert haben.

 

AfD-Demo letztes Jahr: 1000 gegen 4000 von der AfD. Definitiv kein Erfolg.
WfD-Demo am 12.3.: 1500 gegen 3000. Keine Störungen, kein Erfolg
Mahrzahn-Hellersdorf 02.04.: mehrere hundert Antifas gegen etwa 200 Faschos. Hartes Polizeivorgehen, teilweise erfolgreiche Sitzblockaden, Umleitung der Faschos, weites Gelände macht Blockade fast unmöglich – dementsprechend ok.
AfD-Landesparteitag im April: etwa 160 Gegendemonstrant*innen, keine Störungen.
NPD-Abschiedstour am 1. Mai: 200/200/400 gegen jeweils 20 NPDler*innen an drei Standorten, Blockaden nicht möglich, eindeutiges Übergewicht – Erfolg
WfD-Demo am 7.5.: 8.000-10.000 gegen 1.800, zahlenmäßig eindeutige Angelegenheit, leider keine Blockade oder andere Störaktionen – Teilerfolg
IB-Demo am 17.6.: 200 gegen 120, Blockade – Erfolg
WfD-Demo am 30.07.: 1.000 gegen 1.200, keine Störungen, kein Erfolg, viele Probleme um die Demo herum
AfD-Landesparteitag im August: etwa 120 Gegendemonstrant*innen, keine Störungen
WTF gegen die Fundis am 17.09.: etwa 700 + 1.500 gegen 6.000, zwei Gegenveranstaltungen, Teilblockade der Route, da parallel zu Anti-TTIP durchaus erfolgreich
Compact und IB im Halong-Hotel am 18.09: kein Gegenprotest
Hand in Hand 24.09.: 30 gegen 105, keine Störungen, kein Erfolg

 

Dazu kommen dann noch die wöchentlichen NoBärgida-Demos, die bei Edition 88 endlich mal wieder blockiert werden konnten. Da halten sich die Teilnehmer*innenzahlen stabil unter 100 – auf beiden Seiten. Und diverse Mini-NPD-Veranstaltungen, kurzfristig angemeldet, maximal 20 Anwesende, kein Gegenprotest. Dazu wurden einige Aktionen gegen AfD-Wahlstände gefahren. Die Bilanz sieht also – vor allem bei größeren Veranstaltungen - nicht wirklich gut aus. Und das wie gesagt in einer Stadt mit 3.600.000 Einwohner*innen. Selbst zu Blockupy am 3, September kamen zur Blockade des Arbeitsministeriums 800-1.000 Leute – obwohl der Termin fast sechs Monate bekannt war und deutschlandweit mobilisiert wurde.

 

Abseits der Demo

 

Erzählt mensch anderen Personen, dass mensch aus Berlin kommt, gibt es oft nur ein „Ach ja, Berlin“ zu hören. Im Sinne von „da geht ja eh kaum was und alles ist zersplittert“. Die Demoresultate unterstreichen das leider. Anstatt ergebnisorientiert zu arbeiten, werden Akteure (also Einzelpersonen, Accounts/Seiten, Strukturgruppen, Verbände) auf Indy, Twitter, Facebook oder Blogs in Kommentaren oder eigenen Artikeln verleumdet und diffarmiert, Drohungen ausgesprochen oder sogar geoutet. Aus der linken Bewegung heraus, wohlgemerkt. Die Gefahr eines Outings ist in Berlin gefühlt durch Linke größer als durch Rechte. Zum Mitschreiben: Anti-Antifa-Arbeit wird von sich selbst als Antifaschist*innen redenden Personen gemacht. Die Faschos und der VS freuen sich. Da werden Bezirksverbote ausgesprochen, widerlegt und sich gegenseitig provoziert. Da werden Accounts aufgemacht, nur um Personen zu diffarmieren, zu mobben und zu outen. Da wird dem Mietrebell*innen-Block auf der Mietenstopp-Demo mal eben ein „Antisemiten!“ entgegen geschleudert. Da werden persönliche Befindlichkeiten vor konstruktives Arbeiten gestellt.

 

Es wird viel gemacht, aber eben auch sehr viel ohne Außenwirkung gegen rechts. Und das können wir uns nicht leisten. Faschos können ne Demo im Zentrum von Berlin anmelden – und keine Angst vor irgendwas haben. Der Gegenprotest ist – wenn überhaupt merklich vorhanden, sehr handzahm. Berlin wird nicht mal mit 100 Faschos fertig. Und das kann nicht sein. Nicht in einer so großen Stadt. Nicht mit so vielen Personen, die sich als links und/oder antifaschistisch bezeichnen. In Frankfurt am Main wurden die Widerstand Ost-West-Demos bis zum Schluss mit hunderten Aktivist*innen blockiert. Bei der letzten Demo war nur das Anmelderpärchen da und musste nach einigen Stunden im Nervenzusammenbruch von der Polizei abgeführt werden. Der Gegenprotest gegen ZWEI Leute hat einfach durchblockiert. In Potsdam mussten bei der letzten Pogida-Demo 20 Patriott*innen von 700 Cops im Spalier geleitet werden, um ihre Route laufen zu können – und die Cops waren notwendig.

 

Wo sind die Ergebnisse?

 

Wie war das mit „Never let fascists have the streets“ noch mal? Da muss dann eben mal 45 Minuten mit der Bahn irgendwo hingefahren werden. Auch ins verhasste Ostberlin. Oder in ne Tourigegend wie die City West. Da müssen dann autonome Gruppen auch mal autonome Aktionen starten – egal was die linke Demo macht. Deshalb heißt das ja auch autonom. Aber nein, stattdessen gibt es tatsächlich Sätze wie „1000 Faschos am Hauptbahnhof? Lass die doch laufen, wen interessiert das denn da?“ zu hören. Aber wehe die AfD hängt Plakate am Kotti auf, da sind gleich wieder alle am Start und Twitter ist voll. Geht ja mal gar nicht.

 

Antifa heißt aber nicht nur, sich in seinen Bequemlichkeiten, seinem Habitus, den Wohlfühlbezirken und der eigenen Subszenenblase zu suhlen. Nein, Antifa auch sich selbst gegenüber unbequem sein. Wir danken ALLEN Aktivist*innen da draußen, die konstruktiv unterwegs sind. Die was gegen die Faschos machen, die nicht hinnehmen, dass wir gerade gesamtgesellschaftlich gegen rechts verlieren. Die an Resultaten interessiert sind und keinen Bock auf ständiges Gebeefe und Getweefe und gegenseitige Verleumdungen und Schuldzuweisungen haben. Die nicht twittern „Oh Gott, eine Donbass-Fahne auf dem 1. Mai!“ - sondern die einfach selber abernten.

 

Raus der Wohlfühlzone

 

Und jetzt hatet uns. Haut uns die Kommentare um die Ohren, shitstormt uns zu, hasst uns, verleumdet uns, macht Indy-Artikel, droht uns Schläge und Outing an, setzt uns auf alle verfügbaren schwarzen Listen, ordnet uns irgendwelchen Gruppierungen zu, nennt uns dies, das oder jenes – aber geht verdammt noch mal raus und macht was gegen diese ganzen Rechten da draußen. Gegen die AfD, gegen die ganzen Kameradschaften, gegen die IB, die NPD, Pro Deutschland und wie sie alle heißen. Macht GANZ Berlin zu einem beschissenen Pflaster für Rechte – jederzeit. Also auch mal raus und die Stadtrantifa von der NEA und der BOBA unterstützen. Macht was GEGEN rechts.

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Ich habe sie leider nicht mitbekommen. Ansonsten wäre ich gestern dagegen auf die Straße gegangen.

Vorrausgehender Kommentar ist doch exemplarisch für das Hauptproblem in der linken Szene, nicht nur aber vorallem in Berlin. Anstatt sich zu organisieren, zu vernetzen, eben selbst zu agieren wartet man darauf dass schon irgendwer die Initiative ergreift und man sich dann nur noch bequem anschließen muss. Bildet euch, bildet andere, bildet Banden!

Ihr habt sie doch nicht mehr alle!

 Nur mal so wegen der WfD, AfD und Bärgida Demos..

Also die Gegendemonstranten waren sehr oft einige mehr. Bloss die Route am Hauptbahnhof wurde immer sehr kurz gehalten und war komplett abgesperrt. Dort oder an der Route etwas zu starten grenzte in meinen Augen an Dummheit. Deswegen auch die Aussage "lass die dort doch laufen". Dies hat wohl eher mit den polizeistaatlichen Mitteln zu tun. In Gegenden wie diesen ist der Aufwand der berliner Polizei eben auch Enorm. Sich dort oder im Regierungsviertel verheizen zu lassen hat eben keinen Sinn. Meine Meinung dazu.

Ja, und? Selbst wenn ne Übermacht Bullen direkte/dezentrale Aktionen gegen Faschos verhindert, dann bewegt Mensch seinen Arsch zum Rand der Bullenkette, packt das Megafon aus und macht Lärm bis der Arzt kommt!

Kommt zwar nicht so gut wie ne schöne Blockade oder Fluggeschosse, aber fuck drauf! Gesicht zeigen, und zeigen dass trotz Bullengeschwadern der Faschismus nicht unwidersprochen bleibt!

Und wenn ohnehin (dank kleiner Route z.B.) schon im Vorfeld absehbar ist, dass direkte Aktionen nicht drin sind, dann kann Mensch sich auch z.B. mit bürgerlichen Gruppen solidarisieren und eine Großdemo auf die Beine stellen. just saying.

Was zählt ist raus auf die Straße! Die Aktionsform ist völlig wumpe! Kann ja auch nicht jeder an militanten Aktionen teilnehmen, zB Menschen mit Familie. Mit ner schönen Großdemo kann man auch diesen Menschen Gelegenheit geben, ihren Hass auf Rechts zu äußern.

dann bewegt Mensch seinen Arsch zum Rand der Bullenkette, packt das Megafon aus und macht Lärm bis der Arzt kommt!

Das bringt dann was? Außer dein Gewissen zu beruhigen, wie toll antifaschistisch du bist und wie du den Faschismus lärmtechnisch in die Knie gezwungen hast. Die Faschos werden sich sagen: "Meine Güte, waren die laut. Da bleibe ich das nächste Mal zu Hause. Besser noch: Ich lasse das mit dem Faschismus sein." Noch etwas: Du kannst dir ein Megafon leisten? Schön. Andere können sich nicht einmal die Fahrt zu der Demo leisten, weil sie mit dem wenigen Geld, was sie zur Verfügung überlegen müssen, was sie sich davon kaufen. 5,40 für Fahrgeld oder was zu essen kaufen? Es geht doch um die Sache!11!!

 

Kommt zwar nicht so gut wie ne schöne Blockade oder Fluggeschosse, aber fuck drauf!

 

Bei wem kommt das nicht so gut an? Bei den Leuten, bei denen du mit deinen Heldentaten am Montag in der Uni prahlst oder bei deinen 5000 Facebookfreunden? Dich hindert niemand an Aktionen, aber fordere niemals welche von anderen ein. Schon gar nicht im Internet, du Tastaturheld.

 

Gesicht zeigen, und zeigen dass trotz Bullengeschwadern der Faschismus nicht unwidersprochen bleibt!

Hahahaha! Weil der Faschismus nichts mehr fürchtet als wenn er nicht unwidersprochen bleibt. Bist du echt oder bist du eine entsprungene Karikatur?

 

dann kann Mensch sich auch z.B. mit bürgerlichen Gruppen solidarisieren und eine Großdemo auf die Beine stellen. just saying.

Unter einer Großdemo, also +10.000 Menschen, machen es solche Antifasuperhelden ja nicht. Wer hindert dich eigentlich an solchen solidarisierungen

mit bürgerlichen Gruppen (Mit welchen eigentlich?). Mach doch mal, anstatt hier größe Töne zu spucken. Dann berichte über deine Erfolge.

 

Was zählt ist raus auf die Straße!

Lieber raus auf die Straße als heim ins Reich. Gewiss.

 

Die Aktionsform ist völlig wumpe!

 

Das ist aber lieb von dir, dass du es den Leuten überlässt, welche Aktionsformen sie anwenden dürfen. Ich werde mich dann an einen Tisch setzen, vor dem Brandenburger Tor und mich dort solange vollfressen, bis ich abkratze. Tot fressen gegen den Faschismus! Wenn das kein Erfolg wird, dann weiß ich auch nicht.

Das bringt dann was? Außer dein Gewissen zu beruhigen, wie toll antifaschistisch du bist und wie du den Faschismus lärmtechnisch in die Knie gezwungen hast. Die Faschos werden sich sagen: "Meine Güte, waren die laut. Da bleibe ich das nächste Mal zu Hause. Besser noch: Ich lasse das mit dem Faschismus sein." 

Es ist auf jeden Fall sinnvoller, als zuhause abzugammeln & nichts zu tun oder sich sinnfrei von Cops bei massiver zahlenmäßiger Unterlegenheit vermöbeln/festnehmen zu lassen, ohne auch nur in die Nähe der Faschos gekommen zu sein.

Andere können sich nicht einmal die Fahrt zu der Demo leisten, weil sie mit dem wenigen Geld, was sie zur Verfügung überlegen müssen, was sie sich davon kaufen

Ja, das stimmt. Ich persönlich nehme allerdings auch öfter finanziell schwächere AktivistInnen mit auf Demos, und viele bilden zur Anreise in weiter entfernte Orte auch Fahrgemeinschaften / Busgemeinschaften (die Bus-Aufrufe, die ich kenne, sind üblicherweise mit einem "Normalpreis" und einem "Soli-Preis" gekennzeichnet, um auch Schwächeren die Teilnahme zu ermöglichen). Ich sehe Dein Problem nicht, zumindest nicht für lokale Demos.

Wer hindert dich eigentlich an solchen solidarisierungen

mit bürgerlichen Gruppen (Mit welchen eigentlich?). Mach doch mal, anstatt hier größe Töne zu spucken.

Gibt es oft genug (z.B. Anti-SiKo/Antikriegsdemos, breite Bündnisse aller möglichen Organisationen und Parteien). Der Kleinkrieg sind dann immer mehr oder weniger erfundene Querfront-Vorwürfe und Schmutzwerferei. Und Bürgerliche auf ner linken Demo gehen ja sowieso gar nicht (O-Ton). Oder dass die FDP führend mit bei Freiheit statt Angst war... das war vielleicht ein Gebeefe auf Twitter hinterher, wo sich Mensch nur denkt #nichtmeinelinke...

@Hahahahaha! Toll wie du Leute die sich engagieren (aber vielleicht nicht so, wie du es für richtig hältst) runtermachst. Von so Leuten brauchen wir auf jeden Fall mehr. Nicht.

Nimm doch einmal die Kritik an. Aber für dich ist jede Kritik gleich ein persönlicher Angriff. Kann man machen, wenn man zu den Stalinos will.

Aber die Leute sind da. Auch am Tage der rechtsextremen "Hand in Hand Demo" zeigte sich bei Konzerten und Veranstaltungen am Abend mal wieder dass Berlin viele potenzielle antira/antifa Aktivisten*innen hat und nun zur Frage: Wie kann es sein dass ihr es nicht geschissen bekommt mal den Kiez zu verlassen und euch Nazis in Berlin entgegen zustellen aber saufen und feiern am Abend geht dann irgendwie immer??? Wie kann es sein das bei der Gegendemo nur vielleicht 40 Leute gewesen sind und am selben Abend allein 150 bei ner Soli-Party??? Berlin wird faul! "Schönwetter", "gerade Zeit", und "nicht mein Kiez" Antifas? Ihr seid zum kotzen! Schämt euch ohne Scheiss...

Es gibt kein richtiges Leben im Falschen. Begreift dat endlich!

Adornos Satz ist immer noch richtig. Ihn so zu interpretieren, dass sich ohnehin nichts ändern lässt, ist allerdings falsch und im Zusammenhang auch anders auszulegen. Was sich allerdings herauslesen lässt ist, dass Veränderungsspielräume begrenzt sind. Darüber kann auch Verbalradikalität nicht hinwegtäuschen.

Man hat doch jahrelang Hedonismus und "wer feiern kann kann auch auspennen" gepredigt.

findest Soliparties also Scheiße? Hoffentlich brauchst du nicht mal eine Soliparty. Klar, wenn du genug Kohle hast, woher auch immer, kann dir das egal sein. Sind aber nicht alle verwöhnte Bürgerkinder, die an der Uni anhängen.

der OP hat nicht gegen die Veranstalter der Soliveranstaltung gedisst, sondern gegen deren Teilnehmer. Wer am Abend saufen gehen kann, kann auch vorher auf Demos gehen!

 das auch so verstanden, dass nicht Soliparties an sich gedisst werden.

Nur die Leute, die hingehen sind scheiße, wenn sie nicht das tun, was du willst. Stalin lässt grüßen.

Gegendemos müssen organisiert werden, Menschen überzeugt werden da hinzugehen. Dass es Sinn ergibt, da den Kopf hinzuhalten und sich von den Bullen verkloppen zulassen. Den Erfolg von Antifaschismus daran zu bemessen, wieviele zu einer Gegendemo kommen, zeigt doch das Problem. Ein militanter Antifaschismus würde diesen Leuten so lange auf die Fresse hauen bis sie überhaupt keine Lust mehr haben Nazis sein zu wollen. Namen und Anschriften sind doch bekannt. Mackervorwurf in 3, 2, 1...

 

Wenn euch Gegendemos so wichtig sind, dann organisiert sie selbst und wenn es ein Misserfolg wird, dann fragt euch wieso. Das Argument, hier leben über 3 Millionen Menschen in der Stadt und die revolutionären Massen bekommen ihren Arsch nicht hoch weil es da irgendeinen Twitterbeef gibt, suggeriert, dass die alle Antifaschist_innen wären, was ja nicht so ist und diese Massen alle Twitter lesen würden. Selbst in der "Szene" gibt es so viele, die das nicht mitbekommen, weil sie online nicht als Mittel der Befreiung betrachten. Da staunt ihr, wa?

 

Wenn ihr eine antifaschistische Einheitsfront, noch mit dem letzten bürgerlichen Otto wollt, der einen auf Szeneheld macht, dann bitte schön: Versucht es. Oh, klappt ja nicht. Tja, das ist dann wohl eure Verantwortung. Wenn ihr so isoliert seid, dass ihr nicht mal 300 Leute oder gar mehr, für eine Demo auf die Straße bekommt, was ja nicht mit einem Fingerschnippen klappt, dann fragt euch mal warum das so ist und gebt nicht anderen die Schuld dafür. Auf die Gefahr hin mich zu wiederholen: So eine Demo oraganisert sich nicht alleine. Menschen müssen überzeugt werden, warum sie den Kopf hinhalten sollen.

 

Da wird dem Mietrebell*innen-Block auf der Mietenstopp-Demo mal eben ein „Antisemiten!“ entgegen geschleudert.

 

Von Parteileuten kam dieser Vorwurf. Das wäre doch eure Klientel, oder? So wie dieser Flecks-Otto, der schon in jeder denkbaren Partei war, sogar eien gründete und vor nicht allzu langer Zeit noch mit der afd gemütlich bei Kaffee und Kuchen über thf100 reden wollte. Warum da niemand mit Parteileuten, ob Ökolinx oder dem veranen Flecks zusammenarbeiten will, kann ich als radikaler Linke nun gar nicht verstehen. Oh.

 

Erzählt mensch anderen Personen, dass mensch aus Berlin kommt, gibt es oft nur ein „Ach ja, Berlin“ zu hören. Im Sinne von „da geht ja eh kaum was und alles ist zersplittert“.

Und woanders ist es besser? Dann geh doch dahin!11!1 Also ich habe das noch nie gehört. Wenn ihr den Anspruch habt, dass so einer Demo in Berlin auch noch Leute von außerhalb anreisen, dann ist mehr als ein Tweet "Kommt alle, ihr revolutionären Massen, zu den Einheitsfrontdemo!"oder ein Posting hier notwendig. Da erfordert Organisation (von Dingen), Vernetzung (Bundesweit) und Vertrauen (von Menschen). Nun geht mal in euch und fragt: Trifft das auf diese Demo zu? Trifft das auf mich zu?

 

Die Demoresultate unterstreichen das leider. Anstatt ergebnisorientiert zu arbeiten,

Studierst du BWL oder wo kommt diese Sprache her? Wenn was beschissen läuft, gibt immer erst allen anderen die Schuld, Leute, die man eh nicht leiden kann, aber niemals sich selbst oder der eigene klitzekleinen Blase.

 

werden Akteure (also Einzelpersonen, Accounts/Seiten, Strukturgruppen, Verbände) auf Indy, Twitter, Facebook oder Blogs in Kommentaren oder eigenen Artikeln verleumdet und diffarmiert,

 

Kritik an beschissenem Verhalten nennst du Verleumdung und Diffamierung. Aha. Nenne doch einmal konkrete Beispiele. Wer hat wen wo und wie verleumdet und diffamiert? Dann können die Leute hier selbst entscheiden, ob der Vorwurf, der hier erhoben wird oder nur in deinem Kopf existiert.

 

Drohungen ausgesprochen

Kritisierte behaupten, sie wären bedroht worden. Nennen aber kein Details. Naja, wer sich gegen Kritik immunisieren möchte und dazu keine Stellung nehmen will, behaupt dann eben so etwas. Gibt ja immer junge und unerfahrende, die das dann glauben wollen.

 

oder sogar geoutet.

Wer wurde von wem in Berlin geoutet. Auch hier bitte konkrete Beispiel. Jedenfalls so konkret, dass alle wissen, was und wer gemeint ist. Natürlich ohne das angebliche Outing zu wiederholen.

 

Aus der linken Bewegung heraus, wohlgemerkt.

Welche Bewegung? Überhaupt finde ich das Wort Bewegung eher schwierig. Es gibt viele Teile, die oft unterschiedliche Dinge auf unterschiedlichen Wegen wollen. Manchmal passt das dann doch zusammen, aber das erfordert Arbeit und anderes und geht nicht via einem Tweet oder einem beleidigten Indypost.

 

Die Gefahr eines Outings ist in Berlin gefühlt durch Linke größer als durch Rechte.

Gefühlt. Genau das ist das Problem. Hier werden Gefühle zu Politik gemacht. Aber auch hier gilt: Beispiele oder die Fresse halten.

 

 

Zum Mitschreiben: Anti-Antifa-Arbeit wird von sich selbst als Antifaschist*innen redenden Personen gemacht.

Das nenne ich doch mal eine Verleumdung.

 

Die Faschos und der VS freuen sich.

 

Die freuen sich eher über Leute wie Flecks, der sich als Szeneheld sieht und jeden Furz, den er abgibt, zu einer Heldentat hochjazzt, weil es Leute wie dich gibt, die ihn kritiklos walten lassen. Oder über Trümmertruppen wie diese Antifainfob Leute, die an der GESA Namen von Einsitzenden abgreifen wollen oder mit in den Bundestag rennen, um dort mit Sozis zu kuscheln. Warum haben diese Leute zu keinem einzigen der gut belegten Vorwürfe bisher nicht Stellung genommmen? Siehste, wer will mit solchen Leuten zusammenarbeiten? Ich nicht. Warum dann du?

 

Da werden Bezirksverbote ausgesprochen, widerlegt und sich gegenseitig provoziert

 

Putzig. Du bist noch sehr jung, oder? Mir sind noch Zeiten in Erinnerung, da hat man sich auf Demos gegenseitig die Knüppel übergezogen oder sich in Szenekneipen die Stühle um die Ohren geworfen. Dagegen ist das doch heute Kinderkacke. Die Militanz beschränkt sich bei vielen eben auf solche Onlinenummern. Kann man machen und dann rumheulen, warum nichts läuft. Die Gründe, warum oft nicht viel geht, sind vielschichtiger und dazu ist eine gründliche Analyse notwendig. Wäre wieder Arbeit, auch Kopfarbeit.

 

Wie war das mit „Never let fascists have the streets“ noch mal? Da muss dann eben mal 45 Minuten mit der Bahn irgendwo hingefahren werden. Auch ins verhasste Ostberlin. Oder in ne Tourigegend wie die City West.

Reicht dir ein Taschentuch.

 

Da müssen dann autonome Gruppen auch mal autonome Aktionen starten – egal was die linke Demo macht.

Mit welchem "autonomen Gruppen" hast du denn vorher so gesprochen? Welche Aktionen hast du denn vorbereitet? "Egal was die Demo macht." Meine Fresse. Es gibt auch immer einen Demokonsens und Aktionen sollten abgestimmt und abgesprochen werden. Gerade wenn die Orag eine linksradikale ist. Vielleicht wollen die das aus diesen oder jenen Gründen gar nicht. Du wärst auch so einer gewesen, der am Pariser Platz den von den Refugees geforderten Konsens, dass keine offensiven Aktionen gegen die Bullen ausgeübt werden, um keinen Grund zu räumen zu liefern, in den Wind geschlagen hätte: Hauptsache du hast deine Action.

 

Deshalb heißt das ja auch autonom.

 

Autonome, die nicht deinen Wünschen und Vorstellungen von Gewaltausübung entsprechen. Meine Güte! Antifaschismus bedeutet mehr als dicke Arme und Knaller werfen. Aber darauf wird du vielleicht auch noch kommen, bevor dein Studium endet und du dir ein Häuschen im Grünen oder eine tolle Eigentumswohnung kaufst und bei einem Glas aus der 80 Euro Flasche Wein bemerkst: "Revolution wäre ja toll, aber die wollten einfach nicht so, wie ich wollte."

 

Aber nein, stattdessen gibt es tatsächlich Sätze wie „1000 Faschos am Hauptbahnhof? Lass die doch laufen, wen interessiert das denn da?“ zu hören.

Nimm diese Form der Kritik doch einmal an. Frage dich, warum Leute irgendwann keine Lust mehr haben, sich die Köpfe einschlagen zulassen, weil die Bullen im Regierungsviertel immer so aufgestellt sind, dass du faktisch keine Chance hast.

 

Aber wehe die AfD hängt Plakate am Kotti auf, da sind gleich wieder alle am Start und Twitter ist voll. Geht ja mal gar nicht.

Das sind doch genau jene autonomen und spontanen Aktionen, die oben fordert und unten lehnst du sie ab und machst sie lächerlich. Dann wunderst du dich, warum diese Menschen deinen großspurigen Aufforderungen nicht Folge leisten?

 

Nein, Antifa auch sich selbst gegenüber unbequem sein.

Dann fang doch mal bei dir und deiner 

 

Subszenenblase

 

an. Ach so, das wäre dann Selbstkritik. Viel besser geht es natürlich, wenn man andere kritisiert und denen die Schuld für alles gibt, was schiefgeht. Bravo!

 

Die an Resultaten interessiert sind und keinen Bock auf ständiges Gebeefe und Getweefe und gegenseitige Verleumdungen und Schuldzuweisungen haben.

 

Dich kannst du mit damit nicht meinen, denn deine Verleumdungen und Schuldzuweisungen, dein Gebeefe, sprechen eine andere Sprache.

finde dein kommentar sehr treffend. danke

Danke, dass ihr mit dem Text die Initiative ergriffen habt. Ich kann euch in weiten Teilen nur zustimmen. Wahrscheinlich wäre ich kein Linker in Deutschland. würde ich nicht ein Haar in der Suppe finden: Der Vorgang mit dem angeblichen Antisemitismusvorwurf auf der Mietenstopp-Demo hat sich wohl etwas anders zugetragen, als ihr ihn verkürzt darstellt. Aber das ist nicht das Wesentliche. Die Tendenz zur gegenseitigen Denunziation und das Behaaren auf einer Abgrenzungs- und Wohlfühl"politik", die vor allem dem eigenen Bauch dient ist in Berlin unfragbar vorhanden.

 

Dabei gibt es Problematiken, die außerhalb der Linken und Linksradikalen liegen. So ist der Zwang, auch für verhätlnismäßig gute Ausgebildete und dazu gehören in der Regel Linke, sich in prekären Jobs zu vermarkten, im neoliberalen Kapitalismus gestiegen. Damit einhergegangen ist ein Rollback in Richtung Familie, Kinder kriegen, Rückzug auf das Private und auf das Partyvergnügen. Auch hiervon sind viele Linksradikale jenseits der Mitte 30 ein Teil. Gleichzeitig sind diese Leute ein Mobilisierungspotenzial, das von Internetaufrufen, Szeneaushängen etc. nicht mehr erreicht wird. Was ich damit sagen will ist, dass Mobilisierugsmöglichkeiten kaum ausgeschöpft werden. Das ist zwar nur ein Teil der Problematik und die Rahmenbedingungen des Neoliberalismus lassen sich nicht voluntaristisch und mit moralisch erhobenem Zeigefinger beiseite wischen. Trotzdem sollte mensch sich fragen, warum es nicht gelingt das mögliche Potenzial an Menschen auch nur annähernd anzusprechen. (btw, wenn Linke gegenüber anderen Linken mit körperlicher Gewalt vorgehen, wie dies autoritäre Gruppen wie zB der Jugendwiderstand macht, trägt das sicherlich nicht zur Mobilisierungsfähigkeit bei, sondern ist ein moralischer Ausverkauf).

 

Dazu kommt die Fixierung von Teilen der Linksradikalen auf die sogenannten Freiräume. Ich will gar nicht leugnen, dass diese wichtig für Einzelne sind oder sein können und auch Geflüchtete hier einbezogen werden. Nur trägt diese Freiraumpolitik zur Selbstbezüglichkeit in wesentlichem Maße bei. Jedenfalls so wie sie derzeit in Berlin gelebt wird. Um dem Argument vorzugreifen, ich solle nicht das eine (antifaschistische Mobilisierung) gegen das andere stellen (Verteidigung von Freiräumen). Manchmal muss aber genau das passieren. Die AHltung "hauptsache Menschen machen irgenetwas" ist in der Konsequenz unpolitisch und das Gegenteil von revolutionär. Angesichts des sich verschärfenden Rechtsrucks wäre es notwenig Nazis und anderen extrem Rechten können wir uns nicht den Luxus erlauben, dass die Aufrechterhaltung von sogenannten Freiräumen derart viel Energie verschlingt und Kräfte bindet, die dann im Kampf gegen Rechts sichtlich fehlen. Ich schreibe sogenannte Freiräume, weil es solche im entwickelten Kapitalismus nicht gibt. Kapitalismus mit seinen Ideologie  ist total. Warenfetischismus und Verdinglichung der menschlichen Beziehungen durchziehen auch jedes besetzte Haus. Dasselbe gilt übrigens auch für Ideologien wie Sexismus, Antisemitismus und Rassismus. Es gibt da kein außen, wir sind alle von kapitalistischen und patriarchalen Denkweisen durchzogen. Bestenfalls hilft die Reflexion auf die Problematik, anders gesagt ein Bewusstsein hierfür, dass sich jenseits von Parolen bewegt.

 

Ein weiteres Problem ist die Bündnisunfähigkeit in dieser Stadt. Es gibt im antifaschistischen Bereich praktisch keine langfristige Bündnisarbeit in die sich Linksradikale mit Inhalten und Aktionsformen einbringen. Sicherlich, die Lage ist gerade in Berlin kompliziert. Die staatlich finanzierte und hier besonders in NGO's konzentrierte "Zivilgesellschaft" schluckt Ressourcen und trägt nicht unwesentlich zur Harmlosigkeit jeglichen Engagements bei. Tortzdem sitzen dort mögliche Bündnispartner_innen, ebenso wie in bürgerlichen Parteien wie der SPD und den Grünen und der sozialdemokratischen Linkspartei. Bündnisarbeit erfordert es es gerade Unterschiede auszuhalten, zu diskutieren und einen kleinsten gemeinsamen Nenner zu finden. Mit der schon oben angedeuteten moralisierenden Haltung von Linksradikalen wird das nicht gelingen. Bündnisse sind zäh, oft wenig lustvoll und können frustrierend sein. Bündnisfähigkeit und Bündnisarbeit sind aber eine Grundlage den Rechten etwas entgegenzusetzen. Und sie sollte sich nicht auf die Durchsetzung bestimmter Aktionsformen beschränken. Sind Linksradikale in dieser Stadt so arm an Arbgumenten und so unsicher in ihrer Haltung, dass sie sich lieber erst gar nicht auf Bündnisse einlassen? Die vielbeschworene Militanz verpufft oder ist erst gar nicht umsetzbar, wenn es dafür keine Basis gibt, die zumindestens teilweise den Rücken für andere Aktionsformen offenhält. Dazu braucht es Langfristigkeit, es muss Vertrauen gerade bei bürgerlichen Bündnispartner_innen aufgebaut werden. Und es braucht Inhalte. Mir erscheint es manchmal so, als wäre Militanz als Anspruch zugleich der wesentliche Inhalt von Linksradikalen. Etwas wenig, wie ich finde. Und: von Dächern herabegrollte Transpis und Begalofeuerchen sind nicht militant. Sie adressieren vor allem die eigene Szene und setzen den Rechten nicht einmal Attraktivität entgegen. Die meisten interessanten inhaltlichen Auseinandersetzungen finden außen außerhalb der subkulturellen Berliner Linken statt, auch durchaus spannend und in gewissem Maße herrschaftskritisch, vor allem weniger hölzern und phrasenhaft. Nur eben in der Konsequenz brav und nicht die Spielregeln infrage stellend. Das gälte es in einer mittel- und langfristigen Bündnisarbeit zu ändern.


Für ein paar Anregungen mögen diese Zeilen reichen. Mir ist klar, dass ich mich damit nicht unbedingt beliebt mache und manches ist nicht der Weisheit letzter Schluss. Für mich stellt sich abschließend die Frage, ob es einen Zusammenhang gibt, der es schafft die Kritik, die "Kampfausbildung" geäüßert hat außerhalb von twitter und Linksunten in eine breitere Diskusssion und/oder Verantaltung umzusetzen. Alleine im Netz kommen wir nicht weiter.

"Dabei gibt es Problematiken, die außerhalb der Linken und Linksradikalen liegen. So ist der Zwang, auch für verhätlnismäßig gute Ausgebildete und dazu gehören in der Regel Linke, sich in prekären Jobs zu vermarkten, im neoliberalen Kapitalismus gestiegen."

 

Glaubst du ernsthaft mit deinem 0815-Bachelor gehörst du zu den "gut Ausgebildeten"? Willkommen in der Realität!

Wenn, wie von euch gefordert, die schulischen Standarts immer weiter gesenkt werden und gefühlte 70% eines Jahrgangs studieren

und ja alle gleiches Recht auf Bildung genießen (was nichts weiter als eine Verwässerung oder Absenkung des Standarts bedeutet),

ja dann gibt es auf einem viel mehr "gut" ausgebildete (nicht!) als Jobs.

 

 

Erkläre doch mal bitte was du unter "prekärer Job" verstehst.

Hört sich schwer nach Entsolidarisierung mit dem Arbeiter an!

Ehrlich gesagt hatte ich zunaechst keine Lust hier zu antworten, geht der Artikel doch, in Verkennung der Realitaeten dass in Berlin doch einiges geht, in dieselbe Richtung zahlreicher anderer mimimi Kurzbeitraege die in letzter Zeit zu Berlin hier zu lesen waren. Ausserdem ist ein Indykommentar KEIN geeignetes Diskussionsformat, da ich aber zur Zeit in Uebersee verweile mein einzig moegliches.

 

Dass in Berlin in manchen Bereichen gefuehlt, oder auch tatsaechlich(insbesondere antifa), zu wenig passiert hat mehrere Gruende. Zentral ist wohl die hohe Kontinuitaet(wie oben auch dargestellt) rechter (kleinst)Aufmaersche. Eine staendige "Feuerwehrmobiliserung" dagegen verschlingt enorme Ressourcen und fuehrt zu einem verschleiss der Aktiven, ohne dabei dauerhaft wirksam zu sein. Dies ist auch die Erfahrung in anderen Staedten. Wirksamer waere wohl die Herstellung einer Situation wie in Hamburg oder Goettingen, wo die Gleichung gilt Naziaufmarsch = Ausnahmezustand im ganzen Stadtgebiet. Dann ueberlegen sich Nazis, vor allem aber die Autoritaeten dreimal ob sie sich das erlauben koennen. Das in Berlin derartiges nicht passiert bzw. nicht ernsthaft in Erwaegung gezogen wird hat vor allem 2 Gruende.

 

1. massiver struktureller Ueberhang von Bewegungsmanager*innen und autoriaetaeren Gruppen

Die organisierte linksradikale Szene in Berlin wird dominiert von Gruppen wie IL&Co, oder noch schlimmer NaO, Trotzkisten etc.

Ich will hier garnicht zusehr laestern, die IL macht in zahlreichen vernachlaessigten Bereichen kontinuirliche und nuetzliche Arbeit, sie sitzt aber mehreren wichtigen Fehlannahmen auf. Zum Beispiel dass eine zu offensive Mobilisierung Menschen abschreckt und die Mobilisierungskraft erhoeht. Hierfuer gibt es UEBERHAUPT KEINE Belege. Ganz im Gegenteil, alle Erfahrung spricht dafuer dass eine harmlose Mobilisierung Menschen abschreckt, weil Latschdemos in der Regel wirkungslos sind. Beispiele hierfuer unter anderem die massgeblich von der IL gesteuerte Mobilisierungen gegen den AFD Aufmarsch und Blockupy. Leuchtendes Gegenbeispiel die 2 grossen Rigaerdemos, hier wurde offensiv mobilisiert und siehe da es waren die 2 groessten eigenstaendig linken Demos ausserhalb des 1. Mai in Berlin dieses Jahr(ist ja auch logisch, niemand reist von ausserhalb an fuer eine latschdemo die man auch bei sich zu Hause haben kann). Und das alles ohne Parteien und zweifelhafte "kommunistische" Gruppen. Zweite Fehlannahme ist dass man junge Leute "da abholen muss wo sie sind" und eine dementsprechende Entpolitisierung durch Vermischung Party/Politik stattfindet, gutes Beispiel ist der IL Block auf dem 1. Mai bei dem politische Aussagen gegenueber Musik und Partystimmung im Hintergrund stehen, und der sich in meinen Augen kaum von Waegen auf dem Zug der Liebe unterscheidet. Wenn Leute Party machen wollen gehen sie in den Club oder auf eine Soliparty oder zum besagten Zug der Liebe, den 1. Mai in eine weitere Partyparade zu verwandeln hilft dem politischen Kampf nicht weiter.

Autorietaere Gruppen sind von Ideologie und Aussenwirkung oftmals einfach nur peinlich und sorgen dafuer dass die linke Bewegung von jungen Leuten eher als Kuriositaetenkabinett denn als Kraft der Veraenderung wahrgenommen wird.

 

2. Repression und Polizeitaktik

Die Berliner Bullerei hat ein personelles und taktisches Niveau erreicht dass europaweit, wenn nicht sogar weltweit, ihresgleichen sucht. Ich war schon auf einigen Demos in ganz Europa und es liegen oftmals Welten zwischen dem polizeilichen Vorgehen in Berlin und anderswo. Anderswo ziehen sich die Bullen aus Eigenschutz nach den ersten 20 Steinen hinter ihren Wasserwerfer zurueck oder beschraenken sich auf das rumballern von Traenengas, was de facto dem wohlausgeruesteten Mob freie Bahn gewaehrt. In Berlin setzen die Bullen garnicht auf Distanzwaffen und unflexibles Grossgeraet, sondern auf maximale Naehe und gut dokumentierte Festnahmen. Die kleinen Greiftrupps positionieren sich in allen Richtungen so dass oftmals nichtmal die unbeobachtete Aufnahme von Wurfmaterial moeglich ist, und man jedezeit damit rechnen muss das eins dieser Greiftrupps einem in dem Ruecken faellt. Das enorm repressive Vorgehen hat sich in juengster Zeit sogar noch verschaerft, so kam es bei der zweiten Rigaerdemo und Blockupy zu voellig willkuerlichen Festnahmen. Leute wurden einfach rausgezogen und in Wannen gesperrt ohne das die Bullen selbst sagen konnten was sie ihnen eigentlich vorwerfen wollen. Nach den Aktionen werden dann die Leute wieder rausgelassen, aber die Einschuechterung und ueberhaupt die Tatsache dass dutzende Personen weniger auf der Demo sind verfehlen natuerlich ihre Wirkung nicht. Uebrigens ist dieses Vorgehen wahrscheinlich ein klarer Verstoss gegen die Demonstrationsfreiheit und Freiheitsberaubung aber die Gesetze der Herrschenden sollten uns ohnehin nicht interessieren ;)

Ich persoenlich und zahlreiche in meinem Umfeld sind von dieser Repression betroffen und die Aussicht auf Knast hemmt die Bereitschaft offensiv voranzugehen nunmal enorm. Aaron und Balu sind nur die Spitzes des Eisberges, doch Repression und Strafandrohungen belasten die gesamte Berliner Szene erheblich.

 

Loesungen?

 

Zu 1. ORGANISIERUNG, ORGANISIERUNG, ORGANISIERUNG. Man kann garnicht oft genug betonen wie wichtig Organisierung ist. Das oben genannte Gruppen solch einen ueberproportionalen Einfluss ausueben liegt nur daran dass das antagonistische Milieu in Berlin voellig unzureichend organisiert ist. Ich denke(und die Rigaerdemos unterstreichen diese Annahme) dass  vom Personenpotential her das undogmatische und aktionistisch eingestellte Spektrum am groessten ist und weit ueber IL Anhaengerschaft und Co hinausgeht. Aufgrund der mangelhaften Organisierung bleiben Wirkungsmacht und Aussenwirkung jedoch erheblich unter dem was potentiell machbar waere.

Dieser Befund ist nicht nur von mir und auch nicht neu. Zahlreiche Gruppen versuchen die Organisierung voranzutreiben, z.B. RLB, AK36, Nordkiez-Umfeld etc. Beteiligt euch daran oder macht was eigenes auf!

 

Zu 2. Was kann man tun gegen die Ohnmacht gegenueber den Bullen? Vielleicht Out-of-Control, vielleicht die Cops direkt einschuechtern wie juengst in Hamburg? Ich kenne mich mit derlei Fragen nicht wirklich aus. Diese Frage muessen andere beantworten.

 

Alles was ich geschrieben ist nicht neu und wurde in den vergangenen 2 Jahren schon wiederholt dargelegt. Offenbar ist es bei einigen aber immernoch nicht angekommen. Organisiert euch und habt Mut, auch wenn ein Blick in die taeglichen Nachrichten einen derzeit eher verzweifeln laesst.

 

Liebe Gruesse von anderswo :)

 

zu 1.:

Danke, dass du den Dreh noch gekriegt hast und nicht den Fehler machst, iL & co für die fehlende wirkmächtigkeit von anderen Spektren verantwortlich zu machen. Die Lösung liegt m.E.n. im Vertrauen, Aufbau und Kombination von unterschiedlichen Aktionsideen und Konzepten.

 

zu 2.:

es ist im Prinzip relativ simpel - die Taktiken der Cops setzen darauf, dass "wir" uns an ihre Spielregeln halten und sie die Situation kontrollieren. Wird der Aktionsradius ausgeweitet, agieren größere Gruppen an unterschiedlichen Stellen militant oder außerhelb eines für die Cops planbaren Umfelds (Demo mit Route, klarem Ziel, usw) geraten sie recht schnell an die Grenzen.

 

Das schönste Beispiel dafür in einem angekündigten Aktionskontext sind sicher Tag X der Rigaer (größeres Aktionsfeld, Out of Control) und Blockupy 2015 (massive Militanz aus größeren Gruppen). Bei den Cops steht im Zweifel immer die Kontrolle und Eigensicherung im Vordergrund.

 

Solange die Situation nicht unter Kontrolle ist, gibt es nahezu keine (personalintensiven) Festnahmen.

Also ich hab von dieser Demo erst hier mit diesem Artikel erfahren. Liegt aber wohl daran, daß ich kein Facebook oder Twitter nutze. Da sollte man sich wirklich mal hinterfragen, was bei der Mobilisierung schief gelaufen ist und was man daran ändern sollte.

´tschuldige!! ...ich denke, ein Problem ist, das sich ständig wiederholende Konzept der Gegendemo. Immer nur anti ist doch nbsl wenig! Zudem habe ich das Gefühl,  gegen Intoleranz, Dummheit usw. und oder konservativen o fasch. Einstellungen in diesem Land zu demonstrieren, gleicht einer Demo gegen schlechtes Wetter! Dies ist jetzt nicht als Herrabwürdigung des Engagemnets vieler Aktivisten gemeint, im Gegenteil ich bewundere die die immernoch aktiv sind. Aber 230.000 Menschen in Berlin haben AFD gewählt, meint ihr wirklich mit einer Anti-Demo( 50-10000) irgend etwas daran zu ändern? Mal ganz abgesehen davon, das man das am Strassenbild Berlin´s auch sieht.  Deswegen ist ein Rückzug in sog. Wohlfühlzonen, verständlich und logisch, leider haben die kein Platz für alle die wollen würden.

Hinzukommt, das es einfach keinen Spass macht, als über 35 jähriger mit kurzen Haaren (Sommerschnitt, einfach nur praktisch) und sportlicher Figur (Sport hilft gegen Depressionen) von anderen Demoteilnehmern beäugt zu werden, bei Sprüchen wie: die rufen sogar unsere Parolen! oder : Na geht doch! (nach einem anti patriachat Spruch) von einer Anfang 20 Jährigen ist dann doch Schluss bei mir! Ich hab mich schon mit Faschos angelegt, da hat Sie noch ihre erste Barbie gekämmt!!! Also die Solidarität oder der Zusammenhalt auf den Demos ist miserabel und das liegt an jedem von uns! Vor 20 Jahren waren Ketten Standart! Jetzt heisst es bloss nicht berühren. So zeigt sich, das der Zeitgeist keinen Halt vor Szenen macht. Dies äussert sich dann in den oben von dir beschriebenen Zuständen mit outings, shitstorm etc. Wir alle sollten uns wieder auf die Suche nach Gemeinsamkeiten machen, anstatt auf die Unterschiede zu beharren! `Ich bin, weil ich anders bin` wird auf die Dauer nicht funktionieren

geht mir ähnlich.
fuck ageism.

 

"...das sind nicht die neunziger mein freund..."

Ich selber freue mich wenn sportliche Menschen dabei sind, freue mich über Menschen jeden Alters und habe die Erfahrung auf Berliner Antifaschistischen Demos gemacht, dass die anderen Demoteilnehmer das genau so sehen.

Klar, wenn jemand mit Thor Steinar Klamotten ankommt gibts stress. Aber sonst dürftest du willkommen sein :)

Ich war bei fast jeder Gegendemo zu Bärgida, bis ich Anfang diesen Jahres eine Anzeige bekommen hab wegen Versammlungssprengung.

Danach war ich nicht mehr so viel los und sehr vorsichtig. Also sehr viel Abstand von den Bullen halten etc. Sähe vor Richter_in nicht gut aus, wenn man mit zwei Anzeigen auf einmal ankommt, egal ob man was gemacht hat oder nicht.

Wurde jetzt eingestellt, aber trotzdem. Bin wieder mal enttäuscht, mit wie viel dreistigkeit die ihre Macht missbrauchen.

danke einmal dass viele (anscheinend) nichberliner_innen es nach berlin geschafft haben um diese kacknasen zu stören.

es waren auch viel zu wenige menschen beim solipicknick im mauerpark. ja, es fehlt an menschen, infoaustausch auch in diesem fall.

diese kackbratzen kommen jede woche irgendwo in berlin zusammen, wenn nicht auch mehrer male pro woche.

menschen reiben sich auf und ne sichtbare veränderung gibt es nicht. bullen rüsetn auf, stecken ne route ab die nicht wirklich blockierbar ist, es hagelt anzeigen von seiten der bullen gegen antifaschist_innen, ...

da gönnt mensch sich ne verschnaufpause und schon wirds laut und alle finden es doof das die berliner_innen nix machen.

eine sache vergessen sie aber, meckern alleine macht es nicht besser. das was hier analysiert wird, zu wenig menschen auf den demos, nazis laufen fast ungestört, dass wissen alle.

alerta!

Zudem disst die IL seit Jahren ohne Klärungsversuche einen der ex-aktivsten Demoanmelder. Seitdem hält der sich zurück und es ist gar nichts mehr los auf der Straße Lächerliche Bewegungspolizei. Schafft endlich die Geschichten, die an den Haaren herbeigezogen sind aus der Welt.