Nazis Stoppen! Just do it.

Nazis stoppen. Just do it.

Am 01.10. wollen in Gotha lokale, als auch aus dem gesamten Bundesgebiet stammende Nazis, gegen "Linke Gewalt" demonstrieren. Wir erwarten einen großen Naziaufmarsch mit allerlei prominenter und sicherlich auch "schlagkräftiger" Beteiligung. Dafür benötigen wir dringend überregionale Unterstützung!  Es gibt zahlreiche Gegenaktionen. Zum Einen z. B. von der lokalen Antifagruppe, von welcher auch der folgende Aufruf stammt, zum Anderen z. B. von der Kampagne "Wer Zecken stresst, kriegt Zeckenstress!". Weitersagen und nach Gotha fahren! Nazis stoppen! Just do it.

 

Nazis stoppen! Just do it.


Am Freitag den 09. September 2016, sorgte eine Eilmeldung der Solidaritätsgruppe „Free the Three – because they are friends!“ für Aufrur im Netz. Wir dokumentieren Teile des Textes.

„In der Nacht vom 8. auf den 9. September stand eine Hundertschaft mit Schildern und Montur vor dem Wohn-und Projekthaus Ju.w.e.l. e.V. in Gotha. Gegen 1:30 Uhr stand diese dann vor der Tür und gaben bekannt, dass innerhalb von fünf Minuten drei Täter heraustreten sollen, ansonsten sollte gestürmt und das Haus komplett durchsucht werden.“

 

Die Feuerwehr hatte in der Zwischenzeit Licht und damit verbundene Notstromaggregate aufgebaut, die Polizei versuchte währenddessen von selbst ins Haus zu kommen. Damit eine Durchsuchung der Privat- und Vereinsräume verhindert werden sollte, entschlossen sich mehrere Personen doch vor die Tür zu treten.

 

„Die Personen, die aus dem Haus traten, wurden sofort gefesselt oder dabei mit Schlägen maltretiert. Insgesamt wurden fünf Personen verhaftet. Bei der Verhaftung standen zwei stadtbekannte Neonazis um die Ecke und haben den Oberbullen diktiert wer festgenommen werden soll. Zwei Personen kamen noch in der selben Nacht aus dem Gewahrsam, ihnen wird Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte vorgeworfen. Drei Personen jedoch wurden Freitag Mittag einem Haftrichter vorgeführt und sitzen jetzt in Untersuchungshaft. Der Vorwurf ist versuchter Raub und gemeinschaftliche Körperverletzung.“

 

Warum?


Infolgedessen und mit fragwürdigen rechtlichen Mitteln wurden viel zu hohe Kautionskosten, mit massiven Auflagen festgesetzt. Auch auf diesen Vorfall beziehend meldete die Nazikameradschaft „Bündnis Zukunft Landkreis Gotha“ eine Demonstration gegen „Linke Gewalt“ an.

 

Wer? Wie? Was?


Werfen wir einen kurzen Blick auf die Akteure der Demonstration und ihr Umfeld, welche einen vermeintlichen Pazifismus und Gewaltlosigkeit propagieren. Zum engen Kreis des „Bündnis Zukunft Landkreis Gotha“ gehört zum Einen natürlich Obernazi Marco Zint. Selbiger ist erst vor kurzem aus seiner Plattenbauwohnung mit Müllcontainerblick verzogen, mehrfach verurteilter Nazischläger und inzwischen humpelnd an den Stock gebunden. Vor wenigen Wochen erst wurde er wegen „Verwendung verfassungsfeindlicher Symbole“ angezeigt. Zudem ist Zint nunmehr jahrelang der antreibende Kopf hinter der Gothaer Nazibewegung. Er posierte mit dem ebenfalls eng mit dem BZLG verknüpften Nazischlägern (welche beide am Ballstädt- Überfall beteiligt waren) Thomas Wagner (seinerseits Sänger der Naziband „S.K.D.“) und dem mit Testosteron aufgepumpten und ebenfalls im „Gelben Haus“ in Ballstädt wohnenden Tony Steinau, auf dem durch die Presse geisternden „NSU Reloaded“ Foto. Weiter geht es mit der oft genannten Anne-Kathrin „Aggressor“ Schmidt. Selbige, in der NPD aktive, ist neben Zint die Redelsführerin der Gothaer Naziszene. Sie stiftet ihre Protegés zur Unruhe an, und bedroht gerne auch mal Antifaschist_innen. Natürlich nur wenn auch die benötigte personelle Überzahl besteht. Wie geschehen am Erfurter Bahnhof im letzten Jahr, als auch auf einer Zugrückfahrt von einer Nazidemonstation. In kurzer Vergangenheit präsentiert sie sich gerne als Opfer von antifaschistischer Gewalt. Während der „Mahnwache“ vor der Erstaufnahmestelle für Geflüchtete Menschen vor dem Gothaer Praktiker, war sie eine der führenden Nazikader, und mitverantwortlich für die nur wenige Sekunden dauernde Blockade eines ankommenden Busses. Maßgeblich für die Ausführung diverser Demonstrationen verantwortlich ist Tommy Brandau. Bekannt wohl eher durch seine musikalischen Ergüsse in den Nazi-Bands „Brauni und Klampfe“, bzw. inzwischen „Zeitnah“, wirkt er meist als Organisator bzw. Redner auf Nazidemonstrationen in und um Gotha mit. Mit seinen nationalsozialistischen Propagandaliedern legt er den Nährboden und gleichzeitig auch ideelen Hintergrund für nationale und nazistische Gedankengänge bestehender und kommender Nazigruppen. Zu guter Letzt wäre da noch Martin Hähnlein zu erwähnen. Aktive Verbindungen zum BZLG bestehen zwar keine, schaffte auch er es in die Schlagzeilen in dem er auf Facebook ein Attentat auf Andersdenkende ankündigte und mit verhohlenen Gewaltdrohung nicht hinter dem Berg hält. Als trauriger Höhepunkt der nationalen Bewegung in Gotha, ist wohl die kaum in die Öffentlichkeit gelangte Messerattacke auf einen afghanischen Jugendlichen im letzten Monat. Nur mit viel Glück überlebte das Opfer den organisierten Angriff durch mehrere mit Messern und Quarzsandhandschuhen bewaffnete Nazis. Die Frau aus Freital würde sagen: „Das war ja kein Deutscher.“ Zur Demonstration am 01. Oktober erwarten wir viel Naziprominenz aus Thüringen und Sachsen. Schließlich ist das Thema „Linke Gewalt“ ein Klassiker und immer wieder gut als Aufhänger der Naziszene, kann hier doch der propagierte „Zusammenhalt“ am besten demonstriert werden. Passend dazu wünschte der irgendwo zwischen der Versenkung, Eisenach und Mexiko verschwundene Patrick Wieschke, linken Gefängnisinsassen rechte Nazischläger auf den Hals. Als I-Tüpfelchen für unsere Leipziger Freunde: Alexander Kurth hat sich inzwischen auch angekündigt.

 

Still Loving Violence?!


Gleich vorab: Der Vorwurf Gothaer Neonazis seien zunehmend „linker Gewalt" ausgesetzt geht an der Realität vorbei. Manche mögen das ernüchternd finden, manche nicht.
Denn die Anwendung von Gewalt ist in linken Kreisen umstritten. Konsens ist der antifaschistische Selbstschutz, der in den letzten Monaten an Notwendigkeit zugenommen hat. Unpolitische Ausschreitungen und Krawalltourismus werden hingegen von vielen kritisiert. Gewalt zur Durchsetzung politischer Ziele wird hingegen kontrovers diskutiert.

Wir reden in diesem Zusammenhang vom Komplex der individuellen Freiheit; also der Schaffung von Rahmenbedingungen in der sich jede Person frei nach seinen Fähigkeiten und frei nach seinen Bedürfnissen entwickeln, entfalten und verwirklichen kann. Dies mündet zumeist in sogenannte „Sachbeschädigungen", „Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte" o.Ä.
Im Gegensatz hierzu verfolgen neonazistische Kräfte die Etablierung einer geschlossenen „Volksgemeinschaft", die sich durch Ausgrenzung aufgrund von Herkunft, Sexualität, Religion usw. definiert. Deutlich wird das in körperlicher Gewalt, bei der der Tod des oder der Opfer wenn nicht gewollt, so doch in Kauf genommen wird. Das soll jedoch nicht heißen, dass auch wir uns manchmal gezwungen sehen präventiv gegen Neonazis wirksam zu werden. Das passiert selten, ist scheiße aber notwendig. Wer hier keinen Unterschied sieht, dem ist auch nicht mehr zu helfen.

Die bürgerliche „Mitte" hingegen setzt „linke" und „rechte" Gewalt gleich. Dabei befasst sich niemand mit deren Ursachen und eigentlichen Intention. Einen kleinen Anstoß haben wir im vorherigen Abschnitt gegeben. Zudem verkennt das Bürgertum welche Gewalt sie selbst tagtäglich verübt, denn die Gewalt beginnt nicht mit uns. Der Zustand in dem wir alle leben ist Gewalt. Für uns beginnt diese mit dem Zwang unter Hartz IV leben zu müssen und der Kürzung des selbst definierten Existenzminimus. Die Gewalt beginnt wenn Bullen nachts Kinder und andere Menschen aus den Betten prügeln, um sie mit Flugzeugen in das Land zu deportieren aus dem sie geflüchtet sind. Gewalt äußert sich in steigenden Mieten, in der Verstrickung staatlicher Strukturen in die Neonazis-Szene usw usf.
Es gibt sie also, Unterschiede bei Gewalt. Wie immer ist es wichtig zu differenzieren und reflektieren. Wir tun dies.

Zum Schluss noch einen Spendenaufruf durch die Soligruppe für die betroffenen Antifaschisten:
„Die nächste Zeit wird uns verdammt viel Geld und unseren Genossen verdammt viele Nerven und Kraft kosten. Wir bitten euch deshalb solidarisch zu sein und für die betroffenen Personen sowohl Geld und als auch Kraft zu spenden.
Rote Hilfe Südthüringen
Iban: DE53 4306 0967 4007 2383 53
BIC: GENODEM1GLS (das ist ein O wie Otto, keine Zahl 0)
Verwendungszweck: Gotha
Kontakt zur Soligruppe kann über die Mailadresse vom Infoladen hergestellt werden: infoladengotha@riseup.net“

 

Am 01. Oktober und immer: Nazis stoppen! Just do it.

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"Alle drei Inhaftierten sind seit dem 13.09. wieder draussen"