Eröffnung des Saatgutzüchterkongresses gestört

Peasants shit on Technoscience

Am Montag, den 29.08.2016 störten wir die Eröffnung des Saatgutkzüchterkongresses Eucarpia in der ETH in Zürich.

„Peasants shit on Technoscience“ ... „Kicking their science out of our lives!“

 

Dünger aus dem bäuerlichen/ökologischen Alltag holte das Spezialistentum um den Kongress „The Art of bringing science to life“ auf den Boden der Tatsachen zurück. Mist und Brennnesseljauche, beides natürliche, leicht zu produzierende Düngemittel, als Kontrast zu Bio-/Geninformatik, milliarden Franken öffentlicher Forschungsgelder, giftiger Saatgutbeize, ultra-schädlicher Pestizide, Fungizide, Herbizide, Krebsgeschwüren an den Händen von Landarbeiter*innen, chemische Düngemittel, Patente und Zerstörung alter Saatgutsorten, von Agrarmultis unterstützte Todesschwadrone usw.

 

Das aufgeweckte Interesse in verschiedenen Zeitungen und Mutmassungen über den Grund der Störaktion zeigen, dass es ein öffentliches Interesse an Fragen wie Saatgut und Gentechnologien gibt. Mutmassungen, es könnte sich um eine Aktion von Antigentechaktivist*innen handeln, zeigen uns, dass sich einige Leute moralisch selbst schon als Zielscheibe von möglichem Widerstand identifizieren. In anderen Meldungen und Artikeln werden Agrar-/Chemiekonzerne genannt und explizit Syngenta erwähnt, die als Sponsoren des Kongresses fungieren. Gegen diese Konzerne und seine Bosse, Sympatisanten, Aktionär*innen, Wissenschaftler*innen und Lobbyist*innen richtete sich unsere Aktion. Genau für euch haben wir den feinen Geruch von vergorener Brennnesseljauche und Mist mitgebracht. Sollten sich unter den Anwesenden, Menschen befunden haben, die diese Konzerne genauso verachten wie wir, entschuldigen wir uns vielmals euch damit hinein gezogen zu haben.

 

Erklärungen von unserer Seite sind eigentlich garnicht nötig. Vielen Menschen und einigen Medienschaffenden ist anscheinend schon bewusst ist, dass es viele gute Gründe gibt auf diese Konzerne und Lobbyverbände sauer zu sein.

 

Die Störaktion galt nicht dem Eucarpiakongress als Veranstaltung an sich – es hätte jeder andere von den Multinationalen gesponsorte Kongress sein können – sondern vielmehr den kapitalistischen, technokratischen Weltbildern, der religiösen Wissenschaftsgläubigkeit und den Lügen und Trugbildern, die hier für die Profite einiger weniger auf Kosten anderer kreiert werden. Wer wirklich daran glaubt ,dass Forscher*innen und Wissenschaftler*innen, die von Grosskonzerne finanziert werden, Forschung betreiben, um die Welt zu einem gerechteren Ort ohne Hunger zu machen, ist einfach kurzsichtig. Denn die Realität sieht leider so aus, dass nur Forschungsgelder kriegt, wer die gewünschten Ergebnisse für die Multis liefert. Es gibt auch hier ein paar Ausnahmen, die aber nicht die Regel sind.

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Seinen Protest gegen die grossen Agro-Chemie Konzerne zu artikulieren ist sicher wichtig, jedoch frage ich mich ob dies im Rahmen einer EUCARPIA-Tagung so sinvoll ist. Viele konventionelle Züchter nehmen an dieser Tagung Teil, Züchter die nicht mit Gentechnik arbeiten und sogar biologische Züchtung machen, nach strengen Kriterien, und ja, diese Art der Züchtung findet auch am Reckenholz statt. Der schweizerische Staat leistet sich damit eine gewisse Unabhängikeit von den angeprangerten Konzernen, da viele der dort arbeitenten Personen direkt durch die öffentliche Hand finaziert werden. Die Kritik Wissenschafter liessen sich als Instrument der Konzerne ausnutzen greift nicht tief genug. Wie kommt denn eine freie Forschung zustande? Wohl kaum durch Druck weg von der öffentlichen Finanzierung hin zur Dritmittel-finazierung. Da sollte mensch meines Erachtens ansetzen. Das Problem ist meiner Meinung nach die neoliberalisierung des Service Public. Was ist denn die alternative um Fortschritt zu erzielen zu der Wissenschaft? Etwa Religion (inteligent Design, Kreationismus..), Pseudoreligion wie Antroposophie (vgl. Hoemopathie..).. Was löst das rationale Konstrukt ab, das sich seiner eigenen Fehler durchaus bewusst ist, diese aber durch Hypothese, Test, neue Hypothese und unabhängige Überprüfbarkeit zumindest etwas nachvollziehbarer macht als simpler Glaube? Klar die Praxis auf den Höfen, die Erfahrung der Landwirte, aber ist es nicht sinnvoll diese Praxis durch Theorie zu unterstützen, bzw. ein Wechselspiel zwischen beiden zu gewährleisten? Dafür braucht es nicht nur unabhängeige Landwirte, sondern auch Forschende. Ich wünschte mir, dass nicht nur Symbolpolitik gemacht wird und Stacheldraht und Überwachungskameras angeprangert werden, sondern konkreter aufgezeigt würde, anhand von negativ/positiv Beispielen, wie denn eine bessere Agrarpolitik/Wissenschaft auszusehen hätte und inwiefern es möglich ist diese aus kapitalistischen Zwängen zu befreien. Dazu lese ich leider nur Schlagworte im Flugblatt, die natürlich schön klingen, aber auch nicht über eine Werbebotschaft hinausgehen. Etwas mehr Differenziertheit wäre meiner Meinung nach sinnvoll, um die durch den Protest zugegebenermassen wichtigen angesprochenen Punkte, wie die Vereinnahmung der Lebensmittelproduktion durch Agro-/Chemiekonzerne, wirkungsvoll in den gesellschaftlichen Diskurs einzubringen. Die McKinseyierung der eidgenössischen Forschungsanstallt zu Agroscope war sicher nicht sinnvoll, aber wäre es nicht besser an der Basis, bei Forschenden anzusetzen, die über die Situation auch nicht Glücklich sind, als sie von vornherein zu dämonisieren? Soll heissen, eine Änderung der Bedingungen von unten herbeizuführen, durch organisation und Druck von der Basis.