Erste Infos zur Aktion gegen Pro NRW

Bei den Protesten gegen die Mahnwache von Pro NRW gegen die in der nahegelegene Moschee in Bochum-Ehrenfeld kam es zu äußerst brutalen und rücksichtslosen Übergriffen seitens der Polizei gegen Protestierende.

Kurz nachdem bekannt wurde, dass Pro NRW in Gelsenkirchen sich auf den Weg nach Bochum machte, entschlossen sich etwa 50 Menschen (darunter mehrere Minderjährige) aus Protest die Zufahrt zur Grottenstraße im Sitzen zu blockieren. Umgehend gingen die Polizeibeamten dazu über, die Zufahrt zur Straße wieder „freizumachen“. Die Konsequenz: mehrere BlockiererInnen wurden auf das Brutalste zusammengeschlagen! Manche von ihnen wurden wiederholt von Schlagstöcken auf den Kopf getroffen. Mindestens eine Person erlitt hierdurch schwere Kopfverletzungen. Etwa 10 Menschen wurden festgenommen. Ein Journalist, der die Situation per Fotoapparat dokumentieren wollte, wurde ebenfalls bedroht, festgenommen zu werden. Um die Freilassung der Gefangenen wird sich derzeit bemüht.

Auf der Kundgebung auf der Bessemer Straße folgten viele TeilnehmerInnen dem Aufruf, die Menschen, die an der Sitzblockade teilnahmen, zu unterstützen. Obwohl niemals davon die Rede war, sich ebenfalls auf die Straße zu setzen, wurde dem Versammlungsleiter ein „Aufruf zu Strafttaten“ unterstellt. Infolgedessen wurden seine Personalien aufgenommen.

Diejenigen von euch, welche bei der Situation auf der Grottenstraße dabei waren, und Angaben dazu machen können, mögen sich bitte schnellstmöglich bei den OrganisatorInnen unter ajb@riseup.net melden.

 

Ein ausführlicher Bericht mit Auswertung wird folgen!

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Autonome Übergriffe

Krawall bei Demonstration gegen Pro NRW

Von Christoph Walter am 26. März 2010 Ruhr Nachrichten

BOCHUM Mit einer Sitzblockade haben autonome Jugendliche am Freitagnachmittag versucht, eine Kundgebung der rechtspopulistischen Gruppe Pro NRW vor der Moschee an der Dibergstraße zu verhindern. Plötzlich eskalierte die Situation - es kam zu einem heftigen Gerangel mit Polizeikräften.

Autonome Jugendliche wollten mit einer

Sitzblockade die Mahnwache von Pro NRW

verhindern. Plötzlich gab es Krawall.

Foto: Walter

 

13.30 Uhr: Vor der Mahnwache der rechten Gruppierung Pro NRW, die für 14 Uhr angesetzt war, bilden rund 40 anti-faschistische Jugendliche eine Sitzblockade auf der Grottenstraße/Ecke Hattinger Straße. Angemeldet war diese Gegendemo nicht. Angemeldete Protestler machen an der Bessemer Straße/Ecke Dibergstraße ihrem Unmut über die Anti-Islam-Kampagne von Pro NRW Luft.

Zwischen beiden Demonstranten-Gruppen zelebrierten zahlreiche Muslime in der Moschee der Islamischen Gemeinde Bochum an der Dibergstraße wie gewohnt ihr Freitagsgebet.

Demonstranten gehen auf Polizisten los


13.45 Uhr:Einige der jungen Demonstranten aus der Sitzblockade springen plötzlich auf und rempeln Polizisten an. Die Situation eskaliert Sekunden später. Alle 40 Demonstranten stürmen auf die Polizeikräfte los. Es kommt zu einem heftigen Gerangel. Polizisten und Demonstranten wälzen sich über die regennasse Hattinger Straße.

Auslöser für den Tumult ist laut Polizeisprecher Axel Pütter ein Auto von Pro NRW-Anhängern gewesen, das vorbeifuhr.

13.55 Uhr: Die Polizei hat hart durchgegriffen, binnen Minuten den Demonstranten-Sturm abgewehrt und einige der teils vermummten Jugendlichen festgenommen. Die Lage entspannt sich wieder.

Wenig später versammeln sich rund 20 Pro-NRW-Angehörige auf einem abgesperrten Stück der Dibergstraße, rund 100 Meter von der Moschee entfernt. Von Polizeikräften eingekesselt stehen sie sehr einsam im Regen.

14.20 Uhr:Pro-NRW-Anhänger und ein Mitglied der Österreichischen Partei FPÖ halten ihre Reden. Davon ist kaum etwas zu hören, weil aufgebrachte Nachbarn mit Trillerpfeifen gegen das rechte Gedankengut anlärmen. "Wir sind stolz auf unsere vielfältige Nachbarschaft", sagt Anwohner Ulf Dannehl. "Die Moschee ist voll ins Ehrenfeld integriert. Wir leben und feiern hier seit Jahren gemeinsam. Und das soll auch so bleiben."

Muslime unbeeindruckt von Pro NRW


14.35 Uhr:Talha Kali, Vorstandsmitglied der Islamischen Gemeinde Bochum, freut sich über den Protest gegen Pro NRW. Den Auftritt der Rechtspopulisten sieht er gelassen: "Wir lassen uns durch Pro NRW nicht beeindrucken." Sauer ist Kali darüber, dass die Polizei während der Pro NRW-Kundgebung die Moschee für Besucher abgeriegelt hat.



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http://www.derwesten.de/staedte/bochum/Krawalle-bei-Pro-NRW-Demo-vor-Bochumer-Moschee-id2790680.html

 

Proteste : Krawalle bei Pro-NRW-Demo vor Bochumer Moschee

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Bochum, 26.03.2010, DerWesten


Bochum. Bei der Mahnwache der rechten Gruppierung Pro NRW vor der Bochumer Moschee in der Dibergstraße ist es zu Krawallen gekommen. Gegendemonstranten aus der anti-faschistischen Szene haben sich Rangeleien mit der Polizei geliefert.

Nur ein enormes Polizeiaufgebot ermöglichte am Freitag einem Häuflein von knapp 30 Anhängern der Bewegung Pro NRW, in der Nähe der Moschee an der Dibergstraße ihre sogenannte Mahnwache abzuhalten. Im Vorfeld der Mahnwache hatte ein Trupp von rund 50 Gegendemonstranten versucht, die Grottenstraße zu blockieren, um so die Zufahrt zu sperren und zu verhindern, dass die Mahnwache überhaupt stattfinden konnte.

Als die Rechtspopulisten mit Minibussen zu ihrer Veranstaltung vorfahren wollten, sprangen die Blockierer plötzlich auf und bedrängten die Busse. Es kam zu einer kurzen Auseinandersetzung und Gerangel zwischen Autonomen und Polizeibeamten. Im Handgemenge flüchteten einige der Blockierer, zehn der meist jugendlichen Demonstranten wurden vorläufig festgenommen. Drei Polizeibeamte erlitten bei diesem Gerangel Verletzungen.

 

Besonnene Reaktion auf Mahnwachen

Die Polizei löste die Straßenblockade an Grottenstraße zur Hattinger Straße auf. Linke Demonstranten wollten die Straße blockieren und so die Mahnwache von Pro NRW verhindern. Foto: Karl Gatzmanga / WAZ FotoPool

Die Islamische Gemeinde, übrigens der älteste Bochumer Verein seiner Art, die bereits 1976 eingetragen worden ist und seit 1984 ihren Gebetsraum in einer ehemaligen Autowerkstatt in Ehrenfeld unterhält, hatte besonnen auf die Mahnwachen reagiert. Gemeindevorsteher Sükrü Özvatan: „Ich finde es bedrohlich, dass die Religion auf diese Weise in die Politik einbezogen wird.“

In den 26 Jahren an dieser Stelle habe noch nie eine solche, konkret gegen die Moschee gerichtete Aktion gegeben. Höchstens Parkplatzprobleme entstehen während der Zeit des Freitagsgebetes.

Auch an diesem Freitag kamen rund 400 gläubige Moslems, darunter auch etliche Kinder und Frauen, um zu beten. Dazu der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Bochumer Moscheen, Talha Kali: „Wir wollten an diesem Freitag bewusst den Alltag leben.“

Wegen der zahlreichen Polizeiabsperrungen konnten jedoch nicht alle in der Zeit an der Gebetsstunde teilnehmen, was der Gemeindevorsteher deutlich gegenüber der Polizei kritisierte. Die Polizei hatte aus Sicherheitsgründen wegen der aufgeheizten Stimmung während der ersten Minuten der Mahnwache die Straße komplett gesperrt.

 

Warten auf Sigmar Gabriel

Ringsherum an den Häusern der Dibergstraße und den Nebenstraßen zeigten Nachbarn ihre Solidarität mit der Moschee. Astrid Schröder, Leiterin des nahen Evangelischen Kindergartens: „Wir haben mit Eltern und Kindern Transparente gemalt und sind gegen diese Mahnwache.“ In den Kindergarten „Hand in Hand“ gehen 80 Kinder, darunter zahlreichen Mädchen und Jungen aus Familien mit moslemischem Hintergrund.

Auch das evangelische Hans-Ehrenberg-Haus, direkt gegenüber der Moschee, zeigte an diesem Mittag Flagge: „Bunt statt braun“ stand auf dem Transparent. Mit einer Flagge, einer SPD-Fahne, erschien auch Friedhelm Lueg, SPD-Ratsherr aus dem Ehrenfeld. „Für mich ist es selbstverständlich, heute hier zu sein.“

Während sich an der Dibergstraße noch die Pro-NRW-Leute mit ihren wenigen roten Anti-Minarett-Schildern und die rund 150 Gegendemonstranten, getrennt durch Dutzende Polizisten gegenüber standen, warteten einige hundert Meter weit entfernt die Menschen in der Merkez-Moschee in der Schmidtstraße auf den SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel, der erst mit rund einer Stunde Verspätung in Bochum ankam. Gabriel ließ sich von Vorbeter Abdullah Okuroglu den Aufbau und die Symbolik der Moschee erklären, fand gleich deutliche Worte und wandte sich direkt an die zumeist türkischen Zuhörer:

Ein Symbol für Integration“

Ich glaube, dass wir hier in Deutschland viel mehr sagen müssen, dass wir froh sind, dass Sie hier sind.“ Drinnen, im Gebetsraum hatte er bereits begrüßt, dass Moscheen auch mit Kuppel oder Minaretten versehen werden. „Dies sind doch Zeichen, dass Sie hierbleiben wollen, also auch ein Symbol für Integration.“

Dabei ließ der SPD-Vorsitzende auch keinen Zweifel daran, dass Probleme oder unterschiedliche Meinungen zwischen Türken und Deutschen, etwa auch was Schulen angehe, offen angesprochen werden müssten.