Chronik von Nazi Aktivitäten im Rigaer Kiez

Todesurteil gegen Rigaer 94, plakatiert im Gefahrengebiet am Tag vor Räumung

Der Kampf selbstorganisierter Projekte im Friedrichshainer Nordkiez wird öfter als selbstbezogene Suche nach Nischen in einer Seifenblase diskreditiert, deshalb hier mal eine Chronik der Aktivitäten von (staatlich subventionierten) Nazis in diesem Bereich. Dafür wurden viele Menschen in dem Kiez befragt, die uns Informationen gaben. Einige Vorfälle mit Nazis waren zu unspezifisch als das sie hier aufgenommen werden konnten.

 

02. Juni 2015, im Park auf dem ehemaligen Schlachthofgelände hat sich eine Gruppe von 10 Personen niedergelassen. Sie saufen, pöbeln Passanten an und hören aus einer Anlage die NS-Hip-Hop-Band „A3Stus“. Gegen 19 Uhr rufen Anwohner wegen Ruhestörung die Polizei. Eine Gruppenstreife kommt, man kennt sich und begrüßt sich. Die Nazis scherzen mit den Beamten, die Musik wird etwas leiser gedreht. Dann stellt sich der Mannschaftswagen etwas abseits, als ob er diese, dem Äußeren nach Hooligans, beschützen würde. Als einige Nazis nach Hause gehen, fährt die Wanne ab. Die Anwesenheit der Nazis spricht sich schnell im Kiez herum, sie werden weggeschickt. Für die Pressestelle der Polizei und die Medien ein klarer Fall von Raub: http://www.tagesspiegel.de/berlin/polizei-justiz/berlin-prenzlauer-berg-zehn-vermummte-attackieren-trio-am-blankensteinpark/11864568.html

 

27. Juli 2015, am U- Bahnhof Weberwiese tauchen plötzlich ca. 100 TeilnehmerInnen der Bärgida Demonstration auf. Menschen, die verwundert stehen bleiben, werden aggressiv angebrüllt, sowohl von den begleitenden Polizisten als auch von Nazis. Jede/r die/der einen Blick auf die tobende Menge wagt, wird von den Beamten weg geschubst. Nach einer halben Stunde steigen die meisten Nazis in die U- Bahn. Nicht jedoch ein bulliger Glatzkopf mit seiner Freundin, er unterhält sich mit dem Einsatzleiter und zeigt auf Menschen, die er für Störer hält. Dann geht das Paar Richtung Frankfurter Tor. Auch diese Info macht schnell die Runde, als der bullige Glatzkopf Bier trinkend den Dorfplatz ansteuert, wird er abgewiesen. Für die Pressestelle der Polizei und die Medien ein brutaler Überfall: http://www.tagesspiegel.de/berlin/polizei-justiz/berlin-friedrichshain-baergida-demonstranten-von-vermummten-ueberfallen/12114712.html

 

12. September 2015, am frühen Morgen treffen sich ca. 40 Nazis um zur Nazidemo nach Hamburg zu fahren. An ihrem Sammelpunkt wird das Verbot der dortigen Demo bekannt. Die Wahrscheinlichkeit, dass in dieser Gruppe keine V- Leute der Behörden sind, ist gering. Szenekundige Beamte vom LKA betreuen den Haufen, im Umfeld steht eine Hundertschaft bereit. Gemeinsam beschließt man in die Rigaer zu fahren um den Hausprojekten einen Besuch abzustatten. Dort wird sich zu einer Sponti formiert. Doch so ganz reibungslos verläuft der Auftritt nicht, die Polizei muss die Nazis in Sicherheit bringen. Ein Bericht dazu: https://linksunten.indymedia.org/en/node/153270

 

14. September 2015, eine Firma aus Brandenburg will nicht nur durch Beteiligung an Luxusbauten Geld verdienen sondern auch gleich die störenden Zecken vertreiben. Die Arbeiter der Firma tragen Kleidung eines Nazi Labels und belästigen AnwohnerInnen. Das kann nicht lange gut gehen und so gibt es wieder einen Polizeieinsatz zum Schutz eines Faschisten: https://linksunten.indymedia.org/en/node/153013

 

05. Oktober 2015, zahlreiche Presseberichte der letzten Monate haben die Hausprojekte in den Focus gerückt und als Feindbild präsentiert. An diesem Abend findet im XB ein Konzert statt. Zivilstreifen und Wannen kreisen im Minutentakt am Dorfplatz. Gegen 4 Uhr morgens sind alle Gäste gegangen. Wenig später wird ein Feuer im Eingangsbereich entzündet, dass nur mit Glück nicht noch schlimmere Folgen hatte, siehe den Bericht hier: https://linksunten.indymedia.org/en/node/154884

Eine Spurensicherung durch die Polizei findet nicht statt, sie ist auffallend desinteressiert, im Gegensatz zu Kleinigkeiten die hier sonst massive Einsätze auslösen. Die Aufnahmen der verdeckten Videokameras verschiedener Behörden, die in umliegenden Häusern installiert sind, werden für die „Ermittlungen“ nicht benutzt um nicht die Standorte der Überwachungskameras zu verraten.

 

14. Januar 2016, zwischen zwei Razzien in der Rigaer 94 taucht ein Propagandateam der Nazis vor der Tür auf, um unter Polizeischutz ein Video zu drehen. Das geht nicht lange gut weil die Polizei wenige Minuten abgelenkt war. Jetzt ermittelt sie eifrig zusammen mit dem Tagesspiegel: http://www.tagesspiegel.de/berlin/polizei-justiz/berlin-friedrichshain-rigaer-strasse-rechte-von-linken-angegriffen/12836180.html

 

22. Februar 2016, nach mehreren Anfragen des Abgeordneten Tom Schreiber (SPD) mit dem Ziel die Projekte in der Rigaer Straße „zu filetieren“ taucht zufällig ein bekannter Nazi im Abstand auf und natürlich kurz darauf eine Hundertschaft, die ihn rächen will: http://www.tagesspiegel.de/berlin/polizei-justiz/berlin-friedrichshain-rechtsextremist-besucht-lokal-in-rigaer-strasse-und-wird-angegriffen/12993936.html

 

20. Juni 2016, noch 36 Stunden bis zum Großangriff mit Teilräumung der Rigaer 94, da taucht ein Typ auf und macht den Hitler-Gruß, die Polizei bringt ihn schnell in Sicherheit: http://www.tagesspiegel.de/berlin/polizei-justiz/berlin-friedrichshain-bei-streit-in-der-rigaer-strasse-mann-zeigt-den-hitlergruss/13763080.html

 

21. Juni 2016, noch 24 Stunden bis zum Angriff auf die Rigaer 94. Am frühen Morgen werden im Bereich Rigaer und Liebigstraße Plakate der „Reichsführung“ entdeckt, die BewohnerInnen der 94 zum Tode verurteilen. Die Plakate müssen nach 4 Uhr morgens geklebt worden sein, während starker Bestreifung durch Zivilkräfte der Berliner Polizei.

 

23. Juni 2016, am Tag nach der Stürmung der Rigaer 94 werden Einsatzprotokolle der Polizei mit den Personalien einiger BewohnerInen auf einem Nazi Blog veröffentlicht: blog.halle-leaks.de/wer-sind-die-linken-fluechtlingsgegner-in-berlin/

 

Am selben Tag verliert der Baukoordinator, der unter Polizeischutz in der Rigaer 94 die Kadterschmiede zerstört sein Schlüsselband mit der Aufrschrift „Deutsche Elite“. Ein anderer Arbeiter bezeichnet sich selbst als Nazi.

 

25. Juni 2016, der gleiche Nazi Blog veröffentlicht Flugblätter, die über Nacht im abgesperrten und von der Polizei besetzten Bereich der Rigaer Straße verteilt wurden: blog.halle-leaks.de/berlin-rigaer-kiez-flugblaetter-an-die-polizei/

Die Flugblätter imitieren entsprechende Propaganda aus der NS Zeit für die Deutsche Polizei.

 

Zusammenfassend konnte festgestellt werden, dass Faschisten einen ungewöhnlich starken Handlungsdrang in einem Gebiet entfalten, dass für seinen antifaschistischen Widerstand bekannt ist. Obwohl Nazis hier immer Einstecken müssen, zieht es sie magisch an. Die Polizei unternimmt nichts um ihre ideologische und persönliche Nähe zu diesen Strukturen zu verbergen, scheinbar rätselhafte Dinge passieren unter ihren Augen, die nur einen Schluss zulassen: Nazis und Polizei gehen hier gemeinsam gegen selbstorganisierte Räume und missliebige Personen vor.

 

Wer aktiv gegen Nazis vorgehen möchte findet ausreichend Ziele direkt in Friedrichshain, dort ist eben nicht nur Wohlfühlzone für Hausis sondern es geht hart gegen jede Form von Faschismus zur Sache.

 

Deshalb ist die Demonstration am 9. Juli auch eine antifaschistische Intervention gegen die gemeinsame Front von Polizei und Nazis.

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Es ist wirklich nicht mehr verwunderlich, dass Nazis von den Bullen Informationen zu gespielt bekommen. Gab doch z.b. in Sachsen sowas, wo die selbstgeknipsten Fotos von den Bullen, gleich am nächsten Tag auf der NPD seite waren. Damals auch mit Klarnamen, weil ein Bulle seinen Monitor fotografiert hat, nachdem der Einsatzbericht fertig getippt war. ( Wenn jemand noch weiß welche Geschichte ich meine, kann die ja bitte hier anfügen.)

 

Und auch hier wird wieder offensichtlich, wie stark die Überschneidungen sind, zwischen Nazis und Bullen. Kann am gesellschaftlichen Klima hängen, dass man sich wieder mehr traut in der Öffentlichkeit zu sagen, aber das ist ja echt schon ne harte Nummer.

 

Nazibulle

 

Herr Lesser, seit 1988 bei den berliner Bullen, lässt seinem Hass auf Antifaschistische Strukturen freien Lauf. Das Statement wurde so ähnlich schon mal von Curd Schuhmacher getätigt, der danach flennend in seiner Karre saß. Also auch an Christian Lesser, deine Fresse ist bekannt ...

aktuelle Videos, von Nazis verdeckt aufgenommen, aus der Rigaer Straße:

https://www.youtube.com/watch?v=32_dtyFXZ10

musste vorher bescheidwissen. denn sie wurden ja schön früher beauftragt den räumungsauftrag usw auszuführen.

neonazis und staatsmacht, faschisten hand in hand...