Waldspaziergang gegen den atomaren Kahlschalg am 19. Juni 2016 in Mandres-en-Barrois bei Bure. Vor einem Monat wurde über das Vorhaben der französischen Regierung, die Entsorgung von hoch radioaktivem Müll in tiefen geologischen Schichten in Bure (Lothringen, ca. 120 Km von der deutschen Grenze entfernt) unter dem Deckmantel der „industriellen Forschung“ durchzusetzen. Das Gesetz hat den Senat passiert, die Abstimmung der Assemblée Nationale steht noch an. Damit wäre die erste industrielle Phase von CIGEO mit dem Bau von 40 Kilometern unterirdischen Stollen, wie das Entsorgungsprogramm heiß, im Kasten.
Baugenehmigung oder nicht: die ANDRA (Agentur für die Atommüllentsorgung), die
für die Durchführung des Projektes vor Ort verantwortlich ist, schert sich
wenig um die gesetzlichen Voraussetzungen. Die Bauarbeiten sind bereits zu
Gange. Im Wald von Mandres-en-Barrois wird gerodet, Stacheldrahtzäune lang
gezogen.
Dies geschieht nicht ohne Widerstand von EinwohnerInnen und
AtomkraftgegnerInnen vor Ort. Dieser nimmt seit dem internationalen
antikapitalistischen Antiatomcamp vom vergangenen Sommer fahrt auf. Der
ehemalige Bahnhof von Luméville an der künftigen CASTOR-Strecke, hat sich neben
dem Haus des Widerstandes in Bure (Bure Zone Libre) zu einem wichtigen
Stützpunkt des Widerstandes etabliert. Der Widerstand organisiert sich.
Als Antwort auf den Start der Bauarbeiten wurde zum bäuerlichen Widerstand
aufgerufen (Collectif Terres de Bure) und Felder der ANDRA mit
Bio-Saatgut bestellt. 500 m² Kartoffel und 1 Hektar Gerste und Hafer wurde
gepflanzt. Am 5. Juni versammelten sich 1 000 Menschen zur Marsch der 200 000
Schritten. Vergangene Woche wurden die Rodungsarbeiten durch Waldspaziergänge
gestört. Und es soll nun weiter gehen. Mit einem großen Widerstandstag im Wald
von Mandres-en-Barrois am 19. Juni 2016. Die Widerständigen rufen darüber
hinaus zu einem „#été d'urgence“ auf. Auf Deutsch „#Sommer des
Ausnahmezustandes“, in Anspielung auf den im Zuge der Anschlägen von
November in Paris ausgerufenen Ausnahmezustandes und die dazugehörige
willkürliche Repression von politischem Protest im ganzen Land.
Die Menschen vor Ort freuen sich auf tatkräftige Unterstützung und (auch
dezentrale) Soliaktionen. Vor Ort ist Platz für Viele(s)!
„À bure, nous n'irons plus aux champignons“ heißt der
Aufruf zum Protest für den 19. Juni 2016. Auf Deutsch: „In Bure werden wir
keine Pilze mehr sammeln gehen.“
Die Einwohner*innen von Mandres-en-Barrois wollen ihren Wald zurück! Dieser
wurde vor einem Jahr mit der ANDRA „getauscht“, der Beschluss fiel im Zuge
einer geheimen Gemeinderatssitzung um 5 Uhr morgens. 220 Hektar Gemeindegebiet
wurden der ANDRA übertragen und somit für den Kahlschlag und für CIGEO
freigegeben. Dafür erhielt die Gemeinde ein 370 Hektar großes Waldgebiet,
dieser liegt allerdings weiter weg. Einwohner*innen haben sich für eine Klage
gegen dieses Vorgehen zusammen geschlossen. Die ANDRA wartet jedoch weder die
Baugenhemigung für CIGÉO noch das Ergebnis der Klage der Einwohner*innen ab.
Der direkte praktische Widerstand vor Ort kann auch nicht warten.
Aus dem Aufruf:
„Wir müssen den Wald zusammen besetzen. Alle Mittel sind zur Verhinderung
des Kahlschlags und Aufstellung von Stacheldrahtzäune notwendig. Der Kahlschlag
bedeutet die Schaffung einer Wüste, Voraussetzung zur atomaren Verbreitung. Wir
denken an Picknicks, Wanderungen, Demonstrationen. Wir stellen uns auch
Sabotage, Besetzungen und dezentrale Aktionen vor.
Die Partie spielt sich heute ab, wir wissen dass diesen Sommer entscheidend
sein wird. Unsere einzige Einschränkung ist die Anzahl an Menschen. Einige
Menschen haben sich bereits nach Bure begeben. Und dies haben wir bereits von
der aktuellen Protestbewegung gelernt: Wenn wir viele sind, tun wir was wir
wollen.
Wir müssen heute schon zusammen kommen und den Wald zurück erobern.
Kommt zahltreich nach Mandres-en-Barrois am 19. Juni 2016!
Start gegen 11 Uhr mit einem langen Picknick in Mandres-en-Barrois, treffpunkt
beim Lavoir (Waschplatz).“
Ein Text- und Bildbericht der „Wanderungen“ der vergangenen Woche ist auf der
Homepage von vmc
Und wie es dort heißt:
La résistance sort du bois : l’ANDRA ne creusera pas son trou atomique
dans la forêt de Mandres-en-Barrois !
ANDRA, dégage, résistance et sabotage !
Auf Deutsch:
„Der Widerstand kommt aus dem Wald (aus der Deckung): Die ANDRA wird ihr
atomares Loch im Wald von Mandres-en-Barrois nicht graben!
ANDRA, haut ab, Widerstand, Sabotage!“
Weitere Informationen:
- Dossier auf Deutsch über Bure
- VMC (Camp Orga vom letzten Sommer, es wird weiter über den Widerstand berichtet)
Vernetzung
Danke
... na endlich mal ne wirklich sinnvolle und extrem wichtige Aktion.
Mein Beifall²³.
Bitte weiter so, denn diese Atom-Schei?e ist pure Geldwäsche, die wir alle Menschen mit unserem Leben bezahlen, früher oder später!
Soll ich mal eine (noch sehr unvollständige) Tabelle mit den krebs-toten Prominenten hier reinstellen?
(nee, nicht "Die toten Kinder von Basra, von Professor ... äh ... wie hieß der gute mann doch gleich ...?)
Infoticker
Zur Demo im Wald gibt es einen Infoticker.
http://vmc.camp/2016/06/19/fil-info/
250 Menschen spauieren durch den Wald und haben ist Pick Nick ausgepackt. Securitys mussten weg. interessanterweise hat die Polizei gesagt, sie würde nur dann tätig werden, wenn personen physisch angegriffen werden. Sie gab dann den Securitys die Empfehlung, weg zu gehen. Offensichtlich soll - zu erst - eine Eskaltion vermieden werden. Ob auch die Behörden an der Lagalität der begonnen Bauarbeiten selbst zweifeln und noch auf das Inkrafttreten des Gesetzes (das den Senat aber noch nicht die Assemblée Nationale passiert hat, siehe Artikel dazu) warten, bevor sie gegen den Widerstand vor gehen? Die Spaziergänger*innen nutzen jedenfalls die Gunst der Stunde. Stück für Stück verschwinden Zaun und Infrastruktur... Laut Ticker läuft grad ein "Barrikadenbau Workshop". Einwohner*innen und "zugereisten" Aktivist*innen arbeiten Hand in Hand in fröhlichern Stimmung.
Der Widerstand geht weiter - ob im Wald - oder an der künftigen CASTOR-Strecke, sollten die Arbeiten los gehen (noch hat deren Bau nicht begonnen, Bohrungen haben dort aber im Winter schon statt gefunden).
Waldbesetzung gegen den atomaren Wahnsinn!
Aktionstag im Wald geht in die Verlängerung: der Wald wird besetzt! So soll es nun bleiben! Stichwort #OCCUPYLAMEUSE (la Meuse ist das Departement wo der Wald sich befindet). Die Aktivist*innen haben eine kleine Hütte gebaut und sind entschlossen zu bleiben! Sie rufen zur Unterstützung der Besetzung auf! Siehe Aufruf auf Französisch: http://vmc.camp/2016/06/19/ete-durgence-appel-a-occupation-et-resistance-face-aux-chantiers