[AA | MUC] Erklärung des Antifaschistischen Aufbaus München zu den Vorfällen am 5.6.16

westendstr

Am 5.6.2016 kam es im Münchner Westend zu einem Angriff auf ein Auto, das mutmaßlich einem Nazi gehörte. Einige Tage später stellte sich heraus, dass das Auto, obwohl vor einem klandestinen Treffpunkt von Neonazis des III. Wegs abgestellt, einer unbeteiligten Bewohner_in des Hauses gehörte. Auch wenn wir als Struktur weder an Planung, Durchführung noch irgendwie sonst an dieser Aktion beteiligt waren, halten wir es für nötig hierzu Stellung zu nehmen.

 

Direkte Aktionen gegen Neonazistische Strukturen sind wichtig und richtig. Ihr menschenverachtendes Weltbild beruht auf Gewalt und Vernichtungsfantasien gegenüber allen, die ihrer Meinung nach nicht zur homogenen völkischen Gemeinschaft zählen. Insbesondere bei Gruppen wie dem sogenannten III. Weg (Nachfolger des 2014 verbotenen Freien Netz Süd), in dem sich verurteilte Rechtsterrorist_innen und gewaltbereite Hooligans sammeln, ist die direkte Aktion gegen Infrastruktur, Treffpunkte und Ähnliches wichtig, um ihre Handlungsfähigkeit einzuschränken. Ein Auto mit zerstochenen Reifen kann nicht mehr für Angriffe auf Geflüchtete, Homo- und Transsexuelle, Obdachlose, Antifaschist_Innen, Migrant_Innen, Jüd_Innen oder andere Menschen genutzt werden. Unter anderem deshalb dürfen wir uns unsere Mittel weder vom bürgerliche Staat, noch von moralisierenden „München ist bunt“-Demonstrant_Innen vorschreiben lassen.


Auch wenn es scheinbar nicht gelang die Neonazis direkt anzugreifen, zwang die öffentliche Enttarnung ihres kleinen Kellertreffpunkts und der Trubel um das zerstörte Auto die Repressionsbehörden dazu, einzugreifen. Wir wollen klarstellen, dass die Aktion in dieser Hinsicht, die Nazis aus dem Viertel zu treiben, ein Erfolg war.
Dementsprechend solidarisieren wir uns mit den Aktivist_innen, die sich entschlossen haben, im Westend aktiv zu werden und vertrauen darauf, dass der Angriff auf das Auto nach bestem Wissen verübt wurde. Dass es sich hierbei um das Fahrzeug einer Unbeteiligten handelte, sehen wir allerdings als guten Anlass für einen Aufruf an alle antifaschistischen Zusammenhänge in München, in Zukunft wieder ein wenig mehr Zeit in „klassische“ Antifaarbeit wie Recherche zu investieren.


Dennoch ist Schaden entstanden. Und weil wir uns als Teil der antifaschistischen Bewegung sehen möchten wir solidarisch bei der Begleichung dieses Schadens helfen. Wir möchten hier noch einmal klar zum Ausdruck bringen, dass für uns Angriffe auf Unbeteiligte nichts mit antifaschistischer Politik zu tun haben. Die Verwechslung dieses Autos war ein Fehler, wichtig ist dass Fehler reflektiert werden.


Wir werden als Antifaschistischer Aufbau versuchen Geld aufzutreiben, um es der Betroffenen zukommen zu lassen und somit mindestens in finanzieller Hinsicht einen Teil des entstandenen Schadens zu übernehmen. Dass die Betroffene selbst sauer ist und einen Zeugenaufruf auf Facebook teilt, halten wir zwar für falsch, aber verständlich.

 

Sollte es jedoch zu Diskussionen kommen, wer möglicherweise dabei war oder dass sich irgendwelche Menschen bekennen und für den Schaden aufkommen sollen, möchten wir klarstellen: Kritik ist hier, wie sonst auch immer angebracht. Wir erwarten aber, dass Kritik sachlich, solidarisch und konstruktiv geäußert wird! Keine Aussage bei der Polizei! Keine Vermutungen nach dem 5. Bier im örtlichen AZ! Keine Anspielungen auf Facebook! Keine Namen! Keine Strukturen!


Wir fordern die Betroffene deshalb auf, den Zeugenaufruf sowie alle Aufrufe, die Aktivist_Innen bei der Polizei zu denunzieren, einzustellen.
Auch möchten wir hier noch einmal unser Bedauern zum Ausdruck bringen, dass Unbeteiligten Schaden entstanden ist.
Wir rufen die radikale Linke in München auf, in ihren Strukturen Geld aufzutreiben, um den Schaden solidarisch zu tragen.

Weitere Informationen zum Treffpunkt der Nazis gibt es hier.

 

Antifaschistischer Aufbau | München

facebook.com/Antifaschistischer-Aufbau-M%C3%BCnchen-249069948802128

www.antifa-aufbau.de 

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Super das da noch was folgt, besonders wo es so blöd gelaufen zu sein scheint. Das die Nazis dann wegen der Sache trotzdem rausgeflogen sind ist natürlich gut, aber macht das auch nicht wieder gut. Für mehr oder weniger anonyme Spenden würde sich eine Bitcoinadresse eigenen die ihr Publiziert, allerdings müsstet ihr und die Spender*innen da einige Sachen (sicherer Kauf/sicherer Transfere mit TOR und Online-Wallet etc.) beachten. Falls sich der Aufwand lohnt. Hoffentlich klappt das.

Ihr schreibt, völlig zu recht: "Keine Aussage bei der Polizei! Keine Vermutungen nach dem 5. Bier im örtlichen AZ! Keine Anspielungen auf Facebook! Keine Namen! Keine Strukturen!" aber dann wenige Zeilen davor: "Auch wenn wir als Struktur weder an Planung, Durchführung noch irgendwie sonst an dieser Aktion beteiligt waren..." Merkt ihrs selbst? Sehr skurril, oder?

 

Alles andere kann ich voll unterstützen, aber das geht garnicht!

Es scheint mir sinnvoll, dass sie sich als öffentlich auftretende Gruppe distanzieren, da ansonsten Leute und Repressionsorgane diesen (guten) Artikel als Selbstbezichtigung fehlinterbretieren könnten.

Erstmal liebe Münchenerinnen und Müchner aus der Szene, wirklich cool, dass so ein Schaden breit diskutiert wird, das ist nicht immer selbstverständlich, aber so sollte es sein. Vielleicht wäre es hypothetischstens möglich für ähnlich blöde Sachen Rücklagen zu bilden.

 

Eine kleine, aber ich glaub für die Geschädigten doch entscheidende Sache bemängele ich bei euch, dass ihr die Einstellung eines Verfahrens fordert und nicht einfach diese Leute bittet. Wenn ich etwas angefressen wäre und von euch nichts hören wollte, wäre das so ziemlich das letzte, was ich zurücknähme. Die paar Aktivies haben dahingehend keine Wahl und ich find, dass da eine Gleichheit vorausgesetzt wird, die hmmmm recht schnell missverstanden werden kann. Stellt euch mal vor, eine Mafia hätte das gleiche getan und forderte dann Ruhe!