Mittlerweile ist der geplante Luxusbau, das so genannte „Carre Sama-Riga“, eines der politischen Topthemen im Nordkiez von Friedrichshain. Es wurde bereits angekündigt, dass dieser 37-Millionen-Euro-Bau mit allen Mitteln verhindert werden soll, um die rasante Verteuerung der Mieten aufzuhalten.
Was ist bisher geschehen? Ein Überblick.
Seit die
Polizeioperation „Gefahrengebiet“ aus Kapazitätgründen
ausläuft, gibt es Diskussionen im Kiez darüber, welche Perspektive
die Kämpfe hier haben. Die Luxusbauten auf dem Bambiland, welche das
absolute Paradebeispiel für Gentrifizierung sind, haben die Wut
gegen Neubauten bereits ordentlich befördert und so schoss sich der
gut vernetzte Kiez schnell auf das Carre Sama-Riga ein.
14.04. "Unbekannte haben heute früh ein Wohnhaus in Friedrichshain beschmiert und mehrere Fensterscheiben eingeworfen. In der Zeit zwischen 2.30 und 3 Uhr wurde von Unbekannten eine politische Parole an die Fassade des Hauses in der Rigaer Straße geschmiert sowie mehrere Scheiben eingeworfen.", so der polizeiliche Staatsschutz.
Bei dem „Wohnhaus“ handelt es sich um die Geschäftsräume des Stadtraumnutzung e.V., der mit dem Investor des Bauvorhabens, der CG-Gruppe, unter einer Decke steckt. Die Büroräume befinden sich schräg gegenüber des Geländes der Rigaer 71-73, wo der Bau entstehen soll.
Am selben Tag
wird ein Text (https://linksunten.indymedia.org/en/node/175805)
veröffentlicht, der die Rolle des Vereins beleuchtet. Die
Autor_innen meinen: „Was wir brauchen ist sozialer Wohnraum und
niedrige Mieten. Enteignet die Verbrecher der CG-Gruppe!
Stadtraumnutzung e.V. verpisst euch!“
15.04. Bereits einen Tag später erscheint ein Text von anderen Autor_innen, die die Notwendigkeit eines Zieles für den lokalen Kampf betonen. Sie wollen „Neubau-Stopp in der Rigaer Straße“ und fordern zur weiterführenden Diskussion darüber auf, wie mit dem Carre Sama-Riga umgegangen werden kann.
In der Folge
tauchen verschiedene Plakate und Flyer in den Straßen und Häusern
auf, die die Forderung nach Neubau-Stopp unterstützen. Graffiti
gegen Gentrifizierung und die CG-Gruppe stehen an den Wänden.
05.05. Der CG-Gruppe wird ein schriftlicher Platzverweis (https://linksunten.indymedia.org/en/node/178185) erteilt. Der Artikel enthält eine Internetrecherche über den Investor, der mit Milliardenbeträgen spielt.
20. und 21.05. Auf zwei Kundgebungen wird über das Bauvorhaben informiert, sowie zum Widerstand gegen Neubauten aufgerufen. Da die Polizei sich zurückhält - wohl um keine negativen Bilder für den Investor zu produzieren - gibt es einen regen Austausch mit Passant_innen. Die Stimmung im Kiez ist dem zu Folge recht gut einzuschätzen: niemand will die CG-Gruppe hier. Woran es Einigen aber fehlt, ist die Zuversicht, selbst etwas bewegen zu können.
In Folge der
Kundgebungen schreiben auch die ersten Zeitungen über die
Widerstandspläne. Dass der Widerstand schon jetzt greifbar und auf
gutem Wege ist, lässt sich dadurch belegen, dass die CG-Gruppe als
Reaktion zu einer eigens organisierten „Informationsveranstaltung“
am 11.06. auf „ihrem“ gekauften Gelände einlädt. Dort werden
sie sicherlich versuchen, die Gegner_innen durch rhetorische Tricks
zu demoralisieren. Es wird dazu eingeladen, ihre Versuche im Ansatz
zu unterbinden und eine eigene Show daraus zu machen.
23.05. Die CG-Gruppe versucht, durch eine eigene Pressemitteilung ihre Geldgeber bei Laune zu halten. Der Entwicklungsprozess des Caree Sama-Riga „wird seit bereits drei Jahren gemeinsam gestaltet und vorbereitet - zusammen mit Bezirk, Behörden, Nachbarn, Interessengemeinschaften und mit ernsthaft an einer Kiez-Entwicklung interessierten Bürgern“, so der Wortlaut. Diese einer Wunschvorstellung gleichkommende Darstellung lässt erahnen, dass ihr Traum von einem Luxusprojekt in einer der rebellischsten Straßen, wie eine Seifenblase kurz vorm zerplatzen zu sein scheint.
Der Immobilienmanager.de, und das DEAL-Magazin („Wirtschaftsmagazin rund um Real Estate, Investement und Finance“) drucken ihnen die „Pressemitteilung“ freundlicherweise ab.
25.05. Direkt gegenüber vom geplanten Carre gibt es jetzt ein großes, unmissverständliches Graffiti: CG-Gruppe verjagen! Das Video will geklickt und verlinkt werden: https://youtu.be/Ggu31BDe--U
Denn... auch
an der Internetfront muss die CG-Gruppe mächtig investieren. Wohl
wissend, dass auch Wohnungskäufer_innen und Ladenbesitzer_innen
Internetsuchmaschinen bedienen, ist ein Kampf um die ersten Seiten
bei Google und Co. ausgebrochen. Um die Deutungshoheit über die
hochgelobte Sozialverträglichkeit ihres Prunkbaus zu behalten, haben
sie wohl ihr nicht zu knappes Geld in die Hand genommen, um nicht am
Ende ihre goldenen Amaturen unter Preis verscherbeln zu müssen.
Jedenfalls sind einige Internetlinks auf den ersten Seiten der
Suchergebnisse verschwunden und ihre Webpräsenz steht nach wie vor
über allem anderen. (Auch über dem neuen Blog der Gegner:
https://samariga.noblogs.org/)
Das kostet
natürlich. Und wir verbuchen diesen wirtschaftlichen Schaden schon
mal als 1:0 für den Widerstand. Klar ist aber, dass bei den Summen,
um die es hier geht, die Schmerzgrenze der CG-Gruppe noch längst
nicht erreicht ist. Die Impulse gehen aber in die richtige Richtung.
Über negative Öffentlichkeit für das Carre Sama-Riga sprechen wir
das Heiligste dieser Menschen an: die Käufer, sprich das Geld.
Planen wir deshalb weiter den Untergang dieses Projektes indem wir
gemeinsam auf die Straße gehen, Aktionen machen und Texte schreiben!
Wie schon ein
anderer Text vorschlug: wir können einen richtungsweisenden Schritt
gehen und das unmögliche probieren. Was haben wir zu verlieren? Zu
Grunde gehen wir in den Kämpfen, die wir nicht kämpfen - das zeigt
die Geschichte dieser Stadt.
Andersherum
gesagt, können die Menschen dieses Kiezes eigentlich nur dabei
gewinnen, wenn sie sich gemeinsam gegen diese offensichtliche
Schweinerei von Stadtpolitik wehren. Wir sehen uns auf der Straße,
bei den nächsten Aktionen gegen das Carre Sama-Riga, die CG-Gruppe
und die Berliner Politik. Zunächst am 11.06. um 11 Uhr, dann
am 12.06. um 14 Uhr zum Kiezspaziergang und dann sicherlich bald
auch auf einer großen Demo ;) Die wird nämlich gerade
diskutiert...
oh mann
Besagter erster Google-Treffer lautet:
"Carré Sama-Riga - CG Gruppe
www.cg-gruppe.de/immobilien/projekte/in.../carré-sama-riga/372
Carré Sama-Riga. In einer der gefragtesten Kietz-Lagen von Berlin - im Samariter-Viertel - bereitet die CG Gruppe ein weiteres, anspruchsvolles Projekt vor."
...oh mann, sie versuchen sich "voll-fhain-hip-urban-amazing-dasistsoberlin"-mäßig anzubiedern und schreiben dann Kiez mit "t" ("Kietz").
Trottel :-P
Männerspaziergang
Dem Flyer nach zu urteilen, der gerade rumgeht, soll der Kiezspaziergang am Sonntag ein Männerspaziergang sein.
Eure Revolution ist keine soziale Revolution, denn die geht ganz anders!