Die Kampagne »a monday without you« – Rechte Strukturen offenlegen! ruft zur Teilnahme an den Protesten gegen den “Schweigemarsch” christlicher FundamentalistInnen am 6. Juni in Annaberg-Buchholz auf.
Am 2. Mai besuchte die antifaschistische Kampagne rechte Akteure in Leipzig-Gohlis. Wie schon einen Monat zuvor in Leutzsch war die lokale rechte Szene beunruhigt, die ortsansässigen Burschenschaften riefen zum “Häuserschutz” auf. Während die Burschenschaft Arminia sich mit Silvio Rösler sowie Neonazis aus dem Umfeld von Kevin Dehn in der Toreinfahrt sammelte und vorher ihr Verbindungsschild überklebte, schafte es das benachbarte “Corps Thuringia Leipzig”, nach Eigenauskunft ein “moderner, lustiger und politisch neutraler Haufen”, zwei Fahnen der Sowjetunion und eine Fahne der DDR zu hissen. Am Rande pöbelten dann noch einige “Kameraden” die antifaschistische Demo an, aber Gohlis brannte trotz anders lautender Twitter-Meldungen dann doch nicht. Wie schon in Leutzsch machte die antifaschistische Kampagne auf rechte Aktuere im Stadtteil aufmerksam und erinnerte an antifaschistische WiderstandskämpferInnen, nach denen auch in Gohlis mehrere Straßen benannt sind.
Auf in die Provinz!
Beim nächsten Legida-Aufmarsch am 6. Juni wird die antifaschistische Kampagne nun wirklich einen Montag ohne Legida erleben und sich rechten Akteuren in Annaberg-Buchholz widmen.
Wie im Kampagnen-Aufruf formuliert, “stellen wir uns aktiv gegen die aktuellen rassistischen und rechten Mobilisierungen. Dafür ist es notwendig, dahin zu gehen, wo sich die rechten AkteurInnen wohl und sicher fühlen. Der Widerspruch gehört in ihr direktes Umfeld.”
Am 6. Juni stehen daher nicht Legida sowie ihre AkteurInnen im Fokus, sondern an diesem Montag gilt es emanzipatorische Kämpfe zu verbinden und damit den “Schweigemarsch” reaktionärer Kräfte in Annaberg-Buchholz zu stoppen.
Die OrganisatorInnen des “Schweigemarsches” stehen Pegida und ihren Ablegern inhaltlich nahe. So verweist Pegida zwar in den sogenannten “Dresdner Thesen” auf den “Erhalt der sexuellen Selbstbestimmung”. Doch diese angepriesene “Selbstbestimmung” ist lediglich eine vermeintliche. Die einzigen, die letztlich ihre Sexualität selbstbestimmt ausleben sollen, sind heterosexuelle Männer. So hetzt das GIDA-Positionspapier gegen “Genderisierung und […] Frühsexualisierung”. Damit fordern und fördern sie ein heterosexistisches Rollenbild, in dem Menschen, die homo- oder bisexuell begehren, ausgegrenzt werden. Die Existenz von asexuellen und intergeschlechtlichen Menschen sowie von Trans-Personen verneinen sie gänzlich.
Gleichsam sollen Errungenschaften der Frauenbewegungen rückgängig, Frauen wieder von Männern abhängig und in das bürgerliche Ideal der Kernfamilie als “Keimzelle der Gesellschaft” gepresst werden. Im GIDA-Positionspapier klingt dies so: “Besonders die Förderung einer nachhaltigen Familienpolitik muss Priorität erhalten, um einen Stopp oder sogar die Umkehr des demographischen Wandels zu erreichen. Der Kinderwunsch darf nicht aufgrund von wirtschaftlichen Ängsten unterdrückt werden.”
Frauen wird demnach unterstellt, einen “natürlichen” Kinderwunsch zu hegen, der lediglich aufgrund von “wirtschaftlichen Ängsten unterdrückt” werde. Dass sich Frauen jedoch bewusst gegen Kinder entscheiden, verkennt diese Annahme vollkommen. Hinter der angestrebten “Umkehr des demographischen Wandels” durch “Förderung einer nachhaltigen Familienpolitik” steht nichts anderes als irrationale Ängste, die in Deutschland Tradition haben.
Ähnlich drückte es Thilo Sarrazin (SPD) in seinem 2010 erschienenen Buch “Deutschland schafft sich ab” so aus: “Deutschland wird nicht mit einem Knall sterben. Es vergeht still mit den Deutschen und der demografisch bedingten Auszehrung ihres intellektuelles Potenzials.”
Reaktionäre Zusammenhänge – ob nun Neonazis, SchweigemärschlerInnen, GIDA-BefürworterInnen, VerschwörungstheoretikerInnen oder einfach nur Mitglieder bürgerlicher Parteien wie der SPD oder der CDU – fordern/fördern eine Familienpolitik, die auf Herkunft beruht. Nur ein bestimmter Bevölkerungsteil soll demzufolge eine Familie gründen:
- Die Familie müsse aus einer Frau und einem Mann bestehen. Dies schließt intergeschlechtliche und Trans-Personen aus.
- Ihr Konzept von Familie ist heterosexuell definiert, wodurch homosexuell-lebende Menschen ausgeschlossen werden.
- Ihr Familiemodell ist ein rassistisches, da es Menschen ausschließt, die als nicht-weiß und nicht-deutsch angesehen werden.
- Ihr Familienkonzept begünstigt ökonomisch-bessergestellte Bevölkerungsschichten und benachteiligt finanziell-schlechtergestellte Menschen. Ebenfalls birgt es Nachteile für Alleinerziehende.
Die wirksamste Antwort auf solche reaktionäre und rechte Bewegungen ist eine starke antifaschistische und feministische Bewegung. Wir sind der Ansicht, dass dies vor allem in Sachsen geschehen muss, und zwar mit allem zu verantwortenden Nachdruck. Das heißt: Auf allen Ebenen – mit allen Mitteln.
Daher: Schließt euch am 6. Juni den Protesten gegen den “Schweigemarsch” in Annaberg-Buchholz an, um zu verhindern, dass sich rassistische und antifeministische Positionen ausbreiten!
Mehr Informationen zu den Protesten in Annaberg-Buchholz: schweigemarsch-stoppen.de
mann, frau, transperson?
sorry aber ein großer teil der transleute sind frauen und männer. davon wiederum sind viele heten. trans ist weder ein geschlecht noch ne sexuelle orientierung. transfrauen das frausein und transmännern das mannsein abzusprechen ist nicht okay.
Cis
So wie es im Text steht ist der Satz tatsächlich kritikwürdig. Gemeint ist wahrscheinlich "Die Familie müsse aus einer Cis-Frau und einem Cis-Mann bestehen." Das sollte in Zukunft dann auch so benannt werden.