Europa und Freiheit - Ivana Hoffmanns einjähriger Todestag

Ivana Hoffmann

Hallo Freund_innen, Vor nun einem Jahr am 7. März 2015 lief Ivana Hoffmann, mit Codenamen Avaşin Tekoşin, im Kampf für die Verteidigung der Revolution in Rojava ihr Leben. Wir möchte heute zum Internationalen Frauenkampftag diesen Artikel, der in der Zeitschrift der Jungen Frauen Bewegung Rojavas erschienen ist veröffentlichen, um an den Kampf dieser einzigartigen Revolutionärin zu erinnern. Wir hoffen er wird zum Denken anregen! Es ist an der Zeit sich der Bedeutung der Konsequenz mit der sich Hevala Avaşin für die Freiheit einsetzte  zu verhalten!  Es ist Krieg in Kurdistan was tut ihr?

şehid namirin! Die Gefallenen sind unsterblich! 

Jin jiyan azadî!

 

Ewrûpa û Azadî
Rûken Sterk
erschienen in "Silava" Kovara Tevgera Jinên Ciwan Rojava Hejmar: 7 Ĉile-Sibatê 2016


Hevala[1] Avaşin hatte ein großes Gefühl für die Freiheit und Kurdistan.

Ich möchte mit euch Hevala Avaşin kennenlernen, eine Freundin, die die falsche Freiheit Europas nicht akzeptierte und eine Wunsch nach wahrer Freiheit besaß. Deswegen wahr die Freundin immer in der Mitte des Kampfes, bis sie sich dann dem Krieg in Rojava anschloss.
Hevala Avaşin, Ivana Hoffmann, war eine Freundin aus Deutschland und ließ am 7. März 2015 in Til Temir[2] ihr leben. Sie wurde am September 1995 in Emmerich, Deutschland, als Tochter einer deutschen Mutter und eines togolesischen Vaters geboren. Im Alter von 14 Jahren begann sie mit der politischen Arbeit. Im Zentrum des Kapitalismus aufgewachsen, erhob sie sich schon früh gegen Ungerechtigkeit, Unterdrückung und Ungleichheit und begab sich auf die Suche nach Freiheit, doch in Europa fand sie diese nicht. Heval Avaşin organisierte sich in Deutschland in der kommunistischen Organisation MLKP. Um Freiheit zur Politik zu machen, kämpfte sie gegen Sexismus und Rassismus. Doch damit begnügte sie sich nicht und der Kampf reichte ihr nicht. Im Frühling 2014 kam sie nach Rojava und nahm ihren Platz im internationalen Tabor[3] der MLKP ein. Hevala Avaşin wollte Freiheit und kam dafür nach Rojava. Sie glaubte die Revolution in Rojava könne eine Beispiel für den gesamten mittleren Osten werden und müsse deswegen verteidigt und beigestanden werden. Sie verstand die Verteidigung der Revolution Rojavas, als die Verteidigung der Zukunft aller Völker und wollte deswegen ihren Platz in dieser Revolution einnehmen und ihre Rolle darin spielen. Hevala Avaşin schrieb in einem ihrer Briefe:"Ich kann nicht einfach mit ansehen wie unsere Schwestern, Brüder, Mütter und Väter für Freiheit und gegen Kapitalismus kämpfen. Ich möchte mich, wie sie auch, diesem Kampf anschließen und wenn ich nach Deutschland zurückkehre werde ich auf meine Freund_innen und mein Umfeld in Deutschland mit Kraft, Wille und Kampfgeist einwirken. Hevala Avaşin wollte nach Deutschland zurückkehren um den Kampf in Deutschland zu stärken und ihrem Umfeld wieder eine Perspektive geben, weil es in Deutschland Perspektive, Hoffnung, Wille und Kamfgeist nicht gibt und durch Liberalismus und Kapitalismus die Menschlichkeit getötet wurde. Dinge jenseits von Materialismus, wie Ethik, Menschlichkeit, Sozialismus, Freiheit, Gleichheit, gibt es nicht. Die Menschen arbeiten, wie Sklaven, nur für Geld. Durch den Einfluss von Liberalismus können sich die Menschen nicht miteinander organisieren, jede_r bleibt für sich allein und Glaube und Hoffnung sind gebrochen. Wegen dieser Tatsachen wollte Hevala Avaşin nach der Revolution in Rojava in ihre Heimat zurückkehren und ihre Bevölkerung organisieren - sie wollte mit einem neuem Geist, einem starken Willen, einer starken Perspektive des Demokratischen Konföderalismus dort ein neues System aufbauen.
Ihre Freund_innen sagen:"Hevala Avaşin liebte das Leben. Jedoch nicht jenes, dass die Menschen in Europa leben. Die Mehrheit der Menschen in Deutschland schweigen. In der Bevölkerung gibt es Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit. Der Einfluss des Systems, der Schulbildung und der Arbeit zeichnet sich in ihrem Gesicht ab. Aber Heval Avaşin und die Freund_innen in Rojava können die Auswirkung von Freiheit in den Gesichtern der Menschen sehen, Freude und Liebe für das Leben machen sich sichtbar. Hevala Avaşin baute schnell soziale und freie Beziehungen zu ihren Freund_innen auf, sie sang immer Lieder und schrieb sich auch selbst. Sie war ihren Freund_innen sehr hilfsbereit gegenüber. Manchmal wurde sie sehr wütend, besonders über vorhandene Ungerechtigkeit und Unterdrückung. Sie war immer vorne im Kampf, besonders im Kampf gegen Rassismus und Faschismus. Am Anfang als sie neu nach Rojava kam, hatte sie es sehr schwierig. Besonders was die Sprache anging. Sie sprach weder kurdisch noch türkisch. Sie konnte sich nicht ausdrücken, deswegen war es besonders schwierig. Doch sie lernte schnell kurdisch und somit war diese Schwierigkeit überwunden. Heval Avaşin wollte ihren Platz an der Front einnehmen. Von dem Level der Frauenorganisierung und Wissen über die Frau war sie sehr beeindruckt. Demokratischer Konföderalismus, Frauenideologie und Frauenorganisierung zog ihr Interesse an und sie sagte:"Für mich, sind diese Begriffe sehr neu".
Heval Avaşin truf eine B.K.C. und spielte im Krieg ein aktive Rolle. Sie war bei den Freundinnen der YPJ sehr bekannt, wollte das Leben der YPJ lernen und sich im bewaffneten Frauenkampf und der Frauenphilosphie stärken. Sie fragte sehr viel und ihre Neugier für den bewaffneten und politische Kampf war sehr groß. Sie kämpfte mit ihrer BKC, die sie von ihrer Freundin die gefallen war übernahm, bis sie selbst şehid[4] fiel.
Hevala Avaşin war mit ihrer Neugier, Liebe und Kampfgeist ein Beispiel für die gesamte Menschheit.
Oft fragen Menschen hier warum Freund_innen/Genoss_innen aus Europa hierher kommen? In Europa gibt es doch Freiheit, alles gibt es, sie haben ein ruhiges schönes Leben, warum kommen sie hierher? Die Freund_innen kommen hierher, weil es in Europa keine wahre Freiheit gibt. Europa wird als schön dargestellt, doch dies ist eine Lüge, in Europa gibt es nichts. Wegen Europa ist Kurdistan in den Zustand von Krieg und Sklaverei verfallen. In der Geschichte hat Europa bis zum heutigen Tag immer unserem Feind die Hand gegeben. Wie können wir Hilfe für etwas Gutes erwarten, dass von ihnen kommt? Wir könnten stattdessen auch fragen, warum so wenig Menschen aus Europa kommen? Denn Liberalismus schafft Menschen ohne Gewissen und Leidenschaft, die nichts außerhalb ihrer Eigenenbedürfnisse sehen können. Viele Menschen gingen von hier nach Europa, wünschten sich ein schönes, ruhiges Leben. Aber in Europa sehen sie, dass das Leben nicht im geringsten so gemütlich ist, sondern das alles Lügen waren. Doch unsere gefallenen Freund_innen zeigen uns, dass es nichs angenehmeres und schöneres als den Kampf für das Heimatland gibt. Wenn wir Freiheit wollen, müssen wir kämpfen. Entweder kämpfen für den Aufbau eines neuen System, einer neuen Perspektive, eines neuen Lebens und einer neuen Mentalität und verteidigen diese oder wir werden auch zu Sklaven. Dies ist nicht nur ein militärischer Krieg sondern auch ein psychologischer Spezialkrieg. Europa ist spezialisiert auf diese Methoden, sie haben viel Erfahrung mit dreckigem Krieg gegen die Bevölkerung. Wir glauben nicht an ihre Lügen, wir sehen das wahre System und werden mit all unseren Kräften ein demokratisches und föderales System aufbauen und verbreiten. Das ist der Wunsch der Gefallenen an uns.

Die Gefallenen sind unsterblich.



[1] Heval [kurdisch]: Freund_in
[2] Til Temir: Stadt in Rojava, Westkurdistan, Nordsyrien
[3] Tabor [kurdisch]: Einheit, militärisch
[4] şehid [kurdisch]: Martyrer_in, Gefallene_r

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Die Gefallenen sind unsterblich - das ist falsch. Ivana ist tot. Sie wird nie mehr lachen, nie mehr weinen. Sie wird nie mehr lieben, keine Beziehung mit jemandem haben. Sie wird nie Kinder haben. Sie wird nie, 50 Jahre alt, mit GenossInnen ein Eis essen und sich an ihre Jugend erinnern. 

 

Nun kommst du und sagst, sie sei aber unsterblich, weil sie unvergessen ist. Nehmen wir mal an, es würde sich tatsächlich in zwanzig Jahren noch jemand außer ihrer engsten Bezugspersonen (und das ist wohl bei jeder/jedem Jugendlichen so) an sie erinnern. Was hat sie davon? Sie ist tot!

 

Ja, sie hat sich für etwas eingesetzt! Hat sie ihn ihrem Innersten wirklich gewusst, dass sie sterben kann? Hätte sie Duisburg verlassen, wenn sie gewusst hätte, dass sie stirbt? Ein Mensch ist tot - also hört auf hier so eine Scheiße zu schreiben, die zu jeder verkackten Kriegsretorik dazugehört!!!

nur weil wir in der BRD aktuell (noch) nicht alltäglich mit Gefallenen zu tun haben, muss man noch lange das Maul nicht so vollnehmen wie du.

 

Bist du mal auf die Idee gekommen, dass du das Wort "unsterblich" nicht wörtlich verstehen musst? Ja, sie ist tot und weilt nicht mehr unter uns. Aber so lange wir und ihre FreundInnen, Bekannte und alle, die sie kannten, auf ihre Geschichte aufmerksam machen, ist sie in einer gewissen Art und Weise noch da, noch bei uns. Wenn dir das zu metaphysisch ist, dann ist das okay, aber der Mangel an einem rationalen Umgang (irrational wäre es, zu sagen, sie ist jetzt im Himmel und ist als Geist noch bei uns) mit dem Tod von Gefallenen bzw. Ermordeten in unserern Reihen, weil es schlichtweg nicht "unser" Alltag ist, rechtfertigt nicht deine pissige und wie ich finde sogar überhebliche Art.

euer Umgang ist nicht rational, er ist kriegsverherrlichend und todesverherrlichen

Sie ist jedenfalls unersetzlich. Und die Sache, für die sie ihr Leben eingesetzt und leider verloren hat ist ehrenhaft. Zu verherrlichen ist da nichts. Nur zur Kenntnis zu nehmen. Und damit zu leben. Und zu Ehren, wie es das Ziel, dass vom traurigen Ende nicht zu trennen ist,  vorschreibt. Solche Ehrung ist nicht zu verwechseln mit der Verpflichtung auf Nachfolge und insofern auch für PazifistInnen problemlos möglich.

 

https://www.youtube.com/watch?v=t4N40SxgpkM

 

Und ausserdem war sie aus Duisburg und wir können es hier nicht leiden, wenn Leute über wen, wo hier fehlt, herziehen. So!