Widersprüchlicher als dieser Tage können die Äußerungen und Handlungen der deutschen Bundesregierung zum Thema Flucht, Krieg und Afghanistan kaum sein. Einerseits soll Afghanistan sicher genug sein, um Flüchtlinge zurück zu schicken. Andererseits ist das Land so unsicher und die Lage dort so bedrohlich, dass der Militäreinsatz der Bundeswehr immer wieder verlängert und eine Truppenverstärkung beschlossen wird.
Diese unterschiedlichen Signale, die uns täglich über die Medien erreichen, sind Teil eines widerlichen Politspektakels, hinter dem kapitalistische Interessen, aktuelle Kriegsverbrechen zur deutschen Herrschaftssicherung verschleiert werden sollen.
An dem, was die Bevölkerung Afghanistans sagt, was die Menschen vor
Ort erleben, was sie brauchen und wollen, hat die deutsche Regierung nur
so weit Interesse, wie sie es als Begründung für ihre brutale
Kriegspolitik und unmenschliche Flüchtlingspolitik nutzen kann.
Dieser Desinformationspolitik können wir entgegentreten, indem wir
alternative Wege suchen, Informationen zu erhalten, und uns ein eigenes
Bild machen. Wir können zum Beispiel den Stimmen der Menschen aus
Afgahnistan Raum geben: Frauen wie Malalai Joya, Frauen von RAWA
(Revolutionary Association of the Women of Afghanistan), saajs (Social
Association of Afghan Justice Seekers), Hezbe Hambastagi
(Solidaritätspartei) und viele andere sind zusammen Stimmen der
afghanischen Bevölkerung. Sie wollen:
- Ein Ende der Gewalt. Sie betrifft insbesondere Kinder, Frauen und die Zivilbevölkerung Afghanistans. Es muss sofort aufhören, dass sie von allen Seiten – den westlichen Besatzern, den Nato-Militärkräften, den Taliban, Drogenbaronen und Warlords – eingeschüchtert, bedroht, gequält und getötet werden.
- Die Besatzung Afghanistans durch die westliche Militärallianz muss sofort beendet werden. Das heißt: Die deutschen Truppen, Berater und was sonst noch alles dazugehört müssen sofort raus aus Afghanistan. Der Einsatz von und die ständige Bedrohung durch Drohnen, giftige Munition und andere tödliche Kampfmittel, die langfristig die Lebensgrundlage der Menschen zerstören, müssen sofort aufhören und die Gefahren beseitigt werden.
- Die (Kriegs-)Verbrecher aus allen Ländern – auch Deutschland – müssen zur Verantwortung gezogen und verurteilt werden.
- Die deutschen Institutionen müssen aufhören, Verbrecher zu schützen, zu hofieren und sie in Afghanistan immer wieder an die Macht zu bringen. Es ist unerträglich, dass Verbrecher wie die Taliban sowie antidemokratische und frauenfeindliche Marionetten Teil der Lösung der Probleme Afghanistans sein sollen.
- Die fremde Einmischung muss aufhören. Die demokratischen und fortschrittlichen Kräfte in Afghanistan dürfen nicht immer wieder geschwächt werden. Auch nicht durch die Eingriffe und die von Eigeninteressen geleitete Politik der Internationalen Gemeinschaft.
Auch wir treten für diese Forderungen ein.
Je weiter die Umsetung dieser Forderungen vorankommt, um so eher kann
die Bevölkerung Afghanistans echte Demokratie, größere Gerechtigkeit
und Frieden erkämpfen. Für diese Hoffnung stehen in Afghanistan viele
fortschrittliche Menschen, Gruppen und Vereinigungen, denen hier viel zu
selten Aufmerksamkeit geschenkt wird.
Das können wir ändern.
Malalai Joya ist auch überzeugt von der Kraft der Bevölkerung in den Ländern der westlichen Militärbesatzer und fordert uns auf:
- Haltet Euch durch alternative Medien auf dem Laufenden
- Beteiligt Euch an Initiativen für Frieden und Gerechtigkeit, spendet und setzt Eure Kraft und Zeit ein
- Setzt Eure Regierung unter Druck, nehmt Einfluss auf die Außenpolitik, wo Ihr könnt
- Übt Solidarität, macht Veranstaltungen, Demonstrationen, nutzt Eure erkämpften demokratischen Rechte
- Bringt Euch ein in einen politischen Prozess, der zu weltweit größerer sozialer Gerechtigkeit und Frieden führt
In diesem Sinne sind unsere Kämpfe hier gegen Krieg und Ausbeutung eng verbunden mit den Menschen in und aus Afghanistan.
Solidarität heißt Widerstand, Kampf dem Krieg in jedem Land!
Antikriegscafé Berlin, November 2015
Nein zur Rosaroten Brille
Falsch.
Auf den Abzug der Bundeswehr folgte sofort die Eroberung mehr und mehr Teile des Landes durch die Taliban - und eine Fluchtwelle.
Nicht gegen Krieg, sondern gegen die Angreifer.
Für die Unterstützung der Angegriffenen - entsprechend der Asymmetrie zwischen Angreifern und Angegriffenen.