In der vierten Folge des Burak-Podcasts beschäftigt sich Philipp Meinhold mit der Möglichkeit "rechten Terrors" im Falle der Ermordung von Burak Bektas. Meinhold erarbeitet einen Überblick über die Sichtweise von Mehmet Daimagüler, die Sichtweise des Apabiz und die eines vermeintlichen Amok-Experten.
Er stellt Bezüge zum führerlosen Widerstand her, zum lone-wulf-Konzept
der Nazi-Szene, zur "Kein 10.Opfer-Demonstration" in Kassel, zum NSU,
zum Kaindl-Mord.
Das Ganze wirkt auf mich informativ, nur setzt sich Eines fort: Meine
Irritation darüber, ob die Beiträge nicht auch viel über den Autor
offenbaren:
Obwohl es um "rechten Terror" geht und die ersten Folgen klar gemacht
haben, dass es keinen persönlichen Hintergrund gibt, beginnt der Podcast
mit einem kurzen Zusammenschnitt von Originaltönen:
"Probleme mit irgendwelchen Mädchen" "deren Vätern" "ob wir Schlägereien
gehabt hätten" "Wir sind nicht in Amerika". In meinem Kopf formt sich
ein Bild: Jugendliche mit "Migrationshintergrund", immer etwas mit
Mädchen, Ehre, Schlägereien, Ghetto - ist das ein Zufall?
Philipp Meinhold führt seine Gesprächspartner als Person nicht ein,
weder die Mitglieder des Apabiz, noch den "Amok-Experten". Nur über
Mehmet Daimagüler erfahren wir gleich zu Beginn mehr: Er habe bei Anne
Will gesagt, der Islam habe als Marke verschissen, der Spiegel werfe ihm
Theatralik vor, er sei scharfzüngig und scharfsinnig, der Bekannteste
der NSU-Nebenklageanwälte.
Wieso erfahre ich das? Welches Bild von Mehmet Daimagüler soll entstehen?
Wieso erfahre ich nicht mehr über den sogenannten Amok-Experten Jens
Hoffmann, der in einem Satz rechte und "linke Sache" als Amokmotivation
gleichsetzt, so als habe es schon einmal einen links motivierten
Amoklauf gegeben. Der davon spricht, dass die Ideologien dahinter für
die Täter austauschbar seien. In diesem Teil des Podcasts fällt kein
Satz ohne die gleichzeitige Nennung von Rechtsextremen und Islamisten.
Dr. Jens Hoffmann ist Geschäftsführer eines Instituts für
Bedrohungsmanagement (bei Wirtschaftsunternehmen). Er ist bei Europol
eingetragener Experte, allerdings für Stalking. Über Amok oder Terror
finde ich auf seinen Internteseiten fast nichts. Hätte er sich mit
"rechtem Terror" beschäftigt, würde er wohl auch kaum wie in diesem
Podcast von "die NSU" sprechen.
Es ist gut, im Radio so viel über Burak Bektas und seine Ermordung zu
hören - und ich vermute, jedes genauere Zuhören bei beliebigen anderen
Radiosendungen würde mich ebenso ärgerlich zurücklassen wie dieser Podcast.
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War das Mordmotiv Rassismus?
Burak B. wurde in der Nacht von dem 4. auf den 5. April 2012 in
Berlin-Neukölln vor dem Krankenhaus Britz erschossen. Der unbekannte
Mörder verletzte Alex A. und Jamal A. lebensgefährlich und tötete Burak.
Mehr Informationen zur Ermordung von Burak B. am 5. April 2012 findet ihr unter http://burak.blogsport.de und facebook.com/Burak.unvergessen
4. Podcast zum Nachhören
Die 5minütige Sendung kann nachgehört werden unter https://archive.org/details/burak-rbb-nr-4
Der 20minütige unter https://archive.org/details/burak-rbb-nr-4-lang