Greifswald: AfD-Mitglied bedroht Passanten mit Elektroschocker

Philipp Lemm

In der Nacht zum 25. Oktober beschimpft ein junger Mann in der Wollweberstraße einige Fußgänger. Nach einem kurzen Wortgefecht zieht er einen Elektroschocker aus der Tasche und bedroht damit seine Gegenüber. Seine Begleiter haben Schwierigkeiten ihn zu beruhigen und schaffen es nur mit viel Mühe ihn davon abzuhalten auf die Betroffenen los zu gehen. Letztendlich drängen sie den Mann zurück auf die Hausparty in der Wollweberstraße, die er mit ihnen besuchte.

 

Bei dem Angreifer handelt es sich um Philipp Lemm aus Greifswald. Lemm arbeitet als Gesundheits- und Krankenpfleger an der Universitätsmedizin Greifswald und ist Mitglied der Partei „Alternative für Deutschland“ AfD, sowie stellvertretender Vorsitzender des Kreisverbandes Vorpommern-Greifswald. Die rechtspopulistische Alternative für Deutschland sieht sich seit ihrer Gründung immer wieder mit Vorwürfen konfrontiert, sie habe Überschneidung mit rechtsradikalen Parteien wie der NPD oder freien Kameradschaften. Erst am 17. Oktober 2015 veranstaltete die AfD eine Demonstration in Rostock, an der auch Philipp Lemm teilnahm. Und auch hier wieder ein alt bekanntes Bild: gewaltbereite Neonazis und NPD-Funktionäre Schulter an Schulter mit AfD-Anhängern. Im Verlauf der Veranstaltung kam es zu zahlreichen Angriffen auf Gegendemonstranten, Flüchtlinge und Polizisten.

 

Außerdem ist Philipp Mitglied der „Pennalen Burschenschaft Ernst Moritz Arndt“, einer Schülerverbindung mit Sitz im Haus der „Burschenschaft Markomannia Aachen Greifswald“ am Karl Marx Platz 12 in Greifswald. Die Burschenschaft Markomannia ist im Dachverband „Deutsche Burschenschaft“ (DB) organisiert. Ähnlich wie bei der AfD, werden auch gegen die „Deutsche Burschenschaft“ immer wieder Vorwürfe laut, sie würde gegen rechtsextreme Strömungen in den eigenen Reihen nicht konsequent vorgehen.

 

Doch auch ihre Zöglinge in der Schülerverbindung „Ernst Moritz Arndt“ veranstalten regelmäßig fragwürdige Veranstaltungen. So luden sie erst am 3. Juli diesen Jahres zu einem Vortrag über die „Identitäre Bewegungen in Europa“ ein. Die Identitären sind eine relativ neue Erscheinung am rechten Rand. Gerade einmal zwei Wochen zuvorkam es zu einer ersten Aktion der „Identitären Bewegung Mecklenburg und Vorpommers“ in Greifswald. In der Nacht zum 16. Juni wurden zahlreiche Aufkleber und Plakate verklebt, sowie einige Banner der Gruppe an Brücken auf gehangen (facebook.com/ajuca.mv/posts/472864859544088). Zur letzten Aktion kam es erst vor einigen Wochen im Umfeld einer geplanten Notunterkunft für Flüchtlinge. Auch hier wurden Flyer verteilt und Plakate verklebt, die gegen Flüchtlinge aufwiegeln sollen.

 

Die Ostsee-Zeitung schreibt am 26.10. einen kurzen Artikel zu dem Vorfall in der Wollweberstraße. Lemm wurde, laut eigener Aussage, angepöbelt, weil er AfD-Mitglied ist und mit einer Flasche beworfen. Diese traf ihn ins Gesicht, er blieb aber unverletzt. Bei seinen Schilderungen für seine Anzeige vergaß er wahrscheinlich zu erwähnen, dass er derjenige war, der Andere beschimpft hat, um diese im Anschluss mit seinem Elektroschocker zu bedrohen.

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