Zwei nächtliche Übergriffe in Dresden beschäftigen das Operative Abwehrzentrum. Ein Teilnehmer einer Blockade vor einer Asylunterkunft wurde verletzt, außerdem ein linksalternatives Wohnprojekt attackiert.
Dresden . - Mehrere Vermummte haben ein linksalternatives Wohnprojekt in Dresden-Mickten mit Steinen und Böllern angegriffen. Zudem hätten die Täter in der Nacht zum Montag versucht, zwei mit einer übelriechenden Substanz präparierte Plastikflaschen anzuzünden, teilte das für Extremismus zuständige Operative Abwehrzentrum (OAZ) am Montag mit.
Eine der Flaschen zerbarst im Hauseingang. Verletzt wurde bei dem Anschlag niemand, mehrere Fensterscheiben wurden zerstört. Da sich die Bewohner für Flüchtlinge engagierten, sei ein politisch motivierter Hintergrund nicht auszuschließen, hieß es von den Ermittlern.
Eine Nacht zuvor war bei einem anderen Fall ein 37-Jähriger in Dresden-Übigau von Unbekannten angegriffen worden. Der Mann gehört zu einer Gruppe, die seit Tagen mit einer Blockade den Einzug von Asylsuchenden in eine Turnhalle vor Ort verhindern will. Unbekannte Täter hätten den Mann in der Nacht zum Sonntag geschubst und gewaltsam zu Boden gedrückt, hieß es. Der 37-Jährige wurde ambulant im Krankenhaus behandelt. Auch in diesem Fall wird laut OAZ eine politische Motivation nicht ausgeschlossen.
Für beide Vorfälle sucht das OAZ nach Zeugen. Ob es einen Zusammenhang zwischen diesen beiden Fällen gibt, war zunächst unklar. Das OAZ war für Nachfragen nicht zu erreichen.
Solidarität mit dem Wohnprojekt Mangelwirtschaft
20.10. 2015, gemeinsame Presseinformation von AZ-Conni e.V. und Wohn- & Kulturprojekt RM16.
In der Nacht vom 18. zum 19. Oktober 15 griffen ca. 10 vermummte Personen von mehreren Seiten das alternative Wohnprojekt „Mangelwirtschaft“ in Dresden Übigau mit Steinen, Böllern und Buttersäure an. Mehrere Scheiben des Hauses wurden dabei zerstört. Menschen wurden glücklicherweise nicht verletzt.
Dieser Anschlag kam keineswegs unerwartet. Seit Ende September versammeln sich rund um die Uhr „besorgte Bürger_innen“ und Neonazis vor einer Turnhalle im Stadtteil, um mit einer Blockade der Einfahrt die Unterbringung Geflüchteter zu verhindern.
Die Polizei reduzierte ihre Präsenz im Stadtteil auf ein Minimum und es kam zu Übergriffen auf Journalist_innen, deren Schutz die Polizei nicht gewährleisten wollte und/oder konnte (siehe PM des Deutschen Journalisten-Verbandes). Immer offensichtlicher bewegen sich auch organisierte Neonazis bei der Blockade und scheuten nicht davor zurück in größeren Gruppen vor bzw. auf dem Grundstück des Wohnprojekts „Mangelwirtschaft“ zu provozieren und deren Bewohner_innen mit dem Auto oder zu Fuß zu verfolgen, weil diese sich solidarisch mit den Geflüchteten zeigen.
Erst die Bestätigung der „besorgten Bürger_innen“ und Neonazis, durch das systematische Wegschauen, hat diese dauerhafte Situation der Unsicherheit hervorgerufen. Was muss noch passieren, bis die Politik der Zurückhaltung endlich aufgegeben und effektiv gegen die Rassist_innen vorgegangen wird?
Wir verurteilen diesen feigen Anschlag, die ständigen Provokationen und die Verharmlosung durch Polizei und Politik aufs Schärfste und möchten auf diesem Wege unsere Solidarität mit allen Betroffenen zum Ausdruck bringen.
Ihr seid nicht allein! Wir lassen uns nicht einschüchtern – derartige Angriffe zeigen lediglich die Notwenigkeit noch offensiver gegen menschenverachtende Einstellungen vorzugehen.
Mit freundlichen Grüßen,
AZ Conni e.V.
Rudolf-Leonhard-Straße 39, 01097 Dresden
http://azconni.de/
und
Wohn- und Kulturprojekt RM16
Robert-Matzke-Str. 16, 01127 Dresden
http://rm16.blogsport.de/
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