VON ANDREAS FÖRSTER
ERFURT. Im NSU-Untersuchungsausschuss des Thüringer Landtages kamen am Donnerstag in Erfurt weitere Merkwürdigkeiten der Ermittlungen zur Sprache. Das ausgebrannte Wohnmobil, in dem die Leichen der mutmaßlichen NSU-Terroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt gefunden wurden, stand wochenlang unbewacht in der Halle eines Eisenacherv Abschleppunternehmens. Mitarbeiter der Firma hatten in dieser Zeit ungehindert Zutritt zu dem Fahrzeug. Das bestätigte der Inhaber des Unternehmens im Erfurter Ausschuss. Der Mann hatte das Fahrzeug am 4. November 2011 selbst auf seinen Abschleppwagen gezogen und auf Anweisung der Polizei zu seinem Firmengelände transportiert. Am Tatort, einer Wohnhaussiedlung im Eisenacher Ortsteil Stregda, sei ihm auch gesagt worden, dass in dem Wohnmobil zwei Leichen liegen würden. „Es ist das bislang einzige Mal, dass ich ein Fahrzeug mit Leichen transportieren musste“, sagte der Unternehmer, dessen Firma häufig für die Polizei im Einsatz ist. Allerdings wurde ihm nicht mitgeteilt, dass sich auch Waffen im Auto befanden. „Hätte ich gewusst, dass da eine Handgranate drin ist, hätte ich das Wohnmobil nicht aufgeladen.“ In Stregda habe er allerdings mitbekommen, dass es unter den Beamten Diskussionen darüber gegeben habe, das Wohnmobil abzutransportieren, bevor die Leichen geborgen und die Spuren gesichert wurden. Letztlich sei aber entschieden worden, das Auto wegzubringen. „Ich verstehe bei dieser ganzen Sache nicht, warum das Fahrzeug nicht gleich nach Erfurt zum Landeskriminalamt (LKA) gebracht wurde“, sagte er. Ein Beamter des LKA habe ihn jedenfalls ausdrücklich zu Stillschweigen verpflichtet. „Es sei besser für uns, wenn wir über diese Sache gegenüber Dritten nicht sprechen würden“, sagte er.
Der Zeuge bestätigte zudem, dass ihm in Stregda mehrere LKA-Beamte aufgefallen seien — bislang hatte es offiziell geheißen, dass lediglich Eisenacher und Gothaer Polizisten am Tatort gewesen seien. Ein Mitarbeiter seiner Abschleppfirma, den der Ausschuss am Donnerstag ebenfalls befragte, schilderte bisher unbekannte Aktivitäten der Polizei am Tatort. Der Mann war bereits anderthalb Stunden vor seinem Chef in Stregda. In dieser Zeit habe er gesehen, wie Beamte mehrfach das Wohnmobil betreten, Dinge herausgeholt und diese neben das Fahrzeug gelegt hätten. Worum es sich dabei handelten habe er nicht erkannt, da die Sachen schnell abgedeckt worden seien.
Nach Angaben des Firmenchefs habe das ausgebrannte Wohnmobil über drei bis fünf Tage in einer Halle auf seinem Gelände gestanden, die dafür weitgehend freigeräumt worden war. Während der Spurensicherung dort habe er einmal den Auftrag von der Polizei bekommen, eine hochrangige Person aus dem sächsischen Innemninisterium in die Halle zu bringen. Nach Abschluss der Spurensicherung durch die Beamten sei das Wohnmobil dann in eine Ecke der Halle geschoben worden, wo es rund vier Wochen unbewacht stand. Während der gesamten Zeit hatten sowohl der Firmenchef als auch die Mitarbeiter jederzeit Zutritt zu der Halle. Anfang Dezember habe er dann das Wohnmobil zum LKA nach Erfurt schleppen müssen.
Weiterer Text von Juni 2015
Feuerwehrleute sagen vor Untersuchungsausschuss aus.
Von Andreas Förster
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