Seit nunmehr 5 Wochen sitzt unser Freund und Genosse Tobias in Untersuchungshaft. Er wurde in der Nacht vom 15. zum 16.11.09 gegen 02:30 Uhr in der Proskauer Straße im Berliner Bezirk Friedrichshain festgenommen. Ihm wird die Brandstiftung an zwei PKW in der näheren Umgebung (Bänschstr. und Proskauer Str.) vorgeworfen.
Noch im Laufe desselben Tages wurden zwei selbstverwaltete Hausprojekte in der Liebigstraße (Liebig 14 und Liebig 34)
von einem Großaufgebot der Polizei durchsucht, da dort der Wohnort von
Tobias vermutet wurde. Hierbei sollten nach eigenen Angaben, Beweise
für die eventuelle Tatbeteiligung an weiteren Brandstiftungen gefunden
werden. Diese Suche blieb jedoch offensichtlich erfolglos. Des Weiteren
wurde die Wohnung von Tobias' Mutter aus dem gleichen Grund und
ebenfalls ergebnislos durchsucht.
Am 17.11.09 erging Haftbefehl
gegen Tobias, woraufhin er von der GeSa Tempelhof in die JVA Moabit
verlegt wurde. Zur Begründung der Untersuchungshaft wurden dringender
Tatverdacht sowie Fluchtgefahr angeführt. Derzeit sitzt er in einer
Einzelzelle und ist dort den leider nicht unüblichen Schikanen der
Ermittlungsbehörden ausgesetzt. So werden Briefe und Postkarten nicht
zu ihm durchgelassen, bzw. sogar zurückgeschickt, weil angeblich die
„Kapazitäten zur Bearbeitung dieser Vorgänge“ fehlen. Ein Paket
mit Büchern wurde ebenfalls zurückgeschickt. Diese müssen nun erneut
einzeln zugesandt werden und werden Tobias auch erst nach Prüfung durch
die Staatsanwaltschaft zugestellt, obwohl alle Bücher direkt aus dem
öffentlichen Buchhandel stammen und noch originalverpackt sind.
Weiterhin werden Menschen, die ihn besuchen wollen, von der
Staatsanwaltschaft willkürlich abgelehnt.
Ermittlungsdruck
Dies
macht einmal mehr deutlich, dass die Berliner Ermittlungsbehörden unter
einem immensen politischen und durch die extreme Medienhetze noch
zusätzlich verstärkten Druck stehen, denn es sollen endlich Schuldige
für die vielen Brandstiftungen an PKW gefunden werden. In dieser
Situation der händeringenden Suche nach adäquaten Tatverdächtigen,
reichen kleinste Anlässe, wie die räumliche Nähe zu Tatorten aus, um
daraus sofort einen dringenden Tatverdacht zu konstruieren. Die
Festnahme fand jedoch allenfalls auf Indizienbasis statt. Tobias
lebt in einem alternativen Hausprojekt und absolvierte bis zu seiner
Festnahme ein Praktikum. Dies werteten die Staatsanwaltschaft und der
zuständige Richter offenbar als äußerst prekäre Verhältnisse und
kreeirten daraus das Szenario einer möglichen Fluchtgefahr.Mit diesen
beiden Argumenten, dringender Tatverdacht und Fluchtgefahr, wird die
U-Haft begründet. Diese steht jedoch in keinem nachvollziehbaren
Verhältnis zum eigentlichen Tatvorwurf. Tobias ist bekennender
Antifaschist. Er ist seit Jahren politisch aktiv und hat u.a.
Demonstrationen angemeldet. Polizei und Staatsschutz gegenüber ist er
also kein Unbekannter. Wie in den ähnlich gelagerten Fällen der
jüngeren Vergangenheit (Alex, Christoph) wird auch hier scheinbar politische Aktivität bestraft.
Auch
wenn diesmal nicht von „generalpräventiven Gründen“ bei der
Haftbegründung gesprochen wurde, drängt sich dennoch schnell der
Verdacht auf, dass Tobias als Sündenbock herhalten muss, um an ihm ein
Exempel zu statuieren. Die ermittelnden Behörden benötigen nun
dringend einen Ermittlungserfolg in Sachen „KFZ-Brandstiftung“, denn
sie sind nach ca. 270 Brandstiftungen allein in diesem Jahr in Berlin
mittlerweile unter Zugzwang geraten und so verwundert es nicht, dass
mit allen Mitteln versucht wird, endlich rechtskräftige Verurteilungen
herbeizuführen. Dieses Bemühen wird auch darin ersichtlich, dass
Oberstaatsanwalt Schwarz und Staatsanwältin Hoffmann, entgegen der
üblichen Verfahrensweise, gemeinsam an Tobias' Fall arbeiten. Es geht
offensichtlich darum, klare Signale der Härte nach außen zu senden, um
nicht zuletzt den Erfolgsmeldungsdurst der Presse endlich zu stillen.
Andere Verfahren sind ja zuletzt für die Anklage wenig erfreulich
verlaufen und endeten mit Einstellung, Freispruch oder vorübergehender
Aussetzung der Prozesse (Niels, Alex, Christoph)
Pressehetze
Vor
allem die Boulevardpresse verlangt nach Erfolgen im Kampf gegen die
„Hass-Brenner“. Die Schuldfrage wird dabei gar nicht erst gestellt,
sondern von vornherein klar beantwortet. Die Titelseiten stellen den
öffentlichen Pranger dar, an dem sie die ihrer Meinung nach Schuldigen
der gierigen Öffentlichkeit präsentieren. Die üblichen
Boulevard-Blätter scheinen sich dabei in ihrer sagenhaften Hetze in
punkto Unsachlichkeit, Vorverurteilung und Wettern gegen alles Linke
gegenseitig überbieten zu wollen. Die B.Z. (Springer-Verlag)
ist hierbei trauriger Spitzenreiter. Sie veröffentlichte noch vor dem
Erlassen des Haftbefehls unverpixelte Fotos von Tobias, nennt Vornamen,
Alter und die Berufe der Eltern, sowie die Arbeitsstelle und das
politische Wirken von Tobias' Vater. Auch von diesem werden
unautorisierte Fotos abgedruckt. Die Familie wird quasi in Sippenhaft
genommen und alles Persönliche der Öffentlichkeit preisgegeben. In der Bild (ebenfalls Springer-Verlag) wird am 17.11. als Reaktion auf die Durchsuchung der beiden Hausprojekte Liebig 14 und Liebig 34
gleich in großen Lettern die Räumung „der linken Terror-Nester“
gefordert, diese Forderung allerdings in einem kleinen Zusatz der
„Opposition“ in den Mund gelegt. Ergänzt wird dies durch die
Unwahrheiten, die Mieter_innen würden keine Miete zahlen, andere
Anwohner_innen würden von ihnen terrorisiert werden und generell würde
in den Häusern die pure Gewalt keimen.
Tobias’ Fall wird hierbei
nur als Aufhänger benutzt, um Lügen zu verbreiten und Angst gegen alles
zu schüren, was nicht systemkompatibel ist.
Unsere Solidarität gegen Ihre Repression! Freiheit für Tobias!
Soligruppe
http://freiheitfuertobias.tk