[Gr] Der Tod des Reformismus

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Das Einknicken der griechischen Syriza im Kampf gegen neue Austeritätsmaßnahmen ist eine Niederlage historischen Ausmaßes. Was wir aus ihr lernen müssen ist: Das Heilsversprechen des Reformismus ist leer.

 

Vor einer Woche ging ein lauter Jubel durch die europäische Linke: Die griechische Regierung hatte zum Referendum über die mörderischen Austeritätsmaßnahmen ihrer Gläubiger gerufen, über 60 Prozent der WählerInnen in Griechenland votierten trotz Auszahlungssperren an den Banken und einer medialen Angstkampagne laut und deutlich mit einem "Nein" zu weiteren Kürzungen, Privatisierungen und der Erhöhung des Renteneintrittsalters.

 

Kaum sieben Tage später geht ein Raunen durch die europäische Linke: Die griechische Regierung von Alexis Tsipras und seiner Linkspartei Syriza hat den Gläubigern in EU, Euro-Zone und IWF einen "Vorschlag" präsentiert, der in der Tat genau die Fortsetzung jener Politik ist, die seit Jahren die griechischen ArbeiterInnen, Erwerbslosen, RentnerInnen, StudentInnen und Kleingewerbetreibenden in soziales Elend und Perspektivlosigkeit stürzt. Wer die Vorschläge vergleicht, wird sehen, dass in einigen Punkten - etwa bei den Privatisierungen - der von Syriza nun im Austausch gegen neue Kredite aus dem Europäischen Stablitätsmechanismus (ESM) eingebrachte Vorschlag sogar noch über das hinausgeht, was vergangene Woche von den GriechInnen abgewählt wurde.

 

Die Niederlage ist von historischem Ausmaß. Nicht nur in Griechenland wird jede künftige Linke den Menschen erklären müssen, wie sie denn vermeiden will, dass abermals die Versprechungen, mit denen man antritt, innerhalb kürzester Zeit einer Realpolitik weichen, die nichts anderes tut, als die "Sachzwänge" zu verwalten, gegen die man angetreten war. Um dieser Niederlage beizukommen, müssen wir zumindest für uns selbst erklären können, was denn eigentlich schief gelaufen ist - und von welchem politischen Konzept wir uns ein für alle mal verabschieden müssen.

 

(0) Vorbemerkung: Die Asymmetrie der Bewegungen

 

Zuerst, bevor wir bewerten, was in Griechenland geschehen ist und welche Erkenntnis uns Syriza für alle Zeiten ins Stammbuch geschrieben hat, kommen wir nicht umhin festzustellen, dass wir selbst nicht unschuldig sind an der Niederlage.

 

Die griechische Regierung - und die soziale Bewegung, die mit ihr eine Koalition eingegangen ist - hatte in Europa keine "Partner". Nirgendwo gab es in dieser für die gesamte Entwicklung Europas bedeutenden Situation einen Widerstand, der über das demonstrative Zurschaustellen von Solidarität hinausgegangen wäre. Die Straßen hätten brennen müssen, die Belegschaften hätten für ihre griechischen KollegInnen (und für sich selbst, denn die objektiven Interessen sind die gleichen) streiken müssen, die Militanten hätten unübersehbare Akzente setzen müssen. Zu all dem sind wir nicht in der Lage gewesen und werden es auch in näherer Zukunft nicht sein.

 

(1) Das Versprechen von Syriza

 

Syriza ist mit einem einfachen und unerfüllbaren Versprechen angetreten. Es besteht aus zwei Elementen. Zum einen: Die Austerität, die Millionen GriechInnen verarmte, aus dem Erwerbsleben drängte, in Armut zwang, soll beendet werden. Zum zweiten: Wir bleiben auf jeden Fall in EU und Euro-Zone, also genau in den Institutionen, die uns diese Austerität aufgezwungen haben. Das Versprechen besteht aus zwei antagonistischen Polen. Beides zusammen ist - unter den gegebenen Bedingungen - unmöglich. Die Maxime, nach der Syriza handelte, hat die Rap-Kombo K.I.Z. vor kurzem allgemeinverständlich beschrieben: "Ihr wollt Kapitalismus mit Herz? / Fick mich, aber nicht im Etap Hotel / Sondern richtig schön mit Essen gehen / Und am nächsten Morgen noch Taxigeld." Taxigeld gab es letztendlich nicht. Und auf das Etap-Hotel gibt´s jetzt den erhöhten Steuersatz.

 

Um es ohne die Metapher zu sagen: Tsipras und Co. hatten von Anfang an nur zwei Möglichkeiten. Die eine haben sie nun gewählt: Den Gläubigern geben, was sie wollen, die Austerität fortsetzen und Griechenland in jenem Zustand von Abhängigkeit, Lohndrückerei und Sozialabbau zu halten, der seit Jahren die Lebensgrundlagen der Bevölkerung zerstört.

 

Die andere Alternative wäre gewesen, den Widerspruch solange weiterzutreiben, bis der Bruch unvermeidlich ist. Stück für Stück hätte die Bevölkerung an die Einsicht herangeführt werden müssen, dass eben mit EU und IWF nichts Gutes zu machen ist. Am Ende wäre der Bruch mit Euro-Zone und EU gestanden. "Der Krieg ist schlimm und wir müssen alles tun, um ihn zu vermeiden; wenn er aber unvermeidlich wird, müssen wir alles tun, um ihn zu gewinnen", zitiert das griechische Netzwerk für Politische und Soziale Rechte (DIKTYO), das auch in Syriza stark vertreten ist, aus Sunzis "Kunst des Krieges". "Die Dinge stehen auf des Messers Schneide. SYRIZA darf keine gegen die Bevölkerung gerichtete Übereinkunft akzeptieren, sondern muß im Gegenteil sofort Maßnahmen zur Kontrolle des Großkapitals, der Banken und der Massenmedien in die Wege leiten, außerdem zur Vorbereitung des Übergangs zu einer nationalen Währung, soweit diese für das Überleben des Volkes erforderlich ist", konkretisiert DIKTYO.

 

(3) Die Angst vor dem Bruch

 

Einen ähnlichen Vorschlag wie diesen haben wir vergangene Woche unter dem Titel "Ein linkes Plädoyer für den 'Grexit'" gemacht. Die Resonanz war gemischt. Während von anarchistischen LeserInnen und AnhängerInnen kommunistischer Parteien viel Zustimmung kam, gab es aus der Bewegungslinken viel Kritik. (Siehe hier)

 

Diese lässt sich - im wesentlichen - auf einen Punkt reduzieren: Die "humanitären Kosten" des Bruchs seien so groß, dass demgegenüber der Verbleib in Austerität und Euro-Zone vorzuziehen sind. Es ist exakt das Programm, dass Yanis Varoufakis schon vor einiger Zeit als "Rettung des Kapitalismus" umschrieben hat: "Wenn das bedeutet, dass wir es sind, die versuchen müssen, den europäischen Kapitalismus vor sich selbst zu retten, dann sei’s drum. Nicht aus Liebe zum europäischen Kapitalismus, zur Euro-Zone, zu Brüssel oder zur Europäischen Zentralbank, sondern allein deshalb, weil wir die unnötigen menschlichen Kosten dieser Krise minimieren wollen."

 

Das ist die uralte Idee des Reformismus. Er glaubt selbst nicht daran, dass die Überwindung von bürgerlichem Staat und Kapitalismus möglich ist, sondern nur noch an graduelles "Abfedern" der sozialen Verwerfungen des Kapitalismus durch "Reformen".

 

Weil man selbst gar nicht mehr hofft, irgendetwas anderes als Kapitalismus sei möglich, spricht man zwar programmatisch noch von "Alternativen", einem "demokratischen Sozialismus" oder ähnlichem, aber das ist nur noch Schmuck. In jeder konkreten historischen Situation wird versichert: Die kommende Alternative ist "zur Zeit" unerreichbar weit entfernt. Man wolle ja, aber es gehe einfach nicht. Und vor dem Sankt Nimmerleinstag, der nie kommt, muss man den "Kapitalismus vor sich selbst retten".

 

(4) Die "humanitären Kosten" des Bestehenden

 

Nun kann man uns vorwerfen (und hat man uns vorgeworfen): Ihr, die ihr jetzt von Grexit, Vergesellschaftungen, Aufbau von sozialen Ökonomien redet, ihr bedient doch nur euren eigenen Radikalismus. Aber dass dadurch erst einmal alles noch schlimmer würde, weil die neue eigene Währung Importe verteuern würde und Griechenland in Industrie wie Landwirtschaft richtig beschissen dasteht, das blendet ihr aus. Es wird großes humanitäres Elend geben, wenn man den Schritt des Bruches jetzt wagt.

 

Eine eigenartige Beweislast wird den BefürworterInnen eines radikalen Bruchs auferlegt. Man habe zu beweisen, dass die "humanitären Kosten" im Falle eines Bruchs geringer wären als die im Falle eines Verbleibs im gegebenen Rahmen. Während erstere stark davon abhängen, welche Konzepte wir entwickeln, um das Neue aufzubauen, das auf das gescheiterte Alte folgen würde, lassen sich für letzteres die Kosten genau aufzeigen. Sehen wir doch nach Griechenland: Hunger, Armut, Lohneinbußen von über 40 Prozent, extrem hohe Erwerbslosigkeit, medizinische Unterversorgung, das Fehlen sozialer Absicherungen - all das ist Realität. Flüchtlinge bekommen kein Essen mehr, weil der Staat die Zulieferer nicht mehr bezahlen kann, Kranke bekommen keine Medikamente, ArbeiterInnen keine Jobs.

 

Die "humanitäre Krise" ist nicht etwas, das "droht", wenn die GriechInnen jetzt den Bruch mit Euro-Zone und EU und dann auch notwendiger Weise mit dem kapitalistischen Wirtschaften einleiten würden. Die "humanitäre Krise" ist Gegenwart, sie spielt sich vor unserer aller Augen ab. Sie heißt Kapitalismus.

 

(5) Es gibt keinen Reformspielraum mehr

 

Der linke Reformismus hat nicht begriffen, dass der Spielraum für "Reformen" im gegenwärtigen Kapitalismus generell äußerst verengt ist. Nehmen wir die Abschottung Europas gegen Refugees. Sie ist nicht zu beseitigen, ohne dass bürgerlicher Staat und Kapitalismus fallen. Im bestehenden Rahmen werden Menschen auf den Fluchtrouten aus den - oft genug vom Westen verheerten - Herkunftsländern sterben. Solange der Rahmen bleibt, sterben dort Menschen. Punkt. Egal welche Regierungen wir haben, egal wer welche "humanitären Phrasen" und Hilfsprogramme vor sich herträgt. Kapitalismus und bürgerlicher Staat bedeuten Flüchtlingssterben. Wollen wir nicht, dass Flüchtlinge sterben, müssen wir Kapitalismus und bürgerlichen Staat abschaffen. Unter diesem Maximalprogramm gibt es nicht mehr als kosmetische Korrekturen.

 

Ähnlich verhält es sich mit vielen entscheidenden Problemen des gegenwärtigen Kapitalismus. Die Nachkriegszeit, in der wirksame "Reformen" zur Verbesserung des Lebensstandards von "Sozialpartnern" ausgehandelt werden konnten, sind vorbei. Das Kapital ist in der Offensive und muss in der Offensive sein, will es seine eigene Akkumulation und damit sein Überleben absichern.

 

Der Reformismus hofft immer noch, die Reformen, um den "Kapitalismus vor sich selbst zu retten", wären überhaupt noch möglich. Das ist aber gar nicht der Fall. Und während der Reformismus verzweifelt versucht, den Klassenfeind, den er "Partner" nennt, zu überreden, doch dieses oder jenes Zugeständnis zu machen, reproduziert er die Ideologie von der Möglichkeit eines durch Reformen geläuterten Kapitalismus weiter und weiter in seiner AnhängerInnenschaft.

 

(6) Die Dialektik des Reformismus

 

Die Linksparteien Europas wollen die "besseren" SozialdemokratInnen sein. Die Parteien, die sich traditionell "sozialdemokratisch" nannten - SPD, PASOK, SPÖ usw. - sind allesamt seit Jahrzehnten Parteien der Bourgeoisie, "sozial" oder "demokratisch" ist an ihnen nichts als der Name, in vielen Fällen sind sie schlechter für die ArbeiterInnenklasse als ihre Freunde von den jeweiligen Konservativen. Das haben Linkspartei, Podemos, Syriza und GenossInnen erkannt und wollen jetzt den Raum füllen, den der Rechtsruck der "alten" Sozialdemokratie im parlamentarischen Raum gelassen hat. Die "neuen" SozialdemokratInnen von Die Linke bis Syriza vertreten Programme, die an die Sozialdemokratien der Nachkriegsperiode erinnern, ein bisschen Wohlfahrtsstaat, Investitionen, Keynes und hin und wieder hemdsärmelige "Nähe zur Basis".

 

Was sie vergessen: Der gegenwärtige Kapitalismus ist nicht mehr der der Nachkriegsperiode. Der begnadete Entertainer Slavoj Zizek erinnert an diesen Umstand: "Syriza ist faktisch gefährlich, die Partei stellt sehr wohl eine Bedrohung für die gegenwärtige Ausrichtung der EU dar – der globale Kapitalismus kann sich eine Rückkehr zum alten Wohlfahrtsstaat nicht leisten." Dass ein - eigentlich extrem gemäßigtes - Programm wie das von Syriza und Co. überhaupt als "radikal links" gelten kann, liegt daran, dass der gegenwärtige Kapitalismus eben keinen Reformspielraum mehr öffnet. Der "Wohlfahrtsstaat" ist unmöglich geworden, die Reformisten wissen es zwar nicht, aber sie fordern das Unmögliche, weil sie den Bruch, das eigentlich Mögliche, für "unrealistisch" halten. Dieser Widerspruch treibt sie vor sich her und sie haben nur zwei Möglichkeiten, ihn aufzuheben.

 

(7) Die Masken fallen

 

Die Dialektik zwischen dem Wunsch, den Kapitalismus durch Reformen zu "verbessern", damit aber schon etwas zu wollen, was im heutigen Kapitalismus gar nicht mehr möglich ist, führt die Reformisten selbst an den Punkt, an dem die Masken fallen: "Hier gilt es, eine ernsthafte strategische Wahl zu treffen: Was, wenn der Moment gekommen ist, die Maske der Bescheidenheit fallen zu lassen und für einen wesentlich radikaleren Wandel einzutreten, einen Wandel, der nötig ist, um auch nur bescheidene Erfolge zu erzielen?" schreibt Zizek.

 

In dem Moment, in dem der eigene Grundwiderspruch die ReformistInnen an den Punkt treibt, an dem sie nur noch zwischen zwei Möglichkeiten - Verrat oder Bruch - entscheiden können, fallen die Masken. Syriza hat, das muss man zugestehen, sehr lange versucht, diesen Moment hinauszuschieben. Die Führung der deutschen Linkspartei hätte wahrscheinlich schon vor Monaten jedes Diktat unterschrieben, so wie sie im Allgemeinen ja zu vorauseilendem Gehorsam neigt.

 

Früher oder später aber stehen unter den gegebenen Bedingungen alle ReformistInnen vor derselben Gretchenfrage: Sehen sie ein, dass jede wirkliche Verbesserung den Bruch voraussetzt und werden zu RevolutionärInnen? Oder ziehen sie sich in den wohligen Schoß des Klassenkompromisses zurück und gehen denselben Weg wie die "alte" Sozialdemokratie - nur schneller. Diese Erkenntnis ist es, die uns die Niederlage in Griechenland so glasklar demonstriert hat, dass wir sie unter Umständen mal ernst nehmen sollten.

 

*Notiz: Dieser Text wurde verfasst, nachdem die "Vorschläge" aus Athen eingingen, aber bevor die EU/Euro-Zone sich entschieden hat, ob sie den Kniefall akzeptiert oder nicht. Sollten EU/Euro-Zone ablehnen, könnte es so aussehen, als sei das Gesagte obsolet. Ist es aber nicht. Der Grundwiderspruch des Reformismus wäre dann nur nicht aus eigener Kraft aufgehoben worden, sondern die "Partner" in Europa hätten durch ihre Strafaktion Syriza dazu gezwungen, ihn auf innenpolitisches Gebiet zu verschieben.

 

mehr auf: www.lowerclassmag.com

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Tsipras wird dem Geschriebenen sicherlich voll zustimmen, es gibt nur einen kleinen aber feinen Unterschied: die Interpretaion des Reformismus. Für Tsipras wäre es reformistisch, jetzt mit den Gläubigern zu brechen um dann innerhalb kürzester Zeit die Macht an andere abgeben zu müssen. Das wäre nämlich die realistische Konsequenz, wenn nächste Woche die Banken kein Geld mehr rausgeben und die Sparguthaben verfallen. Da ist die CDU schon weitsichtiger als viele Linke in Dschland, wenn sie bemerken, dass unter Tsipras keine der angekündigten Refomen umgesetzt werden. Es geht einfach um einen Zeitgewinn bis zur Podemos-Wahl. Auch viele Grexit-Befürworter in der Syriza sagen: Die Zeit für einen Bruch ist noch nicht da, die Linke muss sich darauf vorbereiten, die Bevölkerung muss vorbereitet werden, das System muss technische Maßnahmen treffen. Das Problem der deutschen Linken, auch lower claas mag: ihr seid der Theorie verfallen und seht die Praxis nicht.

Auslandsüberweisungen sind unmöglich, aber elektronisch geht je nach Bank noch immer bis 10.000 oder 15.000 Glocken innerhalb Hellas, nicht vergessen der nominale Wert der Guthaben beträgt 125 MRD und steigt ständig durch Einnahmen aus Tourismus, den sie genau deshalb mit Gerüchten sabotieren, daran kann auch das Falschgeld der EZB nix ändern; abgesehen davon haben sie nicht begriffen, daß durch den Eurokurs extrem viel (Graeko)-Amis da sind. Da ist zwar für alle anderen doof, aber richtig doof ist es für die 20%, die seit Jahren überhaupt kein Geld bekommen.

"Es geht einfach um einen Zeitgewinn bis zur Podemos-Wahl."

kannst du diese these untermauern??

denn wenn es die gäbe, würde es niemals eine Zustimmung der Eurogruppe geben. Umgekehrt macht es aber keinen Sinn zu glauben, dass Syriza nun urplötzlich dem Reformismus verfallen sei, nachdem sie Monatenlang mit aller Kraft für eine Alternative gekämpft haben. Noch weniger Sinn macht es anzunehmen, Syriza sei schon immer eine reformistische Partei gewesen und werde jetzt auf den Boden der Tatsachen geholt. Tsipras hat in seiner Rede gestern nochmal deutlich gemacht, dass man nun zur Umsetzung eines Programmes gezwungen ist, welches nicht das Programm der Partei ist. Damit ist klar, dass Syriza dieses Programm als Fremdherrschaft versteht und sich bei der Umsetzung nicht besonders kooperativ verhalten wird bzw. nach Schlupflöchern und Alternativen suchen wird. Das befürchten auch - zurecht - die Kritiker aus der Union, während Grüne und SPD fälschlicherweise glauben, man habe jetzt eine Einigung getroffen. Es deutet alles daraufhin, dass die große Konfrontation vertagt wird auf einen strategisch besseren Zeitpunkt. Der ist gekommen, wenn in Spanien Podemos regiert und wenn die griechische Bevölkerung vorbereitet ist auf eine Alternative. Letzteres muss jetzt die Hauptaufgabe von Syriza und allen außerparlamentarischen Gruppen sein. Das Potential ist da, wie das Referendum deutlich gezeigt hat.

ist kaputt, in Griechenland sieht man es und es wird nicht bei Griechenland bleiben.

Zur Zeit wird die Griechische Bevölkerung gerade mit dem Zugang zu Geld und zum Lebensnotwendigen absichtlich abgeschnitten.

Das Verbrechen begeht die unsrige Regierung vor unseren Augen. und dagegen gibt es fast keinen Protest.

Das ist ungeheuerlich.

 

Statt der griechischen Regierung Vorwürfe zu machen,

mache ich Euch Vorwürfe, Euch zu entsolidarisieren!

Die Reformisten würden die Maske fallen lassen. Was für ein unangemesser perverser Quatsch.

Na und.

 

Alles ist Kampf gegen Verschlechterungen zur Zeit.

Also Aufstand machen und Druck auf die Herrschaftsstrukturen in Deutschland und Brüssel ausüben,

statt an der Regierung des völlig abhängigen, erpressten Landes Vorwürfe zu machen, sie seien nicht radikal genug.

Erst mal selbst radikaler werden.

 

In Solidarity for all versucht die Hälfte der Einwohner Griechenlands die Ausplünderung des Landes durch gegenseitige Hilfe aufzufangen.

Das reicht aber nicht.

 

Es gibt dann mehr Handlungsspielraum, wenn auch in Deutschland alle fordern und praktizieren:

sozialisieren - egalisieren - kooperieren!

Es ist beschissen.

Und wisst Ihr, es ist das deutsche Weltkapital, das die starke Währung für den Auftritt auf dem Weltmarkt braucht, in Indien und sonstwo, aber Griechische EinwohnerInnen und Produkte sind ihnen inzwischen egal.

Anscheinend liefern sie lieber Hilfspakete als einer Schuldenstreichung zuzustimmen.

Es ist grässlich.

Annehmen wird das niemand, lieber gibt's damit Teaparty in Pirea, schickts weiter nach Kurdistan und in der Not fragt man  lieber in der Türkei als bei Adolf Märklin. Abgesehen davon sind die Hilfspakete nicht existent, genauso wenig wie die 35 MRD, Junker hatte bereits vor Monaten von 2 MRD humanitäre Hilfe gefaselt und ist davon irgendwas irgendwo angekommen, NEIN. Die erzählen das nur, um den Druck zu erhöhen und gemeint ist dann so: "Jetzt müssen wir diese Schmarotzer auch noch durchfüttern, damit sie nicht verhungern!"

Humanitäre Hilfe wird seit Jahren von u.a Ärzte fü die Welt und der Griechenlandhilfe.at organisiert, also Sc@se Germania!!!

-Flüchtlinge bekommen sehr wohl was zu essen, nur bei einigen tausenden auf den Inseln dauert das halt und demnächst wird das dann noch länger dauern, weil dann wegen der MWST-Erhöhung alle, die nicht im Tourismus knechten, die Inseln verlassen werden.

-Das Gesetz gegen die humanitäre Katastrophe haben die Schweine  nicht geschafft zu verhindern, jede/r kann in Deutsch auf griechenland.blog lesen wie sich das genau aufteilt, also wer, wie viel, wie viele usw.

-Mit euren Sekundärquellen und Infos aus deutschen Hetzmedien kommt ihr halt nicht besonders weit, warum wohl standen tagelang deutsche Fernsehteams immer vor denselben Bankautomaten - ein Ü-Wagen wurde sogar von Renter*innen fast abgefackelt, weil "wegen euch die Hoden anschwellen" (omi, 80 Jahre), englische Medien aus anderen Stadt-und Landesteilen berichteten völlig anders, von viel weniger Stress. Also wo in Pauli sind die Automaten als erstes alle, wo werden eh am meisten sabotiert, usw

-Generell ist eure Einschätzung verständlich, aber falsch, weil ihr noch gar nicht wisst, ob King Schäuble und seine Satelliten aus dem Warschauerpakt überhaupt ja sagen oder warum wohl fingen die Lügen von den zwei Versionen wieder an?

-Die Staaten, die Griechenland raus haben wollen, sind leicht herauszufinden und alle haben Konsulate und Botschaften

Griechenlands Wirtschaft florierte bis 2008 nicht wegen Kredite, sondern boomte ohne Ende, die Exportschwäche ist von all den Gangstern erlogen, die sich auf Statistik von IWF und Bank of Greece beziehen, die BoG hat aber den genialen Schachzug gemacht und die griechische Handelsflotte raus gerechnet - jeder Wildcat-Leser kann euch das erläutern - bzw. verschwinden lassen (MISSING FLEET), dass sie nicht in Euro rechnet, heisst aber nicht, daß das Geld nicht nach Griechenland geht; rechnet man diese seriös ein, kommt auf 50-70%

Übrigens KIZ sind Kommerzgeier, die sich einfach mal raus nehmen, von ihrer Kunst zu leben, ihr netter "Produzent" ist nebenbei dafür zuständiger Mitbegründer des Punkrockausverkaufs (VKJ, die zwoteRIP) und sie sind sicherlich genauso reformitisch, wenn nicht noch viel mehr als SYRIZA.

Ihr fallt genauso auf Varoufakis Schmeicheleien herein wie der Feind, keine einzige Aussage von ihm kann ohne strengste Übersetzung benutzt werden, wenn er auf Nachfrage behauptet irgendwas von der EU sei wie Terrorismus, dann sagt er nicht, daß die da Terroristen sind, das macht dann Bild und Politik draus.

Kümmert euch doch einfach um eure Gefangenen, nie war die Zeit besser ihre Freilassung durchzusetzen, und bitte nicht die sozialen vergessen, die aufgrund von Krise und ihrer Form von Widerstand sitzen.

Und ja fangt doch mal an zu rechnen, wie viel Leute haben eigentlich für SYRIZA gestimmt, bei welcher Wahlbeteiligung? Aber wir sind ja alle doof und merken nicht, daß seit über zehn Tagen Griechenland den Euro verlassen hat, daß es längst eine Parallelwährung - nämlich die elektronische - im Land gibt und dadurch, daß die nicht im Ausland gilt, kann man nur im Inland Waren kaufen, täglich für bis zu 10.-15.000, manchmal sogar pro Rechnung, man setzt jetzt seine Konten in Ware und echte Werte um und gleichzeitig stellt sich die andere Wirtschaft auf Bares um und dann, vielleicht dann wird man das Falschgeld des Euroraums in Bulgarien unter die Leute bringen. und tschüss

Bulgarien, FYROM, Albanien, Rumänien, Serbia, Montenegro haben bereits vor Wochen alle griechischen Besitz, Anteile "eingefroren", um Griechenland zu amputieren und legal zu plündern, immerhin überall in diesen Ländern war der Anteil an ihrer Wirtschaft zwischen 25 und 30%, mach das mit der Türkei, dann wären längst ihre Panzer in Sofia, Bukarest, Belgrad und Tirana (letztere als Besatzungszentrale), nun ja, warum eigentlich nicht, die haben ja auch alle Botschaften und Lobbyzentralen, übrigens echte griechische Tomaten sind richtig rot und kommen nicht aus Holland, wenn dann höchstens aus Albanien, aber die schmecken wenigstens

die Vorschläge und vergleichen, auch mal schauen, was haben die denn abgestimmt, auch übersetzen

Ist doch längst passiert.

oder wie kommt es dass Tsipras derzeit 82% Zustimmung zu OXI und Euro hat?

die Gläubiger bezeichnen die Liste als "unzureichend" und "nicht glaubhaft". Es kann gut sein, dass sie weitere Einschnitte fordern und dann hätte Tsipras die Mehrheit, die er jetzt für weitreichende Reformen hat, plötzlich für einen Grexit im eigenen Land. Denn weiter als jetzt würden auch die Konservativen nicht mehr gehen. Möglicherweise ist das der Plan hinter dem ganzen Manöver.

Die These vom Reformismus ist auf jedenfall Blödsinn, dafür hat Tsipras zu viel gelitten und gekämpft - er müsste schon ein völlig gemeiner und falscher Hund sein. Und er könnte sich in Athen nicht mehr aus dem Haus trauen.

Deine fast katholische Gläubigkeit möchte ich haben. Wer den Verrat der Verräter leugnet, hilft ihnen.

Es läuft genau wie von Tsipras erwartet. Ich vermute, es hat ihm jemand aus der Eurogruppe gesteckt, dass sowieso jeder griechische Vorschlag abgelehnt wird (Hollande?). Daraufhin hat er sich mit der ND/Pasok zusammengesetzt, eine Gro-Ko simuliert und das Mega-Entgegenkommen durchs Parlament gebracht. Sollte die Eurogruppe jetzt ablehnen, hat Syriza den Grexit nicht alleine zu verantworten, die anderen Parteien sitzen mit im Boot, denn sie haben alle für das letzte Angebot gestimmt. Tsipras hat damit späteren Attacken aus der Opposition gut vorgebeugt, was in den kommenden Tagen entscheidend für die Machtkämpfe in Athen sein kann!

Grexit ist schon seit über 14 Tagen

Auszüge aus dem Non Paper der griechischen Regierung, das nach Mitternacht an die Athener Journalisten gesandt wurde

 

Ergänzungshaushalt für 2015 und mittelfristiger Plan für 2016-19

 

Hier ist besonders hervorzuheben, dass Steuerreformen und weitere Maßnahmen implementiert werden müssen. Das betrifft die Mehrwertsteuer, das System der Steuereintreibung, Rentenreformen, Restrukturierung des öffentlichen Dienstes und weitere ähnliche Maßnahmen. Hervorzuheben ist, dass für 2015 ein Haushaltsüberschuss von einem Prozent, für 2015 von 2 Prozent, 2017 von 3 Prozent und 2018 von 3,5 Prozent vereinbart wurde.

 

Mehrwertsteuerreform


Es geht um die Verabschiedung von Rechtsvorschriften, die ab sofort die Mehrwertsteuersystem reformieren. Ziel ist es 2015 bereits einen Nettogewinn von einem Prozent des Bruttoinlandsprodukts für die Staatskasse zu generieren.

Konkret wird es eine Vereinheitlichung der Sätze geben. Der Standardsatz von 23 Prozent soll nun auch wieder für Restaurants gelten. 13 Prozent werden auf Rechnungen für Grundnahrungsmittel, Energie, Hotels und Wasser, jedoch nicht für Abwasser verlangt. Eine niedrige sechs Prozent-Steuer wird für Arzneimittel, Bücher und Theater erhoben.

Zum Opfer der letzten Tage wurden auch die Inseln. Dort werden die bislang bestehenden dreißig Prozent Rabatte auf die Mehrwertsteuer sukzessive abgeschafft. Als erstes sind die reicheren Urlaubsinseln dran, danach wird auch zu den ärmeren übergegangen. Verschont bleiben nur die Grenzinseln. Die Reform setzt nach der aktuellen Urlaubssaison im Oktober 2015 ein und wird Ende 2016 abgeschlossen sein.

 

Fiskalische Strukturmaßnahmen

 

Es geht vor allem um die Abschaffung der Subventionen für die Verbrauchsteuer auf Dieselkraftstoff für Landwirte sowie eine effektivere Verteilung der Subventionen für Heizöl.

 

die Staffelung der Einkommenssteuer für 2015 und 2016 soll so gestaltet werden, dass pro Jahr 26.500.000.000 Euro Einnahmen durch die Einkommensbesteuerung gesichert werden.

 

eine Erhöhung der Sätze für die Tonnagesteuer und den Ausstieg aus der steuerlichen Sonderbehandlung der Schifffahrtsindustrie. Vulgo, die Reeder werden zur Kasse gebeten.

 

eine Kostendämpfung im Gesundheitswesen, zum Beispiel durch noch intensivere Verschreibung von Generika.

 

Kürzungen im Militärhaushalt von 100 Millionen Euro im Jahr 2015 und 200 Millionen Euro für 2016.

 

Erhöhung der Körperschaftssteuer von 26 Prozent auf 28 Prozent

 

Einführung einer Steuer für Fernsehwerbung

 

Ausschreibung der bislang nie von den Sendern vergoltenen TV-Lizenzen

 

Erhöhung der Luxussteuer auf Yachten von zehn auf 13 Prozent.

 

Eine Steuer auf elektronisches Glücksspiel von 30 Prozent.

 

Einnahmen durch die Ausschreibung der 4G und 5G Mobilfunklizenzen.

 

Rentenreformen

 

Bei den Renten wird wegen der immensen Probleme des Versicherungssystems im Großen und Ganzen das von der Europäischen Kommission vorgestellte Programm übernommen. Frühverrentung wird sukzessive so erschwert und mit Strafabschlägen beschwert, dass sie faktisch abgeschafft wird. Die Renten der Versicherungsanstalt OGA für unversicherte Landwirte werden gezielter eingesetzt. Der Sozialausgleich EKAS soll bis 2019 schrittweise abgeschafft werden. Dadurch werden die kleineren Renten effektiv gekürzt.

Dazu gibt es eine Erhöhung des Krankenkassenbeitrags der Rentner von vier auf sechs Prozent, was die Renten wiederum mindern wird.

 

Öffentliche Verwaltung, Justiz und Korruptionsbekämpfung

 

Es geht vor allem darum, ein einheitliches Besoldungssystem zu durchzusetzen und die Verwaltung effektiver zu machen. Darüber hinaus soll die Korruption verstärkt bekämpft werden. Die Statistikbehörde ElStat soll als Instrument für die Reformen eingesetzt werden.

 

Steuerverwaltung

 

Hier geht es darum, ein unabhängiges, effektives System für das Eintreiben der Steuern, aber auch für die gezielte Verwertung von Investitionsgelder und Zuschüssen zu schaffen.

 

Finanzsektor

 

Mit Änderungen der Unternehmens- und Haushaltsinsolvenzgesetzgebung soll das griechische Recht auf den OECD-Rechtsstandards getrimmt werden.

 

Arbeitsmarktreformen

 

Hier geht es um Bekämpfung von Schwarzarbeit sowie um die Adaption des griechischen Arbeitsrechts an das in der EU übliche.

 

Warenmarkt

 

Es geht um die Übernahme der Vorschläge der OECD, welche die Regierung Samaras in Auftrag gab, aber nie nutzte. Dabei soll die Geschäftsgründung vereinfacht werden. Berufsfelder sollen geöffnet werden. Der OECD stellt Werkzeuge zur Zerschlagung von Kartellen und Monopolen zur Verfügung. Der bisher staatlich dominierte Energiesektor soll für private Unternehmer geöffnet werden.

 

Privatisierungen

 

Die Privatisierungen der Regionalflughäfen, der Eisenbahngesellschaft TRAINOSE, der Egnatia Autobahn, der Häfen von Piräus und Thessaloniki und des alten Flughafens von Athen, Hellinikon, sind abzuschließen. Die Regierung soll zudem die noch gehaltenen Aktien am Telekommunikationsunternehmen OTE verkaufen.

Kann gerne Veranstaltungen oreganosieren, denn auf Lesbos gibt's eine veritable Szene - nicht erst seit no-border-camp-Zeiten -  aber auch am Flughafen kann man Leuten, die zum Dodecanes fliegen sicherlich Geld mitgeben

Aus der erpressten Zustimmung zur Austerität der Partei eine Strick von links drehen zu wollen ist nicht logisch und unfair. Welche Alternative hatte Syriza denn? LCM schlägt vor "den Widerspruch solange weiterzutreiben, bis der Bruch unvermeidlich ist. Stück für Stück hätte die Bevölkerung an die Einsicht herangeführt werden müssen, dass eben mit EU und IWF nichts Gutes zu machen ist (...)" Soweit ist Syriza doch längst gegangen! Alles was jetzt noch zur Wahl stand: Ab Montag Chaos und Verelendung, mit dem immensen Risiko einer gewalttätigen Eskalation, oder erstmal so weitermachen wie bisher und noch etwas Zeit gewinnen ohne die Macht abzugeben. Jeder vernünftige Mensch - auch LCM - hätte sich für letzteres entschieden.