Balingen - Polizeigroßaufgebot vom 28.11.2009

Balingen

Wie bereits in vergangen Artikeln ausführlich berichtet wurde, sollte am 28.11.2009 in der 35.000 Seelen armen Kleinstadt Balingen im Zollernalbkreise eine Demonstration statt finden. Zum einem sollte die Demo ein Teil der Tübinger Aktionswoche vom 21. - 29.11.2009 werden und für den Erhalt und die Erkämpfung linker Freiräume stehen, zum anderen aber auch gegen den Jugendmusikwettbewerb der Bundeswehr ("Bw-Musix") welcher am selben Wochenende ebenfalls in Balingen statt finden sollte.

 

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Allerdings wurde schon im Vorfeld durch ein extrem verhältnissloses Polizeiaufgebot Balingen regelrecht abgeriegelt und jede Form von Protest oder Gegenaktivität unterdrückt!
Gerechtfertigt wurde dies mit einer Hetzkampagne der extrem hysterischen Stadtverwaltung mit tatkräftiger Unterstützung durch die lokale Tagszeitung-Schmierblätter "Schwarzwälder Bote" und "Zollernalbkurier", welche schon die Gestalt der Springerpresse annahmen!

Bereits am Freitag war zur Sicherheit eine Hundertschaft Bereitschaftspolizei im gesamten Stadtgebiet von Balingen abgestellt, welche auch sofort eine spontane Demonstration der Partei "Die Linke" am Messegelände, vor dem Austragungsort der "Bw-Musix", erfolgreich zerschlagen konnten.

Am Samstag bot sich dann schon am frühen Morgen ein reichtlich mit Bullen überfüttertes Stadtbild. Die komplette Kleinstadt war geradezu überfüllt mit Polizei! Von normalen Streifenbullen über komplett gerüstete Riotcops bis hin zu Hundestaffeln gab es am Samstag alles in Schnittlauchgrün und neuderings in Balu Patrouille laufen zu sehen. Besonders auffällig war das extreme Aufkommen von Zivibullen, welche in den meisten fällen als Päärchen getarnt durch die Stadt streiften und ganz unverschämt sämtliche junge Menschen welche im Satdtgebiet unterwegs waren auf die Demo ansprachen. Nach eigenen Angaben der Polizei waren insgesamt rund 1000 Beamte im Einsatz!

Besonders der Hauptbahnhof, welcher als Sammelpunkt für die Demonstration angekündigt war, wurde gut abgeriegelt. Der direkt nebenan ligende Busbanhof wurde kurzerhand als Bullenparkplatz umfunktioniert wo u.a. auch 2 Wasserwerfer einsatzbereit abgestellt waren.
Vom Bahnsteig aus führten Bullenzäune, ausgerichtet in einer Trichterform, entweder durch die Bahnhofshalle oder direkt in einen Kessel. Verdächtige Personen welche genaustens durch mehrere gerüstete Polizeibeamte optisch untersucht wurden, durften direkt in den Kessel laufen. Andere nicht als potenzielle Demonstrationsteilnehmer*innen zu identifizierende Personen durften dann nur durch die Bahnhofsvorhalle den Bahnhof verlassen und in die Stadt. Sogenannte verdächtige Personen wurden dann wahlweise mehr oder weniger gründlichen Leibesvisitationen unterzogen, die Personalien notiert und genaustens abfotografiert.

U.a. wurden auch die hauptsächlichen Zufahrtstraßen in die Stadt mit Polizeisperren bzw. Schleußen abgesichert. Alle Fahrzeuge, welche die Sperren passieren wollten musten zuerst einmal anhalten. Hier wurden auch über den ganzen Tag hinweg Fahrzeug- und Personenkontrollen durchgeführt.
Berichten zur folge wurden auch in Richtung Balingen fahrende Züge im Vorfeld schon kontrolliert und nach möglichen Demoteilnehmer*innen überprüft.

Allerdings kamen durch den Zugverkehr ohnehin nicht sonderlich viele Demonstrationsteilnehmer*innen in Balingen an.
Zu Fuß oder mit dem Auto angereiste Demoteilnehmer*innen merkten sehr schnell, dass ein Sammelpunkt am Hbf unmöglich war!

Daher wurden spontan durch Mundpropaganda und Telefonketten Alternativtreffpunke ausgemacht. Sobald sich dort jedoch mehr als 20 Menschen versammelt hatten wurden diese wieder durch die Polizei zersprengt. Vor allem das extreme Aufkommen von Zivibullen stellte sich hierbei als Problem heraus.
Dies hatte zur Folge dass nach 3 Alternativtreffpunkten, welche wieder gesprengt wurden, alle Demoteilnehmer*innen so über das Stadtgebiet verteilt waren, dass ein neuer Sammelpunkt für die Demo beinahe unmöglich war. Da dieser Prozess auch sehr viel Zeit in anspruch nahm waren viele Menschen auch schon wieder abgereist und auf dem Nachhauseweg.

Nette Späherratten berichteten dann beim letzten Sammelpunkt über Mobilfunk, dass beim Messegelände, also dem Austragungsort der "Bw-Musix", kaum ein Polizeiaufkommen wäre. Daher gelang es im Endeffekt ca. 20 Demostrant*innen problemlos auf das Messegelände und sogar in die Messehalle auf die Zuschauertribühne zu gelangen.

Um in die Halle zu gelangen musste man zuerst ein Festzelt welches nur noch so von Bundeswehrpropaganda triefte passieren. In der Messehalle bot sich schließlich mit maximal 10 bürgerlichen Besuchern (bestuhlt war die Halle für etwa 2000 Menschen!!!) ein mehr als klägliches Bild! Daher war es für die wenigen auf dem Messegelände abgestellten Zivibullen kein Problem die Gegendemonstrant*innen als mögliche Störer der Veranstaltung zu entlarfen und Platzverweise zu erteilen.

Berichten zur folge soll an der nur 100m neben dem Messegelände gelegenen Brufsschule welche auch als Austragungsort der "Bw-Musix" diente eine Störungsaktion von Gegendemonstrant*innen statt gefunden haben, woraufhin die Polizei im gesamten Stadtgebiet den kompletten restlichen Abend Jugendliche und alternative Menschen kontrollierte, durchsuchte und sogar diverse Verhaftungen und kurze Ingewahrsamnahmen vornahm!

Noch den kompletten Abend und die darauf folgende Nacht war die Polzei in ganz Balingen präsent und kontrollierte nach wie vor inzwischen sogar alle Jugendlichen, welche sich in der Stadt frei bewegten.

Am Sonntag war der Spuk dann größtenteils vorbei. Wie am Freitag war auch am Sonntag noch gut eine Hundertschaft Bereitschaftsbullen in der Stadt abgestellt und auf Patroulle.

Im Nachhinein betrachtet war dieses Polizeiaufgebot mehr als nur überzogen und verhältnislos! Sämtliche Leute, egal ob jung oder alt, wurden über das ganze Wochenende hinweg von der Polizei schickaniert und jedem wurde mehr als verdeutlicht, was Repression denn nun eigentlich bedeutet!

Allerdings kann dieses Ereigniss ein Stückweit auch als Erfolg verzeichnet werden. Denn durch dieses Großaufgebot wurden einfach ALLE darauf aufmerksam und die Befürchtung Balingen würde von gefährlichen anonymen autonomen Antifaschisten heimgesucht und in Schutt und Asche zerlegt als reine hysterische Überreaktion der Stadtverwaltung entlarvt.
Die Schutzfunktion der zur Hilfe angeforderten Polizei bleib aus und vielmehr wurden nun die Bürger*innen der Stadt Balingen, welche ja eigentlich beschützt werden sollten, durch die Repressionsgala schickaniert!
Dies dürfte den meisten Bürger*innen wohl ehr ein nicht sonderlich positive Erinnerung im Zusammenhang mit den "Bw-Musix" beschehrt haben. Mal davon abgesehen, dass die "Bw-Musix" eine total lächerliche und schlecht besuchte Mieseveranstaltung waren!
Ob Balingen nun tatsächlich als fester Austragungsort für den alljährlichen Jugendmusikwettbewerb der Bundeswehr dienen soll ist daher ehr unwahrscheinlich, auch wenn die neue balinger springerpressniveau Presse etwas anderes behauptet!

Bereits im Vorfeld wurde übrigens der Landkreis von einer Repressionwelle überschwappt! U.a. auch durch die zeitnahe wie in Tübingen ebenfalls verübte Farbattack auf das Faschistenkreigerdenkmal auf dem Balinger Friedhof am diesjährigem Volkstrauertag und dann auch noch die anonyme Ankündigung der Demonstration für den 28.11.2009!
Verschiedene Haus- und Wohnungsdurchsungen, Hausbesuche und Vernhemungen wurden von der balinger Kriminalpolizei daraufhin durchgeführt. Opfer dieser Repressalien wurden so ziemlich alle junge Menschen im Landkreis, welche keine Neonazis sind! Traurig aber wahr...

Daher sagen wir: NIEDER MIT DER REPRESSION!!!

Für das Recht auf Meinungsfreiheit - für das freie Demonstrationsrecht und für das Recht auf Versammlung! Wann wir wollen, wo wir wollen und wie wir wollen!

Don't let the system grind you down!

Wir sind alle ONE STRUGGLE - ONE FIGHT!

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