#freital2506 - Gedächtnisprotokoll - mein erster selbstgeschriebener Text!

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#Freital2506 - Gedächtnisprotokoll Ich fuhr am 25.06.2015 nach Freital um dort die Geflüchteten zu unterstützen, kennen zulernen und um meine Solidarität mit Ihnen zuzeigen! Es machte sich schon beim Losfahren ein ungutes Gefühl in mir breit. Das Konzentrieren auf die Straße viel mir sichtlich schwer. Die Nachrichten der letzten 3 Tage (Flaschenwürfe, aggressive Hools, Verfolgung von AktivistInnen über die Autobahn mit späteren Angriff auf sie, zerstochene Reifen, besoffene “WutbürgerInnen“ und Kleingruppen auf der Jagd nach Antifas) geisterten mir im Kopf rum.

 

Sie schürten keine Angst aber ein ungewisses Gefühl. Umso näher ich Freital kam umso umsichtiger wurde ich. Ich fuhr bis 50 Meter vor die Unterkunft um so ein Blick auf mein Auto zu haben, obwohl ich dann im Laufe des Tages keinen Gedanken mehr an dies verschwendet habe. Ein klein- bis mittelgroßes Polizeiaufgebot war rund um das Haus präsent! Die Lage war relativ entspannt als ich eintraf. Auf der einen Seite, hinter der Absperrung durch Polizeiwagen standen Frauen und Männer aller Altersklassen. Der erste Hitlergruss nach 5 Minuten lies nicht lange auf sich warten! (Polizei hat es natürlich nicht gesehen!) Scherzend und biertrinkend wurden fast unverständliche Parolen gerufen, Deutschlandfahnen geschwenkt und ein Transpi in die Luft gehalten. Kaum angekommen folgenden mehrer Dialoge mit UnsterstützerInnen und Refugees. Ich konnte mir schnell ein Bild über die vergangenen Tage machen und verstehen, warum soviel Angst hier besteht und der Schutz des Hauses und deren BewohnerInnen sehr wichtig ist.

 

Es folgten die ersten “ Nein zum Heim “ – Rufe und die Bierflaschen bloppten auf! *Gegröhle und Applause! Ich schaute mir mit einem Aktivisten, der Kontakt zu den BewohnerInnen hat, das ganze Haus und Grundstück an. Er berichtete mir viel von vergangen Tagen und Aktionen. !Erschreckend! Nach weiteren Gesprächen mit einzelnen BewohnerInnen gingen wir an der Vorderseite des Hauses wieder zu unserer Kundgebung. Wir kamen aber statts bei dieser unseren, vor der Polizeikette bei den AsylgegnerInnen raus. Empfangen von “ Antifa-hahaha “ –Rufen und lüsternen Blicken einiger sportlich- schwarzgekleideten Personen schauten wir uns das Schauspiel kurz an und gingen durch die Polizeikette zurück. Ein aufmerksamer Beamte durchsuchte schnell noch mein Rucksack auf illegales “ Werkzeug “und lies mich dann passieren! Die Zeit verging, das Bier floss bei den GegnerInnen und damit folgten auch vermehrt Sprücher gegen die “ Antifa “ wo ich mir dann dachte *die Menschen vor der Polizeisperre sind doch gar nicht hier um gegen die Flüchtlinge zu demonstrieren sondern suchen fast nur Kontakt zu der anwesenden “ Antifa “! Es folgte ein Jubelschrei der UnterstüzerInnen und alle klatschten in die Hände.

 

Es trafen zwei neue Gruppen von GegnerInnen ein die sich wohl nicht so toll mit schon anwesenden Personen verstanden und kurz darauf hagelt es Schläge unter den GegnerInnen selbst, bis ein Krankenwagen kommen musste und ein Gegner mit starken Gesichtsverletzung abtransportierte. Kein Fahnenschwenker war mehr zusehen und das Transpi war dann auch verschwunden. Nur noch dickbäuchige Bierhalter und dunkelgekleidete Personen waren übrig geblieben. Mit der Dunkelheit kam dann auch das ungemütliche Gefühl wieder. Wir liefen mehrmals um das Haus um zuschauen ob alles in Ordnung war. In den späten Abendstunden lösten dann die “ WutbürgerInnen “ ihren Aufzug auch auf und verließen unter brüllen von “ Siegheil “ die Straßen Richtung Toombaumarkt und dann mit ihren Autos diesen! Es verweilten nur noch vereinzelt Personen vor Ort um ihren Erfolg? - zufeiern und noch in Ruhe auszutrinken. Derweil wurde ich von Personen angesprochen über eine vierköpfige Männergruppe die verstärkt Kontakt zu AktivistInnen suchten, aber auf eine ungewöhnliche Art und Weise! Sie sagten sie kämen aus Berlin, (auf die Frage warum sie keinen berlinerischen Akzent hätten, kam keine antwort!) wollten Infos über den heutigen Tag und über die geplanten Aktionen am Freitag haben! Natürlich sind diese Personen bekannte Zivicops die sich dümmer hätten nicht anstellen können! Ich ging dazwischen, unterbrach das Gespräch und klärte die jeweiligen Personen auf. Kurze Zeit später kam der Chef der Gruppe zu mir, riss mich am Arm herum und sagte mit feuchter Aussprachen “ wir sind auch Zecken , wir sind auch Antifas wir ihr. Was is denn nur los? “ Darauf sagte ich nur „ seid Antifas für euch, ihr macht das schon, von uns erfahrt ihr nichts! “

 

Es folgten noch paar Versuche um heraus zu finden was mein Problem sei aber dies wandelte sich schnell in fragende, wütende und bohrende Blicke um. Ich beendete dann meine Berichterstattung und trottete zu meinem Auto. Die Gefühl und Emotionen überschlugen sich. Froh das nicht passiert ist, traurig über die vorhandene Situation, flaues Gefühl im Magen vor der bestehenden Abreise. Eigentlich ist es nicht zu beschreiben. Das flaue Gefühl sollte sich berechtigen als ein Auto mir durch die ganze Stadt, den Randbezirk und zwei Autobahnen folgte. Jeden Spurwechsel der von mir “ aus Versehen “ passierte wurde nachgemacht egal wie kurzfristig vor der Kreuzung. Das Volltanken auf dem hinweg hat sich echt gelohnt. Nach dem Wechsel auf die dritte Autobahn verließ mich dann das folgende Fahrzeug mit Kennzeichen DD und ich konnte mich seit 7 Stunden das erste mal ein bisschen runterfahren und in meinen Sitz zurück sinken. Die Eindrücke, Bilder und Gespräche, die Gesichter und die Dankbarkeit zeigten mir dass die Unterstützung einfach Notwendig ist. Gerade jetzt brauchen uns die Menschen um so mehr damit sie sich nicht wieder alleine - verlassen - im Stichgelassen fühlen, damit sie Kraft tanken, Mut und zu ihrer Lebensfreude zurück finden und in ein besseres Leben starten können.

 

Antifaschismus ist notwendig!

alerta

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für deinen Bericht von vor Ort.Schön das Du Dir die Zeit genommen hast, den weiten Weg in diese Region zu bestreiten, um den Geflüchteten ein Stück Menschlichkeit zurückzugeben.

Kopf hoch...und weiter so!