Linksradikale Gewalt: Polizei rüstet auf und wertet Fingerabdrücke aus

Erstveröffentlicht: 
09.06.2015

Anwohner meldeten am Freitagabend frühzeitig Verdächtige im Johannapark

 

Von frank Döring


Die Bilder zeigen eine Horde Vermummter. Sie ziehen über den südlichen Innenstadt-Ring, zünden Böller und halten ein Transparent hoch: "Troika, G 7, Frontex, Deutschland, Leipzig. Es kotzt uns an! Der Aufstand wird kommen." Wenig später splittert Glas, fliegen Molotowcocktails und mehr als 200 Pflastersteine. Die Aufnahmen wurden nach den Ausschreitungen am Freitagabend anonym im Internet veröffentlicht - offenbar von den Randalierern selbst, davon geht die Polizei aus. Die Bilder zerstreuen letzte Zweifel, wer hinter den Krawallen steckt. Nun soll eine Soko zur Aufklärung der jüngsten linksextremistischen Anschläge gebildet werden. Das ist wohl beschlossene Sache.


Gestern beriet die Polizeiführung in Leipzig, in welcher Stärke und Zusammensetzung die Einsatzgruppe arbeiten soll. Experten des Operativen Abwehrzentrums und vom Staatsschutz-Dezernat der Kripo werden ihr vermutlich angehören, womöglich auch zusätzliche Beamte. Ob die nicht erst seit dem Wochenende geforderte stärkere Polizeipräsenz jetzt kommt, scheint nach dem schwarzen Freitag wahrscheinlicher denn je. Details sollen in den nächsten Tagen bekannt gegeben werden.


Gleichwohl laufen die Ermittlungen bereits jetzt auf Hochtouren. Es seien "eine Vielzahl von Spuren" gesichert worden, die nun ausgewertet würden, so ein Beamter, unter anderem DNA-Anhaftungen und Fingerabdrücke. Der einzige gefasste Tatverdächtige war indes keine große Hilfe, schwieg dem Vernehmen nach gegenüber der Polizei. Allerdings soll der 35-Jährige seit Längerem als Angehöriger der linksextremistischen Szene bekannt sein. Insofern sei die Prüfung seines persönlichen Umfelds "sehr aufschlussreich", hieß es gestern. Ob auf diesem Weg weitere Teilnehmer der Krawalle ermittelt werden können, ist gegenwärtig jedoch fraglich.


Ganz so überraschend kam der Aufmarsch der Linksautonomen übrigens nicht. Gestern kam heraus, dass Anwohner bereits vor Ausbruch des Gewaltexzesses bei der Polizei anriefen. Sie hatten beobachtet, wie sich dunkel gekleidete Männer im Johannapark versammelten. Allerdings dachten sie nicht, dass die Verdächtigen schon bald für brennende Barrikaden sorgen würden. Wie zu erfahren war, sei man zunächst davon ausgegangen, dass es sich um Graffiti-Sprayer handeln könnte.

 

Anschläge über Anschläge


7. Januar: Etwa 50 Autonome attackieren den Connewitzer Polizeiposten mit Pflastersteinen, Farbbeuteln und Feuerwerkskörpern. Außerdem werfen sie einen Brandsatz in einen Streifenwagen.


15. Januar: Eine Demo mit mehr als 600 Linken durch City und Südvorstadt mündet in einen Gewaltexzess. Chaoten zerstören allein am Amtsgericht 40 Scheiben, nehmen Polizeifahrzeuge mit Pflastersteinen unter Beschuss.


29. Januar: Drei unbekannte Täter attackieren die Außenstelle des Polizeireviers Südwest im Stadtteil Plagwitz mit Farbbomben und Schottersteinen. Der Schaden beläuft sich auf mehrere Tausend Euro.


26. März: Etwa 60 Vermummte greifen das Gebäude der Staatsanwaltschaft an, schleudern Pflastersteine, zünden Böller. An die Fassade schmieren sie "Gegen Staat und Repression".


24. April: 15 Linksautonome attackieren mit Steinen und Werkzeugen die Ausländerbehörde der Stadt Leipzig im Technischen Rathaus in der Prager Straße. Sie beschädigen 42 Fensterscheiben.


5. Juni: Rund 100 Linksextreme verursachen am Simsonplatz und auf dem Innenstadtring heftige Krawalle, attackieren Bundesverwaltungsgericht und US-Konsulat, verletzen Polizisten. F. D.

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"Die Aufnahmen wurden nach den Ausschreitungen am Freitagabend anonym im Internet veröffentlicht."

Wo findet man denn die angesprochene Veröffentlichung?

Hatte es bei indymedia vermutet, aber nicht gefunden. Wahrscheinlich, weil es nur Bilder und keine Artikel sind.

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