[FR] Georg Elser - Einer gegen Deutschland

Denkmal

Heute wurde im Freiburger Stadtteil Vauban das neue Georg Elser Denkmal enthüllt. Neben der musikalischen Begleitung des Duo Ulrike Rosa Scherf und Joachim Berger mit Liedgut aus Elsers Lebzeit, gab es noch drei Redebeiträge des Kulturbürgermeisters, vom Georg Elser Arbeitskreis Heidenheim und dem Künstler. Wir legten einige rote Nelken ab, entzündeten eine Kerze und verteilten das folgend dokumentierte Flugblatt:

 

Georg Elser - Einer gegen Deutschland

 

Heute vor 70 Jahren, am 9. April 1945, wurde Johann Georg Elser in Folge der sich abzeichnenden Niederlage des Deutschen Reichs im Konzentrationslager Dachau durch einen Genickschuss ermordet. Dem voraus gegangen war der gescheiterte Anschlag auf Adolf Hitler und die NS-Führungsspitze am 8. November 1939 im Bürgerbräukeller - dem Herz der nationalsozialistischen Bewegung - in München. Sein Versuch, sich über Konstanz in die Schweiz abzusetzen, scheiterte. Er wurde beim versuchten Grenzübertritt gefasst und als kurz darauf die Bombe in München explodierte, galt Elser schnell als Hauptverdächtiger. Nach wochenlangen Verhören, gekennzeichnet durch brutale Folter in den Kellern der Gestapo in Berlin, wurde Elser zu Beginn des Jahres 1941 in das Konzentrationslager Sachsenhausen verlegt - er sollte bis Kriegsende am Leben bleiben, um ihn in einem großen Schauprozess nach dem erwarteten „Endsieg“ zu verurteilen.


Elser wollte mit seinem Attentat, das er im Alleingang geplant und durchgeführt hatte, einen weiteren deutschen Krieg verhindern und die Naziherrschaft beenden. Auf dieses Ziel hin richtete er sein gesamtes Leben aus; so nahm er Berufe in Rüstungsbetrieben und in einem Steinbruch an, um an das nötige Material und Wissen für den Bau seiner Bombe zu kommen. Im Bürgerbräukeller arbeitete er über 30 Nächte lang daran, seine Bombe in einem Pfeiler über dem Rednerpult zu verstecken. Diese sollte am Tag der Gedenkveranstaltung für den gescheiterten Hitler-Putsch explodieren und somit Hitler und weitere Führungspersönlichkeiten der NSDAP töten. Leider verließ Hitler den Saal dreizehn Minuten früher als gedacht, die Bombe tötete acht Menschen und verletzte 63 weitere. Die Führung der NSDAP war dem Attentat entkommen.

 

Georg Elser war kein Intellektueller, sondern ein einfacher Arbeiter von der schwäbischen Alb; er ging gelegentlich in die Kirche, war Mitglied im Trachtenverein und im Zitherclub. Politisch stand er den linken Arbeiterorganisationen nahe, war jedoch kein verbohrter Ideologe. Er wählte die KPD und war Mitglied in der Gewerkschaft. Später trat er auch dem Roten Frontkämpferbund bei, einer militanten Kampforganisation der KPD und Vorläufer der Antifaschistischen Aktion.


Nach 1945 wurde Elser öffentlich diffamiert und seine Alleintäterschaft bezweifelt. Es wurde einerseits weiter die NS-Propagandalüge einer britischen Verschwörung bedient oder andererseits behauptet, der Anschlag wäre eine Inszenierung der Nationalsozialisten gewesen und Elser demnach ein „Werkzeug“ der NS-Führung. Elsers Tat wurde sowohl in der BRD wie auch in der DDR lange totgeschwiegen, erst in den 80er und 90er Jahren erfuhr sein Wirken eine späte Würdigung.


Wir als autonome Antifaschist*innen gedenken Georg Elser als einem fortschrittlichen und freiheitlich eingestellten Menschen und verweigern uns der Vereinnahmung durch das bürgerliche Gedenken der breiten Öffentlichkeit, die Georg Elser seit einigen Jahren in eine Reihe mit sogenannten „bürgerlichen Widerstandskämpfern“ wie Claus Schenk Graf von Stauffenberg oder Erwin Rommel zu stellen versucht. Im Gegensatz zu den Attentätern des 20. Juli 1944 hätte Elsers Attentat den Krieg vermutlich beenden können und zwar zu einem Zeitpunkt, an dem der Krieg noch nicht sein gesamtes verheerendes Ausmaß erreicht und der Massenmord an den europäischen Juden und Jüdinnen, an Sinti, Roma, Homosexuellen, Geistlichen, Menschen mit Behinderung und politisch Andersdenkenden noch in seiner Anfangsphase gestoppt werden hätte können.


Dies bleibt natürlich Spekulation, allerdings ist festzuhalten, dass im Jahr 1944 diese massenhaften Morde schon mehrere Millionen Opfer gefordert hatten und die Attentäter vom 20. Juli nicht aufgrund der unermesslichen Barbarei des Krieges und der Vernichtung handelten, sondern vielmehr aus Sorge um ihre Nation Deutschland. Elser hingegen trat als Person auf, die einzig und allein den Krieg verhindern und das von ihm hellsichtig erkannte Unheil frühzeitig stoppen wollte, ungeachtet der Gefahren für sein eigenes Leben.


Mit seinem einsamen Entschluss, den Führer des Deutschen Reiches samt des ihm zujubelnden faschistischen Mobs in die Luft zu sprengen, verweigerte er sich der deutschen Volksgemeinschaft und sagte dem Kollektiv der Mörder im Namen der Freiheit des Individuums den Kampf an. Er widerlegte praktisch die Ausflucht all derer, die mitgemacht oder bloß geschwiegen haben: Dass man doch nichts hätte tun können. Sein militanter Antifaschismus, der sich im Angesicht der Barbarei um „demokratische Legitimation“ nicht scherte, ist für uns in unserem heutigen Kampf gegen den Faschismus und seine Ursachen immer noch vorbildhaft.

 

In Erinnerung an Georg Elser.

Nie wieder Faschismus - Nie wieder Deutschland!

 

Anarchistische Gruppe Freiburg (April 2015)

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Guter Text. Schön, dass es dort nun ein Denkmal gibt.

Elser war Kommunist, Antifaschist, und hat als Regimegegner versucht, den drohenden Ausbruch des Kriegs zu verhindert. Aber er war nicht "gegen Deutschland", er hat so eine Aussage nie getätigt oder so eine Tätigkeit nie vorgenommen. Insofern ist es ziemlich vermessen bis verfehlt, ihn für heutige Antideutsche Zwecke einzuspannen, die Linken vor dem Zweiten Weltkrieg hatten fast immer ein durchaus intaktes Verhältnis zu Deutschland.

"ein durchaus intaktes Verhältnis zu Deutschland."

 

Das klingt Abstoßend.


Außerdem wußte er Verbrechen noch nicht von denen wir wissen.

Die meisten, die sich damals gegen den NS wandten, waren nicht "antideutsch". Vilemehr handelten viele der Linken in dem Bewusstsein, für "Deutschland, wie sie es verstanden und wofür sie Zuneigung empfanden", sich einzusetzen.

 

Das gefällt natürlich den meisten "linken", die sich das "proletarische Subjekt" am liebsten als Schrumpeloma, die Blumentöpfe auf Glatzen wirft, vorstellen, wenig.

Ja, er war Anarchist und Kommunist, aber im historischen Kontext eben "undeutsch". Für die Zeit zwischen 1933 und 1945 (und eigentlich auch bis 1948) gilt eben ein anderer Begriff von "Deutschland", als den du ihn verwendest, wenn du "antideutsch" schimpfst. Und dieser Begriff ist zwangsläfig an NS geknüpft. Ergo, Widerstandskäpfer*innen = "undeusch" = gegen Deutschland. Also kein Fehler im Text, sondern in deinem Reflex.

Genau das stimmt eben nicht. Das NS-Regime war nicht = Deutschland, auch wenn die NS-Propaganda das ständig behauptet hat, die Widerstandskämpfer_Innen waren damit nicht automatisch, und auch oft durch eigenen Willen nicht '"undeutsch" = 'gegen Deutschland'". Als Quelle seien hier mal ein paar Zeilen aus Flugblatt VI der Weißen Rose zitiert, so sahen es die Geschwister Scholl - aus heutiger Sicht ziemlich bemerkenswert. Das heutige "gegen Deutschland" ist eine relativ neue Erfindung, und ging seinen Weg aus der Frankfurter Schule und die 68er in Teile der radikalen Linken.

 

Freiheit und Ehre! Zehn lange Jahre haben Hitler und seine Genossen die beiden herrlichen deutschen Worte bis zum Ekel ausgequetscht, abgedroschen, verdreht, wie es nur Dilettanten vermögen, die die höchsten Werte einer Nation vor die Säue werfen. Was ihnen Freiheit und Ehre gilt, das haben sie in zehn Jahren der Zerstörung aller materiellen und geistigen Freiheit, aller sittlichen Substanz im deutschen Volk genugsam gezeigt. Auch dem dümmsten Deutschen hat das furchtbare Blutbad die Augen geöffnet, das sie im Namen von Freiheit und Ehre der deutschen Nation in ganz Europa angerichtet haben und täglich neu anrichten. Der deutsche Name bleibt für immer geschändet, wenn nicht die deutsche Jugend endlich aufsteht, rächt und sühnt zugleich, ihre Peiniger zerschmettert und ein neues geistiges Europa aufrichtet. 

Studentinnen! Studenten! Auf uns sieht das deutsche Volk! Von uns erwartet es, wie 1813 die Brechung des Napoleonischen, so 1943 die Brechung des nationalsozialistischen Terrors aus der Macht des Geistes. Beresina und Stalingrad flammen im Osten auf, die Toten von Stalingrad beschwören uns! 

"Frisch auf mein Volk, die Flammenzeichen rauchen!" 

Unser Volk steht im Aufbruch gegen die Verknechtung Europas durch den Nationalsozialismus, im neuen gläubigen Durchbruch von Freiheit und Ehre!

Doch, genau das ist Deutschland, nicht irgendein Regime, sondern das Land, dass sich ihren Führer selbst gewählt hat.

Ja, komisch das sich dieses positive Verhältnis zu Deuschland durch den NS geändert hat. Wenn man nur wüßte was der Grund dafür ist.........geh kacken Querfront-Willy

So wird es, wenn sich aus den Anti-Nationalen (einer politischen Ein-Punkt-Strömung der 90er-Jahre) eine Sekte namens Anti-Deutsche aufmacht, die den israelischen Nationalismus abfeiert, den Englischen und Us-amerikanischen preist, den Deutschen bekämpft. Und weil "alle Linke Antisemiten sind außer Mammi" gibt`s es für die Linke etwas auf die Ohren, soziale Ziele kennt man als Anti-Deutscher eh nicht und man kuschelt mit Neokonserativen und Rechtslibetralen. Am Ende bleibt eine neue Spielart des Überläufertums von "angeblich links" nach "real rechts".

 

Für die Linke kommt außer plappernd den Nationalismus abfeiern oder bekämpfen nichts heraus. Das kann man hier sehen. Selbst AnarchistInnen gehen hin, verunzieren ein Flugblatt für Hans Georg Elser mit einem aus dem Kontext gerissenen Marlene Dietrich Zitat und werfen Elser in den Müll dieser Auseinandersetzungen.

 

Vielleicht etwas wie "Für den ..." einsetzen. Aber nicht soǹ Schmalspur Parölchen.

Hört auf, den Elser zu hochzujubeln! Das war ein Wahnsinniger - Wäre der Saal noch voll besetzt gewesen, hätte es mehrere hundert Tote geben können. Jeder der einmal eine Bombenexplosion erlebt hat, wird wissen, dass Betroffene auf ewig schwer geschädigt sind (vor allem emotional). Da waren nicht nur NS Größen anwesend.

 

Es ist nicht gesichert, ob der gewaltsame Tod des Gröfaz im Jahr 1939 den Ausbruch des Krieges überhaupt noch verhindert hätte. Es darf stark bezweifelt werden, denn Europa war damals bereits wieder ein Pulverfass an dem etliche zündelten und die Kriegsmaschinerien waren bereits angelaufen.

 

Sucht mal nach Bromberger Blutsonntag um ein Bild von den Grausamkeiten zu bekommen, den auch der extreme Nationalismus in Verbindung mit Hass auf die Nachbarn angerichtet hat.

 

Nie wieder Faschismus!

wie "Antideutsche" sind hier fehl am PLatze. Richtig ist, exilierte Antifaschisten halluzinierten sic h als Vertreter eines anderen Deutschlands. Dieses "andere Deutschland" war für Exilierte psychisch notwendig nicht desto trotz nur eine Halluzination.

Ob Elser nun gegen Deutschland stand oder nicht ist gleichgültig. Er hat versucht den Nazis ihr Haupt zu nehmen und vielleicht den Krieg zu verhindern. Er handelte als Einzelner. 

Ob er nun Kommunist und Anarchist gesen war - was einer Quadratur des Kreises gleich komme ist - ist unerheblich. Ehrt den Widerstandskämpfer und unterlasst bitte ihn ins heutige linke Lagerdenken zu pressen.

Hau ab mit deinem "Bromberger Blutsonntag", Fascho. Und wer damals zu einer Veransatltung mit deinem Fühere gegangen ist war NICHT unschuldig. Geh woanders um deine Kameraden heulen

Junge, jetzt riech nicht hinter jedem Baum nen Drecksnazi, nur weil da mal jemand mit Geschichte kommt. Da stellst du dich auf das gleiche verhetzte Niveau wie unsere Gegner. Das Ding aufm Hals nennt sich Kopf und darf ruhig Verstand beinhalten!

Informier du dich erstmal über diese Bromberger Geschichte, die seit jeher von Nazis als ein Kriegsgrund gegen Polen aufgeführt wurde. Wer damit kommt ist mit 99%iger Sicherheit ein solcher.

http://www.h-ref.de/krieg/polen/bromberg/bromberger-blutsonntag.php

je voller der saal gewesen wäre desto besser!

Eine schöne und symbolisch wertvolle Aktion. Und ein guter Text! Hört nicht auf die ganzen Hater, die in jeder politischen Aktion von euch irgendeine Vereinnahmung riechen. Oft spricht da nur der Frust über die eigene Unfähigkeit. Macht weiter so und danke für eure Arbeit!

Es ist ein bisschen zu simpel, das Gehate auf Unfähigkeit der HaterInnen zu schieben und damit den Grund für die Ablehnung nicht einmal zu erwähnen. Ich habe zwar keinen der bisherigen Kommentare geschrieben, aber ich kann sehr gut nachvollziehen, dass diese Antideutschen, die sich "Anarchistische Gruppe" oder "autonome Antifaschist*innen" nennen, dafür kritisiert werden. Zu Recht, denn außer ihren Israelfahnen vorm McDonald's sieht und hört man von ihnen gewöhnlicherweise nicht viel. Und wenn doch, dann ist es meistens genau jene Diffamierung und Hetze, die sie nun in den Kommentaren selbst zu spüren bekommen.

Hast du auch Belege für deine kruden Anschuldigungen? Israel-Fahne vor McDonalds? Hetzte? Diffarmierung? Oh, stimmt, die gibt es nicht, weil du dir das eingebildet hast. Naja, also die Zeit mit deinem Gelaber und deinen Lügen den Artikel zu einer guten Aktion voll zu trollen hättest du dir sparen können.

Mag sein, dass du den Facebook-Eintrag der AntiDs verpasst hast, ist zugegebenermaßen auch schon etwas her, aber ja: Israel-Fahne vor McDonald's. Ist nicht schön, aber leider die Wahrheit. Die Hetze und Diffamierung werde ich hier nicht wiedergeben, aber du kannst sie in epischer Länge online nachlesen, das ist auch noch nicht lange her.

Zum Inhaltlichen: die Entsorgung des "Nie wieder Krieg!" spricht Bände. Mit ihrem historischen Bezug wollen die Antideutschen den Widerstand gegen den Nationalsozialismus für ihre aktuelle Kriegspolitik instrumentalisieren. Unter Kriegspolitik verstehe ich zum Beispiel die Befürwortung von Bomben auf Gaza, wie ich sie persönlich von Teilen der AG letztes Jahr vernommen habe.

Ihre Heuchelei verleidet mir, diese an sich harmlose Aktion zu ignorieren und zu schweigen. Wenn sich Militaristen als Anarchisten gebärden, dann ist zumindest ein Hinweis auf ihre Verlogenheit angebracht.

Also die damaligen Komunisten wahren nun alles andere als Anti-Deutsch.

Das lässt sich sehr gut mit damaligen Aussagen untermauern:

"Mein Volk, dem ich angehöre und das ich liebe, ist das deutsche Volk; und meine Nation, die ich mit großem Stolz verehre, ist die deutsche Nation. Eine ritterliche, stolze und harte Nation. […] Ich bin Blut vom Blute und Fleisch vom Fleische der deutschen Arbeiter und bin deshalb als ihr revolutionäres Kind später ihr revolutionärer Führer geworden." – Ernst Thälmann

 

Jemand der Heute eine solche Aussage tätigt würde man wohl in der Dunkel-Braune Ecke verorten.

die Kommunisten waren nicht antideutsch. Das gereicht ihnen aber wirklich nicht zur Ehre. Die KP war eone Sektion der KI und folgte deren Anweisungen - siehe das Rumgeeire während des Stalin-Hitler-Paktes oder die Haltung des PCF, erst Vaterlandsverteidigung um dann über Nacht infolge der stalinschen Order Bereitschaft zur Kollaboration mit den deutschen Okkupanten. Erst mit dem Überfall der Deutschen auf die Sowjetunion entdeckten die MKommunisten die faschistische Gefahr neu - auf Weisung Stalins.

Das oben angeführte Zitat Thälmanns sagt in der tat sehr viel aus über die Deutschtümmelei der Kommunisten.