Feuer in Flüchtlingsheim vorsätzlich gelegt

Erstveröffentlicht: 
04.04.2015

Ausländerfeindlicher Hintergrund in Tröglitz vermutet

 

Unbekannte haben ein zukünftiges Flüchtlingsheim im deutschen Bundesland Sachsen-Anhalt in Brand gesteckt. Die Ermittler gehen von einer vorsätzlichen Tat aus. Mit ihren Anti-Asyl-Protesten hatten Rechtsextreme in Tröglitz schon den Bürgermeister aus dem Amt getrieben.

 

(afp/dpa) Das Feuer in einem geplanten Flüchtlingsheim in Tröglitz im deutschen Bundesland Sachsen-Anhalt ist nach Erkenntnissen der Ermittler vorsätzlich gelegt worden. Wie Staatsanwaltschaft und Polizei mitteilten, drangen offensichtlich eine oder mehrere Personen in das Haus ein und lösten den Brand aus. Da sich in dem Haus zum Tatzeitpunkt zwei deutsche Bewohner aufhielten, könne auch ein versuchtes Tötungsdelikt nicht ausgeschlossen werden, hiess es weiter.

 

«Es ist definitiv besonders schwere Brandstiftung», sagte Staatsanwalt Jörg Wilkmann am Samstag in Halle. Es handle sich um eine gemeingefährliche Straftat schlimmster Art. Ob Fremdenhass das Motiv war, war unklar. Die Ermittler halten einen politischen Hintergrund aber für naheliegend.

 

Beim Brand gegen 2 Uhr in der Nacht auf Samstag wurden der gesamte Dachstuhl beschädigt sowie weitere Teile des Hauses in Mitleidenschaft gezogen, wie die Staatsanwaltschaft Halle und das Landeskriminalamt Sachsen-Anhalt weiter mitteilten. Das Gebäude, in dem ab Mai vierzig Asylbewerber untergebracht werden sollten, sei derzeit unbewohnbar.

 

Das deutsche Paar, das in dem sonst noch leerstehenden Haus wohnte, wurde demnach von Nachbarn rechtzeitig gewarnt und konnte unverletzt seine Wohnung verlassen.

 

Aktive NDP

 

Wegen des mutmasslich ausländerfeindlichen Hintergrunds der Tat nahm auch der Polizeiliche Staatsschutz Ermittlungen auf. Das Landeskriminalamt und die Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Süd bildeten eine gemeinsame Ermittlungsgruppe, um – wie es hiess – mit Hochdruck die Aufklärung der Tat voranzutreiben.

 

Tröglitz war bereits vor Wochen in die Schlagzeilen geraten, als der parteilose Ortsbürgermeister Markus Nierth zurücktrat, nachdem er und seine Familie wegen der Asylbewerberunterkunft von Rechtsextremen bedroht worden waren. Der Widerstand gegen die Unterbringung von Flüchtlingen in Tröglitz wird von der Rechtspartei NPD angeführt.

 

Nierth zeigte sich am Samstagmorgen entsetzt über das Feuer. «Davon wird Tröglitz sich wohl nie erholen», sagte er dem «Tagesspiegel». «Ich bin fassungslos, traurig und wütend zugleich.» Der dpa sagte der 46-Jährige: «Die Braunen dürfen über unseren Ort nicht siegen.» Ausserdem bot er für die Flüchtlinge zwei private Wohnungen an. Er wünsche sich, dass andere seinem Beispiel folgten.

 

Für Samstagnachmittag rief eine Tröglitzer Bürgerinitiative, die sich für die Aufnahme von Flüchtlingen einsetzt, zu einer Lichterkette in dem Ort mit rund 2700 Einwohnern auf.

 

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) sprach von einer abscheulichen Tat, die unverzüglich aufgeklärt werden müsse. «Die Täter gehören hinter Schloss und Riegel», sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

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Man beachte die Formulierung:

um – wie es hieß – mit Hochdruck die Aufklärung der Tat voranzutreiben.


hat sich wohl in Europa rumgesprochen das es mit dem Aufklärungswillen, der ostdeutschen Institutionen nicht so weit her ist.