18.3.: Vielfalt ist unsere Stärke - warum sich Blockupy nicht von militanteren Aktionen distanzieren sollte

Rennende vermummte Menschen, Frankfurt

Vorangestellt, "Der Revoluzzer", von Erich Mühsam
War einmal ein Revoluzzer,
Im Zivilstand Lampenputzer;
Ging im Revoluzzerschritt
Mit den Revoluzzern mit.


Und er schrie: ‚Ich revolüzze!‘
Und die Revoluzzermütze
Schob er auf das linke Ohr,
Kam sich höchst gefährlich vor.

Doch die Revoluzzer schritten
Mitten in der Straßen Mitten,
Wo er sonsten unverdrutzt
Alle Gaslaternen putzt.

Sie vom Boden zu entfernen,
rupfte man die Gaslaternen
Aus dem Straßenpflaster aus,
Zwecks des Barrikadenbaus.

Aber unser Revoluzzer
Schrie: „Ich bin der Lampenputzer
Dieses guten Leuchtelichts.
Bitte, bitte, tut ihm nichts!

Wenn wir ihn’ das Licht ausdrehen,
Kann kein Bürger nichts mehr sehen,
Laßt die Lampen stehn, ich bitt!
Denn sonst spiel’ ich nicht mehr mit!“

Doch die Revoluzzer lachten,
Und die Gaslaternen krachten,
Und der Lampenputzer schlich
Fort und weinte bitterlich.

Dann ist er zuhaus geblieben
Und hat dort ein Buch geschrieben:
Nämlich, wie man revoluzzt
Und dabei doch Lampen putzt.

Angesichts der Aktionen, die am Mittwochmorgen und -vormittag jenseits von Sitzblockaden und angemeldeten Demonstrationen/Kundgebungen liefen, zeigten sich einige Sprecher*innen des Blockupy-Bündnisses überrascht und distanzierten sich von diesen "Krawallen".

Als wir am Mittwoch in Frankfurt die zerbrochenen Schaufensterscheiben, die Barrikaden in den Straßen und die brennenden Polizeiautos sahen, waren wir ebenfalls überrascht - allerdings im positiven. Es freute uns, dass so viele Menschen, die von der Austeritätspolitik direkter betroffen sind, von weit her gekommen waren, um gemeinsam mit uns ihrer Wut über die alltäglichen Grausamkeiten des Kapitalismus Ausdruck zu verleihen. Wir finden es sehr schade und für unseren gemeinsamen Protest nicht förderlich, dass einige Blockupy-Sprecher*innen meinten, sich distanzieren zu müssen. Im Folgenden wollen wir einige Annahmen über militantere Aktionen, wie sie von der Presse, der Öffentlichkeit und leider auch Teilen des Blockupy-Bündnisses geäußert wurden, kritisch beleuchten, um somit um Verständnis für unsere Militanz zu werben.

1. "Die Ausschreitungen waren gewaltvoll"

Der Vorwurf der Gewalt ist oft zu hören, wenn es um Aktivst*innen geht, die sich ihren Aktionsspielraum nicht vom Gesetzbuch vorschreiben lassen wollen. Für die Dortmunder Polizei waren selbst Sitzblockaden gegen Nazis eine Form von Gewalt. Wenn mit dem Gewaltbegriff um sich geschmissen wird, dann sollte zuerst geklärt werden wie dieser überhaupt definiert wird. Die engere Definition könnte auch als körperliche Gewalt bezeichnet werden: Eine Person fügt einer anderen körperliche Schmerzen und/oder Verletzungen zu. Nach dieser Definition waren die allermeisten Aktionen am Mittwochvormittag keine Gewalt. Wie es für Beteiligte aus den Medien leicht zu entnehmen ist, wurden die allermeisten Polizist_innen durch ihr eigenes Tränengas verletzt. Wenn Schaufensterscheiben eingeschlagen und Autos oder Mülltonnen angezündet werden, dann ist das Sachbeschädigung, tut aber niemandem (körperlich) weh. Aber auch körperliche Gewalt kann unserer Meinung nach legitim sein. Nur die eingefleischtesten Pazifist*innen würden sich nicht selbst verteidigen, wenn sie bedroht werden. Und ist es nicht Selbstverteidigung bzw. die Verteidigung anderer, wenn Polizist*innen angegriffen werden, die mit aller Gewalt eine Politik und ein System schützen, die für den Tod von unzähligen Lebewesen verantwortlich sind?
Eine weiter gefasste Defintion von Gewalt, die die psychische Ebene mit einbezieht und durch den Ausdruck von Wut/Aggression bzw. das Erzeugen von Angst gekennzeichnet ist, würde auch Demos, auf denen laute Parolen gerufen werden, oder Sitzblockaden miteinbeziehen. Niemand im Blockupy-Bündnis würde solche Aktionen als illegitim bezeichnen. Wir finden, dass solche Aktionen - zusammen mit militanteren Aktionen wie dem Anzünden von Polizeiautos - eine Form von wichtiger und notwendiger Gegengewalt gegen die alltägliche Gewalt des Kapitalismus sind.

2. "Der schwarze Block hat wahllos randaliert, es ging ihm nicht um die Message sondern nur um Krawall"

Zwar wurden alle möglichen verschiedenen Dinge Ziel von Sachbeschädigung, doch gab es zu den meisten davon einen politische Bezug. Es wurden Scheiben von Banken eingeschlagen, die Profit mit Lebensmittelspekulation, Atomkraft, Waffenproduktion oder anderen zerstörerischen Geschäften machen, es wurde die Tankstelle eines Ölkonzerns geplündert, (sexistische) Werbetafeln zerstört, die uns zum Konsum unnötiger und mit Ausbeutung hergestellter Produkte bringen sollen und viele weitere Aktionen gegen ausbeuterische Großkonzerne und Banken durchgeführt. Auch die Polizei ist ein legitimes Ziel, ist sie doch die Institution die dieses kapitalistische System schützt und die uns in vergangenen Jahren mehrfach selbst an angemeldetem und genehmigtem Protest gehindert hat. Es wurden zwar auch Dinge zerstört, zu denen wir keinen direkten Bezug hatten, dies diente aber entweder dem Barrikadenbau (z.B. brennende Mülltonnen), der notwendig war, um einigermaßen unbehelligt von der Polizei agieren zu können, oder aber wurde von der Mehrheit des schwarzen Blocks missbilligt (als z.B. ein*e Aktivist*in eine Straßenbahn mit Insassen darin angriff, äußerten andere laut ihren Unmut darüber, und die Person stellte die Aktion ein), zumindest soweit wir das mitbekommen haben.

3. "Friedlicher Protest ist gut, aber Krawall ist nicht gerechtfertigt"

Durch die Austeritätspolitik der Troika werden Gesundheits- und Sozialsysteme zerstört, die Lebenserwartung sinkt. An den Aussengrenzen der EU sterben tausende durch das rassistische Grenzregime von Frontex. Im globalen Süden sterben zahllose Menschen an Hunger, weil die Industrienationen und -konzerne ihre Länder ausbeuten. Der Klimawandel, für den die kapitalistische Wachstumslogik verantwortlich ist, zerstört unser aller Lebensgrundlagen. Angesichts dieser Ausmaße des globalen und alltäglichen Leidens ist für uns jede Form des Protests dagegen erst einmal gerechtfertigt und begrüßenswert. Sich von Widerstand gegen dieses zerstörerische System zu distanzieren, weil dabei auch Scheiben zu Bruch gehen oder Autos abbrennen, finden wir zynisch.

4. "Scheiben einschlagen und Autos abfackeln bringt doch nichts"

Wenn ihr euch da so sicher seid, was glaubt ihr bringt es dann, genehmigte Demonstrationen durchzuführen, Petitionen zu schreiben oder Parteiarbeit zu machen? Wir denken dass direkte Sachbeschädigung effektiver sein kann, als einige dieser Formen, Politik zu betreiben.
Zum einen entsteht ein wirtschaftlicher Schaden für die Konzerne und Banken, deren Eigentum zerstört wird. Zum anderen schafft es auch mehr Aufmerksamkeit für unser Anliegen - oder denkt ihr etwa, Blockupy hätte es an die erste Stelle in der Tagesschau geschafft, wenn es bei Sitzblockaden geblieben wäre?
Darüber hinaus ist Militanz auch eine Form von Selbstermächtigung. Es tut gut, sich nicht von der Polizei sagen zu lassen, was wir zu tun und zu lassen haben, und unserer Wut Ausdruck zu verleihen. Gerade für die Gefährt*innen aus Südeuropa, die direkt von der Austeritätspolitik der Troika betroffen sind, war dies bestimmt sehr wichtig. Doch es tut nicht nur gut, sondern eröffnet auch weitere Perspektiven - auf ein Selbstverwaltetes Leben ohne Staat und Kapitalismus. Und zwar, indem für den Anfang auf einer bestimmten Fläche für eine bestimmte Zeit das staatliche Gewaltmonopol aufgebrochen wird und die staatlichen Gesetze keine Gültigkeit mehr haben. Es bietet auch die Chance, Wut und Trauer in etwas heilsames und kreatives zu verwandeln zu können.

5. "Militanz ist schlecht für das Bild von Blockupy in der Öffentlichkeit"

Es mag stimmen, dass viele Menschen abgeschreckt waren von den Aktionen und dadurch eine negative Meinung über Blockupy haben. Allerdings schrecken auch Demonstrationen und Blockaden einige Leute ab. Der Trennstrich, ab wann Aktionen eine zu große Ablehnung in der Öffentlichkeit schaffen, ist nicht eindeutig zu ziehen. Wir denken aber, dass wir uns auch nicht zu sehr davon beeinflussen lassen sollten, was die restliche priviligierte Bevölkerung in Deutschland über unsere Aktionen denkt. Wenn, angeblich, für die Demokratie die Barrikaden brennen, ist das für die Medien und viele Leute okay, aber völlig inakzeptabel, wenn sie gegen das bestehende System brennen. In einigen anderen Ländern scheinen militante Aktionen weitaus akzeptierter zu sein als hier. Natürlich ist es trotzdem wichtig, möglichst viele Menschen mitzunehmen. Doch sollte dies nicht darüber geschehen, dass sich von Militanz distanziert wird, sondern eher dadurch, dass die Gründe dafür erklärt und vermittelt werden.

Uns ist klar, dass bei militanten Aktionen, wie z.B. Sachbeschädigungen,  nicht alle mitmachen wollen und auch nicht alle mitmachen können (beispielsweise ist es noch gefährlicher für Menschen mit Rollstuhl an Straßenschlachten teilzunehmen). Deshalb finden wir es wichtig, dass es viele verschiedene Aktionsformen, wie z.B. Kundgebungen, Demonstrationen oder Sitzblockaden gibt. Aktionen wie die des schwarzen Blocks am Mittwochmorgen sollten aber gleichberechtigter Teil eines bunten Fächers an Aktionsformen sein, denn wir wollen uns nicht anmaßen zu beurteilen welche Mittel etwas bringen und welche nicht und denken, jede*r sollte einfach das tun, was sie*er für das Effektivste hält. Eine Distanzierung sorgt für die Spaltung unseres legitimen Widerstandes gegen Troika, Austerität und Kapitalismus und bringt uns nicht voran.
Wir hoffen deshalb, dass die Äußerungen von einigen Sprecher*innen von Blockupy im Bündnis noch weiter diskutiert werden und so nicht stehen bleiben.

 

Einige Aktivist*innen, die am Widerstand gegen die EZB-Eröffnung teilgenommen haben

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Wir denken aber, dass wir uns auch nicht zu sehr davon beeinflussen lassen sollten, was die restliche priviligierte Bevölkerung in Deutschland über unsere Aktionen denkt. Wenn, angeblich, für die Demokratie die Barrikaden brennen, ist das für die Medien und viele Leute okay, aber völlig inakzeptabel, wenn sie gegen das bestehende System brennen.

Was was tun, wenn "die restliche priviligierte Bevölkerung" über 90% sind? Die bei jeder Wahl zeigen, daß sie genau dieses System und diese Demokratie so wollen? Die es gerne sehen, wenn die Cops derart aufmarschieren? Und selbst die HeuchlerInnen von den Linken, die sich Blockupy und den Demos anbiedern, stellen in der BRD etliche Koalitionen bis zu einem Regierungschef in Thüringen, sie sind Teil des Systems!

..muss man ein wenig im System stecken, interagieren, wie ein Brecheisen. Nur als Teil des Systems können wir das "System" aushebeln.

das klappt ja seit mitlerweile 35 Jahren, wie am Beispiel der Grünen exemplarisch gelernt werden kann, gaaaanz hervorragend.

dann sind das die heutigen Grünen - die sitzen mittlerweile in so viele Organisationen, Kirchen, Ämtern, Behörden, Ministerien, Regierungen, Rathäusern, Firmen usw. - die Grünen sind das System! Die sind Establishment, in jeglicher Hinsicht...

Na genau! Rinn in das System und von innen uffmischen!

So wie Ströbele, stimmts? Oder gar Fischer vielleicht?

Du Spinner!

Das einzige was mir dazu einfällt ist das hier:

https://www.youtube.com/watch?v=baVItStwVfw

Wer sagt denn, dass "sie genau dieses System und diese Demokratie so wollen"? Es gibt immer mehr Studien und Umfragen, in denen immer mehr Menschen den status quo ablehnen. Einzig die Alternative ist für viele das Problem, noch mehr der Weg dahin. Darüber gibt es keine gesellschaftliche Debatte. Das müssen wir als revolutionäre Linke schaffen. Und auch dabei sprechen unterschiedliche Leute unterschiedliche Aktionsformen an. Die prekär lebenden Jugendlichen, die jeden Tag von den Bullen drangsaliert werden, die sozialen Gefangegen hinter Gittern und andere Subversive (aus welchen Gründen sie es auch sein mögen), findens eher super, wenns brennt. So unreflektiert das auch sein mag, unser Job ist es dann zu erklären (oder Aktionen selbsterklärend sein zu lassen) warum es nicht egal ist, was brennt. Für die vielen anderen muss man auch immer eine Klassenanalyse treffen, um zu begreifen, wer warum wie reagiert. Hat jemand Angst, dass es seinen Benz, sein Haus oder sogar seine Firma erwischen könnte? Und da reichen ja schon Graffitties, damit das Geschrei bei dieser Gattung "gehobene Mittelschicht" - sprich Kleinbürgertum groß ist. Die sind nicht die ersten Ansprechpartner, weil sie immer nach oben streben werden - zumindest in großen Teilen. Der Rest ist auch hart umkämpft und daher auch am schwersten für uns: die bürgerlichen Parteien versuchen sie bei Laune zu halten, die politische Rechte appelliert an die Orientierung nach "Oben", aber immer mit pseudo-rebellischen Touc (stark verkürzt. Sorry) und wir schaffen es oft nicht, diese Menschen zu mobilisieren. Dafür ist so ein Event wie Frankfurt aber eher zweitrangig. Die lokale Arbeit ist das, was uns da weiter bringt. So was wie Ffm ist eine Machtdemonstration - von uns und vom Staat. Damit haben die "normalen Menschen" wenig zu tun. Danach finden sie es gut oder schlecht. Solange es uns nicht gelingt, die Verankerung in den Schulen, Unis, Stadtteilen, Betrieben, Jobcentern, ... so weit voran zu treiben, DASS es für sie alle Thema wird (und zwar nicht als außenstehende BetrachterInnen), ist diese Debatte für mich zwar auf Bündnisebenen relevant und im Nachgang in Diskussionen mit KollegInnen und NachbarInnen, aber sonst...?!

So lang, so gut ;-)

Wie kommt irgendwer immer wieder auf 90%? Die Wahlbeteiligung liegt etwas über ein Drittel, und dabei sind diejenigen, die nicht wählen dürfen (Migranten; Jugendliche unter 18) nicht einbegriffen. Außerdem kommen die diversen "Protestwähler" hinzu - ganz abgesehen davon, dass auch Mainstream-WählerInnen mitunter Gewaltphantasien - manchmal in sinnvolle, manchmal in weniger sinnvolle Richtungen - entwickeln. 

Revolutionen sind nie von Mehrheiten gemacht worden (und Revolten erst recht nicht); aber sie sind von relativ großen Gruppen von Bevölkerung als Hoffnung auf was Besseres akzeptiert worden, wenn die Zeit reif war. 

Nur so nebenbei.  

!

Ein entscheidendes Element ist doch, dass es sehr viele Menschen dahin verschlagen hat, die nicht zwingend militant sind/dort waren und um der militanten Ansage wußten, aber eben dennoch da waren. Der Medienrummel im Nachhinein ist gespielt, ahistorisch und kann, mit Verweis auf den ersten Satz, auch einfach perpuffen. Welche Relevanz es hat, dass Blockupy sich zumindest in Teilen nicht erfreut zeigt, wird in Zukunft vielleicht ersichtlich werden. Gegen die Ahistorische Hetze können Beiträge wie dieser helfen. Schlussendlich bleibt die Hoffnung, dass sich vielleicht eine neue Widerstandskultur entwickelt, die nicht die Bilder von tausenden gekesselten Verbreiten kann, sondern, wenn es sein muß und das muß es, die Bilder von brennenden Bullenkarren und Tränengas.

sich nicht distanziert. Sie haben lediglich aucf verantwortungslose Aktionen sich bezogen udn gesagt, dass das so nicht geplant oder vom aktionskonsens gedeckt war.

 

Es wurde sich definitiv NICHT pauschal von militanten Aktionen distanziert. Das sich z.B. Gewerkschaftsspektrum distanziert ist relativ logisch und erwartbar, nur ist das nicht blockupy.

 

Über verantwortungslose Aktionen verliert ihr kein Wort, nur Geschwurbel. Militante haben IMMER Verantwortung für das was sie tun. Militanz, die nicht nachvollziehbar ist und nicht zur Erweiterung der handelnden Basis füht, ist "Selbstermächtigung" höchtens im Sinne von Ego-Trip.

 

Das Gegenteil davon sind eben Aktionsformen wie Bloccupy und Dresden Nazifrei.

 

Gruppen wie IL und Avanti haben dazu eigentlich in den letzten Jahren seit Heiligendamm alles gesagt, was dazu zu sagen ist. die Diskusion wird langweilig. Von den Befürwortern der Militanz bei jeder Gelegenjheit kommen immer die selben Argumente. Euer Text wirkt nur noch wie zusammengeschwurbelte Satzbausteine.

 

Ich finde den Text der kleingruppe zu militanz und Verantwortung weiter unten wesentlich ehrlicher, glaubwürdiger und überzeugender.

Zum Punkt 2 sollte man vielleicht noch das beschädigte Wohnheim für mindejähriger unbegleitete Flüchtlinge des Kolpingwerkes erwähnen. Keine Ahnung wie das passiert ist, aber eine gewisse "Wahllosigkeit" kann man da zumindest nur erhoffen (!), für alle Beteiligten. Nicht schön.
https://www.kolping.de/php/evewa2ajax.php?file=topnewsDetail.php&height=...

ich will hier nicht wieder die alte agents-provocateurs-verschwörung aufmachen, aber es gab im vorfeld aufrufe von nazigruppen, sich an blockupy zu beteiligen. es gibt fotos, die das "freie netz hessen" veröffentlicht hat, die zeigen dass zumindest einige ihrer "kameraden" in frankfurt unterwegs waren am 18.3.. könnte es sein, dass der angriff auf das wohnheim von nazis verübt wurde?

 

wie gesagt, ich halte es absolut für möglich, dass das irgendwelche vollpfosten im glasbruch-rausch waren, aber zumindest ob da recherchiert wird, würde mich schon interessieren.

Das Gebäude ist nicht als Wohnheim für minderjährige unbegleitete Flüchtlinge erkennbar. Nicht mal als Haus des Kolpingwerkes. Zumindest soweit ich das gesehen habe. Es handelt sich um ein klassisches Bürogebäude eingerahmt von anderen Bürogebäuden. Es ist wohl davon auszugehen, dass es durch Unachtsamkeit Einzelner ein falsches Objekt getroffen hat. Dass ist ärgerlich und eindeutig ein Fehler. Die Ausschlachtung von Medien und Politik ist aber genauso widerlich.

 

Wie aus den Presseberichten zu lesen ist, wurde die Mitarbeiterin nicht bedroht, weil sie als Mitarbeiterin der Unterkunft aufgetreten ist, sondern weil sie versucht hat Barrikaden zu räumen. Es war ihre Entscheidung sich einzumischen und dafür hat sie wohl eine verbale Ansage erhalten.

 

Den Einsatz von Wasserwerfern durch die Polizei hat nun wirklich diese zu verantworten. (Wann wurde an dieser Ecke überhaupt ein Wasserwerfer eingesetzt?)

Das Kolping-Gebäude wird mehrfach genutzt. Es ist u.a. auch das Hotel Mainhaus, ein Mittelklassehotel mit angeschlossenem Restaurant und Veranstaltungs- und Tagungsräumen. Die eingschlagene Scheibe erscheint als von Restaurant und Hotel. Dass er möglicherweise auch Eingangsbereich für das Jugendwohnen ist, ist nicht oder schwer zu sehen. Dass dort Flüchtlinge untergebracht sind ist weder von außen erkennbar noch besonders bekannt in Frankfurt.

Die Aktion bleibt unverständlich, um so mehr das Hotel Mainhaus ganz sicher kein Ort der für die Gäste der EZB am 18.3. ist. Trotzde würde ich eher von einer klassischen Panne-Aktion ausgehen.

 

Das Kolping-Hotel ist übrigens bei der Vermietung von Räumen in der Vergangenheit auch schon  rechtsoffen gewesen. Vor etwa 10 vermieteten sie Räume an die Bürger für Frankfurt (grob vergleichbar mit Pro Köln) für eine Veranstaltung mit dem Holocaustrelativierer Jörg Friedrich: http://antifa-frankfurt.org/Nachrichten/bff.html

Also alle Bürogebäude angreifen, egal wer dort an was arbeitet, ist legitim?

 

Und dann kramst du noch einen uralten Artikel raus um damit was zu sagen?

Das es gut ist die Füuchtlingshilfe anzugreifen da sie sich ja mit dem Hotel im gleichen Haus verbündet haben(Wo vor 10 Jahren eine rechte Veranstaltung war) und somit ein gutes Ziel ist?

Leute ihr spinnt.

Die Aktion war dämlich.

Genauso wie alle Riots am 18.

Kinderkacke

... die machen das mit der Flüchtlings-"Hilfe" ja nun auch nicht, weil sie so gute Menschen sind.

Das Betreiben von Lagern aller Art ist im Neoliberalismus ein lukratives Geschäft für die TrägerInnenorganisationen geworden.

 

Das ein Haus, in dem Refugees wohnen, angegriffen wurde, ist schon blöd für die Vermittlung der Proteste (deshalb stürzensich die Medien ja auch so auf deren Chef...). Aber deshalb jetzt einen erzkatholischen Eliten-Philantrophie-Laden, der mit den "Verfügbar halten" von MigratInnen gutes Geld verdient, als irgendwie tolle darstellen, ist auch ein bisschen überzogen, oder?

da es um minderjährige unbegleitete flüchtlinge geht und nicht um erwachsene Personen, kann man hier nicht von einem einfachen "Verfügbar halten" sprechen. Die Kinder und Jugendlichen brauchen Unterstützung, auch wenn der Trägerverein in diesem Fall ein erzkatholischer ist. Und das ist halt "tolle", weil wichtig.

Die Story vom Kolpingwerk ist gelogen:

 

http://www.taz.de/Blockupy-in-Frankfurt/!156841/

Im Artikel und dem Kommentar von 11 Uhr alles auf den Punkt gebracht:

 

https://linksunten.indymedia.org/de/node/138099

wow, ihr habt es tatsächlich geschafft, einen militanz"beitrag" zu schreiben, in dem NICHTS neues steht. und dann so manches auch noch falsch:

"Es mag stimmen, dass viele Menschen abgeschreckt waren von den Aktionen und dadurch eine negative Meinung über Blockupy haben." -> der verlauf des mittwochs lässt eigentlich gar keine zweifel darüber zu, dass die riots am morgen so gut wie niemanden abgeschreckt haben. warum ich das schreibe? weil die abendliche demo, obwohl in zeiten von twitter, facebook und live-tickern des offenbacher tagblatts da schon seit stunden bekannt war, was morgens passiert ist, krass groß war. ich glaube nicht, dass die aktionen morgens positive werbung für blockupy waren, aber es war denjenigen, die zur demonstration wollten, egal. es war ihnen egal, dass sie möglicherweise mit (zuvor) randalierenden chaot_innen mitlaufen - und das ist für deutschland auf jeden fall schon mal ein anfang.

Geilomat, Bild sprech mit Gendergap. Auf zum nächstem Stammtisch. Zum Glück sind ein paar Wutbürger oder Gutmenschen friedlich geblieben. Und wenn 20000 Solikohle über ist können wir ja noch einen Werbespot bei RTL schalten.

 

Ob friedlich oder millitant wichtig ist der Widerstand. Danke an alle die mit dabei waren und soviel Mut gezeigt haben.

Nett, dass sich die ansonsten auf linksunten oft grenzenlose Flut an beleidigenden Kommentaren hier zumindest auf weniger als ein Drittel reduziert hat...

 

In dem Text steht nichts neues? Richtig. Er ist auch nicht für die Szene geschrieben, und wurde hier nur zur Ergänzung veröffentlicht. Er richtet sich vielmehr an die Öffentlichkeit, die mit solchen Argumenten oft  noch keine Berührung hatte.

 

 Ein*e Blockupy-Sprecher*in sagte unter anderem, er*sie wäre "enttäuscht über die mangelnde Selbstbehrrschung einiger". Wenn das keine Distanzierung ist...

Die aussagen der verschiedenen Sprecher*innen waren verschieden, aber das Gesamtbild, vor allem das, was am ende in der öffentlichkeit rüberkam, kam aber einer Distanzierung gleich.

der text richtet sich an die öffentlichkeit - auf indy (linksunten). selten so gelacht. als ob die breite öffentlichkeit auch nur von der existenz dieser seite wüsste. und die, die linksunten kennen, kennen auch eure rechtfertigungen, weil sie seit 30 jahren die gleichen sind. deshalb sind sie nicht alle schlecht, es stimmt ja, was bspw. über das missverhältnis der wahrnehmung von struktureller und linksradikaler gewalt oben steht. aber es bringt die militanzdebatte, die auch und gerade nach dem 18. wieder dringend notwendig geworden ist, keinen milimeter weiter.

"Sorry", für mich ist das DUMMHEIT.


Da die Demonstranten anscheinend von Nazis unterwandert waren.

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/blockupy-in-frankfurt-rechtsex...

Wenn noch mehr solche Texte kommen, muss ich mich wohl doch noch von den militanten Aktionen distanzieren, da sie offenbar ausschließlich von Idiot_innen durchgeführt wurden. Nichts gegen militanten Aktivismus, aber unterlasst dann doch bitte so unglaublich falsche und verkürzte Rechtfertigung desselben.

 

"Und ist es nicht Selbstverteidigung bzw. die Verteidigung anderer, wenn Polizist_innen angegriffen werden, die mit aller Gewalt eine Politik und ein System schützen, die für den Tod von unzähligen Lebewesen verantwortlich sind?"

 

Tut mir Leid, aber das ist größtmöglicher Unsinn und rechtfertigt körperliche Gewalt gegen nahezu alle möglichen Leute, was wohl kaum als "emanzipatorisch" zu bezeichnen wäre. Demnach könntet ihr auch Polizist_innen außerhalb ihres Dienstes angreifen oder Angestellte des Jobcenters und und und. In konkreten Bedrohungssituationen oder im Rahmen einer taktischen Massenmilitanz Polizist_innen anzugreifen, ist eine Sache. Aber immer und überall? Wieso dann nicht auch alle Politiker_innen, die ja aktiv das System mitgestalten? Wieso dann nicht auch Unternehmer_innen, die ja aktiv am System profitieren?

Den Verteidigungsbegriff so überstrapazieren, dass er nicht mehr passt, weist auf eine mangelhafte Analyse hin, deren konsequente Ausführung nur in reaktionärer und autoritärer Politik enden kann. Die Polizei anzugreifen, ist in vielen Fällen legitim, aber eine so verquere Argumentation ist falsch und zeugt nicht gerade von einem emanzipatorischen Weltbild.

 

"Es wurden Scheiben von Banken eingeschlagen, die Profit mit Lebensmittelspekulation, Atomkraft, Waffenproduktion oder anderen zerstörerischen Geschäften machen, es wurde die Tankstelle eines Ölkonzerns geplündert, (sexistische) Werbetafeln zerstört, die uns zum Konsum unnötiger und mit Ausbeutung hergestellter Produkte bringen sollen und viele weitere Aktionen gegen ausbeuterische Großkonzerne und Banken durchgeführt."

 

Muss ich mich zu dieser verkürzten und damit falschen Kapitalismuskritik überhaupt äußern? Wenn ihr euch einzelne Akteur_innen rauspickt, die ihr für besonders schlimm haltet, folgt ihr einer Denkfigur, die andere Leute schon zur Stimmungsmache gegen Jüd_innen genutzt haben. Das wird nicht umsonst mit "strukturellem Antisemitismus" umschrieben. Es gibt im Kapitalismus keinen qualitativen Unterschied zwischen dem kleinen Kiosk und der Großbank, nur einen quantitativen. Und die Großbank bezahlt vermutlich sogar mehr als den Mindestlohn, was von vielen Kiosken wohl kaum zu behaupten wäre. Da könnt ihr euch selber fragen, was "ausbeuterischer" ist.

Und entscheidet ihr jetzt, welche Produkte "unnötig" sind und welche "nötig"? Was ist bitte das für eine konsumfeinde und regressive Einstellung? Eine befreite Gesellschaft ist so nicht zu machen.

 

"Doch es tut nicht nur gut, sondern eröffnet auch weitere Perspektiven - auf ein Selbstverwaltetes Leben ohne Staat und Kapitalismus. Und zwar, indem für den Anfang auf einer bestimmten Fläche für eine bestimmte Zeit das staatliche Gewaltmonopol aufgebrochen wird und die staatlichen Gesetze keine Gültigkeit mehr haben."

 

Danke für die Bestätigung des Vorwurfs, bei der Militanz würde es sich nur um Triebabfuhr handeln. Es fühlt sich also gut an, schön. Dann stilisiert das aber doch bitte nicht zu einer politischen Aktion hoch, wenn es in erster Linie bloß darum geht, Dampf abzulassen - was ja auch völlig legitim ist. Ich kann diese lächerliche Heuchelei einfach nicht ertragen, wenn sich Leute hinstellen, denen völlig bewusst ist, dass sie da auch (oder nur) aus Freude und persönlichen Bedürfnis Sachen zerdeppern und dann meinen, sie würden "Revolution" spielen. Schön und gut, wenn Aktionen Spaß machen, aber das sollte doch niemals die treibende Motivation für Militanz sein.

Achja, zum schwerwiegenderen Punkt: Der Aufbruch des staatlichen Gewaltmonopols ist nicht per se emanzipatorisch. Viele Menschen, die in D Asyl suchen, können sicher ein Lied davon singen und viele hätten sich vermutlich eine deutlichere Staatsgewalt gewünscht. Syrien ist vielleicht nicht das beste Beispiel, da dort nur die eine repressive Staatsgewalt durch eine faschistoide staatsähnliche Gewalt ersetzt wurde, aber ein bürgerlicher Rechtsstaat ist einer Bandenherrschaft wie etwa von den Taliban oder dschihadistischen Milizen in Somalia zweifellos vorzuziehen. In Frankfurt wurde - grob gesagt - die Staatsgewalt auch nur temporär durch die Gewalt marodierender Banden [sic!] ersetzt. Den emanzipatorischen Moment daran kann ich jetzt nicht erkennen, aber vielleicht bin ich ja auch zu dumm.

 

"Uns ist klar, dass bei militanten Aktionen, wie z.B. Sachbeschädigungen,  nicht alle mitmachen wollen und auch nicht alle mitmachen können (beispielsweise ist es noch gefährlicher für Menschen mit Rollstuhl an Straßenschlachten teilzunehmen). Deshalb finden wir es wichtig, dass es viele verschiedene Aktionsformen, wie z.B. Kundgebungen, Demonstrationen oder Sitzblockaden gibt."

 

Immerhin schreibt ihr noch sowas, damit seid ihr auf jeden Fall denen, die ihre eigene Militanz zur einzig wahren Aktion erklären, einige Schritte voraus.

Viele der Punkte die du erwähnst, hören sich für mich ziemlich richtig an - nur habe ich die entsprechende Gegenposition im Text nicht gefunden. Einen Artikel auseinanderzunehmen und für scheiße zu erklären, nur aufgrund einiger Punkte die fehlen zu einer kompletten Welterklärung, oder willkürlicher Falschinterpretation von Passagen, die sich nicht komplett an den Szenesprech halten, finde ich ziemlich dogmatisch und wenig barrierefrei - von der Beleidigung am Anfang, die komplett unnötig ist, mal ganz abgesehen.

Könnten wir nicht einfach sachlich bleiben, wenn wir Taktiken diskutieren??? Ansonsten traut sich bald niemensch mehr, hier was zu veröffentlichen.

In einem Punkt will ich dir mal Recht geben, die Beleidigung am Anfang war unnötig und das nehme ich gerne zurück.

 

Meine inhaltliche Kritik sehe ich aber weiterhin als notwendig und korrekt an. Sicher stehen da die Konsequenzen der Textpositionen, die ich ausführe, nicht unbedingt im Wortlaut drin, aber meine Antwort soll auf Inkonsistenzen oder auch starke Problematiken im Text hinweisen, die sich eben durch diese Punkte ergeben. Und der Text ist ja in sich konsistent und nicht unlogisch, so dass ich Schlüsse auf gewisse falsche Analysen für legitim halte.

Und ich unterstelle den Autor_innen auch nicht alles das, was ich schreibe, ich weise nur darauf hin, wie sowas rüberkommt und wenn das anders gemeint war, dann freue ich mich auch gerne, eine Antwort der Autor_innen selbst zu lesen. Aber wenn nunmal einmal in einem Text Dinge stehen, die völlig falsch sind, die gar nicht gehen, dann nehme ich mir hier auch das Recht heraus, diese zu kritisieren.

 

Zuletzt: Ich verstehe nicht, wieso dieser Rechtfertigungsdruck zu den militanten Aktionen in Frankfurt jetzt auch noch beantwortet werden muss. Die Aktionen können doch auch erstmal für sich stehen und dann kann eine tiefgründige Analyse über Fehler und falsche Einschätzungen folgen. Aber diese Schnellschüsse hier auf linksunten, die jetzt zur "Militanzdebatte" erscheinen, sind falsch, veraltet oder beides.

Das wird nicht umsonst mit "strukturellem Antisemitismus" umschrieben.

 

Wer bei zerbrochenen Bankscheiben gleich an Juden denkt, sollte über seinen eigenen verinnerlichten Antisemitismus reflektieren.

Wann begreift ihr eigentlich mal, das euer (!) Militanz-Verständnis verbunden mit eurem Auftreten ein gigantisches Einfallstor für VS-Spitzel, Zivis und Neonazis darstellt? Ist euch weder bei Genua, noch bei Straßburg noch Ffm aufgefallen, dass die Polizei euch stundenlang randalieren LÄSST? Während gleichzeitig Leute auf Sitzblockaden verkloppt und festgenommen werden? Fällt euch DAS mal endlich auf? Was ihr da fabriziert, ist keine Störung, es ist Teil der Polizeistrategie des Systems und insbesondere Teil einer Kulturindustrie, die den Skandal braucht. Presse und obere Polizei- bzw. Ministerriegen warten geradezu darauf, dass ein paar Randalettis auftauchen, die ihnen die sehnlichst erwünschten Bilder liefern und eine Steilvorlage für ohnehin schon geplante Gesetzesverschärfungen zu Überwachung, Polizei, Militär & Co. liefern, bei denen es dann anschließend (medial) umso schwieriger für entsprechende Organisationen wird, gegenzuhalten.

"Und ist es nicht Selbstverteidigung bzw. die Verteidigung anderer, wenn Polizist*innen angegriffen werden, die mit aller Gewalt eine Politik und ein System schützen, die für den Tod von unzähligen Lebewesen verantwortlich sind?"

Nein, ist es nicht. Das Problem der Linken sind Strukturen, keine Einzelpersonen. Daher nützt es absolut gar nichts, Menschen anzugreifen, denn die sind jederzeit austauschbar. (Ganz unabhängig von der Tatsache, dass Gewalt gegen Menschen an sich immer moralisch fragwürdig ist und auch sein muss). Ein Polizist erfüllt eine Rolle neben anderen (jede/r von uns erfüllt verschiedene Rollen), bleibt aber ein Mensch. Die Struktur, in die er eingebettet ist, bleibt bestehen, auch wenn er angegriffen wird. Die Strukturen, nicht die Menschen, die in diesen gefangen sind und verschiedene Rollen ausfüllen, sind das Problem!
Außerdem ist es echtmal richtig scheiße, das einfache Fußsoldatenvolk der Politik einfach so anzugreifen. Vll schonmal drangedacht, dass nicht jeder nett Abi gemacht hat und studieren konnte? Der größte Teil der Polizei besteht aus Haupt- und Realschülern. Dann auch noch die Feuerwehr, das Flüchtlingsheim und einen Döner-Imbiss angreifen...unbeschreiblich. Insgesamt bleibt mir da eigentlich nur die Frage: GEHTS EIGENTLICH NOCH?!?!??

"genehmigte Demonstrationen"

Aus eigner Erfahrung mit Versammlungsanmeldungen kann ich euch mitteilen, dass Versammlungen nur angemeldet, nicht genehmigt werden müssen. (Sie können maximal verboten werden, genehmigt werden mussten sie noch nie).

"Es wurden Scheiben von Banken eingeschlagen, die Profit mit Lebensmittelspekulation, Atomkraft, Waffenproduktion oder anderen zerstörerischen Geschäften machen, es wurde die Tankstelle eines Ölkonzerns geplündert, (sexistische) Werbetafeln zerstört, die uns zum Konsum unnötiger und mit Ausbeutung hergestellter Produkte bringen sollen und viele weitere Aktionen gegen ausbeuterische Großkonzerne und Banken durchgeführt."

Ich finds durchaus in Ordnung, gegen Rüstungskonzerne & Co. zu demonstrieren usw. Man muss sich nur im Klaren darüber sein, dass in einer kapitalistischen Gesellschaft ALLE kapitalistischen Logiken unterworfen sind, jede/r von uns. Und auch kleine oder mittelständische Unternehmen sind vom Prinzip her nicht weniger kapitalistisch als ein Konzern.

"Zum einen entsteht ein wirtschaftlicher Schaden für die Konzerne und Banken, deren Eigentum zerstört wird."

Bingo, dem Kapitalismus inhärent sind Zerstörung und Sachbeschädigung (geplante Obsoleszenz etc): Ressourcenverbrauch, alles mögliche muss neu hergestellt, VERKAUFT und GEKAUFT werden...was glaubt ihr eigentlich, warum Krieg ein Geschäftsmodell ist? Weil da Sachen massenhaft ZERSTÖRT werden und wieder neu eingekauft werden müssen! In Ffm (und anderswo) können die Glasereien, Technik-Firmen, Autohersteller usw. jetzt wieder entsprechend mehr verdienen, da ihr es ja dankenswerterweise kaputtgemacht habt.
Nebenbei bemerkt: Das ALLERLETZTE ist es, öffentliches Eigentum (ÖPNV) kaputtzumachen. Das hat mit Antikapitalismus wirklich gar nichts zu tun und schadet vor allem denen, die kein Auto haben. Vielen Dank auch!

"Zum anderen schafft es auch mehr Aufmerksamkeit für unser Anliegen - oder denkt ihr etwa, Blockupy hätte es an die erste Stelle in der Tagesschau geschafft, wenn es bei Sitzblockaden geblieben wäre?"

Kommt es darauf an? Nö. Ich kann damit leben, auf einer ruhigen und friedlichen Demo gewesen zu sein, die nicht in der Presse kam. Außerdem: Blockupy war auch ohne Randale 2013 weit oben in der Presse. Und das Thema ist jetzt eh schon abgefrühstückt. Blockupy war sowohl 2013 als auch 2015 nicht länger als einen (!) Tag in der (inter-)nationalen Presse. Dieses Mal allerdings mit einem absolut negativen Beigeschmack.

"Es tut gut, sich nicht von der Polizei sagen zu lassen, was wir zu tun und zu lassen haben, und unserer Wut Ausdruck zu verleihen."

Das geht auch ohne diese Vorstellung von Militanz und Gewalt.

"sondern eröffnet auch weitere Perspektiven - auf ein Selbstverwaltetes Leben ohne Staat und Kapitalismus."

Aha. Was hat Zerstörung mit Selbstverwaltung zu tun? Was habt ihr denn selbst verwaltet? Eure Rage und Eskalation?

"Und zwar, indem für den Anfang auf einer bestimmten Fläche für eine bestimmte Zeit das staatliche Gewaltmonopol aufgebrochen wird"

Womit ihr die Notwendigkeit des aktuellen Gewaltmonopols bestätigt. Indem ihr das Gewaltmonopol "aufbrecht", setzt ihr euch im selben Moment selbst als Gewaltmonopol absolut und bestimmt zB über AnwohnerInnen durch Drohung, Aggression und ggf Gewalt, dass Barrikaden nicht entfernt werden dürfen. Ihr macht nichts anderes als das Gewaltmonopol auszutauschen. Fällt euch das eigentlich nicht auf?

"und die staatlichen Gesetze keine Gültigkeit mehr haben."

Ja, stattdessen haben eure ungeschriebenen und für die meisten Menschen unbekannten (!!) Normen Gültigkeit. Und da euer normatives Gewaltmonopol nur temporär und nicht institutionalisiert ist, bedeutet das erstmal nichts anderes, als dass sich mit euch vorübergehend das "Recht des Stärkeren" manifestiert.

"was die restliche priviligierte Bevölkerung in Deutschland über unsere Aktionen denkt."

Ja, das ist echt ein Problem vieler Linker: Massiver Realitätsverlust (= man redet mit "Normal"menschen gar nicht mehr, sondern nur noch untereinander; diskutiert wird sowieso nicht mehr) und die Einbildung, dass man gar keine (!) Rücksicht auf eine gewisse Außenwirkung zu nehmen braucht. Ihr seid mit euren Aktionen - neben der Konsumverblödung der meisten Normalos - einer der Hauptgründe, warum viele Leute sich nicht auf Demos trauen oder inzwischen schon nicht mehr kommen. Dazu kommt das militaristische Moment und die ewige Macho-Selbstperformance, was nirgendwo sonst so ausgeprägt in der Linken anzutreffen ist wie im schwarzen Block.

"Wenn, angeblich, für die Demokratie die Barrikaden brennen, ist das für die Medien und viele Leute okay, aber völlig inakzeptabel, wenn sie gegen das bestehende System brennen. In einigen anderen Ländern scheinen militante Aktionen weitaus akzeptierter zu sein als hier."

Ja, das nennt sich Propaganda. Warum wurden denn die Proteste in der Türkei und der Ukraine in unserer Presse so gepusht? Weil die Bundesregierung & Co. ein Interesse daran hatten, dass die ach so tollen "Proteste" dort die jeweiligen Machthaber zugunsten ihrer ureigenen Interessen ersetzen. Das kann mit JEDEM Protest passieren! Merkt ihr nicht, dass eure "Aktionsformen" die 1a-Plattformen genau für so eine Infiltration, Steuerung und Instrumentalisierung von Protesten darstellt? zB durch bestimmte Interessensgruppen oder Staaten? Gerade durch die Art der "Aktionen", die Anonymität und die Gewaltbereitschaft.

"Natürlich ist es trotzdem wichtig, möglichst viele Menschen mitzunehmen."

Den Eindruck hatte ich bei Leuten wie euch wirklich noch nie. Ein Großteil der Bevölkerung hat weder Bock auf Gewalt noch auf Randale. Ich übrigens auch nicht. Es ändert auch nichts am Kapitalismus oder am Staat des Kapitals bzw. Gewaltmonopol. Im Gegenteil: Die meisten Menschen sehen sich doch durch euch bestätigt, weil ihr ihnen genau das zeigt, wovor sie Angst haben. Im Anschluss betteln sie geradezu um mehr Sicherheit, Polizeistärke und Überwachung. Totales Eigentor.

"Doch sollte dies nicht darüber geschehen, dass sich von Militanz distanziert wird, sondern eher dadurch, dass die Gründe dafür erklärt und vermittelt werden."

Warum eigentlich nicht? Ist Militanz für euch ein Selbstzweck? Setzt ihr Radikalität im Denken mit radikalem Handeln auf der Straße gleich?
Und wo wird das denn eurer Meinung nach "erklärt" und "vermittelt"? Hier, auf indy? Wer kennt und liest das denn? Und eure Erklärungen sind ganz schön dürre.

"Aktionen wie die des schwarzen Blocks am Mittwochmorgen sollten aber gleichberechtigter Teil eines bunten Fächers an Aktionsformen sein"

Gewalt gegen Menschen, allgemeine Randale und Eskalation sind keine Aktionsformen, sondern das, was sie bezeichnen: Gewalt gegen Menschen, Randale und Eskalation. Für viele DemoteilnehmerInnen (mir inklusive) ist es einfach nur noch ätzend. Bezeichnenderweise wurde ja auch kaum blockiert.

"denn wir wollen uns nicht anmaßen zu beurteilen welche Mittel etwas bringen und welche nicht"

Es geht in diesem Fall nicht allein darum, was ihr denkt. Viele Leute auf Demos kotzt das richtig, an, was ihr da regelmäßig abzieht. Meldet doch einfach ne eigenständige Demo oder Mahnwache an und macht dort euer Ding oder traut ihr euch das nicht? Ne Demo anzumelden? Dafür sind dann die Peaceniks da, stimmts? Würdet ihr einfach eure eigenen Sachen machen oder anmelden, würden wir diese fruchtlosen Diskussionen gar nicht erst zu führen brauchen.

"und denken, jede*r sollte einfach das tun, was sie*er für das Effektivste hält."

Wie weit geht denn euer "Effektivitätsdenken"? Aus der Tatsache, dass ein paar Leute offenkundig auch Spaß daran hatten, Autos mit Menschen (Polizisten) innen drin anzuzünden, kann ich wohl schließen, dass ihr den Tod mancher Menschen billigend in Kauf nehmt, oder?

"Eine Distanzierung sorgt für die Spaltung"

Was wäre denn eigentlich, wenn? Dann wärs euer größtes Pech, Demos entweder total spontan durchführen zu müssen oder selbst anzumelden, oder? Sorry, mich würds keine Sekunde kratzen, mich mit diesem scheiß Thema nach Demos nicht mehr auseinandersetzen zu müssen. Weder gewaltbereites, noch gewaltfreies Handeln noch eine Revolution schaffen den Kapitalismus von Heute auf Morgen ab. Aktuelles realistisches Ziel kann es im Moment mMn nur sein, Regierungen unter Druck zu setzen und Sozialabbau zu begrenzen bzw. abzuwürgen. Das ist weder mit marginalisierten Militänzlern noch marginalisierten gewaltfreien Einzelaktionen möglich, sondern nur durch Massenmobilisierung. Die erreicht man aber mit Randalen und Gewalt nicht, das Gegenteil ist der Fall!

Bitte beschäftigt euch mit Strukturen (d. h. Soziologie), Staatstheorie und der Frage sozialer Ordnung sowie mit der Kritik der politischen Ökonomie.

!

Stimm dir im Großen und Ganzen zu.

 

Nur dies:

Autos mit Menschen (Polizisten) innen drin anzuzünden

 

stammt hingegen aus der Polizeipropaganda. Es wurde kein Auto inbrandgesetzt in dem Polizisten saßen, sondern diese sind in das Auto eingestiegen als es bereits brannte. Ist auf folgendem Video ab 0:48 sogar bildlich dokumentiert. https://www.youtube.com/watch?v=NgF-7B_oJ_o

Danke für den Link und Hinweis auf das zweite Video. Beruhigt mich, dass ich mit der Meinung hier nicht völlig alleine bin ;) Aus dem Video geht auch wieder das ganz "schön" hervor, was ich meine: Die "autonomen" Gruppen, die da randalierend unterwegs sind, bleiben von der Polizei unangetastet. Unauffällige "friedliche" BlockiererInnen werden von der Polizei gestoßen, geschlagen und verprügelt. Kommt das eigentlich nur mir komisch vor?

Zurück zum Video: Ich gebe zu, ich hab durch die erste, mir bekannte Perspektive, kausal darauf geschlossen, dass der Polizist zuerst im Auto saß und das dann angezündet wurde. Das ist mit dem zweiten Video nicht mehr haltbar. Allerdings ändert das zweite Video an der brutalen Geschichte nichts. Um das mal zusammenzufassen:

"2." Video: Zeigt, dass zwei Polizisten und eine Polizistin hinter zwei brennenden Polizeiautos Schutz suchen, weil von allen Seiten Pflastersteine und Flaschen fliegen. Der eine Polizist hat erkennbar keinen Helm (mehr?) auf und steigt offensichtlich nur deswegen in das Auto. Was die Polizistin da macht, kA, aber es ist erkennbar, dass sie von einem Stein am Handgelenk getroffen wird und was fallen lässt, was sie dann wieder aufhebt. Dann fliegt nochmal ein Stein nur knapp an ihrem Kopf bzw. Helm vorbei. Die beiden Polizisten sind derweil ins Auto gestiegen. Vermutlich, weil sie es da für sicherer halten (und der erste ja noch einen Helm sucht, weil er sich ohne den offensichtlich nicht raustraut).

"1."Video: Der usprünglich helmlose Polizist sitzt im bereits brennenden Polizeiauto, eines der Autofenster wurde augenscheinlich eingeschlagen und ist daher offen. Bengalo-Werfer Nummer 1 zielt verdächtig niedrig. Ich würde vermuten, dass er den Polizisten im Auto gesehen hat. Er hat auf das offene Fenster des Autos gezielt, in dem der Polizist grade eben noch hektisch seinen Helm aufzieht.

Bei Bengalo-Werfer 2 wird das zur Gewissheit. Der rennt nämlich noch näher ran, zielt auch auf das offene Fenster und verfehlt es zum Glück knapp.

 

Das "1." Video, das ich meine, ist übrigens das hier: https://www.youtube.com/watch?v=gQO8lzWbqFA

 

Um das mal abschließend zu bewerten: Was allein aus diesen beiden Videos für ein und dieselbe Situation deutlich erkennbar ist, ist, dass offensichtlich bei manchen, die dort unterwegs waren, eine Tötungsbereitschaft vorhanden war. Wer mit solchen Pflastersteinen auf Menschen zielt und über 1000°C heiße Pyrotechnik ins Innere des Wagens zu schmeißen versucht, weil da ein Polizist drin sitzt, zeigt, dass er/sie hier versucht hat, den Polizisten zu töten. Allerdings geht es nicht nur um die beiden Bengalo-Werfer. Die Situation an sich ist äußerst brenzlig, v. a. für die drei PolizistInnen. Die Situation als solche und die Unwilligkeit, mal eine Sekunde von den in Bedrängnis geratenen PolizistInnen abzulassen, hat an sich schon einen sehr brutalen bzw. tödlichen Charakter. Ehrlich gesagt wundert es mich, dass es keine Tote gegeben hat. Die Situation hätte auch völlig anders ausgehen können.

Und damit ist das Maß für mich zu 100 % überschritten. Wer sowas macht, nimmt Tote (auf beiden Seiten) billigend in Kauf und ist auch bereit zu töten. Beides geht aus den Videos hervor. Und ähnliches gilt für die Rechtfertigungs-/Legitimierungs- und Rationalisierungstexte, die hier auftauchen. Das meiste war zwar Sachschaden; aber 1) ist es gefährlich mit dem Feuer zu "spielen", weil es unkontrollierbar ist und 2) ist die beschriebene Szene aus beiden Videos eine Situation äußerster Gewalt. Dass es keine Gewalt gegeben hat, ist damit widerlegt. Und diese Gewalt geht exakt aus den vermeintlich so harmlosen Sachbeschädigungs- und Randale-Situationen hervor, allein schon aus der Gruppendynamik (s. Sozialpsychologie, v. a. den Aspekt der "Uniformierung", der sowohl auf Polizei als auch auf Autonome zutrifft).

Und damit bin ich dann raus. Mit solchen Menschen und Situationen möchte ich _absolut_ nichts zu tun haben. Das ist einfach nur erbärmlich, widerlich und abstoßend. Und es bringt hier auch nichts, Gewalt mit Gewalt und Verletzte und Tote hier und anderswo miteinander zu verrechnen. Deutsche Polizisten sind nicht am Elend in Griechenland Schuld.

vielleicht wäre es sinnvoller sich bei sitzblockaden nicht verprügeln zu lassen bzw. entsprechend zu reagieren. dein frust in allen ehren, aber dein theoriegewixxe verändert überhaubt nix. komm mal hier ins viertel und erzähl den menschen was von staatstheorie... da biste aber ganz schnell alleine. deine elitäre-weiß-bürgerliche-grüne-hippie-sicht sorgt garantiert für keine massenmobilisierung des prekariats. mit gewalt gegen bullen können die leute hier wesentlich mehr anfangen (da betroffen von z.b. rassistischen polizeikontrollen) als mit irgendwelchen lesekreisen und sit-ins. aber das zeigt nur das du keine ahnung hast was menschen in prekären lebenssituationen durchmachen und da du noch nie so ein ohnmachtsgefühl bezogen auf die eigene existenz erleben musstest, kannst du den hass und die wut natürlich nicht nachvollziehen. mit den menschen, mit denen ich gesprochen habe (ihr würdet sie als menschen mit migrationshintergrund bezeichnen) zeigen durchaus verständnis für millitanz und angriffe gegen bullen. aber solche stimmen kann man nicht in der zeitung lesen oder im fernsehen sehen.  

entschuldige dass ich dich bei deinem kaffee-latte (soja-latte? kp) gestört habe...

@poor and pride

"vielleicht wäre es sinnvoller sich bei sitzblockaden nicht verprügeln zu lassen bzw. entsprechend zu reagieren."

 

Natürlich kann man da auf verschiedene Arten drauf reagieren. Darum geht es aber nach 1803 im Moment nicht. Der Punkt ist doch der: Genua, Straßburg und Ffm zeigen, dass die Polizei nicht, wie manche hier glauben, alles daran setzt, "eure" Randale zu unterbinden. Die Randale sind vielmehr in die Einsatztaktik der Polizei integriert worden, weil sie schlechte Bilder produzieren und es aus Sicht der Herrschenden noch hundertmal besser ist, wenn "die" Demonstranten sich selbst diskreditieren als wenn man sie "nur" verprügelt und auf einen reinen Abschreckungseffekt setzt. Stattdessen setzt man nicht auf die Angst, sondern die Wut der kleinen Leute auf alle Linken, wenn mal wieder Straßenbahnen entglast und Feuerwehrleute attackiert werden. Ihr übernehmt einen Teil der Polizeiarbeit - auf andere Art und Weise - und merkt es nicht mal. Zur gleichen Zeit werden friedliche BlockiererInnen etc. verkloppt. Was ist also der Effekt? Die randalierende Fraktion, die sich polizeilich austoben durfte, glaubt, dass sie "erfolgreich" gewesen wäre. Die wird wieder kommen, dass wissen Polizei und Politik und das stört sie auch gar nicht. Bei der friedlichen Fraktion wird reingeprügelt, damit die aus Angst nicht mehr wiederkommen oder sich aus Frust der Randalierer-Fraktion anschließen. Das ist ideal: Die gewalttätige Fraktion wird bestärkt, die friedliche vermöbelt. Effekt: Es kommen weniger friedliche Demonstranten und es gibt bei jedem größeren Protest Randale, was für die Presse ein gefundenes Fressen ist, weil man sich nichts aus den Fingern leiern muss, um große Bewegungen zu diskreditieren, sondern nur auf die Gewalt hinweisen muss. Fazit: "Ihr" arbeitet (unbeabsichtigt) der Polizei zu. Gleichzeitig ist man durch das eigene Auftreten und die Gewaltbereitschaft auch ein Scheunentor für Neonazis und Spitzel. Gut dokumentiert ist das u.a. in der Doku "Die blutigen Tage von Genua".

 

Nur noch kurz zum Rest: Das Auseinanderdriften von Lebenswelten ist ein echtes Problem. Mir ist klar, dass nicht jede/r die materielle Basis, Zeit etc. für Theorie und Praxis hat. Wenn die Grundlage für vermeintliche Gesellschaftskritik allerdings auf Rachegefühlen und "Kampf"erlebnissen aufbaut, dann hat das weder mit Gesellschaftskritik noch mit politischer Arbeit groß was zu tun.

Und wen genau umfassen deiner Meinung nach die "Prekarisierten"? Mir geht es um das Klassenverhältnis von ArbeiterInnen (= Menschen, die ihre Arbeitskraft verkaufen müssen) und KapitalistInnen (= Menschen, die Produktionsmittel besitzen) und der alles durchdringenden kapitalistischen Struktur, die zur Konkurrenz zwingt. Nebenbei bemerkt: Hass, Gewalt und Randale sind kein ausschließliches Phänomen "Prekarisierter". Das gibt es auch in der sogenannten Mittel- und Oberschicht. Das Schichtenkonzept hat allerdings mit dem Klassenverhältnis nicht viel zu tun. Eine kritisch betriebene Soziologie, Staatstheorie usw mögen erstmal zeitraubend und vll auch ein wenig dröge sein. Sie sind aber unabdingbar, um überhaupt zu verstehen, womit man es zu tun hat. Und das hat mit so Sachen wie der Gewaltfrage, realistischen Aussichten zur Abschaffung des Kapitalismus usw. eine Menge zu tun. Wenn man weiß, dass Strukturen das Grundproblem sind und nicht die Gier oder Bösartigkeit einer Clique oder bestimmter Einzelpersonen, dann wird auch klar, warum Gewalttaten, Randale und Revolutionen nicht zum Ziel führen können. Dafür braucht es viel mehr.

Liebe Genossen,

 

was ihr in Frankfurt abgezogen hat war super! Es war leider keiner von uns (wir sind aus Hamburg) bei euch dabei, haben das aber sehr bedauert! Die momente der Gegenmacht die ihr ermöglicht habt geben uns allen Mut und Kraft!

 

Die Revolution sagt ich war, ich bin, ich werde sein!

 

Vielen Dank and euch!

Autonome Gruppe Lupus

Sorry, ich war am frühen morgen selber dabei - und das in Frankfurt war eher (unüberlegte, depressive) Gegengewalt als Gegenmacht. Da wurde einfach alles zerdeppert/angezündet, was nicht aus Stein/Granit war.

 

Wer Gewalt anwendet, zeigt eher, dass er keine/unzureichend Macht besitzt (von genug Menschen ermächtigt wird). Das gilt sowohl für die Polizei, als auch für uns.

 

Ganz ehrlich, ich bin der Letzte der am 1.Mai in Berlin was gegen nen paar Steine auf die Sparkasse hat oder in Hamburg, wo sich gegen den brutalen Polizeiangriff gewehrt wurde. Aber das vorgestern in Frankfurt hat mich echt umdenken lassen.

 

Natürlich kann es befreiend sein, für einen Moment gesellschaftlich vermittelte Zwänge zu überwinden und diesem Staat und Kapitalismus zu zeigen, dass er nicht immer und schon gar nicht überall die Oberhand hat und diese Ohnmacht zu überwinden. Kein Problem. Aber das in Frankfurt hatte damit nichts zu tun. Das war einfach ein unglaublich gewalttätiger Nihilismus, der nicht nur die Bullen (auch das sind Menschen, die zwar einen scheißjob machen, okay, aber die oft genauso leiden - stichwort: suizidrate bei bundesbullen..), sondern auch einige Demonstrant*innen verunsichert und vlt. sogar traumatisiert hat.

Die Revolution sagt ich war, ich bin, ich werde sein!

und der Frankfurter sagt:

Schön das diese Vollidioten wieder weg sind. Ich frag mich wirklich ob irgendeiner dieser Krawallos einmal mit Leuten außerhalb seiner Filterbubble über diese dummen Aktionen geredet hat.

...und der andere Frankfuerte sagt: Schön das so vile Militante hier waren und es mal wieder in der Metroplole gerappelt hat.

Als 80er Autonomer hat man in deiser Satdt schon einiges gesehen und getan. Früüher war weniger Geheule. Dafür hundertmal mehr Angriffe auf Cops. Und Morde von Cops wie an Günter, hier auf diesen Strassen. Da wärest du wahrscheinlich an Schnappatmung früh verstorben. Gab halt kein Internet, wo jeder Revisionist und Kleinbürger seinen Rotz zu ablasen durfte.

Aber schön das wir mal darüber geredet haben.

Wer war Günter?

Wenn hier schon die Rede von Toten ist...in Frankfurt gabs auch Morde an Cops: https://de.wikipedia.org/wiki/T%C3%B6tungsdelikte_an_der_Startbahn_West

Es bringt halt nichts, das alles in Vendetta-Manier zu verrechnen und Schuld irgendeiner Art einzutreiben. Bringt einen einer emanzipierten Gesellschaft keinen Schritt näher.
Und letztlich ist es auch kein Zufall, dass es die Proteste gegen die Startbahn West anschließend erstmal gar nicht mehr gab.

Früher war alles besser? Quatsch. Früher das gleiche Theater. Es knallt, Scheiben klirren und Tags drauf das übliche Distanzierungsritual. Gähn. Man kannt das schon und hat eigentlich wenig Interesse, damit noch seine Zeit zu verschwenden. Lass se rumjammern. Ist eh wald vergessen und außerdem, Montag ist schon wieder Pegida. Die Ärsche haben noch nicht genug.

Ich kapier nicht, wieso ihr über Dinge schreibt, die ihr wohl nur aus den Medien habt. Es gibt inzwischen eine eindeutige Stellungnahme von Blockupy zur Kolping-Geschichte.

 

"Während der Blockupy Proteste am 18. März wurde keine Unterkunft von Geflüchteten in Frankfurt angegriffen."

 

Ungeheuerlich, so etwas in eurem Text lesen zu müssen. Was soll das. Kapiert endlich, dass Medien keine Quellen sein können. Unterlasst Spekulationen. Ihr diskreditiert euch selbst und eure Intention geht vollkommen den Bach runter.

 

Wenn ihr selbst gesehen habt, dass eine Straßenbahn angegriffen wurde, könnt ihr darüber schreiben. Fall es auf Twitter "gezwitschert" wurde, in den Medien stand, oder als Gerücht bekannt wurde, einfach Fresse halten....

 

Schade, aber irgendwie auch selber Schuld...

Dafür hundertmal mehr Angriffe auf Cops.

 

und das bringt was ? Ich dachte hier gehts darum bestehende Verhältnisse zu ändern und nicht ein paar Leute zu verprügeln. Ich habe seit 20 Jahren etwa politisches Geschehen hierzulande verfolgt, bisher habe ich nicht einmal erlebt das sich durch Autonome Straßenschlachten oder militante Aktionen in diesem Land IRGENDETWAS zum besseren verändert hat. Jede Aktion sorgt bloss dafür das die Polizei mehr Ausstattung kriegt, Einsatztaktiken verbessert und Sicherheitszonen salonfähiger werden.

 

Als 80er Autonomer hat man in deiser Satdt schon einiges gesehen und getan. Früüher war weniger Geheule.

Jaja früher war alles besser.....

und von diesen Frankfurtern gibt es eine ganze Menge: schön das soviele Militante hier waren, laßt euch von den Robocops nicht erwischen!

 

Gutes zündeln!

In verschiedenen Kommentaren wurde behauptet, militante Aktionen bei Protesten zuzulassen, wäre Strategie von Polizei und Medien, um Rechtfertigungen für ihre Gewalt zu erzeugen.

Während mensch sicher noch darüber diskutieren könnte, ob das bei einer einzelnen Sitution (wie z.B. in Frankfurt, auch wenn ich das nicht glaube) zutrifft, halte ich es für falsch, der Polizei und den Medien soviel Konsistenz zuzuschreiben, dass dies ihr dauerhafter Plan ist. Es gibt keine Verschwörung der Mächtigen, die in der Lage wäre, dauerhaft eine solche Strategie zu fahren - jeder Protest ist anders und sollte anders bewertet werden.

Und was wäre denn die Alternative? Keine militanten Aktionen? wie sollen dann Polizei und Staat effektiv angegriffen werden? wer die aktionen in Frankfurt kritisiert, sollte bitte auch einen Gegenvorschlag machen, wie Militanz in Zukunft seiner*ihrer Meinung nach sinnvoller genutzt werden könnte.

Es dürfte, je nach Aufstellung mittels Spitzeln, eine Mischung aus Zulassen und Fördern durch agents provocateurs sein. Ein bißchen "Glück" und Zufall wird auch mit reinspielen.

Bei Genua gibt es Beweise für diese Strategie: https://www.youtube.com/watch?v=52kOAulA0LY

Die Randale ließ man auch in diesem Fall zu, verprügelt wurden friedliche AktivistInnen.

Auch bei Straßburg gibt es deutliche Hinweise. Stundenlang brannten Gebäude und gab es Randale unter der Aufsicht eines Polizei-Hubschraubers. Die Polizei hielt sich entweder in der Pampa auf oder vermöbelte zur gleichen Zeit Sitzblockierer und nahm sie fest. Ein dokumentierter Spitzel-Einsatz: http://www.hintergrund.de/201101121315/politik/politik-eu/scotland-yard-...

Ähnliches lässt sich auch für Heiligendamm, eigentlich alle größeren Ereignisse, vermuten. Ein Beispiel zur IMK: http://www.fr-online.de/frankfurt/vorwuerfe-gegen-polizei-zuendeten-zivi... Wesensverwandt ist damit auch die Strategie der Spannung: https://de.wikipedia.org/wiki/Strategie_der_Spannung

 

Ich glaube auch nicht, dass das an einer Verschwörung von Politik, Polizei und Presse liegt. Es liegt an bestimmten Funktionsmechanismen und Interessen und wird natürlich nicht konsistent überall gleich ablaufen, aber es ist mMn ein wiederkehrendes Muster. Die Politik hat keine Lust auf Demos auf den Straßen, die Sympathien finden könnten. Unruhen und Anschläge stärken außerdem den Staat und ermöglichen die Legitimation und Durchsetzungsfähigkeit für neue freiheitseinschränkende Gesetze (s. Strategie der Spannung). Die Polizei muss ihren großen Apparat, Festnahmen, Kessel usw rechfertigen. Die Mainstream-Presse steht schlicht und einfach auf Skandale und hat so miese Arbeitsbedingungen, dass die PMs der Polizei einfach übernommen werden.

Mit Gewalt und Randalen lässt sich eine Menge ziemlich einfach rechtfertigen:

- Polizei-Repression und das Ausmaß an "Sicherheit"; Polizei-"Gewerkschaften" können nach besserer Ausrüstung und Schusswaffengebrauch plärren

- Law and Order-Politik (aktuell, 1 Tag nach Blockupy verkündet: neue Polizei-Spezialeinheit "notwendig"), ua Tränengasgranaten- und GSG9-Einsatz

- Legitimation von Überwachung + Militarisierung (Vorratsdatenspeicherung, Militär im Innern)

- Presse: Form steht im Vordergrund, Inhalte hinten. Oft werden auch Regierungs-PMs übernommen (Bundespressekonferenz, Auswärtiges Amt etc).

 

Gerade bei Randalen bzw. Gewalt muss immer auch die Frage gestellt werden: Wem nützt das?

Für Blockupy gilt mMn dasselbe. Die Polizi wäre zahlen- und aurüstungsmäßig klar im Vorteil gewesen. Zu blöd zum Überwachen waren sie garantiert auch nicht. Dementsprechend liefen auch in Ffm stundenlang die Randale ohne nennenswerte Intervention vonseiten der Polizei, friedliche AktivistInnen wurden anderswo verkloppt und festgenommen. Bei den Randalen wurde angeblich einer festgenommen. Hört sich nicht nach Repression mit Nachdruck an, sondern eher nach: Die lassen wir mal machen. Eine Zeitung titelte nach den Randalen in Straßburg: "Die Welt hat ihre Bilder". Und das gilt auch für Frankfurt.

 

Zur Militanz: Polizisten sind, genau wie Soldaten, aus Sicht des Staates austauschbar und ersetzbar. Was soll diese Militanz nützen? Und was nützt es, den Staat vermeintlich "effektiv" anzugreifen? Glaubst du, dass die Revolution kurz bevorsteht und diese den Kapitalismus abschaffen wird?

Ich halte dieses Verständnis von Militanz für sinnlos und gefährlich. Und würde eher auf organisierte Spontanität, Verwirrung, gezielte Sabotage, Ungehorsam und Kreativität setzen. Man muss sich nicht passiv den Regeln der Polizei unterwerfen. Man braucht aber auch keine Gewalt dafür, um sich erfolgreich zu widersetzen.

klar steht die revolution nicht kurz bevor, und ungehörsam, sabotage, kreativität sind auch mittel, die ihren Platz haben und absolut notwendig zur erreichung unserer ziele sind. trotzdem glaube ich, dass es im zuge einer radikalen umwälzung der gesellschaft viele momente geben wird, in denen wir auf der Straße gegen Polizei und Militär bestehen müssen, und deshalb finde ich es wichtig, eine Praxis auf diesem Gebiet zu entwickeln - denn irgendwann müssen wir das ja machen.

Insofern betrachte ich Gewalt wirklich als notwendiges Mittel - eines unter vielen anderen.

Ich folgere, dass Riots zwar ihren Nutzen für die Herrschenden haben, nämlich um die Mitte noch stärker in ihr Meinungskorsett zu zwängen, aber einen noch größeren für uns.

Mal rein pragmatisch und praktisch gedacht: Wenn Militante ihre militante Praxis (weiter-)entwickeln, werden Staat und Polizei ihre Gewaltpraxis ebenfalls daran angepasst weiterentwickeln. Militante Praxis wird Schwachstellen aufdecken, die für staatliches Krisen"management" bedeutsam sind. Die lernen daraus doch nur.

 

Gelernte Barrikadenkämpfer mit den üblichen Mitteln vs. hochfunktionalem Militär- und Polizeiapparat ist völlig aussichtslos. Gewalt ist die Expertise des Staates und darin ist er nicht zu schlagen. Eine Rückfrage: Wenn die Mitte der Gesellschaft "die" Linken wg riots ablehnt, was soll denn daraus hervorgehen? Das unterstützt weder linke Politik und Inhalte noch irgendwelche Vorstellungen von Revolutionen. Es stärkt den Autoritarismus und auf dem Weg in die Diktatur befinden wir uns eh schon. Die Sehnsucht nach Autoritäten muss man durch riots nicht auch noch befeuern. Und es bringt nicht nur nichts, sondern es hat auch noch mehr negative Effekte. Historische Beispiele für diese "Nebenwirkungen" gibt es zuhauf.

Ich verstehe Leute die von Krisenpolitik betroffen sind, von denen vielleicht deshalb schon Angehörige gestorben sind, weil die Kürzungen auch Medikamente, Krankenhäuser usw. betreffen. Ich selbst freue mich innerlich, wenn ein leeres Politeiauto, ein Symbol für tägliche Gewalt gegen die Armen, Unkonventionellen (Dreadträger*innen) und Flüchtlinge (hier sind wieder Syrer von der Abschiebung nach Rumänien bedroht, während die Prosches durch die Straßen brausen) in Flammen aufgeht.

Nachdenklich macht mich aber erstmal eine Tatsache, die ich in Heiligendamm selbst erlebt habe: Zivilpolizisten sind nicht selten diejenigen, die in schwarzen zivilen Kleidern verkleidet, den Krawall anzetteln. In Heiligendamm wurden zwei, die die ersten beim Steinewerfen waren, später als Zivilpolizisten enttarnt. Daraus schließe ich, dass das Interesse der Herrschenden an den Krawallen größer ist, als das unsere.

 

Deshalb denke ich, dass die Krawalle, so okay ich sie eigentlich finde, solange sie keine Zivilisten verletzen, strategisch falsch sind. Blockupy hatte das jährliche potential zu wachsen, jetzt wo es mit Feuer in Verbindung gebracht wird, ist dieses Potential erloschen. Die Ausschreitungen werden hier als Herrschaftsinstrumente eingesetzt und wenn sie nicht von unten kommen, dann werden sie von bezahlten Einheiten (Polizei oder private Dienstleister) angezettelt.

Wir als radikale Linke müssen einen Umgang finden, uns nicht zu spalten und trotzdem so zu organisieren, dass wir wachsen können.

 

Auch dass zwei Tage nach Frankfurt schon der Plan für kasernierte Polizei-Spezial-Einheiten aus den Startlöchern kommt, deutet darauf hin, dass die Politik mehr über die Ausschreitungen wusste als Blockupy-Aktivist*innen selbst. Wer glaubt dass die Herrschenden allzu einzeln und isoliert agieren und sich nicht absprechen, es keine hierarische Organisierung der Medien gäbe, wo klar ist wer Chef ist und wer den Chef wo einsetzt, sollte sich mal das Gesetzbuch anschauen: In Deutschland darf der Besitzer eines Medienkonzerns die inhaltliche Stoßrichtung vorgeben, der Rest regelt sich über Chefredakteur*innen, Angst um Arbeitsplätze, Selbstzensur und Förderung von Überzeugungstätern von selbst. Ein Augstein der im Spiegel schreibt, dass die Rentner in Griechenland vielleicht wichtiger sind als die Polizeiautos, gehören im Rahmen der repressiven Toleranz (Marcuse) zur faktischen medialen Gleichschaltug dazu. (Sie dazu die Netzwerkanalyse der Medien von Uwe Krüger)

 

aus dem autonomen/milianten Spektrum. gut und lesenswert:

 

EZB-Eröffnung - eine Auswertung