Vermummte überfallen Legida-Anhänger – Leipziger Neonazi gleich doppelt im Visier

Erstveröffentlicht: 
03.03.2015

Leipzig. Ein bekennender Neonazi aus Leipzig ist am Dienstag gleich zweimal Opfer von gewalttätigen Übergriffen geworden. Zunächst lauerte ihm ein maskierter Schlägertrupp an einer Straßenbahnhaltestelle auf, vier Stunden später überfiel ihn eine weitere Gruppe in einer Kneipe.

 

Nach Angaben der Polizei wartete der 35 Jahre alte Mann mit neun weiteren Gefährten kurz nach 18 Uhr an der Georg-Schumann-Straße auf die Straßenbahn. Gemeinsam wollte sie in die Innenstadt zur Legida-Kundgebung fahren.

„Plötzlich wurden die Männer von rund 15 Vermummten angegriffen“, teilte die Polizei mit. Einigen der Legida-Anhänger gelang die Flucht, fünf Personen besprühten die Angreifer mit Pfefferspray. Mehrere am Boden liegende Männer seien zudem mit Schuhen getreten und mit Fäusten geschlagen worden. Laut Polizei riefen die Angreifer dazu: „Faschistenschweine“. Danach gelang den mit schwarzen Jacken, Hosen und Skimasken bekleideten Tätern die Flucht.

Fünf Männer wurden den Beamten zufolge verletzt. Ein 22-Jähriger trug eine Knieverletzung, ein 36- und ein 32-Jähriger Augenverletzungen und der ehemalige NPD-Kader, der im vergangenen Jahr auch für den Stadtrat kandidiert hatte und jetzt offenbar für die Partei „Die Rechte“ aktiv ist, Kopfverletzungen davon. Der Rechtsaußen-Politiker posierte später beim Kurznachrichtendienst Twitter mit blutverschmiertem Gesicht und einem Verbands-Turban.

Zudem erhielt ein 26-Jähriger einen Schlag auf den Kopf, ihm wurden anschließend aus der Jackentasche sein Handy im Wert von 800 Euro und zwei EC-Karten gestohlen.

Der rechtsradikale Politiker wurde rund vier Stunden später erneut angegriffen. Er saß gegen 22.25 Uhr mit seiner 27 Jahre alten Frau in einer Kneipe unweit des Rathauses Wahren. Nach Angaben der Polizei stürmten acht Vermummte zielgerichtet in das Bierrestaurant und brüllten: „Du Nazi bist jetzt dran.“ Einer der Vermummten postierte sich an der Tür als Wache, zwei Kumpanen hielten die sieben weiteren Gäste in Schach.

Die fünf weiteren Angreifer schlugen erneut auf den 35-Jährigen ein. Seine Frau wollte sich laut Polizei noch schützend vor ihren Mann stellen, sei aber zu Boden gestoßen und getreten worden. Sie erlitt eine Verletzung am Bein, ihr Partner eine weitere Blessur am Kopf.

Nach dem Übergriff flüchtete die Gruppe und nahm dabei die Tasche der Frau mit ihrem Handy, der Geldbörse und weiteren persönlichen Gegenständen mit. Von außen warfen die Vermummten mit Pflastersteinen noch eine Scheibe der Kneipe ein.

Obwohl die Polizei sofort nach den Tätern suchte, sei die Fahndung ohne Ergebnis geblieben. Den Beamten liegen aber lückenhafte Personenbeschreibungen vor. Alle acht Schläger haben demnach Sturmhauben und Handschuhe übergezogen. Ein Angreifer habe eine graue Bomberjacke, ein weiterer eine schwarze Jogginghose mit weißen Streifen getragen. Die Ordnungskräfte haben wegen der offensichtlich politisch motivierten Schlägerei den Staatsschutz eingeschaltet.

Die Legida-Kundgebung selbst bezeichnete ein Polizeisprecher als den bisher friedlichsten Demonstrationsabend in Leipzig. Die Anfeindungen äußerten sich lautstark, aber ausschließlich verbal.

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GEIL ! Ich habe beim Lesen mehr als nur geschmunzelt. Respekt nach Leipzig. Ich überlege mir ernsthaft auch dort hinzuziehen...