Wir sind nicht Charlie – wir sind Klasse!

Attentate wie in Paris wo wahllos Zivilisten getötet werden sind klar zu verurteilen. Sie stellen keinen Beitrag im Kampf gegen den westlichen Imperialismus dar – ganz im Gegenteil. Es hilft  dem westlichen Herrschaftssystem in seiner Argumentation eines “Kulturkampfes“ und verschleiert damit die globalen  Macht- und Ausbeutungsverhältnisse welche die eigentlichen Ursachen für imperialistische Kriege und Besatzung sind. Solche Taten marginalisieren zusätzlich die islamische Unterschicht im Westen noch weiter während Teile der islamischen Welt selbst in einem blutigen Bürgerkrieg ertrinkt, von dem letztlich nur die imperialistischen Mächte profitieren. Wie sonst könnte ein Kriegsgebiet wie der Irak momentan mehr Öl exportieren als zu seinen Hochzeiten 1984.

 

Wir verurteilen die Tötung von Zivilisten, sei es historisch durch Sklaverei, Kolonialismus, Imperialismus, Besatzung und Faschismus – ebenso die strukturelle Gewalt des Hungers und der Armut durch Ausbeutung und Unterdrückung kapitalistischer Machtverhältnisse überall auf der Welt. Genauso verurteilen wir Anschläge und Morde mit rassistischer und antisemitischer Motivation.


Deswegen sind wir aber noch lange nicht alle Charlie. Ist denn nicht die Meinungsfreiheit ein zu hohes Gut, als sie dem Missbrauch und der Interpretation der Herrschenden zu überlassen? Sie sagen wir sind Charlie und gleichzeitig werden angebliche Werte wie Demokratie, Menschenrechte, Toleranz bzw. Laizismus zu einer Ideologie gemacht um neue Kriegspolitik zu legitimieren und den Abbau bürgerlicher und sozialer Rechte voranzutreiben. Dabei sind sie nur inhaltsleere Kampfbegriffe der herrschenden Elite. So schlug CDU-Politiker Schäuble kurz nach den Anschlägen in Paris vor die Einführung eines Straftatbestandes der Verschwörung, ein Handy-Verbot, eine vorbeugende Internierung Verdächtiger bzw. gar die gezielte Tötung von “Gewalttätern“ gesetzlich zu legitimieren. Während die Wirtschaftskrise weiter um sich greift und soziale Ungleichheit als erstes die unteren Klassen trifft, ist die EU seit langem in einer politischen Krise, die potentiell das gesamte Herrschaftssystem in Frage stellen kann.

 

Während tausende Flüchtlinge im Mittelmeer ertrinken und Rassisten einen neuen Aufschwung erleben, wächst auch der soziale Widerstand in den Metropolen weiter an. Da kommt der ausgerufene Kampf der Kulturen gerade recht um aufkommende soziale Konflikte wieder in den Hintergrund zu drängen und einen angeblich gemeinsamen Feind zu präsentieren. Die  antiislamische Propaganda und Mobilisierungen, von Pegida bis zu den bürgerlichen Parteien, propagieren im Kern eine angeblich westliche demokratische Kultur, welche von der Linken  offensiv bekämpft werden muss. Denn die so geförderte Islamophobie überall in Europa kann eine ähnliche Rolle wie der Antisemitismus im 20 Jahrhundert einnehmen. Die Nato- Imperialisten sehen ihre propagandistische Chance sich in trauter Eintracht als mutige Verteidiger der Meinungsfreiheit darzustellen während auf der anderen Seite Milliarden in die Destabilisierung arabischer Länder und der Ukraine gepumpt werden. Natürlich alles um die Demokratie zu retten. Lassen wir uns  nicht von der nationalen Einheit der Imperialisten täuschen. Die Perspektive auf Frieden und Befreiung liegt einzig und allein in der internationalen Klassensolidarität gegen Imperialismus und Kapitalismus. Sie ist ebenfalls die Antwort auf die Spaltung der Massen durch Rassismus, Nationalismus und Religion. Vergessen wir nicht die globalen Klassenverhältnisse und vor allem Ursache und Wirkung!

 

Internationale Solidarität – Gegen Krieg, Imperialismus und Nationalismus!

 

Zusammen Kämpfen gegen Ausbeutung und Unterdrückung!


zusammen kämpfen [Magdeburg], 12.Januar 2015

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erstmal: Ich begrüße eure Wandlung. Dieser Text und auch der, den ich von ZK zum letzten mal laß, lässt auf eine in meinen Augen sehr positive Entwicklung -weg von völkischem Denken- schließen. (Früher hatte ich manchmal den Eindruck das dieses stark mitschwingt.)

 

Was ich hier kritisieren würde ist die Annahme, dass Religion, Rassismus, usw. klare Nebenwidersprüche wären. Das halte ich für gefährlich, da es die Unterschiede in den Wertvorstellungen von Menschen relativiert. Bei diesen "Wertvorstellungen" gibt es manche, die fundamental auf Unfreiheit ausgerichtet sind.

sehr guter artikel. kurz und knackig auf dem punkt gebracht was sache ist. klasse

die einschätzung bzgl antisemitismus und islamophobie ist so unfassbar dumm, ich musste einen kommentar schreiben

"Die  antiislamische Propaganda und Mobilisierungen, von Pegida bis zu den bürgerlichen Parteien, propagieren im Kern eine angeblich westliche demokratische Kultur, welche von der Linken  offensiv bekämpft werden muss."

 

Gibt`s die nun, die westliche demokratische Kultur, welche ihr offensiv bekämpfen wissen wollt, oder nicht? Müsst ihr euch schon mal entscheiden.

 

"Denn die so geförderte Islamophobie überall in Europa kann eine ähnliche Rolle wie der Antisemitismus im 20 Jahrhundert einnehmen. Die Nato- Imperialisten sehen ihre propagandistische Chance sich in trauter Eintracht als mutige Verteidiger der Meinungsfreiheit darzustellen während auf der anderen Seite Milliarden in die Destabilisierung arabischer Länder und der Ukraine gepumpt werden. Natürlich alles um die Demokratie zu retten."

 

Die Rolle des Antisemitismus im 20. Jahrhundert soll es so in etwa gewesen sein, propagandistische Chancen für die Darstellung als Verteidiger der Meinungsfreiheit zu eröffnen und für die Rettung der Demokratie? Wie kommt man denn auf so einen Schwurbel?

gibt es Parallelen zwischen Antisemitismus und Islamophobie, wirst du kaum bestreiten können... oder?

Folgende Kämpfer der Pressefreiheit liefen im Charlie-Trauermarsch in der ersten Reihe:

 

1) King Abdullah of Jordan, which last year sentenced a Palestinian journalist to 15 years in prison with hard labour
2) Prime Minister of Davutoglu of Turkey, which imprisons more journalists than any other country in the world
3) Prime Minister Netanyahu of Israel, whose forced killed 7 journalists in Gaza last yr (second highest after Syria)
4) Foreign Minister Shoukry of Egypt, which as well as AJ staff has detained journalist Shawkan for around 500 days
5) Foreign Minister Lavrov of Russia, which last year jailed a journalist for "insulting a government servant"
6) Foreign Minister Lamamra of Algeria, which has detained journalist Abdessami Abdelhai for 15 months without charge
7) The Foreign Minister of the UAE, which in 2013 held a journo incommunicado for a month on suspicion of MB links
8) Prime Minister Jomaa of Tunisia, which recently jailed blogger Yassine Ayan for 3 years for "defaming the army"
9) The PMs of Georgia and Bulgaria, both of whom have a record of attacking & beating journos
10) The Attorney General of the US, where police in Ferguson have recently detained and assaulted WashPost reporters
11) Prime Minister Samaras of Greece, where riot police beat & injured two journalists at a protest in June last year
12) Sec-Gen of NATO, who are yet to be held to account for deliberately bombing and killing 16 Serbian journos in '99
13) President Keita of Mali, where journalists are expelled for covering human rights abuses
14) The Foreign Minister of Bahrain, 2nd biggest jailer of journos in the world per capita (they also torture them)
15) Sheikh Mohamed Ben Hamad Ben Khalifa Al Thani of Qatar, which jailed a man for 15 ys for writing the Jasmine poem
16) Palestinian president Mahmoud Abbas, who had several journalists jailed for insulting him in 2013
17) Prime Minister Cerar of Slovenia, which sentenced a blogger to six months in prison for "defamation" in 2013
18) Prime Minister Enda Kenny of Ireland, where "blasphemy" is considered a criminal offense
19) Prime Minister Kopacz of Poland, which raided a magazine to seize recordings embarrassing for the ruling party
20) PM Cameron of the UK, where authorities destroyed documents obtained by The Guardian and threatened prosecution
21) Saudi ambassador to France. The Saudis publicly flogged blogger @raif_badawi for "insulting Islam" on Friday


Source: Daniel Wickham @DanielWickham93

Danke für die Auflistung. Nur eine kleine Korrektur: Diese "Kämpfer der Pressefreiheit" liefen nicht in der ersten Reihe des offiziellen Charlie-Trauermarschs, sondern in einer Seitenstraße, wie wir dank des katalanischen Fernsehsenders 324.cat inzwischen wissen:

https://pbs.twimg.com/media/B7GnzaFIcAAh9ca.jpg:orig

https://twitter.com/324cat/status/554286762479353856/photo/1

Weil sich auch die/der hinterste und letzte Drecks-Politiker*inn solidarisch mit Charlie Hebdo zeigte, ist es ZK nicht? Oder habe ich das falsch verstanden?

Hast du falsch verstanden, wahrscheinlich Artikel nicht gelesen?

Leider geht der Beitrag mit keinem Wort darauf ein, dass die Parole "Je suis Charlie" ursprünglich der spontanen sozialen Mobilisierung entstammt, die zunächst im Internet und später in verschiedenen französischen Städte auf der Straße u.a. von anarchistischen und kommunistischen Gruppen (mit-)getragen und -organisiert wurde. Was ist daran abzulehnen, wenn sich von dem Anschlag auf eine Zeitschrift, die für die radikale Kritik an jeglicher Autorität stand - Staat, Religion, Wirtschaft, Religion, Parteien und Politiker rechts wie links - mit getroffen fühlenund sich unter dieser Parole mit ihr solidarisieren?

 

Etwas ganz anderes ist es, wenn Feinde, Verächter und Verfolger der Autoritätskritik zum Zwecke der (inter-)nationalen Mobilisierung nun plötzlich auch „Je suis Charlie“ rufen und sich in die vordersten Reihen drängen. Dieser Vereinnahmung sollte klar entgegen getreten und ihre Akteure demaskiert werden. Ihnen deshalb die Parole zu überlassen, ist fahrlässig und dumm.

 

Siehe auch Text und Kommentare auf https://linksunten.indymedia.org/de/node/131712

!

"Je suis Charlie" --> is von nem werbefuzi "erfunden" worden!

Soso, von einem "Werbefuzzi" also. Und woher hast du diese Information? Oder schien es dir bloss grad opportun, das einfach zu behaupten? Also soweit ich mitbekommen habe, wurde das Hashtag von einem französischen Künstler und Musikjournalisten Namens  Joachim Roncin erstmals verwendet (siehe z.B. en.wikipedia.org).

 

Aber egal. Nehmen wir mal für einen Augenblick an, es wäre doch so gewesen, wie du behauptest. Würde das wirklich etwas verändern? Doch allenfalls, wenn er im Auftrag gehandelt hätte oder selbst Repräsentant der späteren Vereinnahmung durch politische Eliten gewesen wäre. Relevant ist hier doch, dass es eben zunächst eine spontane soziale Mobilisierung gab. Gut, auf Twitter ist das einfach, geht schnell, sagt wenig aus und kostet nichts. Und wahrscheinlich wussten dabei die wenigsten außerhalb Frankreichs, wofür Charlie Hebdo steht - geschenkt. Aber in Frankreich gab es diese spontane Mobilisierung nicht nur auf Twitter, sondern auf den Straßen, noch am selben Abend, lange vor den offiziellen Umarmungen und Vereinnahmungen, vielfach (mit-)getragen und -organisiert von anarchistischen und kommunistischen Genoss_innen und auch sonst von Menschen, die wussten, womit sie sich da solidarisch zeigen. 

Wer sind denn bitte schön die "anarchistischen und kommunistischen Genoss_innen", welche daran beteiligt waren? Meine GenossInnen in Frankreich, sowohl die anarchistischen als auch die kommunistischen, haben entschieden die nationale Einheit kritisiert. Auf Paris-luttes.info gibt es eine Zusammenstellung kritischer Artikel zum Thema. Hinter all diesen Texten steht das autonome Milieu in seiner Diversität, Folklorevereine wie die anarchistische Föderation sind dafür nicht im geringsten repräsentativ. Einige GenossInnen erzählten mir, dass sie solche Texte an den Demos verteilten und teilweise sehr heftig angefeindet wurden. Wenn ihr also hier von "linksradikal" und was weiss ich schwafelt, präzisiert doch bitte, auf wen in Frankreich ihr euch genau bezieht.

Du verrennst Dich: Ich habe nicht behauptet, dass irgendeine linksradikale Gruppe die offiziellen Mobilisierungen zur Bildung einer Einheitsfront und die damit verbundene Vereinnahmung des Anschlags nicht kritisiert hätte. Ich weiss von keiner Gruppe, die sich an diesen offiziellen Mobilisierungen beteiligt hätte. Ich habe darauf hingewiesen, dass die Parole "Je suis Charlie" ursprünglich einer spontanen sozialen Mobilisierung entsprang, die in Frankreich nicht nur im Internet stattfand, sondern auch auf der Straße und unter Beteiligung linksradikaler Gruppen, noch am Abend unmittelbar nach dem Anschlag und in den zwei Tagen danach. Die Vereinnahmung durch die offizielle Politik folgte erst darauf. Du hast recht, wenn Du darauf hinweist, dass insb. insurrektionalistische anarchistische Gruppen sowie kommunistische Gruppen, die sich der Kommunisierungsströmung zuordnen, von vorneherein jegliche Solidarität und Gemeinsamkeit mit Charlie Hebdo von sich gewiesen haben (bei gleichzeitiger Ablehnung des Anschlags). Das Gros des linksradikalen Spektrums in Frankreich weiß aber um die linksradikale Geschichte des Blattes und hat bei aller Kritik an der redaktionellen Neuausrichtung der letzten Jahre an diesem Punkt nicht so grundsätzlich damit gebrochen - und sei es um der gemeinsamen Geschichte Willen. Daher auch die linksradikalen Solidaritäts- und Trauerbekundungen, die im übrigen z.T. sogar in der "Zusammenstellung kritischer Artikel" verlinkt sind, die Du selbst gepostet hast z.B. von CNT und Alternative Libertaire - und ja, es gab sie auch von der anarchistischen Föderation. 

 

Die Frage ist also, ob es berechtigt ist, die anfängliche spontane Mobilisierung, die aus der Wut und Trauer von Menschen entstand, die sich der Zeitung verbunden fühlten, mit der späteren Instrumentalisierung der Staaten, Parteien und Politiker_innen umstandslos gleichzusetzen, wie es der obige Beitrag tut. Es entspricht weder der Wirklichkeit, noch wird es der Situation gerecht, die Existenz dieser ursprünglichen Mobilisierung zu verschweigen und jegliche Trauer und Solidarität zu denunzieren. Wichtig wäre es, die Heuchelei der Eliten zu demaskieren, die für den Terror mitverantwortlich sind und der Manipulation der Ereignisse zum Zwecke nationalistischer, autoritärer und rassitischer Ressentiments entschieden entgegenzutreten. Diejenigen, die aus anderen Gründen trauern, zu diffamieren, ist dabei nicht hilfreich, sondern spielt der Vereinnahmungsstrategie noch in die Hände.

Ich warte immer noch auf Belege für deine Behauptung, "linksradikale Gruppen" hätte das ganze angezettelt. Wie gesagt, FA, AL und die CNT-Vignolles (CNT-AIT Frankreich ist ok) nimmt in Frankreich sowieso niemand ernst. Das sind im besten Falle libertäre Sozialdemokraten, die zur Wahl aufrufen und an jeder Demo die "Gewalt" und die "casseurs" verurteilen, aber sicher nicht GenossInnen. Selbstverständlich beteiligten sich diese Gruppen am nationalen Wahn wie die ganze Linke des Spektakels. Doch eine "linksradikale Mobilisierung" die erst danach vom Staat vereinnahmt wurde, existiert nur in deiner Phantasie. Das Attentat war von Anfang an das Monopolthema in allen Medien und wer an den Kundgebungen teilnahm, war de facto Teil der nationalen Einheit, ob er das nun wollte oder nicht. Du hast zwar recht, dass Charlie Hebdo ursprünglich einer libertären Tradition entstammt, doch spätestens seit der Ära Philippe Val hatte das Blatt damit immer weniger zu tun. Wer dazu aufruft, zur EU-Verfassung Ja zu stimmen, kann in Frankreich nicht mehr als Linker bezeichnet werden. Der Islamismus war seine Obsession und es war seine Entscheidung, die umstrittenen Mohammed-Karikaturen der konservativen dänischen Zeitung Jyllands-Posten nachzudrucken. Mit Charb änderte sich an dieser Linie nicht viel. Jeanette Bougrab, die behauptete, seine Lebenspartnerin zu sein (was von gewissen Leuten in seiner Familie und z.B. Caroline Fourest verneint wurde), ist Mitglied der UMP. Das ehemalige Redaktionsmitglied Olivier Cyran verliess die Zeitschrift 2001 nach dem 11. September. Zu diesem Zeitpunkt wird Caroline Fourest Teil der Redaktion, was für Cyran den Moment der rassistischen Wende darstellt.

 

Zudem machst du einen künstliche Trennung zwischen der "Heuchelei der Eliten" und der "spontanen Mobilisierung", den "bösen Eliten" und dem "guten Volk". Das Problem ist, dass der Staat gar keine "Vereinnahmungsstrategie" brauchte, da die Leute sich freiwillig vereinnahmen liessen: 97% der Franzosen haben sich in einer Umfrage für die nationale Einheit ausgesprochen! Alle "Linken", die sich jetzt für "Trauer und Solidarität" aussprechen, sind im Prinzip Teil dieser 97%, um "unsere Zivilisation" gegen die "Barbaren" zu verteidigen. Und dass es kein weiter Weg ist, alle Muslime mit dem Lager der "Barbaren" zu assoziieren, zeigen die etlichen rassistischen Übergriffe nach dem Attentat ziemlich deutlich. Die Veröffentlichung einer erneuten Mohammed-Karikatur in der neuen Ausgabe von heute wird zudem die Lage alles andere als beruhigen. Europäischer Chauvinismus und Islamismus nähren sich gegenseitig, je lauter die einen schreien, sie seien gegen "die Islamisierung des Abendlandes", desto lauter schreien die anderen, sie seien dafür. Keines der beiden Lager hat die geringste Sympathie übrig für Revolutionäre...

Hast du eigentlich mal erlebt, was religiöse Unterdrückung bedeutet (ganzg egal ob christlich, muslimisch, jüdisch - das Prinzip ist das selbe)? Und ich meine nicht mal physische Unterdrückung, schon die psychische würde genügen. Was du schreibst, klingt jedenfalls nicht so, als wüsstest du, was das bedeutet... Schonaml über die Unterschiede zwischen Liberalismus und Linksradikalismus nachgedacht?

Die Tatsache, dass Du das Gros des französischen anarchistischen Spektrums als nicht erst zu nehmen diffamierst, während Du zugleich sektiererische Kleinstvereine, die sich vor allem dadurch auszeichnen, dass sie jegliche Abweichung von der "reinen Lehre" (ein selbstverständliches Phänomen in sehr plötzlich anwachsenden Bewegungen, wie es die CNT Vignolles zur Zeit der Spaltung der französischen CNT war) als Teufelswerk geißeln, "ok" findest, spricht Bände.

 

Lassen wir mal die Linksradikalen für einen Moment außen vor. Wenn sich Menschen aus der Gesellschaft über einen Anschlag auf dieses Blatt empören, wenn Menschen unter diesem Gesichtspunkt das Gefühl haben, der Anschlag habe auch auf das gezielt, was für sie Gesellschaft ausmacht, also eine gegen die Dominanz einzelner Identitäten, Ideologien, Religionen und Parteien gerichtete Vielheit, dann stellt das für emanzipatorische Menschen keinen Grund dar, sich abzuwenden und zu verachten. Die weiterführenden Begründungen sind zum Teil verworren und unklar? Dann ist das ein Grund zum Austausch, auch zum Streit, wenn der Austausch zu nichts führt – aber solche Auseinandersetzungen können nur stattfinden, wenn man sich nicht zuvor abgesetzt hat. Wenn die Menschen innerhalb dieser Mobilisierungen sich positiv auf Demokratie beziehen oder auf Menschenrechte, und damit etwas meinen, was im Widerspruch steht zu den hegemonialen Mächten, die sich heute „demokratisch“ nennen, ist es dann das erste und wichtigste aus emanzipatorischer Sicht, sich abzugrenzen, indem man sie als Idioten beschimpft und ihnen ihren Demokratiebegriff wie einen Fehdehandschuh um die Ohren haut, weil er nicht alle Feinheiten der Begriffsgeschichte und der Staats- oder Herrschaftskritik berücksichtigt? Ist das in dieser Form wirklich mehr als identitäres Gehabe?

 

Zurück zu den Linksradikalen: Du gehst in Deiner Argumentation den medialen und offiziellen Diskursvorgaben auf den Leim: 97% der Französ_innen sprechen sich für "nationale Einheit" aus und deshalb sind jene, die sich für Trauer und Solidarität und zugleich gegen Nation, Rassismus, Islamophobie aussprechen, mit der etatistisch-reaktionären Einheitsmobilisierung gleichzusetzen? Eine ziemlich erbärmliche Logik. Was genau sagst Du denn zu Menschen, die sich durch das Attentat in ihrem Verständnis einer antiautoritären, radikal freiheitlichen Gemeinschaft selbst getroffen fühlen und deshalb ihre Trauer und Solidarität ausdrücken, während sie zugleich der Vereinnahmung durch Staat, Politiker_innen und Parteien entschieden entgegentreten?

!

des mit dem werbefuzzi hab ich von meiner freundin aus paris!

sollte nicht wertend sein!

Eine Linke die behauptet, sie seien nicht Charlie, wird es morgen sein. Next time ist irgend n linkes Projekt Zielscheibe, nur weil sie die Klappe nicht halten konnten. Nur weil sie keinen Bock auf Gitter im Kopf hatten. Der Anschlag hat sich gegen ein (auch) linkes Zeitungsprojekt gerichtet und die Linke im Allgemeinen ist gemeint. Ja, die gottlose, laizistische, ungläubige Linke.

Wenn es traditionelle Nazis gewesen wären, dann wär der Aufschrei wohl eindeutiger. Aber es waren ja Islamisten, zudem mit Migrationshintergrund. Was sind da für seltsame Rücksichtnahmen am Werk, die auch hier für Zensur sorgen?  Ist es die Solidarität mit den Benachteiligten? Nicht alle Benachteiligten sind emanzipatorischer Gesinnung, das sollte langsam mal in unseren Köpfen ankommen. Oder ist es ne alte Erinneruung an den Antiimperialismus? Islamische Terrororganisationen wie der IS, kämpfen die denn nicht auch gegen die Amis und Imperialisten? Hat sich bereits mit Afghanistan und Iran als fataler Unfug erwiesen. Es wird Zeit, klar Stellung zu beziehen, ohne falsche Rücksichten.

und ich bin auch nicht Mohammed. Ich verurteile das Attentat, aber ich halte mich mit Bekundungen a la "ich bin dieses oder jenes" zurück. Genauso wenig sehe ich die Kausalkette Islam -> Islamismus -> Terror, also die rein religiös-kulturdeterministische Ursächlichkeit wie sie vor allem von Pegida oder Pseudolinken wie der jungle world vertreten wird. (damit grenzt sich die jungle world übrigens mal wieder Rechts von der Mitte ab, denn die Mitte zeigt sich zumindest bemüht immer wieder zu betonen, dass die "Mehrheit der Muslime friedlich" sind). Ich sehe tatsächlich eher die Kausalkette Kapitalismus + Islam -> Islamismus -> Terror wie sie der oben stehende Artikel formuliert.

Kapitalismus + Islam! So ein Unsinn. Der Islamismus bedient sich zwar auch des Kapitalismus wo es passt, hat aber Ideologisch gesehen damit wenig zu tun. Sogar der kapitalismus gehört zum gottlosen Westen, genauso wie das Internet. Was dieses Pack nicht dran hindert, deren Vorteile zu nutzen. Ideologisch wollen sie zurück in eine vorkapitalistische Zeit, eben die Zeit des Propheten.

Du bist jedenfalls nicht Charlie? Du weißt aber, was sie mit Leuten wie dir gern anstellen würden. Reden ja ganz offen drüber.

Den "Islam" gibt es seit über tausend Jahren, er war jahrhundertelang die fortschrichtlichste Gesellschaft und im vergleich zum Christentum sogar emanzipiert. In Alexandria konnten Frauen studieren während in Europa Hexen auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden. Die Radikalisierung einer vergleichsweise geringen Minderheit innerhalb der islamischen Gesellschaften gibt es erst seit der kapitalistischen Globalisierung, vor allem während der letzten 20 Jahre, wie erklärst du dir das? Und was sagst du dazu, das die brutalsten Kopfabschneider der IS aus den westlichen Industrieländern kommen? Nein, zwischen Islamismus und Kapitalismus besteht kein Zusammenhang....