(Dresden) Pegida, Dresden und der bürgerliche Widerstand – der Versuch einer Bestandsaufnahme

Autonome Gruppe Dresden

Die "patriotischen Europäer gegen Islamisierung des Abendlandes", kurz PEGIDA, erfreuen sich seit einiger Zeit immer mehr Zulauf. Nachdem einen Aufruf auf Facebook erstmals vor etwa zwei Monaten 300 Personen, vermehrt aus dem rechtem Spektrum, folgten, waren vergangenen Montag 17.500 aufrechte PatriotInnen in Dresden auf den Beinen um gegen „Überfremdung“ und einen „Glaubenskrieg auf deutschem Boden“ zu demonstrieren (1). Doch nicht nur in Sachsen tobt der Volksmob auf den Straßen, überall formieren sich RassistInnen und besorgte WutbürgerInnen, zum sogenannten Volk oder anders, der rassistischen Bürgerbewegung. In Leipzig, Berlin, Köln, Kassel, Bonn und Düsseldorf (2, 3, 4) haben sich Ableger von Pegida formiert und besorgte BürgerInnen stehen von ihren Stammtischen auf. Im Gegensatz zu Dresden, konnten die anderen Zusammenschlüsse jedoch weitaus weniger Menschen mobilisieren. Doch stellt sich die Frage, weshalb immer mehr Menschen diesem rassistischen und menschenverachtenden Aufrufen folgen? Woher dieser Konsens kommt und vor allem was ist dagegen zu unternehmen?

 

"Es sind nicht die Arbeitslosen, es sind nicht die Ungebildeten. Es ist das Deutschland mit Golf und Sky-Abo, das gerade ausrastet." (Christian Bangel)

 

Mit einem Blick auf Pegida Dresden wird eines deutlich: waren es bei der ersten Demonstration Dresdner Nazis und Hooligans, prägen Wochen später überwiegend "ganz normale Deutsche" das Bild. Sehr überraschend ist dieses Szenario nicht, schließlich bietet Pegida den gemeinsamen Nenner unter dem sich schnell ein Großteil der "Mitte" wiederfindet (5). Die Angst im System zu versagen und ohne kapitalistische Mittel leben zu müssen wird, wie so oft, auf die sozial Schwächsten projiziert. Sprüche, welche sonst nur am Stammtisch oder im Internet geklopft wurden, werden nun auf die Straße getragen. Die Betonung von "Gewaltfreiheit" und der "Bürgernähe" ist sicherlich auch ein wichtiger Indikator für die Massentauglichkeit der reaktionären Bürgerbewegung. Für rassistische Ressentiments die ein Einzelner, sonst nur vor seinem Fernseher oder in der Kaufhalle über Flüchtlinge äußert, bietet Pegida die Möglichkeit vollkommen in der Bewegung aufzugehen und diese offen auszuleben. Nicht ganz unbedeutend für den Erfolg von Pegida in der sächsischen Landeshauptstadt ist auch die Erfahrung in der Wendezeit. So lassen sich auf der Demonstration Menschen erkennen, welche sich mit der Bewegung um '89 identifizieren. Nach dem Motto, "Das was schon einmal geschafft wurde, kann auch wieder gemeinsam geschafft werden" fühlen sich die TeilnehmerInnen gestärkt in ihren Forderungen. Worauf diese Parole praktisch hinausläuft, lässt sich wohl an den brennenden Asylbewerberheimen in den 90er Jahren versinnbildlichen.

 

Der rassistische Konsens der Gesellschaft


Spätestens durch den Wahlerfolg der AfD in Sachsen von 10,9 Prozent wurde deutlich, inwieweit es mit der sächsischen Gastfreundschaft bestellt ist. Lange war die Anzahl rechter Taten nicht mehr so hoch wie 2014 (6). Doch auch außerhalb von Sachsen lässt sich erkennen, dass PEGIDA, HoGeSa, und die AfD, nicht Phänomene sind, welche in Deutschland abgelehnt werden, sondern welche die Gesellschaft erst ermöglicht. Aktuelle Beispiele lassen sich leicht finden, wie etwa der Umgang mit Flüchtlingen der Grünen (7) und SPD (8), der Antisemitismus in der Partei "die Linke"(9), oder Ängste schüren der CDU (10).

Ein politisches System, in welchem bei jeder Partei offenkundig entweder rassistische, antisemitische, xenophobe oder homophobe Tendenzen vorliegen, kann also nur eine solche Gesellschaft zur Folge tragen. Diese Phänomene sind also nicht etwa das was die deutsche Gesellschaft ablehnt, sondern das was sie hervorbringt.

 

Reaktionen der Politik auf Pegida

 

Bei genauerer Betrachtung des Umgangs von sächsischen PolitikerInnen mit Pegida, reagieren diese eher mit Hilflosigkeit, Verständnis und Zustimmung der Inhalte. Gesprochen wird Beispielsweise von "berechtigten Ängsten" und "Sorgen" die ernst genommen werden müssen (11). Anstatt sich mit dem Rassismus, auf welchem genau diese Ängste aufbauen, auseinanderzusetzen und den Bürgerbewegungen gegen Flüchtlingsheime eine klare Absage zu erteilen, werden Vorurteile eher noch geschürt. Während Pegida immer mehr Zulauf bekommt, möchte die CDU Sachsen die Zuwanderungspolitik überprüfen (12). Ebenso antwortet Kunst und Wissenschaftministerin Stange (SPD) auf die Ängste der Pegida-Sympathisanten mit einer Aufstockung von Polizeistreifen bei Dresdner Asylbewerberheimen (13). Hier hat es Pegida nicht nur geschafft, dass ihre Interessen ernst genommen werden, ihre Interessen werden sogar realpolitisch umgesetzt. Auch die Aussagen von der Bundeskanzlerin zu diesem Thema, wie das "in Deutschland" schließlich "kein Platz für Hetze gegen Menschen aus anderen Ländern" sei, kann in Anbetracht der Angriffe gegen MigrantInnen(14) und dem laufenden NSU-Prozess, nur als schlechter Witz gemeint sein. (15)

 

Der bürgerliche Widerstand

 

Jedes große Rechtsrock Event, jeder Parteitag der NPD oder jede noch so kleine Kundgebung von Nazis wird heute mit "Bockwurst essen gegen Rechts" oder „Meile für Demokratie“ begleitet. In fast allen Fällen ist ein bürgerliches Bündnis bei Naziaufmärschen zu finden. Hier sehen sich einige radikale linke Gruppen in der eigenen zahlenmäßigen Schwäche, weshalb auf Masse statt Inhalt gesetzt wird. Der kleinste Konsens, "gegen Nazis", reicht aus, um sonstige Differenzen zu vergessen. Der „Kampf“ gegen Nazis oder die neuen „Bürgerbewegungen“ wird somit längst von anderen geführt als „der Antifa“. Die bürgerliche Protestkultur hat es sich zu eigen gemacht, dass es „schick“ geworden ist „gegen Nazis“ zu sein. Schließlich gehört dies heute zum positiv besetzten Deutschlandbild, aus dieser Logik heraus schöpft sich der eigene Patriotismus vieler bürgerlicher GegendemonstrantInnen. Das diese dabei ein Produkt ihres eigenen Systems bekämpfen, worauf sie sonst Schwören, merken sie nicht. Somit ist der rassistische Konsens der Mitte (Pegida) und der derzeit stattfindende bürgerliche Anti-Naziprotest, sich am Ende so Nah wie niemand anderes auf der Straße.

 

...in Dresden

 

Seit November 2014 formierte sich gegen Pegida ein breites Spektrum an Gegenprotest. Während anfänglich vor allem Antifaschistische und linke Gruppen sich dem Aufruf der Gruppe URA aus Dresden anschlossen, dominierten den Protest Wochen später zivilgesellschaftliche Initiativen.

Was mit einer Kritik an den Verhältnissen anfing, die Bewegungen wie Pegida hervorbringen, wurde später zum "Sternmarsch gegen Rechts". Vertreter_innen der Stadt, der TU Dresden, Parteien und Kircheninitiativen, sowie zivilgesellschaftliche linke Gruppen "marschierten" hier als Bündnis gegen die Pegida-DemonstrantInnen.

Allein gegen „die WutbürgerInnen“ zu demonstrieren verfehlt jedoch jegliche notwendige Kritik an Pegida und dessen Ursachen.

Anstatt sich mit Kapitalismus und seinen Nebenwiedersprüchen auseinanderzusetzen und eine Kritik an den Verhältnissen, die eben solche Phänomene wie Pegida erst hervorbringen zu formulieren, wurde sich von den bürgerlichen Protesten um die wirtschaftliche Bedeutung und das Ansehen der Stadt sorgen gemacht (16).

 

 

 

 

Was gibt es zu tun?

 

Lange Zeit war die antifaschistische Praxis gern bereit mit diesem bürgerlichen Protest, für die Mobilisierung vieler tausend Menschen, ihre Inhalte auf der Strecke zu lassen. Hier wird und wurde ein rassistisches Phänomen bekämpft, welches die Gesellschaft selbst produziert. In Anbetracht der erfolgreichen Blockade des Aufmarsches von Pegida am 1. Dezember, wurde deutlich, dass diese trotz stationärer Kundgebung weiter Zuwachs feiert. Während die Stadt und andere, sich selbst nennende, antifaschistische Organisationen auf einen "Sternenmarsch" setzen, wird genau hier das beschriebene Problem deutlich. Die Hoffnung das, aufgrund von bürgerlichen (Gegen-) Mobilisierungserfolgen, sich Pegida verlaufen und in Luft auflösen würde, ist dabei mehr als bedenklich. Schließlich sollte der eigene Erfolg nicht als Maßstab für antifaschistische Praxis gelten, denn Rassismus bleibt letztendlich in den Köpfen der Menschen, auch wenn an anderen Schauplätzen verlagert.

Somit scheint logisch, dass „der Antifa“ der derzeitige Kampf gegen Nazis eher im Wege steht, als das er sie weiterbringt. Das Ziel einer befreiten Gesellschaft ohne hierarchischen Strukturen und die Forderung nach dieser in allen Ebenen, darf sich nicht nur auf den Tag eines Naziaufmarsches oder auf Montage beschränken sondern ist ein fortwährender, an jedem Tag stattfindender, Prozess.

Radikale linke Kritik muss darauf basieren zu agieren und selbst in die Offensive zu drängen.

Wir müssen also die Ursache, das Kapitalistische System, aus welchem Rassismus entsteht, benennen und bekämpfen!

 

In der Hoffnung Pegida, Deutschland und andere Scheußlichkeiten zu überwinden,

 

Autonome Gruppe Dresden

(Dezember 2014)

 

1 https://www.addn.me/nazis/immer-wieder-montags/

2 http://www.fr-online.de/rhein-main/kagida-demo-in-kassel-rechtes-sammelbecken,1472796,29216998.html

3 https://linksunten.indymedia.org/de/node/128833

4 https://linksunten.indymedia.org/node/128322

5 http://venceremos.sytes.net/artdd/artikel/co/der-mob-waechst.html

6 http://www.raa-sachsen.de/chronik.html und http://www.mut-gegen-rechte-gewalt.de/news/meldung/rechte-hetze-gegen-fluechtlinge-eine-chronik-der-gewalt-2014-03

7 http://top-berlin.net/de/texte/aufrufe/scheiss-bullen-scheiss-gruene-scheiss-senat

8 https://www.taz.de/!142710/

9 http://www.cicero.de/dossier/antisemitismus-der-linken

10 http://www.mdr.de/sachsen/sondereinheit-straffaellige-asylbewerber100.html

11 http://www.spiegel.de/politik/deutschland/pegida-proteste-maas-nennt-angstmache-ideologischen-popanz-a-1008913.html

12 http://www.spiegel.de/politik/deutschland/pegida-proteste-sachsen-cdu-will-asylpolitik-ueberpruefen-a-1010480.html

13 http://www.dnn-online.de/dresden/web/regional/politik/detail/-/specific/SPD-Politikerin-Stange-fordert-mehr-Polizei-in-Dresden-Gorbitz-262981110

14 https://www.addn.me/nazis/interview-hetzjagd-auf-migranten-in-dresden/

15 http://www.spiegel.de/politik/deutschland/pegida-proteste-angela-merkel-verurteilt-fremdenfeindlichkeit-a-1008576.html

16 http://www.mdr.de/mdr-aktuell/video238812_zc-36d200d6_zs-046016ee.html

 

weitere Infos unter: agdd.blogsport.de

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Ganz dem Pippi Langstrumpf Motto "Ich konsturiere mir die Welt, wie sie mir gefällt" gibt es hier so herrliche Sätze wie:

"Somit ist der rassistische Konsens der Mitte (Pegida) und der derzeit stattfindende bürgerliche Anti-Naziprotest, sich am Ende so Nah wie niemand anderes auf der Straße."

Da braucht jemand aber ein Konstrukt, um seine eigene Hilf-, Macht- und Perspektivlosigkeit nicht zu thematieren.

Alle Produkte des System, nur wir nicht. So marginal diese "Autonome Gruppe", so identitär ihr Denkmuster.

?

Was hilft es wenn in Satiresendungen, Kunstausstellungen, Unterschriftenlisten, öffentlichen Statements von "wichtigen Personen" der Umgang mit den Flüchtlingen und die reaktionären Einstellungen von pig-idi kritisiert werden und dennoch Antiflüchtlingsgesetze und (polizeiliche)Handlungen umgesetzt werden? Wenn die etablierten behaupten trotz netter Worte Leute nach Osteuropa zurückschicken, dann wird klar, dass egal ob rassistischer Konsens oder nicht, all das Geseier der Öffentlichen Stimmen keinen Einfluss auf die Verschärfungen hat. So what?

Pegida fällt eben nicht auf, dass fast alle ihre Forderungen bereits umgesetzt werden. Wenn dann noch sone richtig schöne bürgerlich-selektierende Einteilung von "nützen und unnützen" Fremden dazukommt, ist das Paket komplett. Denn auch wenn sich viele vermeintlich gegen Pegida stellen, teilen Sie doch die Meinung: Die, die nicht arbeiten können oder wollen, die sollen bitte wieder gehen. Da sind wir schonmal auf einer anderen Stufe, die nicht per se fremdenfeindlich gegen alles und jeden ist, sondern immer mit einem "ja, aber" versehen ist. Und gerade letzteres macht sich leider auch momentan unter vermeintlich "Linken" breit, die uns doch tatsächlich strengere Einwanderungsregeln als Antikapitalismus verkaufen wollen (so zu sehen beispielsweise im Kommentarbereich des Neuen Deutschland). Bei solchen "Freunden" braucht man keine Pegida. Die haben halt nicht begriffen, dass nicht Nationen die Menschen trennen, sondern Klassen.

Danke für das Geschriebene, teile das in vielen Punkten,aber

 

Wir müssen also die Ursache, das Kapitalistische System, aus welchem Rassismus entsteht, benennen und bekämpfen!

 

Da habe ich allerdings Probleme mit, sicherlich der Kapitalismus fördert durch seine (unter anderem) Konkurrensideologie zwangsläufig Rassismus,

aber dann bleibt immer noch die Frage wie kam es zu:


Der gescheiterte Antifaschismus der SED - Rassismus in der DDR

https://www.freie-radios.net/63968

 

der teilweise progromartige Außmaße hatte, mit toten Vertragsarbeitern.

 

Auch kann ich mich selber Erinnern das kurz nach Mauerfall (Tage, wenige Wochen) Bürger aus Frankfurt (Oder) die Brücke blockiert haben, um zu verhindern das polnische Staatsbürger über diese nach Frankfurt kommen.

 

Und wie war das mit den Vertragsarbeiter und deren Kasernierung in der DDR dem Verbot Liebesbeziehungen einzugehen?

Dieser Teil der Geschichte ist Dokumentiert.

 

Was ich darstellen will ist:

Ganz so einfach ist das nicht mit der Rassismus.

An einer Stelle ist von Rassismus und anderem auch als "Nebenwiederspruch" die Rede, der neben oder gar hinter dem "Hauptwiederspruch" Kapitalismus steht. Ein bewußt geschriebener Text enthält solche fragwürdigen Formulierungen wohl eher nicht, auf der anderen Seite könnte ich mir eine solche "theoretische Unzulänglichkeit" nicht wirklich vorstellen. Trotzdem ist der Text, allein schon wegen des Verfasser-Innen Namens zu loben, schließlich stößt mir die Nebulöse Antihaltung und Bürgerlichkeit bei den Gegendemos auch übel auf.

alleine wegen des Verfassernamens 'autonome gruppe' ist der text zu loben?

 

mit Verlaub, ich habe lange keine so schlechte Einschätzung mehr gelesen. Und die "Feindbestimmung" rassistscher Konsens, bürgerlicher antifaschismus, und der Rassismus und antisemitismus in der Linken, mit Verweis auf das zeitgeist-Magazin cicero und ein superschlechtes vor Fehlern nur so strotzender Artikel, mit Verlaub, ist das ehrlich der stand der autonomen Debatte in DD?

Ich weiss gar nicht, wo ich da anfangen soll und mir fehlt auch gerade die Zeit, diese buchstabenansammlung angemessen auseinander zu nehmen. Alleine dieser angebliche "Konsens" hätte schon eine genauere Betrachtung verdient.

Rassismus ist übrigends (genauso wie Patriarchat) weitaus älter als der Kapitalismus. Auch wenn er sich im Imperialismus bzw. mit Kolonialzeit und der dann folgenden Industrialisierung erheblich "modernisiert" hat. Jedenfalls hat ihn der Kapitalismus nicht hervorgebracht.

Ich würde sogar die steile these in den Raum hauen, dass Kapitalismus auch prima 'modernisiert' ohne Rassismus und nur mit reiner Leistungsideologie und Sozialchauvinismus funktionieren würde.

 

Das ist im Moment nur irgendwie alles scheissegal, wir haben gerade die historische Aufgabe, die Dynamik einer aufkommenden breiten spektrenübegreifenden  rechten Strassenmobilisierung, in der sich originäre Nazis wie die Fische im  Wasser tummeln, die Dynamik zu nehmen. Und die rechte Bewegung hat nicht mal ansatzweise die Quantität der homophoben Proteste in Paris vor einem Jahr. Und die AFD nicht mal ansatzweise die Stärke einiger andere Parteien in Westeuropa. Unsere Lage ist also vergleichsweise gut.

Dafür brauchen wir aber einen klaren Kopf, bzw. eine halbwegs klare Einschätzung der Lage und dafür ist der obige Text wenig hilfreich. Ein Rückfall in den linksradikalistischen Isolationismus der 90er Jahre brauchen wir gerade am allerwenigsten.

Woher weißt du denn dass Kapitalismus "ohne Rassismus funktionieren würde" wie du schreibst?

Deine These begründest du mit keinem Wort. Es ist lediglich eine Behauptung. Der Rassismus hat im Kapitalismus eine andere Qualität als der vorkapitalistische Rassismus. Da der Mensch im Kapitalismus primär nach seiner Verwertbarkeit für das Kapital bemessen und für gesellschaftlich nützlich befunden wird kriegt der Rassismus im Kapitalismus eine spezifische Dynamik und ist für sein Funktionieren offensichtlich unverzichtbar. Im Kapitalismus sind die Feindbilder unerlässlich: Verwertbarkeit, Ausgrenzung, Marginalisierung und Sündenbockprinzip sind in einem Gesellschaftssystem, das auf dem Widerspruch von gesellschaftlicher Produktion und privater Aneineignung basiert systemnotwendig. Du blendest die Entstehung des Kapitalismus, wie Karl Marx sie im 1. Band im 24. Kapitel über die "ursprüngliche Akkumulation" anschaulich beschrieben hat ebenso aus wie die Entwicklung des modernen Kolonialismus und des

Neo-Kolonilaismus nach der formellen Unabhängigkeit vieler afrikanischer Staaten in den 60 er Jahren des vorigen Jahrhunderts.

Der Rassismus breitet sich gerade in dem Maße aus wie der Kapitalismus sich globalisiert. Kriegst du das nicht mit? Was ist denn aus den afrikanischen Ländern geworden und was passiert in den Texitilklitschen in Asien mit den dort vernutzten modernen Arbeits"sklav*innen", die völlig entrechtet zu Hungerlöhnen arbeiten müssen. Steig von deinem "weißen Ross" runter und schau dir die wirkliche Welt an. Stichwörter außerdem "Frontex und der Krieg gegen Geflüchtete im Mittelmeer", Rassistische ausgrenzende Sondergesetze verstärkt seit 1993 in Deutschland, Unterbringung in Lagern und der staatliche Mord an Oury Jalloh und dessen 10 jährige Vertuschung bis zum höchsten Gericht.  Du willst beschwichtigen und ablenken und statt zu argumentieren willst du einen tiefer gehende Kritik  des Rassismus abqualifizieren mit Angstmacherei vor "linksradikalistischem Isolationismus" . Das bringt uns aber sicher auch nicht weiter! Wer den Rassismus bekämpfen will, darf vom Kapitalismus nicht schweigen!

Ganz einfach: Weil die DDR auch kapitalistisch war. In der DDR gab es Lohnarbeit, Geld, den Staat, die Polizei usw., alles Merkmale einer kapitalistischen Klassengesellschaft. Ob die Arbeiter von einer Bürokratenkaste oder Privatkapitalisten ausgebeutet werden, macht leztendlich keinen Unterschied.

die Entsolidarisierung die das kapitalistische Prinzip mit sich bringt.

Darauf mit der typisch autonomen möchtegern-avantgardistischen Hochnäsigkeit zu antworten wird langsam öde!

Es ist gut das auch aus der Zivilgesellschaft Leute Flagge zeigen. Sie in ihrer Unvollkommenheit zu attackieren reproduziert das herrschende entsolidarisierende Muster und führt nur zu weiterem Kraftverlust.

Taktisch klüger als direkt antikapitalistische Argumentation ist kurzfristigerweise wohl die Stärkung der Schnittmenge der anti-pigs: Die Solidarität.

solidarität mit rassisten?

viel spaß dabei!

Solidarität schön und gut (und hier gehe ich davon aus, Sie meinen die Gegendemonstranten), aber kritikwürdiges verdient halt Kritik. Wie man die äußert, ob man das also, wie Sie sagen, in einem hochnäsigen Ton tun muss, darüber lässt sich reden. Aber Füße stillhalten, um nicht anzuecken, das halte ich für grundverkehrt.

Dresden ist Abwehrkampf. Aber wenn ihr wöchentlich 10.000 Menschen gegen Kapitalismus und gegen Pegida auf die Beine bringt ok. In Dresden muss der nationalrassistische Straßenmob zurückgedrängt werden. Woanders darf er nicht entstehen oder auf klassische Nazi-Demo reduziert werden.

 

Aber vielleicht findet ihr ja bei 10.000 Dersdner BürgerInnen ein offenes Ohr für Kritik am Kapitalismus. Würde auch wiederum für die Bündnisse sprechen. Und wenn ihr das nicht erreicht, was ihr erreichen wollt, liegt es vielleicht an der eigenen Schwäche.

Schöner Text.

 

Nur ein paar kleine Anmerkungen, ihr schreibt:

"Ein politisches System, in welchem bei jeder Partei offenkundig entweder rassistische, antisemitische, xenophobe oder homophobe Tendenzen vorliegen, kann also nur eine solche Gesellschaft zur Folge tragen."

Meiner Meinung nach ist der Zusammenhang eher andersrum. Inzeiner Gesellschaft in der Rassismus, Antisemitismus, usw. weit verbreitet sind, quer durch alle "Schichten", Milieus, ect. werden all diese Wiederlichkeiten auch in jeder Partei in Tendenzen vorliegen.

 

"Ebenso antwortet Kunst und Wissenschaftministerin Stange (SPD) auf die Ängste der Pegida-Sympathisanten mit einer Aufstockung von Polizeistreifen bei Dresdner Asylbewerberheimen (13)."

Das kann man auch anders sehen. Mehr Polizei vor "Asylbewerberheimen" kann Gängelung von Refugees sein, oder den nächtlichen Brandanschlag verhindern. Fällt dann so in die Kategorie "aus den falschen Gründen das Richtige getan".

 

Tja, aber wie die Ursache bekämpfen? Ich hab das schon so oft unter Texten gelesen, und ab und zu auch schon mal selbst unter nen Text gesetzt... aber so langsam müssen wir mal anfangen das mit Inhalt zu füllen. Bevor es zu spät ist...

Wie oben schon skizziert, meine ich das gegen Faschistischen nur möglichst breite Bündnisse helfen. Es geht ja um den Widerstreit zwischen dem solidarischem und unsolidarischem Prinzip.

Im Bündnis bietet sich auch eine Grundlage für weitergehende Politisierung der Genossen. Die theoretische Grundlage zu dieser Taktik stammt wohl von Ernst Meyer.

Natürlich muss auch im Bündnis jeglicher aufkeimender Chauvinismus angegriffen werden, aber eben nicht in entsolidarisierender Manier.

... und transnational vernetzen! Wenn zehntausende regelmäßig auf die Straße gehen, ist es zumindest im Bereich des Möglichen, dass breite Schichten der Bevölkerung sich mit unseren Inhalten auseinandersetzen und so eine gesellschaftliche Dynamik angestoßen werden kann, deren Ausgang das Ganz Andere ermöglicht. Der nächste Termin ist die Eröffnung der EZB am 18. März 2015 (https://blockupy.org/). Ein Anlass, radikale und antiautoritäre Kräfte zu bündeln und linksradikale Gesellschaftskritik in die Gesellschaft zu tragen.

danke für den guten text,einzig mir fehlt ein wenig wie mensch jetzt mit dem problem umgehen soll (außer keine bündnisse mit bürgern eingehen usw)!?

aber selbst da entnehme ich der überschrift das es eine bestandsaufnahme ist.

 

p.s: das dieser text in dresden nicht gut ankommt war klar (siehe bündnisse mit dd-nazifrei), aus diesem grund ist es genau richtig hier den finger in die wunde zu legen!!!

abgesehen davon, dass noch nie die 10000 teilnehmer bei den gegendemonstrationen geknackt wurden, wohin führt es, wenn der bürgerliche protest abgelehnt wird...da kommen dann wieder die üblichen 350 oder 500 demonstranten, wie bei der dritten und vierten pegida-demonstration, es wird blockiert und "nazis-raus" skandiert, und zum schluss freut man sich bei facebook, dass man länger auf der straße war als pegida, ich habe bis heute nicht verstanden, wie das einem flüchtling hilft oder wie man damit die meinungsmehrheit erringen will...sich "autonome gruppe" nennen mag für das selbstwertgefühl gut sein, aber trotzdem stagniert die dresdner linke szene seit jahren bei 50 bis 150 personen, man sehe z. b. die "revolutionäre 1. mai demo" in diesem jahr mit handgezählöten 47 teilnehmern, auf demos trifft man immer nur die selben leute und an den letzten 8 montagen hier in dresden habe ich vor ort nichts gesehen, was mir hoffnung machen würde...

Keine Sorge, für nächstes Jahr ist schon sehr viel in Vorbereitung. Achtet auf Ankündigungen und Inputs, vernetzt euch, bleibt wachsam.

 

Zum Thema: Sowohl als auch. Solidarisches Bündnisprinzip gegen unsolidarische Rassistenpopulisten, inhaltliche Radikalisierung der Gegenproteste um eigene Inhalte zu fördern und die Bewegung zu stärken.

In Dresden sollen Pegidisten migrantische Jugendliche angegriffen haben. Eine Strafanzeige wollte die Polizei jedoch nicht aufnehmen. https://www.taz.de/!152095/

Kann mal jemand erklären was Ihr Schreiber hier unter "bürgerlich" versteht?

 

Irgendwie ein diffuser Begriff. Bin Ich bürgerlich oder nicht? Bist Du bürgerlich oder nicht? Und woran macht Ihr das fest?!