Von einer Solidaritätsdemo, auf der die Solidarität fehlte

fight racism

In der Nacht vom 10. auf den 11.12.2014 brannten zwei Zelte des Refugee Protestcamps in Hannover nieder. Die Refugees gehen von Brandstiftung aus. Eine Annahme, die aufgrund der rassitischen Grundstimmung der Gesellschaft, die sich gerade an den Erfolgen der rassitischen Mobilisierung in Marzahn-Hellersdorf, PEGIDa und auch HoGeSa zeigt, nahe liegt.

 

Es ist nicht der erste Angriff auf das Protestcamp: Im Juni tauchte nach dem Nazi-Aufmarsch in Dresden eine Gruppe von 15-20 Nazis unter Führung von Ralf Hansen (Aus dem Umfeld von "Besseres Hannover") am Camp auf, konnte aber von Antifaschist*innen und Refugees vertrieben werden. Zu einem weiteren Zwischenfall kam es wenige Tage vor der HoGeSa-Demo in Hannover: Mehrere Nazis, unter anderem Patrick Illmer (NPD), rissen ein Transparent am Camp ab und beleidigten die Refugees rassistisch. Als erste Reakion auf den Brand, riefen die Refugees bereits zu einer Kundgebung am 13. Dezember 2014 auf. Etwa 70 Teilnehmer*innen zeigten ihre Solidarität. Am Samstag, den 20. Dezember 2014 um 13 Uhr, sollte eine Demonstration unter dem Titel "Es brennt schon lange - Jetzt erst recht" stattfinden. An der Mobiliserung beteiligten sich auch mehrere linksradikale Gruppen.

 

Nach unserer Einschätzung beteiligten sich trotz Kälte und Regenwetter etwa 350 Teilnehmer*innen an der Auftaktkundgebung und dem Beginn der Demonstration in Richtung Innenstadt. Auch diverse Vertreter*innen von Parteien befanden sich unter den Demonstrant*innen, verzichteten aber bewusst auf das Zeigen von Parteilogos, -symbolen und/oder -fahnen. Noch am Protestcamp fiel allerdings auf, dass sich die Jugendorganisation der Linkspartei, solid, daran wohl nicht halten würde. Von Refugees und Supportern ungehindert setzten sie sich im Verlauf der Demonstration mit mehreren Fahnen an die Spitze des Demonstrationszuges, sodass mensch fälschlicherweise denken könnte, die Linkspartei sei maßgeblich an der Organisation der Demo beteiligt oder sogar alleinige Orgaisatorin gewesen. Obendrein lief auch mit Oliver Klauke² ein Mitarbeiter von Dieter Dehm (MdB für "die Linke") direkt am Fronttransperent. Dies und die Tatsache, dass der Demo vorweg eine große Nationalflagge des Sudans getragen wurde (welche übrigens im krassen Kontrast zu den gerufenen antinationalen Sprüchen wie beispielsweise "No Border - No Nation - Stop Deportation" steht), sogrte für massiven Unmut bei vielen Supporter*innen aus dem linksradikalen Spektrum, sodass sie sich an das Ende der Demonstration zurückfallen ließen. Es klafften also nicht nur große Lücken in den Vorderen Reihen, sondern die Demonstration war allgemein zerrissen. Abgerundet wurde die Szenerie von der Sambaband der GEW, welche sämtliche gerufenen Parolen übertönte.

 

Auf dem Ernst-August-Platz vor dem Hauptbahnhof sollte dann die erste Zwischenkudgebung stattfinden. Aufgrund der oben genannten Tatsache, dass viele linksradikale Kräfte in der Mitte bis Ende der Demonstration liefen, wurden zwei Personen am Rande der Demonstration erst spät bemerkt. Beide Personen, sowie mindestens eine weitere, konnten als Nazis identifiziert werden, als sie die Teilnehmer*innen der Demonstration systematisch abgefilmten und rassistisch beleidigten. Um sie daran zu hindern gingen mehrere Personen aus der Demonstration direkt auf sie zu. Einige Polizist*innen versuchten (sichtlich überfordert) dazwischen zu gehen, waren aber deutlich in der Unterzahl. Nachdem die Nazis mindestens eine Flasche auf den stehenden Demonstrationszug geworfen hatten, flüchteten sie in Richtung Bahnhof. Menschen, die die Nazis verfolgen wollten, wurden von der Polizei mit Pfefferspray und Knüppeln angegriffen. Resultat sind mindestens zwei Verletzte. Während die Nazis ungehindert flüchten konnten, forderte die Polizei Verstärkung an und nahm zwei Personen, die die Nazis verfolgt hatten, fest. Wäre das nicht schon genug, kam es zusätzlich auch noch zu einer Auseinandersetzung zwischen einem Sprecher des Protestcamps und einem Polizisten, welcher drohte, dass bei einem weiteren solchen Vorfall nicht nur die Demonstration aufgelöst werde, sondern auch keine weitere genehmigt werden würde. Diese Aussage ist definitiv als Einschüchterungsversuch zu werten!

 

Zu diesem Zeitpunkt forderten Ordner*innen und einige Refugees die Demonstrant*innen auf, weiter zu gehen. Teilweise wurden Demonstrant*inenn von Refugees und anderen Demoteilnehmer*innen weiter geschubst und gezogen. Mehrfach haben dabei auch bürgerliche Teilnehmer*innen die Menschen, die den Angriff auf die Demonstration abzuwehren versuchten, sowie Menschen die aus Solidarität stehen blieben und warteten, angeschriehen: Mensch solle "mit dem Qutasch" aufhören und weiter gehen, da mensch gerade den Kampf der Refugees gefährden würde. Mehrfach sagten Supporter*innen über die Lautsprecheranlage durch, sich von Nazis nicht provozieren zu lassen, weiterzugehen und "das nächste Mal einfach weg zu schauen", wenn Nazis gezielt die Gesichter der Demonstrationsteilnhmer*innen abfilmten bzw. fotografierten. Derartige Lautsprecher-Durchsagen auf einer Demonstration zu machen, die sich gegen einen höchstwahrscheinlich rassistisch motivierten Brandanschlag auf das Protestcamp am Weißekreuzplatz in Hannover richtet, ist mehr als zynisch! Ein nicht unerheblicher Teil der Demonstrant*innen verließ daraufhin die Demonstration.

 

Der nächste Zwischenfall ereignete sich nur wenige Meter weiter an der Bahnhofsstraße / Ecke Theaterstraße: Am Rand laufende Demonstrationsteilnehmer*innen wurden von der Polizei fälschlicherweise für Nazis gehalten und eingekesselt. Andere Menschen solidarisierten sich mit diesen und blieben erneut stehen. Da der vordere Teil der Demonstration aber augenscheinlich nichts davon mitbekam und weiterlief, wurde der Demonstrationszug ein weiteres Mal auseinander gerissen. Erst nach vermehrten Hinweisen an die Ordner*innen hielt auch der vordere Teil für ungefähr zehn Minuten an. In dieser Zeit war es den Ordner*innen anscheinend nicht möglich die Lage zu überblicken. Immer wieder waren Fragen zu hören, was den "dort vorne" los sei. Kurz darauf wurde dann durch den Lauti aufgefordert weiterzugehen. Dadurch kam es zu zum Teil absurden Szenen: Einige Ordner*innen und bügerliche Teilnehmer*innen versuchten die stehengebliebenen Menschen zum Teil mit Geschubse und Gezerre zum Weitergehen zu bewegen. Als dies nicht gelang, entfernten sie sich in Richtung des bereits weitergelaufenen Demonstrationsteils. Während also der vordere Demoteil mit dem Lauti unter Parolen wie "Solidarität muss praktisch werden" seine Route fortsetze, wurden die gekesselten Personen und die stehendgebliebenen Menschen einfach mit der Polizei zurück gelassen. Erst nachdem der Kessel der Polizei aufgelöst wurde, folgten auch die zurückgebliebenen Menschen dem Demonstrationszug.

 

Zwischen  Kröpcke und Schillerdenkmal kam es zu einem heftigen Hagelschauer, was aber niemanden davon abhielt weiter zu demonstrieren (Danke dafür!). Auf dem Rückweg zum Camp passierte die Demonstration die Unterführung am Hauptbahnhof. Hier hatte die Polizei massig Kräfte zusammengezogen, die in ihren Wannen warteten. Zurück am Weißekreuzplatz fand schließlich die Abschlusskundgebung statt.

 

Was bleibt

 

Die Demo-Orga, die Refugees und ein großer Teil der Demonstrationsteilnehmer*innen haben sich auf dieser Demonstration weder bei dem Angriff der Nazis noch bei der Einkesselung von Demonstrationsteilnehmer*innen solidarisch verhalten oder diesen Ereignissen etwas entgegengesetzt. Ebenso wurde sich nicht von der Selbstinszenierung der Linkspartei distanziert und wieder einmal Nationalsymbolen Raum gegeben.

Zum Schluß möchten wir uns dem Statement der Genoss*innen von LUH_Contra anschließen, die während eines Redebeitrags Bezug auf die Situation am Hauptbahnhof nahmen:
„Rechte Gewalt und Morde sind Alltag in Deutschland! Wenn Nazis am Rande einer Demonstration fotografieren und filmen, ist das eine Bedrohung für uns alle. Es kann nicht sein, dass sich die Teilnehmer*innen dieser Demonstration von den Genoss*innen distanzieren, die entschlossen dagegen vorgehen und damit unser aller Gesundheit und – im schlimmsten Fall – unsere Leben, verteidigen! Es kann nicht sein, dass das Verhalten der Polizei, die hier mit vollkommen überzogener Brutalität Festnahmen durchgeführt hat, einfach so hingenommen und akzeptiert wird! Steht zusammen und seid solidarisch! Der Kampf für die Rechte von Geflüchteten und der Kampf gegen Nazis sind nicht voneinander zu trennen!“

(Zitiert nach http://luhcontra.blogsport.de/2014/12/20/redebeitrag-auf-der-antirassist... Stand 20.12.20014, 22:30 Uhr"

 

Am Abend kam es außerdem zu einem weiteren Angriff auf zwei Antifaschist*innen im Hauptbahnhof. Die Personen wurden beschimpft, bedroht und mit Flaschen beworfen. Ob dieser Angriff in Zusammenhang mit der Auseinandersetzung vom Nachmittag steht, ist nicht klar. Klar ist aber: Eine offene rassistische Grundstimmung dieser Gesellschaft, welche durch solche Verharmlosungen und unsolidarisches Verhalten bestärkt werden, legitimieren solche Angriffe! Sich dagegen (militant) zu wehren ist und bleibt notwendig!

 

Einige Demonstrationsteilnehmer*innen


______
²Mitarbeiter von Verschwörungstheoretiker, Querfrontler, Antisemit und Mitglied des Bundestages, Dieter Dehm.

 

Beitrag von LUH_Contra: http://luhcontra.blogsport.de/2014/12/20/redebeitrag-auf-der-antirassist...

 

Artikel der HAZ: http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Stadt/Uebersicht/Fluechtlingsdemo-in-...
Beitrag/Galerie der Refugees: http://ageeb1999.tumblr.com/post/105773186765/20-12-2014-refugees-camp-h...

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Ich war selbst auf der Demo und kann alles bestätigen. Eine wichtige Demo, nach der man aber eher unzufrieden nachhause gefahren ist.

 

Es hat bestimmt 2 Minuten gedauert, bis ausreichend Menschen sind den Nazis offensiv entgegengestellt haben. Anfangs war man an der Demospitze zu wenig und von den anderen Demoteilnehmern kam entweder Verständnislosigkeit oder Ablehnung. Sprich die Nazis konnten 2 Minuten in aller Ruhe die Personen ablichten, die sich ihnen entgegenstellten. Erst danach mussten sie den Rückzug antreten.

Gute Kritik! Das Szenario spielt sich in diversen Städten häufiger so ab. Leider sind viele Refugees weit davon entfernt radikale Linke (oder überhaupt Linke) zu sein (warum sollten sie auch?) und ein großer Teil des bürgerlichen "Supporter-Spektrums" hat nur Rassimus und sonst nichts auf dem Schirm. Das große Problem ist, dass sich diese Leute damit einen Bärendienst erweisen: Ohne Einbettung in eine linke, gesamtgesellschaftliche Entwicklung werden weder Grenzen noch Fluchtgründe verschwinden und "Lösungen" maximal in Einzelfällen erreicht. ... Ich frage mich was sich diese Leute denken, wenn sie "No Border, No Nation" rufen...

Gibt es Fotos der Nazis die dort am Rande der Demo aufgetaucht sind?

Wozu möchtest du das denn so genau wissen ? Sie wurden erkannt, das reicht doch voll und ganz.

 

Noch mal zur Klarstellung: Sollte es Fotos geben, hat das hier erstmal niemanden (!) zu interessieren!

 

Wenn du aber was konstruktives beitragen möchtest, dann bitte, immer her damit. Aber so ne Rotzfrage ist doch für'n Eimer...klar ist doch: Hier hat sich niemand vorbereitet, nicht damit gerechnet, es nicht vorausgesehen. Und schwupp, ist es schiefgegangen. Wer das nicht verstehen möchte, sollte mit dem Wort "Militanz" auch etwas sparsamer umgehen...Militanz hat nichts mit "rumprügeln" zu tun, Militanz ist eine militärische Haltung zu den Themen Strategie und Taktik; wenn eine Gruppe es nicht einmal schafft, die Teilnehmer ihrer (angehörigen) Aktion zu schützen, sollte sie ihre kindische Handlungsweise auch nicht mit "Militanz" versuchen zu rechtfertigen. Mich regt das ehrlich gesagt grade ein wenig auf. Und alle Teilnehmer der Demo auch - die "nicht-solidarischen" ne...

Ich möchte noch kurz hinzufügen...je mehr ihr von "Militanz" palavert, desto härter wird die Gegenseite. Wenn ihr es also nicht schafft, das kleine 1 mal 1 der Militanz auch nur annähernd aufzuzählen, haltet euch zurück und feiert euch nicht wie die hedonistische Chauvinisten-Partei des 21. Jhdt's. - ihr habt einfach nicht das Recht dazu, die Gegenseite zum (ernsthaften) Aufrüsten zu animieren, während ihr selbst es nicht gebacken bekommt, ein paar kleine Nazifotografen wirkungsvoll aus einem Kreis zu entfernen.

 

ZUM KOTZEN !!! Der NSU hat vorgemacht, wie weit deren Militanz bereit ist zu gehen, und ihr heizt die Situation an ohne auch nur das kleine 1x1 auch nur annähernd zu verstehen..."Charly, Anna hat gesagt..." gilt hier nicht ! Es geht hier um Menschenleben und es ist kein Spiel !

Das musste mal gesagt werden. Danke für den Text.

Ich war selber nicht dabei, von daher danke natürlich erstmal für den Text an sich.

Aber ich habe auch ein paar Fragen, bzw. betrachtet sie eher als 'fragenden Ausdruck von Meinung', und würde mich über Antworten (Meinungen) freuen. Zum Schluß werde ich dann natürlich meine Meinung zu den im Text angesprochenen, oder besser gesagt 'angerissenen Themen', auch noch genauer artikulieren und versuchen auszuarbeiten.

 

Zuerst noch kurz zum Sinn meines Posts:

Ich werde hier Themen anschneiden, die meiner Meinung nach einer ernsthaften Diskussion bedürfen. Das muss nicht unbedingt im vollen Umfang hier geschehen, aber diese Diskussion ist enorm notwendig...

 

 

1) zur 'solid-Fahne

Wenn 'solid sich an den Anfang der Demo gesetzt hat und eine große Fahne ausgebreitet hat, stört euch da nicht weiter dran. Wenn es die SPD, meckert nicht. Diese Fahnen bieten der gesamten Demo einen gewissen 'politischen Schutz'.

Wenn in der Orga aber konkret(!) besprochen wurde, keine Parteien-Fahnen zu nutzen, ist das natürlich was anderes.

In jedem 'Kollektiv' muss aber auch jeder mal zurückstecken. Und euch während der Aktion anders als geplant zu verhalten, bringt euch(!) nicht weiter. Nach einer Aktion gehört es natürlich an- und für die Zukunft abgesprochen. Ob es jetzt nun die Fahne oder irgendwas anderes ist. Während der konkreten Aktion gilt erstmal nur die Aktion, und somit ihr Erfolg - alles andere steht hinten an.

Nur so kann es funktionieren. (auch wenn es manchmal eben bedeutet, erstmal zurückzustecken...alle Beteiligten werden's erstmal überleben)

 

2) zur Sudan-Fahne

Das selbe gilt natürlich auch für eine andere Fahne, hier die des Sudan. Aber bleibt hier vielleicht noch ein kleiner Unterschied, den ich gerne kurz ausarbeiten würde.

Diese Demo 'gehört' (gilt) keiner Partei, Gruppe, oder Zusammenschluß von Einzelpersonen. Sie gilt einzig und allein dem Wohl der Refugees, als Unterstützung, Solidaritätsbekundung, Stärkung einer möglichst breiten antifaschistischen, aber zumindest im Grunde einer breiten linken Gegenbewegung (in Bezug zum rechtsruck) bzw. einer möglichst breiten linken Bewegung zum Thema Bleiberecht.

Wenn es den Refugees menschlich ein Bedürfnis ist, an einem Teil des Zuges 'ihre' Flagge zu halten, dann ist es nur ein Zeichen der Stärke, wenn man dies akzeptiert. Das stärkt sie, auch im Kampfeswillen, und kann euch stärken, wenn ihr stark genug seid, euch davon nicht beeindrucken zu lassen. Die kurdischen Bewegungen praktizieren es seit jeher so, und es hat sich bisher niemand ein Bein dran abgebrochen, auch ist aus ihnen keine faschistische Bewegung entstanden. Dafür aber ein Gefühl der Einheit, und das brauchen verfolgte Menschen.

Ein kurzer Schwenk: wieso werden (nicht sind!) Menschen religiös (esoterisch) ? Weil sie etwas brauchen, daß ihnen Stärke verleiht, da es ihnen schlecht geht. Da bringt auch alle Logik nicht mehr viel. Wichtig ist, sie zu begleiten, sie zu akzeptieren - wenn man sie persönlich kennt. Aber gut, zum Thema zurück.

Bliebe hierzu noch zu sagen: die Refugees (oder welche unterdrückte Gruppe auch immer) werden nun nicht zu 'nationalen Berserkern' nur weil sie 'ihre' Fahne hissen. Und die, die aus Solidarität mit den Unterdrückten mit-gehen, werden auch nicht entwurzelt, beleidigt oder ändern nun ihre Meinung für die Zukunft. Wenn ihr stark genug seid, etwas auszuhalten, dann tut es, wenn es 'eurer Sache' (der Sache, bei der ihr mitmacht) gut tut.

Teile aus der Demo mögen es vielleicht auch nicht, Gewalt mit Gewalt zu vergelten - egal wie gerechtfertigt sie auch sein mag. Und damit kommen wir schon zum dritten Punkt.

 

3)

zur private-Recherche-Abwehr: -konkreter Bezug / -allg. Ableitung / -Gefahren unkoordinierter Handlungen

-> Herleitung des evtl. Auflösungsinteresses d. Einsatzleiters

 

Bei dem Thema 'Nazirecherchen-Abwehr' ist mir aufgefallen, daß die Abwehr der privaten Filmerei der Nazis aus der Demo heraus erfolgte, was folglich (!) von der Polizei, sowie den Medien und letzlich auch dem durchschnittlichenen Hannoveraner Bürger immer der gesamten Demo - und damit den Refugees - angekreidet werden kann. Das kann und darf aber nicht euer Ziel sein. Ihr dürft die Sache anderer niemals gefährden, wenn euer erklärtes Ziel der gesellschaftliche Kampf Für eben andere Menschen ist.

Bedenkt bitte auch, daß Bürger mitlaufen, ohne die euch die Polizei SOFORT aufreiben würde und ohne die ihr überhaupt gar keine Chance hättet...und die Refugees auch nicht!

Ich bin schon seit einigen Tagen nicht mehr regelmäßig auf Demos unterwegs, wenn dann sehr selten. Am Samstag wollte ich kommen, konnte aber leider nicht.

Aber folgendes möchte ich euch mit auf den Weg geben: Wenn ihr damit rechnen müsst, von Nazis abfotografiert zu werden, dann solltet ihr euch vielleicht überlegen für solche Fälle eine Taktik abgestimmt mit einer jeweiligen Aktions-Strategie parat zu haben, die aber nicht darin enden sollte, daß Mit-Demonstranten, die Demo an sich oder auch (in diesem speziellen Fall) auch nur die Medienberichterstattung gefährdet werden könnten.

Wie das konkret aussehen könnte? Eure Gruppe spricht sich ab, im Sinne der Demo, und 4, 5, 6, 7 von euch sind praktisch nur solange Demo-Teilnehmer, wie nichts passiert. Und wenn ihr merkt, dass da Nazis alles abfotografieren, nicht voreilig und voll-temperiert handelt, sondern eben diese paar Leute die Demo 'unauffällig' verlassen, einen kleinen Bogen machen, und flankierend die 'Störer' vertreiben.

Ihr schreibt zwar ständig von Militanz, aber eine Strategie und die daran angepasste Taktik habe ich hier nicht erkennen können. Und sollte sie existiert haben, ist sie ganz klar fehlgeschlagen. Es gehört eben auch dazu, sich kritisch mit sich selbst und seinen Aktionen auseinanderzusetzen, sonst wird man mit der Zeit von den anderen Beteiligten einfach nicht mehr wirklich ernst genommen.

 

Wenn die Polizei gewollt hätte, gäbe es mehrere Möglichkeiten, eure Versammlungen gezielt vorzeitig zu beenden. Sie brauchen euch ja nur zu kitzeln, warten bis ihr reagiert und danach den Kessel zuzuziehen und die Versammlung zu verwarnen oder gar ganz aufzulösen. Das hätte an diesem Tag anscheinend zwei Mal geschehen können, das zweite Mal nicht aufgrund eures Fehltritts, aber doch evtl. aufgrund eures Verhaltens vorher (das weiß ich nicht...liegt aber nahe).

Den Refugees und den anderen hättet ihr somit einen enormen Schlag in die Fresse verpasst, keinesfalls aber den Nazis!

 

Für die Rechte von Unterdrückten einzustehen, das auch lauthals und vehement, ist ja an und für sich keine revolutionäre Aktion. Es ist eine rein menschliche Aktion, überbewertet es nicht als eine (wenn auch nur kleine) revolutionäre. Es erschüttert die Herrschaft in keinem einzigen Stück, es juckt sie noch nicht einmal...

Und auch eine revolutionäre Zeit würdet ihr mit diesem Verhalten nicht in eurem Interesse bewegen können. Die 'Zuspitzung der Verhältnisse' funktioniert nur in sehr seltenen Situationen und zu ganz bestimmten Zeiten. An allen anderen Punkten angewandt, bleibt sie mindestens irrelevant, wenn nicht gar schädlich für die Sache als ganzes auf kurz- bis mittelfristige Sicht.

 

Ihr müsst euch von den Kackschnauzen nicht abfotografieren lassen, ihr dürft aber auch keine anderen oder die (friedliche) Aktion in Gefahr bringen !

Wie gesagt, ein vorher festgelegter Kreis von Comrades stiehlt sich aus dem Zug, geht in einem Bogen (von der Polizei natürlich beobachtet...) und überrascht über eine Flanke. Dabei kann es in diesem Fall hier nur um das Verhindern von Fotos gehen, mehr dürfte aufgrund der anwesenden Polizei eh nicht zu erreichen sein. Wie ihr das ganze dann konkret ausführt, darüber könnt ihr euch ja die Köpfe heißreden. Aber viele vor euch haben es gemacht und damit auch was erreicht, und damit meine ich nicht die Ausgrenzung ihrer selbst aus gesellschaftlichen Bewegungen / Zusammenhängen / Bündnissen.

 

Bliebe noch der letzte Punkt.

 

4) zum 'bürgerlichen Protest iBz autonomen Handlungsverständnissen' / eigener Bezug auf 'Militanz'

 

Den zweiten Punkt habe ich unter 3) schon abgehandelt, aber hier nochmal: ihr bezieht euch ständig auf Militanz wo keine nötig ist (Demo zur Erlangung verbriefter Menschenrechte anderer). Ist sie dann einmal nötig (Kackografen-Aktion), verhaltet ihr euch nicht entsprechend, also ohne Taktik die einer Strategie folgen muss.

Die Strategie legt ihr anhand der Bedürfnisse der Refugees aus, die Taktik entlang eurer Strategie.

Oder um konkret zu sein:

Wenn eure Strategie die GEWINNUNG VON MASSEN aus der Gesellschaft zwecks eines konkreten Anlasses (hier: Rechte der Refugees) ist, ist es zwingend (!) nötig, nach außen hin friedlich zu bleiben. Die Medien zerreißen EUCH (zB als Chaoten...) auch so schon genug.

Wenn eure Strategie nun also ist, friedlich und 'die Sache unterstützend' zu wirken, werdet ihr zwangsläufig in Situationen geraten, wie die oben geschilderten. Auf diese Situationen gilt es sich vorzubereiten oder eben nicht zu reagieren. Aber wie ein Schwarm Hornissen alles über den Haufen zu werfen erweckt den Anschein von Affekt-Handlungen. Ob das nun eine war oder nicht, klare Vorgehensweisen solltet ihr euch erarbeiten, wenn ihr etwas außerhalb eures eigenen kleinen Kreises erreichen wollt.

 

Der bürgerliche Protest, welchen ihr für die Refugees ja auch erreichen wollt, ist eben nur wohl-überlegt und verhalten zu erreichen.

 

Eine breite gesellschaftliche Masse ist nötig, um diesen Nazipissern Einhalt zu gebieten !! Alleine werdet ihr nichts erreichen, und die anderen auch nicht. Wenn die Unterstützung der lokalen Politk, und mit ihr die der lokalen Medien und die Zurückhaltung der städtischen Polizei wegfällt, war es das mit dem Camp. Vergesst das (bitte) nicht!

 

 

Wie gesagt, ich war selbst nicht dabei und ich bin mir ziemlich sicher, dass ihr keine Schuld hattet, aber auch wenn ihr keine Schuld an einer Eskalation habt, müsst ihr eben abwägen, ob es Sinn macht offensiv auf sie (die Situation) zu reagieren oder vorab schon agiert zu haben und die Reaktion eben unter die vorher festgelegte Agitation unterzordnen und somit eben die Demo da rauszuhalten und ein wenig mehr Taktik in die Sache reinzubringen um eben die Sache an sich nicht unnötig zu gefährden.

So einen relativierenden Schwachsinn habe ich seit langem nicht gelesen.

Um nur eine Sache aus deinem hippie Blödsinn heraus zu greifen:

Hier in Berlin haben sich Menschen die sich zu verschiedenen Nationalitäten zählten im Zuge der Proteste auch gerne mal attakiert und von einander segregiert. Nationalismus, so zeigte sich da spätestens in der Praxis, ist immer ein Problem, auch bei Refugees.

Dabei  entmündigt dein Beitrag auch die Menschen. Er spricht ihnen ab Entscheidungen treffen zu können und entschuldigt mit "Schwäche" jeden reaktionären Müll.

"Wenn eure Strategie die GEWINNUNG VON MASSEN aus der Gesellschaft zwecks eines konkreten Anlasses (hier: Rechte der Refugees) ist, ist es zwingend (!) nötig, nach außen hin friedlich zu bleiben. Die Medien zerreißen EUCH (zB als Chaoten...) auch so schon genug."

 

Diesen Satz empfinde ich als falsch. Drehen wir das Szenario ein wenig. Was wäre wenn mehrere Deutsch-Nationalist_innen direkt Menschen aus der Demo angegriffen hätten (was sie ja indirekt auch durch das abfotografieren als Vorbereitung für mögliche spätere Attacken bereits gemacht haben). Wie wäre dann das Szenario gewesen? Vermutlich hätten einige Menschen sich gegen diesen Angriff gewehrt. Was ja wohl verständlich sein dürfte. Die Medien hätten danach trotzdem geschrieben: "Prügelei überschattet friedvolle Demo", die Weihnachtsmarktbesucher_innen hätten auch da gesagt: "Muss das denn hier sein, Mitten auf dem Weihnachtsmarkt? Diese Chaoten" und die Polizei hätte vermutlich auch wieder den Medien wie der HAZ gesagt: "Rechtsradikale??? Haben wir keine gesehen."

Um eine wirklich effektive Massenbewegung zu erreichen, die Probleme wie Abschiebungen etc. so schnell wie möglich zu beseitigen weiß, ist es nötig den "Massen" klar zu machen und immer wieder vor Augen zu führen, dass der kapitalistische Staat und seine Medien es sich immer so drehen werden wie sie es gerade brauchen. Auf Spalterei von Seiten des Staates darf nicht eingegangen werden und deswegen empfinde ich deinen Satz mit den Worten "zwingend nötig" als waage Behauptung die du triffst, weil du dir vermutlich noch keine weiteren Gedanken darüber hinaus gemacht hast. Du nimmst das, was der Staat den Massen verklickert hat und handelst danach, anstatt den Massen die Lügen des Staates klar zu machen.

Ich gebe dir aber in dem Punkt recht, dass mensch auch kreativer sein darf beim vertreiben von fotografierenden Nazis.

Hallo Lucy, ich gehe direkt auf deine Antwort ein. Der Satz war von mir vielleicht ein wenig un-gut formuliert, geb ich zu. Aber wenn scharfe Nationalisten (die Katalanen sind auch Nationalisten, nur eben andere?) direkt Menschen aus der Demo angegriffen hätten, sähe die Sache anders aus, wenn es die anderen bemerkt hätten. Eine Selbstverteidigung wäre dann nicht nur wünschenswert, sondern notwendig. Hier wurde aber nicht tätlich angegriffen, weshalb der Otto-Normal-Bürger einen Akt der Gewalt aus der eigenen Demo heraus auch nicht bereit ist zu akzeptieren. Dagegen kann man auch nichts machen. Sich selbst zu rechtfertigen heißt nicht, DIE SACHE voran zu bringen. Aktionen sind immer Kompromisse, nicht nur im politischen, auch im alltäglichen. Wer keine eingehen möchte, wird auch keine Erfolge vorweisen können. Das gilt auch für die große Revolution, bei der die Massen noch viel gemischter sind, als in diesen Zusammenhängen. Fakt ist, die Nazis haben nicht tätlich die Demo angegriffen, obwohl sie sie angegriffen haben. Und für genau solche Fälle habe ich eben darauf hingewiesen, daß mensch sich vorher Gedanken machen muss, wie mit sowas umgegangen werden kann. Eine Möglichkeit wäre, gar nicht zu 'reagieren', die andere, falsch zu reagieren und die letzte, sich vorher auf solche Situationen vorzubereiten, mit ihnen zu rechnen, und dann taktisch und mit aller Ruhe (und Entschlossenheit) an die Sache ranzugehen.

Mein Vorschlag oben war, nicht die Demo zu gefährden. Wie unten jemand richtig festgestellt hat, werden die Refugees in dem Moment abgeschoben, wo sie einer Straftat bezichtigt werden können. Ihr (die) habt einfach nicht das Recht dazu, Menschen in Gefahr zu bringen, die euch nichts getan haben und sogar eurer Unterstützung bedürfen. Es geht hier um die Sache, und nicht um das politische Nebenher. Ich finde es schade, daß viele das nicht verstehen (wollen?). Es ist wie es mit den Grünen schon immer war..."wir machen alles richtig, ihr habt keine Ahnung!" scheint das Motto zu lauten. Chauvinismus halt..."unsere Widerstandsform ist die einzig richtige! Ihr habt doch keine Ahnung von dem großen Ganzen und wie es funktioniert!" sind die Gedanken dahinter...so lässt sich nunmal nichts auf die Beine stellen. Nach innen innerhalb der eigenen gefestigten Gruppe vielleicht, aber in der Außenwirkung kommt man so nicht wirklich weit...

 

Das die Polizei die Rechten nie sieht, ist uns allen klar. Aber euch sieht sie, und die Demo überhaupt. Jeden einzelnen. Ebenso wie die Medien, wenn die lokalpolitische Unterstützung wegfällt. Und genau deswegen war ja mein Gedanke, beim nächsten Mal evtl. nicht mehr die Demo in medialen wie lokalpolitischen Verruf / Gefahr zu bringen, sondern eben anders zu handeln.

 

"Massen etwas klar zu machen" ist gar nicht so leicht...durch reine Wiederholung wird das nix. Das Lehrerhafte mag selten ein Mensch auf Dauer, so seid ihr nach innen ja wohl auch nicht...

Die Probleme immer wieder anzusprechen, klar aufzuzeigen ist wichtig und richtig. Menschen während einer friedlichen Aktion aber in Gefahr zu bringen wiederum finde ich nicht richtig. Und der gemeine Bürger auch nicht. Und der Refugee zumindest gefährlich...es bedroht seine Existenz, wenn er verhaftet wird, wenn die Demo eingekesselt wird, wenn wenn wenn...das war's dann - ratzfatz!

 

Eben, auf Spalterei der Taktik "divide and conquer" darf nicht eingegangen werden. Es darf aber eben auch kein Anlass zum "dividieren" gegeben werden. Und genau das wurde hier meiner Meinung nach klar getan. Ohne Abstimmung mit dem Rest des "Kollektivs zur Sache" (Demo, TeilhaberInnen) wurde hier auf eine offene Art und Weise reagiert, bei der doch eigentlich klar sein muss, wer im Nachhinein der böse ist.

Mich erinnert das ganze an Schauspiele bei kleinen Kindern. Der eine ist schlau und ärgert (unbemerkt) den anderen, der wiederum rastet aus und schreit rum und prügelt auf ihn ein. Man nennt sowas auch "Provokation". Wer sich provozieren lässt, wird meistens den kürzeren ziehen, denn er handelt im Affekt, während der andere oft wohlüberlegt handeln dürfte.

 

Vielleicht magst du ja nochmal antworten, auch, und grade wenn, du es eben anders siehst oder zumindest in Teilen eine andere Ansicht vertrittst. Ich denke, diese Diskussion ist nicht unwichtig - in dieser Sache wie auch in Zukunft.

aber nix neues auf buendnis-demos. was draus lernen! keine solidaritaet oder zivilcourage von buergern erwarten. gegen parteifahnen helfen nur massenhaft unsre schwarzen/schwarzroten fahnen. die sudan-fahne darf bleiben, schliesslich is der sudan nicht so nationalistisch und rassistisch wie industriestaaten! ansonsten, ne eigne demo machen. wir haetten den vorderen teil weiterlatschen lassen und waeren in eine nebenstrasse abgebogen. (das bringt die bullen immer so schoen auf die palme) letztens waren in irgendeiner stadt (name entfallen) an die 20 demos angemeldet.

... sondern lieber ohne die Refugees in Solidarität mit den Refugees demonstrieren gehen. Bestechend gutes Konzept. Und deine Ahnung von "dem" Sudan ist anscheinden wirklich gigantisch, gerade in Hinsicht auf Rassismus: https://www.direkteaktion.org/224/labor-der-politischen-okonomie-des-isl...

 

Die sudanesische Flagge soll wohl auch eher auf die Herkunft der Leute, d.h. ihren Fluchtgrund hinweisen, anstatt einen positiven Bezug auszudrücken, und außerdem sich gegen die kriegsbedingte Teilung mit der einhergehenden Gewalt an der Grenze richten sowie den Anspruch auf gesellschaftliche Veränderung im Sudan erheben.

Viele Refugees haben einen positiven Nationalbezug, der kann nicht einfach übersehen werden, sondern sollte am besten im dirketen Gespräch angegangen werden.

Hier wird doch ein großes konzeptionelles Problem offenbar: Das der linken Stellvertreter*innenpolitik. Die sudanesischen Refugees vom Weißekreuzplatz stehen dem deutschen Staat zwar antagonistisch entgegen, aber der Grund dafür ist ja nicht die Ablehnung der Refugees gegenüber der bürgerlichen Gesellschaft, sondern die Ablehnung eben jener Gesellschaft gegenüber Refugees, die als unverwertbares Humankapital bis hin zu Volksfremden angesehen werden. Die meisten der Refugees wollen ein stinknormales spießiges bürgerliches Leben in Deutschland führen: Mit einem selbstausgesuchten Dach über dem Kopf, einer konservativen Familienstruktur, in der Papa arbeiten geht und Mama zu Hause Essen und Wäsche für die Kinder macht. Um dieses Ziel zu erreichen übertreten die Refugees mit ihrer Platzbesetzung den engen Rahmen der bürgerlichen Gesetzgebung, aber doch nur zu dem Zweck, als anerkannte Rechtspersonen in diesen Rahmen wieder aufgenommen zu werden, nicht um ihn zu sprengen. Wer revolutionäre Staatsfeindschaft als normative Absicht in die Aktionen der Refugees hineinprojeziert wundert sich dann natürlich, wenn die Refugees zwar kämpferisch einen Platz besetzten und letztendlich die Abschaffung der bestehenden Asylgesetzgebung fordern, ansonsten aber jeder/jedem Politiker*in die Hand schütteln und jenseits der Platzbesetzung auf keinen Fall Stress mit der Polizei haben will. Zudem sind die Refugees in einer ziemlich prekären Lage und wissen genau, dass sie bei einer Konfrontation mit der Polizei sehr viel größere Probleme kriegen können als linke Demonstrierende mit deutschem Pass.

 

Die hannoversche Presse hat sich ja von Beginn an darüber aufgeregt, dass sich so viele Leute aus dem autonomen Spektrum im Camp aufhalten. Das ist die andere Seite des Paradoxon: Die Refugees, die mehrheitlich für ein bürgerliches Leben kämpfen, bekommen fast nur Support von Leuten, die ein solches ablehnen, weil die meisten sich als "Bürger*innen" definierenden Menschen die eine solche Existenz anstrebenden Refugees als Gefahr für die bürgerliche Gesellschaft ansehen. Die Unterstüter*innen des Camps sollten das aber auch reflektieren: Wenn sie nunmal nicht aus eigener Betroffenheit, sondern aus ideologischer Überzeugung den Kampf der Refugees unterstützen wollen, dann müssen sie deren bürgerlichen Charakter akzeptieren. Die Refugees auf dem Weißekreuzplatz sind wohl die schärfsten Kritiker*innen der beiden sudanesischen Regimes und ihrer Zusammenarbeit der deutschen Regierung und fordern die deutsche Gesetzgebung und den Rassismus in der Gesellschaft heraus, aber trotzdem sind die meisten von ihnen nicht anti-nationalistisch, anarchistisch, kommunistisch oder what ever. Mit der sudanesischen Flagge demonstrieren sie gegen die Spaltung des Landes in zwei Hälften (die meisten von ihnen sind aufgrund des Krieges und seinen Nachwirkungen hier) und erheben den politischen Anspruch, dass sich die Verhältnisse dort ändern. Mit ihrer Vermeidungstaktik eines übergreifenden handgreiflichen Konflikts mit der Polizei (bei gleichzeitiger geringerer Demo-Erfahrung als viele junge linke Demonstrierenden) wollen sie eine Verschlechterung ihrer Position in der medialen und politischen Landschaft Hannovers vermeiden.

 

Solidarität mit den Refugees auf dem Weißekreuzplatz ist richtig und wichtig. Aber macht Euch klar, dass diese Menschen nicht unseren Kampf für die Revolution kämpfen, sondern ihren eigenen für Teilhabe an eben jener Gesellschaft, die wir ablehnen.

Ich gebe dir im Grunde recht, zwei Punkte aber sehe ich etwas anders und eine Ableitung steht am Schluß.

 

1. So, wie die Refugees leben und das Wie sie es tun hat den Charakter einer kleinen Kommune. Es ist kein Kommunismus und die meisten sehen es vielleicht noch nicht einmal, aber die Situation ist die einer gelebten Kommune.

 

2. Die Menschen kämpfen natürlich nicht für den Kommunismus oder irgendeine Revolution im Ganzen, sie kämpfen für ihr Überleben - und irgendwo habe ich mal gehört, daß aus den (unbewussten) Kämpfen die der Mensch führen muss, einzig sein politisches (und dann auch ehrliches) Bewusstsein entsteht bzw. entstehen kann. Daher ist es ja auch so wichtig, diesen Menschen nicht vor den Kopf zu stoßen (verspielte Militanz usw...)

 

Ableitung: Wenn Flüchtlinge oder andere in erster Linie für ein menschenwürdiges Leben kämpfen oder einstehen, dann ist das nie und doch immer revolutionär. Nie, da es selten um das große Bild geht und immer, da es immer auch ein Auflehnen gegen die herrschende Ordnung ist. Aus diesen Kämpfen kann auch erst das politische Bewusstsein eines Menschen entstehen.

Und hier sehe ich die Gefahr: Wenn eine Gruppe von UnterstützerInnen unbesonnen und chauvinistisch an die Sache rangeht, dabei das Leben und das Wohl derer, für die sie ja einsteht, aber gefährdet und diesen Menschen vor den Kopf schlägt, dann tut sie sich selber nichts gutes. Aber das wollen so manche anscheinend nicht wirklich einsehen...aber klar, das ist auch der Charakter der Chauvis.

Deine Einschätzungen teile ich, aber deine Ableitungen kann ich nicht verstehen: Warum genau und in wie weit sollten wir solidarisch mit ihnen sein? Die Gesellschaft die wir wollen ist nicht die Gesellschaft die sie wollen. Während wir eine gesamtgesellschaftliche Veränderungen anstreben sind diese Leute sofort von den Barrikaden verschwunden sobald ihnen individuelle Lösungen angeboten werden. Wir können den Zustand nutzen um Verhältnisse zu erklären. Wir müßen uns gegen den Rassismus in der Gesellschaft stellen... aber massive Sozialarbeit für Einzelne leisten... warum?

Weil eine andere Gesellschaft sich nur als solidarische und der Bezugnahme von unterschiedlichen Kämpfen entwickeln kann. Alles andere endet in Sektiererei oder Parteitagspolitik. Es gibt vermutlich auch keine gemeinsame Vorstellung von Gesellschaft unter uns beiden. Eine solche kann nur aus gesellschaftlichen Kämpfen entstehen, die über den eigenen Tellerand hinausgehen. Weshalb das für dich Sozialarbeit sein muss verstehe ich nicht.

Wahrscheinlich habe ich mich nicht verständlich ausgedrückt. Ich bin für die Teilnahme an gesellschaftlichen Kämpfen, allerdings muß hier auch eine gewisse Anschlußfähigkeit bestehen sowie in diese Bewegung hinein gewirkt werden um am Ende nicht wieder alleine da zu stehen. Letzteres wurde aber bei vielen Refugee-Protesten total vernachläßigt: Weder wurden eigene emanzipatorische Mindesstandards eingehalten (hier in Berlin kam und kommt es in den entsprechendem Rahmen auch immer wieder zu übergriffigem Verhalten und die Schilderungen der Demo hören sich da ja ähnlich an) noch wurde versucht linksradikale Positionen auch nach innen hin zu vermitteln.

Wenn diese Dinge aber nicht passieren, so wird die Beratung in Aufenthaltsfragen, das Unterstützen von Protesten zum Erstreiten eines Aufenthaltstitels, usw. eben zu bloßer Sozialarbeit ohne die Perspektive einer breiten linken Bewegung.

Die von dir angebrachte "sog. Anschlußfähigkeit" stellt dich (euch) ins Aus. Ihr seid die kleinste politische Minderheit in der Gesellschaft, wenn ihr also unter euch bleiben wollt, mag diese rangehensweise richtig sein. Wer aber etwas vorantreiben will, muss auch gewillt sein, die Meinungen und aus ihr resultierenden Handlungen der anderen (in gewissem Maße) zu berücksichtigen und vor allem eben auch zuz akzeptieren.

 

Ich wiederhole mich nochmal: DAS IST GENAU DAS VERHALTEN DER GRÜNEN IN DEN 80ER/90ERN und heute haben sie es auf die Spitze getrieben, sie vertreten wenige, aber sind fest von ihrer Ansicht "überzeugt" (es hat eben Vorteile...)

 

Komm von deinem hohen Ross herunter und trete auf die Erde um zu erkennen, wie fest sie ist. Solltest du dazu nicht in der Lage sein, bist du so niveauvoll wie die PEGIDA'er - kein Stück besser, da - anscheinend - nicht befähigt zur Selbstreflektion.
Anders gesagt: konterrevolutionär und keineswegs fortschrittlich, du verfestigst mit deinem Verhalten die Ressentiments der anderen, und somit kannst du nur konterrevolutionär sein. Die Revolution ist nicht festgeschrieben, sie ist ein formloser Prozess. Es gibt keinen festgelegten Ablauf. Es gibt abstrahierbare Situationen, die sich jedoch frei entwickeln, nicht aufgesetzt werden können und die auch keinesfalls gott-gegeben sind...

Wir solidarisieren uns mit Refugees weil sie in ihrem Kampf um Bleiberecht politische Aktivist_innen sind. Als solche sollten wir dann auch miteinander umgehen. Ohne Kritik und Widerspruch ist Solidarität auf Augenhöhe nicht möglich. Refugees sind politische Aktivist_innen, können sich wehren, sind laut, schlau und können durchaus auch was mit Kritik anfangen. Einfach mal verabreden und sich politisch streiten. Dies hat auch etwas mit ernstnehmen zu tun. Wer hingegen Menschen behandelt wie Kleinkinder, sollte sich nicht wundern wenn diese sich auch so verhalten.

 

Und das Unterstützer oft denken, ihr Weg wäre der einzig richtige und hätte die moralische Lufthoheit, bei der Frage was für die Flüchtlinge sinnvoll, ist wiederum kontraproduktiv. Völlig egal ob bürgerlich, autonom, militant oder friedlich. Deshalb gibt es auch nix verannteres, patriarchaleres und dogmatischeres als Stellvertreterdiskussionen und -politik. 

Das wollte ich hier deutlich machen: https://linksunten.indymedia.org/en/comment/view/128714

mehr kann ich dazu nicht sagen..du hast es auf den Punkt gebracht! Gegen den hedonistischen Chauvinismus des 21. Jhdt's!

Erstmal vorweg, schön, dass sich nach der Demo Leute hingesetzt haben und ihre Diskussion verschriftlich haben. Leider sehe ich als Ergebnis eher darin, dass der Spielplatz für Internetspezialist_innen aller Art eröffnet wurde. Die einen wollen SELBSTVERSTÄNDLICH Bilder von den Neonazis (ist bestimmt total wichtig für das eigene Panini Album) und Leute, die nicht vor Ort waren können gepfelgt aus dem Off pöbeln. Ich würde mir wünschen, dass in Zukunft solche Diskussionen im Rahmen eines offenen Plenums geklärt wird. Gerade in diesem Fall finde ich es wichtig, auch mit den Refugees und den Demoorganisator_innen zu reden.

Da dieses Plenum wohl nicht stattfinden wird, werfe ich hier meine Gedanken zu dem Text in die Runde:

 

Auch diverse Vertreter*innen von Parteien befanden sich unter den Demonstrant*innen, verzichteten aber bewusst auf das Zeigen von Parteilogos, -symbolen und/oder -fahnen.

Ist das so? War das abgesprochen. Ich habe davon nichts mitbekommen. Auch bei facebook.com/events/1566982350181812/ liest man davon nichts

 

Noch am Protestcamp fiel allerdings auf, dass sich die Jugendorganisation der Linkspartei, solid, daran wohl nicht halten würde. Von Refugees und Supportern ungehindert setzten sie sich im Verlauf der Demonstration mit mehreren Fahnen an die Spitze des Demonstrationszuges, sodass mensch fälschlicherweise denken könnte, die Linkspartei sei maßgeblich an der Organisation der Demo beteiligt oder sogar alleinige Orgaisatorin gewesen.

Was kritisiert ihr hier?

  1. Da solid sich nicht an das "Zeigen von Parteilogos, -symbolen und/oder -fahnen" gehalten hat? solid ist keine Partei, sondern eine parteinahe Jugendorganisation. Auch z.B. verdi und FAU waren mit Fahnen präsent.
  2. Das Refugees und Supporter_innen sie nicht daran gehindert haben, sich an die Spitze zu setzen. Berechtigte Kritik, ist doch der vordere Teil einer Demo oft repräsentativ bzw. wird so wahr genommen. Hier hätte es wohl eine konsequenteres Vorgehen der Demoorga bedurft, wenn es eine entsprechende Entscheidung gegeben hätte.

 

Obendrein lief auch mit Oliver Klauke² ein Mitarbeiter von Dieter Dehm (MdB für "die Linke") direkt am Fronttransperent.

Kommt drauf an, wie er da hin gekommen weg. Ein Unsympath mit großer Klappe zu sein, kann man den Leuten nicht so richtig vorwerfen.

 

Dies und die Tatsache, dass der Demo vorweg eine große Nationalflagge des Sudans getragen wurde (welche übrigens im krassen Kontrast zu den gerufenen antinationalen Sprüchen wie beispielsweise "No Border - No Nation - Stop Deportation" steht), sogrte für massiven Unmut bei vielen Supporter*innen aus dem linksradikalen Spektrum, sodass sie sich an das Ende der Demonstration zurückfallen ließen.

Hier zeigt sich die fehlende Diskussion zwischen Refugees und Szene sehr deutlich. Die kämpfenden Refugees am Weißekreuzplatz haben andere Vorstellung als Teile der Szene. Sich im Nachhinein bei indymedia über die Sudanflagge aufzuregen führt, bei aller berechtigten Kritik, zu nicht

 

Es klafften also nicht nur große Lücken in den Vorderen Reihen, sondern die Demonstration war allgemein zerrissen. Abgerundet wurde die Szenerie von der Sambaband der GEW, welche sämtliche gerufenen Parolen übertönte.

Erneut hätten hier Ordner_innen/Demoorga eingreifen müssen, wenn sie es nicht gewollt hätten.

 

Auf dem Ernst-August-Platz vor dem Hauptbahnhof sollte dann die erste Zwischenkudgebung stattfinden. Aufgrund der oben genannten Tatsache, dass viele linksradikale Kräfte in der Mitte bis Ende der Demonstration liefen, wurden zwei Personen am Rande der Demonstration erst spät bemerkt. Beide Personen, sowie mindestens eine weitere, konnten als Nazis identifiziert werden, als sie die Teilnehmer*innen der Demonstration systematisch abgefilmten und rassistisch beleidigten. Um sie daran zu hindern gingen mehrere Personen aus der Demonstration direkt auf sie zu. Einige Polizist*innen versuchten (sichtlich überfordert) dazwischen zu gehen, waren aber deutlich in der Unterzahl. Nachdem die Nazis mindestens eine Flasche auf den stehenden Demonstrationszug geworfen hatten, flüchteten sie in Richtung Bahnhof. Menschen, die die Nazis verfolgen wollten, wurden von der Polizei mit Pfefferspray und Knüppeln angegriffen. Resultat sind mindestens zwei Verletzte. Während die Nazis ungehindert flüchten konnten, forderte die Polizei Verstärkung an und nahm zwei Personen, die die Nazis verfolgt hatten, fest.

Was nun genau passiert ist, sei dahin gestellt. Ich finde es richtig, dass die Nazis vertrieben wurden. Ob das im Sinne der Demoorga war? Ich denke nicht direkt. Auch hier wirkt sich die fehlende Diskussion zwischen Refugees und Teilen der Szene aus. Wurden solche Szenarien in der Planung der Demo berücksichtigt? Nach einer Brandstifrung, die als rassistisch-motiviert, musste mit Nazianwesenheit gerechnet werden. Hier hat die Kommunikation versagt.

 

Wäre das nicht schon genug, kam es zusätzlich auch noch zu einer Auseinandersetzung zwischen einem Sprecher des Protestcamps und einem Polizisten, welcher drohte, dass bei einem weiteren solchen Vorfall nicht nur die Demonstration aufgelöst werde, sondern auch keine weitere genehmigt werden würde. Diese Aussage ist definitiv als Einschüchterungsversuch zu werten!

Das ist auf jeden Fall eine Einschüchterung, aber vor allem ziemlicher Quatsch, was der Polizist da erzählt hat.

 

Zu diesem Zeitpunkt forderten Ordner*innen und einige Refugees die Demonstrant*innen auf, weiter zu gehen. Teilweise wurden Demonstrant*inenn von Refugees und anderen Demoteilnehmer*innen weiter geschubst und gezogen.

Mag so gewesen sein. Die Kopflosigkeit in einer Stresssituation würde ich mit mangelnder gemeinsamer Diskussion und Demoerfahrung erklären wollen.

 

Mehrfach haben dabei auch bürgerliche Teilnehmer*innen die Menschen, die den Angriff auf die Demonstration abzuwehren versuchten, sowie Menschen die aus Solidarität stehen blieben und warteten, angeschriehen: Mensch solle "mit dem Qutasch" aufhören und weiter gehen, da mensch gerade den Kampf der Refugees gefährden würde.

Was irgendwelche "bürgerlichen Teilnehmer*innen" in einem Stressmoment schreien, kann einem doch egal sein. Wichtig wäre eher zu schauen, was die Refugees mit ihrer Demo wollen und ob man das mittragen kann und wie man sich in solchen Situationen verhält.

 

Mehrfach sagten Supporter*innen über die Lautsprecheranlage durch, sich von Nazis nicht provozieren zu lassen, weiterzugehen und "das nächste Mal einfach weg zu schauen", wenn Nazis gezielt die Gesichter der Demonstrationsteilnhmer*innen abfilmten bzw. fotografierten. Derartige Lautsprecher-Durchsagen auf einer Demonstration zu machen, die sich gegen einen höchstwahrscheinlich rassistisch motivierten Brandanschlag auf das Protestcamp am Weißekreuzplatz in Hannover richtet, ist mehr als zynisch! Ein nicht unerheblicher Teil der Demonstrant*innen verließ daraufhin die Demonstration.

Sicher kommt das doof rüber, aber vielleicht muss man sich auch in die Situation versetzen.

 

Der nächste Zwischenfall ereignete sich nur wenige Meter weiter an der Bahnhofsstraße / Ecke Theaterstraße: Am Rand laufende Demonstrationsteilnehmer*innen wurden von der Polizei fälschlicherweise für Nazis gehalten und eingekesselt. Andere Menschen solidarisierten sich mit diesen und blieben erneut stehen.

Kurzer Einwand: Solidarität ist wichtig und richtig, auf der anderen Seite gibt es immer wieder Situationen, wo sich Leute einfach dämlich verhalten und sich fast vorsätzlich der Polizei ausliefern. In diesem Fall hätten die Leute einfach in der Demo gehen können. Es ist gut, mögliche Situationen von Polizeiübergriffen zu beobachten und gegebenenfalls einzugreifen, aber muss eine Demo von 350 Leuten wirklich bei jeder Personenkontrolle stehen bleiben oder reichen da vielleicht auch ein paar Leute.
Ich finde es ist keine gute Situation, um unsolidarisches Verhalten darzustellen.

 

Da der vordere Teil der Demonstration aber augenscheinlich nichts davon mitbekam und weiterlief, wurde der Demonstrationszug ein weiteres Mal auseinander gerissen. Erst nach vermehrten Hinweisen an die Ordner*innen hielt auch der vordere Teil für ungefähr zehn Minuten an. In dieser Zeit war es den Ordner*innen anscheinend nicht möglich die Lage zu überblicken. Immer wieder waren Fragen zu hören, was den "dort vorne" los sei. Kurz darauf wurde dann durch den Lauti aufgefordert weiterzugehen.

Keine Frage, das war eine Fehleinschätzung bzw. -verhalten der Ordner_innen und der Moderation

 

Dadurch kam es zu zum Teil absurden Szenen: Einige Ordner*innen und bügerliche Teilnehmer*innen versuchten die stehengebliebenen Menschen zum Teil mit Geschubse und Gezerre zum Weitergehen zu bewegen.

Das geht gar nicht! Schubsen und Zerren lasse ich mich auch von Ordner_innen nicht.

 

Als dies nicht gelang, entfernten sie sich in Richtung des bereits weitergelaufenen Demonstrationsteils.

Das finde ich zumindest besser als Schubsen und Zerren,

 

Während also der vordere Demoteil mit dem Lauti unter Parolen wie "Solidarität muss praktisch werden" seine Route fortsetze, wurden die gekesselten Personen und die stehendgebliebenen Menschen einfach mit der Polizei zurück gelassen. Erst nachdem der Kessel der Polizei aufgelöst wurde, folgten auch die zurückgebliebenen Menschen dem Demonstrationszug.

Ich verstehe die Aufregung immer noch nicht

 

Zwischen  Kröpcke und Schillerdenkmal kam es zu einem heftigen Hagelschauer, was aber niemanden davon abhielt weiter zu demonstrieren (Danke dafür!). Auf dem Rückweg zum Camp passierte die Demonstration die Unterführung am Hauptbahnhof. Hier hatte die Polizei massig Kräfte zusammengezogen, die in ihren Wannen warteten. Zurück am Weißekreuzplatz fand schließlich die Abschlusskundgebung statt.

Hier nur kurz die Frage, Welchen Informationsgehalt die Sätze "Auf dem Rückweg zum Camp passierte die Demonstration die Unterführung am Hauptbahnhof. Hier hatte die Polizei massig Kräfte zusammengezogen, die in ihren Wannen warteten." haben?

 

Was bleibt

Die Demo-Orga, die Refugees und ein großer Teil der Demonstrationsteilnehmer*innen haben sich auf dieser Demonstration weder bei dem Angriff der Nazis noch bei der Einkesselung von Demonstrationsteilnehmer*innen solidarisch verhalten oder diesen Ereignissen etwas entgegengesetzt.

Vielleicht haben sie nicht "diesen Ereignissen etwas entgegengesetzt". Der Grund liegt meiner Meinung nach aber in der mangelnden Diskussion mit den Refugees und auch ein Nichtbefassen der Szene mit ihrem Kampf. Sie haben in der Vergangenheit immer wieder deutlich gemacht, dass sie keine Eskalationen irgendwelcher Art wollen. Jetzt so zu tun als wäre das was ganz neues, ist verlogen.

 

Ebenso wurde sich nicht von der Selbstinszenierung der Linkspartei distanziert und wieder einmal Nationalsymbolen Raum gegeben.

Siehe oben ...

 

Zum Schluß möchten wir uns dem Statement der Genoss*innen von LUH_Contra anschließen, die während eines Redebeitrags Bezug auf die Situation am Hauptbahnhof nahmen: ...

Stimme ich mit euch und LUH_Contra überein. Nur ist es was anderes, wenn ihr, sie und ich das tun oder die Refugees.

Mein Fazit wäre, dass ich es in Zukunft besser finden würde, auch Nachbesprechungen über kritische Demos von Angesicht zu Angesicht zu führen und sich das Geprolle bei indymedia zu sparen.

Danke, dem kann ich nichts hinzufuegen, ausser, dass die Gespraeche nicht nur nach, sondern auch vor der Demo zu halten sind. Wer hier aber uebertreibt und auf Unverstaendnis stoesst, der hat eben uebertrieben.

Es geht hier um die Sache der Schwaechsten, und nicht um die eigene Selbstinsyenierung ... ich haette es kaum besser auf den Punkt bringen koennen ...

Ich stimme zu. Ist der wohl beste Beitrag hier.

Allerdings würde ich Deinen Satz "Es geht hier um die Sache der Schwaechsten, und nicht um die eigene Selbstinsyenierung." in Frage stellen.

 

Es geht immer auch um eine "Selbstinszenierung". Nämlich um den Ausdruck eigener Positionen und Inhalte. Ansonsten läuft jeglicher Protest ins Leere und verkommt zu Protest um des Protests Willen. Letztendlich geht es doch um die Vermittlung von (radikaler) Kritik, die - in diesem Fall - eben darauf zielt sich der "Sache der Schwächsten" kämpferisch anzunehmen.

Ich fand den auch ziemlich treffend.

 

Und ja, ich gebe dir auch recht. Klar sollte man seine Position immer verständlich machen, die Kritik (überlegt) anbringen, natürlich.

Aber sich selbst zu inszenieren, also in Szene zu setzen, zu präsentieren, innerhalb der eigenen Aktionsgruppe, ist dafür kaum nötig und birgt nur die Gefahr der Blockbildung, und kann in meinen Augen eben auch dazu führen, daß man den einen oder anderen Aspekt (Grund) dabei aus dem Auge verliert. Man führt ja keinen Krieg gegen die anderen, man will gemeinsam eine Aktion durchziehen und in diesem Punkt erst einmal etwas erreichen. Die Revolution findet sowieso später und ganz woanders statt...

Und das ist ja auch nicht der politische Gegner mit dem hier zusammen demonstriert wurde sondern in dem Moment sind es erstmal Verbündete, mit denen man gemeinsam streitet und etwas erreichen will. Danach kann man sich ja wieder auseinanderdividieren und "klar abgrenzen", und das sollte man sogar.

 

Naja, wie gesagt war ich nicht dabei. Ich kenne nur das gelesene hier und da bekomme ich den Eindruck, als ob man sich hier klar abgrenzen wollte. Das man vorher selber ausgegrenzt wurde, schimmert nur zwischen den Zeilen durch. Warum das aber evtl so war, darüber sollte man sich aber eben auch selber kritisch hinterfragen. Und nochmal: nur weil es richtig ist sich von Nazis nicht abfotografierne zu lassen heißt das doch noch lange nicht, das man aus einer (kleinen) Demo heraus volle Kanne aufs Brett hauen muss. Da sollte man sich vorher überlegen, das so etwas vorfallen kann und wie man dann darauf reagiert, und zwar im Sinne aller Beteiligten der Demo.

 

Ich stell sogar mal folgende Behauptung auf: kaum wer auf der Demo hätte ein Problem damit, wenn sich einige Leute um diese Nazipisser gekümmert hätten, ohne die Demo in Gefahr oder schlechtes (Medien-)Licht zu rücken. Aber darauf hatte ich ja oben schon angesprochen (bestimmte Teile aus der Demo raus, große Bogen schlagen und von außerhalb der Demo blitzschnell agieren; der folgenden Kesselung versuchen zu entgehen, ansonsten versuchen den Rest der Demo darauf aufmerksam zu machen und mobilisieren friedlich, meinetwegen durch Sitzen gegen den Kessel zu protestieren. Das klingt vielleicht erstmal utopisch, aber man muss sowas eben versuchen vorzubereiten...)

Zum ersten Mal seit langem sehe ich eine (größtenteils) differenziert geführte und sehr interessante Diskussion zu einem wichtigen Thema auf linksunten, weiter so!

Wir (facebook.com/savwatch/posts/1586820471538296) * hatten euch doch frühzeitig vor den von hierarchischen SAVAKL unterwanderten Linksjugenden auch in Göttingen gewarnt!

Und natürlich waren das SAVAKLer ganz vorne, die sich dort als "Aktivisten gegen Rassismus" generieren während sie eine Nationalflagge schwenken. Die Linksjugend Göttingen schrieb doch in ihrer Pressemeldung vom 20. März 2014* auf der Mailingliste Schöner Leben, als sie einen Göttinger Anarchisten attackierten dem zuvor schon Lennard Rudolph zusetzte ** "Eines dieser Gründungsmitglieder ist seit Jahren auch Mitglied der Sozialistische Alternative (SAV), einer bundesweit agierenden marxistischen Organisation in der Tradition des Trotzkismus."

Heute wollen sich die linksreaktionären Friedenswinter-AKL-SAV-Linksjugend-AGFN-Typen im Rahmen einer innerparteilichen Diskussion nicht mehr erinnern in der SAVAKL zu sein. In der geschlossenen Facebookgruppe der Partei die Linken Niedersachsen schreibt der in der Kader-
Hierarchie unter Heino Berg anzusiedelnde Eichfelder SAVler Kristian Sebstian Roloff - Zitat: "Nach meiner Kenntnisnahme waren keine Mitglieder der SAV anwesend. Strömungsmitglieder der AKL waren als Mitglieder unserer Partei oder des Jugendverbands vor Ort."

 

* Link auf Facebook (inkl. Bild)

** Link auf Indymedia

Es bleibt wie es ist, Sektiererei bis auf den Zahn und Erstarkung der politischen Gegnerseite.

 

 

Welche Ziele verfolgt ihr? Wie wollt ihr diese erreichen? Welche Wege könnten dafür geeignet sein? Welche nicht?

 

Das sind die Fragen, die die linken Splittergruppen immer auseinanderdividierten, so auch hier.

Selbst bei der aller kleinsten Aktion, treten wieder Leute hervor, die außer Spalterei nichts im Sinn haben.

 

 

Machen wir es mal konkret. Ich stelle Fragen, und gebe euch MEINE Antworten. Ihr könnt die Fragen gern übernehmen und bei euch in der Gruppe ausdiskutieren...natürlich auch erweitern, anpassen usw. Wichtig bleibt nur, dass ihr diese Fragen ehrlich und kollektiv zu beantworten versucht. Behaltet diese "Antworten" für euch. Schaut, ob ihr mit dieser Art von Politik überhaupt weiterkommen könnt, in der politischen Sache mein ich, oder ob ihr euch noch mal hinsetzen wollt um euch der Situation und der Ziele entsprechend erneut auszurichten.

 

Frage:

Was muss das Ziel einer linken Unterstützungspolitik für unterdrückte, verfolgte Menschen sein?

(hier: die im Winter sogar nachts für ihren Kampf im Freien zu schlafen bereit sind)

 

Meine Antwort:

Das (vorläufige) Ziel muss die Überwindung ihrer Situation hin zu einer besseren sein. Eine Revolution ist hier nicht zu machen. Diese Menschen, welche solche Kämpfe führen, werden nicht zum politischen Gegenteil eurer, nur weil sie keine Anarchisten sein wollen / können. Sie sind trotzdem fortschrittlicher und kommunalisierter organisiert als die meisten der hier schreibenden!

 

 

Frage:

Wie ist dieses Ziel zu erreichen?

(hier: Überwindung der aktuellen unmenschlichen Situation der FLÜCHTLINGE)

 

Antwort:

Indem ihre Sache unter keinen Umständen gefährdet wird. Sie haben keinen dauerhaften Aufenthaltstitel und allein durch ihre "nicht-beugung" sind sie dem einen oder anderen Beamten ein Dorn im Auge. Doch wer nichts zu verlieren hat, hat eben nichts mehr zu verlieren. Das heißt aber nicht, dass er bereit ist als "Märtyrer" für die Überzeugungen seiner UnterstützerInnen zu verrecken, das müssen die UnterstützerInnen, die ein relativ gesichertes Leben führen dürfen, akzeptieren und einsehen. Nicht nur politisch, sondern eben auch menschlich. Ich denke, das sollte auch nicht das Problem sein, dazu komme ich aber weiter unten nochmal...

 

 

Frage:

Was folgen aus der Zielsetzung heraus für Verpflichtungen für jedeN einzelneN sowie für die Gruppe insgesamt?

 

Antwort:

Die Antwort könnt ihr euch nur selbst geben...

 

 

 

Es ist einfach wichtig, auch mal etwas "bedingungsloser" unterstützen zu können, wenn man für die Sache einstehen möchte. Bei Aktionen mit gleichgesinnten kann man ja wieder knallharte Ansprüche stellen, aber doch nicht im Umgang mit dem normalen Homos Politicum des linken Teils der Gesellschaft. Ihr habt Erwartungen und werdet enttäuscht. Die Erwartungen sind nicht gerechtfertigt, da Menschen nie eine homogene Masse darstellen können und das ist auch gut so.

Ihr müsst auch mal zurückstecken und euch sagen "Okay. Schadet es UNS? Nein? Gut, dann ist es nicht so schlimm, wenn die Sache dadurch vorwärts kommt, meinetwegen!" und das ist keine "Feigheit vor dem politischen Feind" oder dergleichen, dass ist einfach die Priorität der Aktion in den Vordergrund zu rücken anstatt sich im theoretischen klein-klein zu verheddern und sich dann alleingelassen vorzukommen.

 

Es geht hier um das Leben der FLÜCHTLINGE (groß geschrieben um etwas zu verdeutlichen), und das muss oberste Priorität haben.

 

Wenn Nazis euch abfotografieren, dann müsst ihr dem Einhalt gebieten können OHNE die Flüchtlinge in Gefahr zu bringen (rechtliche Gefahren, politische Gefahren usw)

Wenn ihr dazu nicht in der Lage seid, dann müsst ihr euch anders schützen.

Wenn ihr zu beidem nicht in der Lage seid, macht ihr irgendetwas falsch...und das ist ganz sicher nicht die Unterstützung an sich (sich also noch mehr zu verkriechen und abzuschotten), sondern dürfte den Grund darin haben, dass ihr die Strategie und Taktik nicht vernünftig ausgerichtet habt.

 

Niemand mag den Ober-Lehrer, und niemand wird sich ihm unterordnen. Genauso wenig wie ihr es tun wollt. Und nebenbei...jeder hat für sich selber natürlich immer recht. Es könnte also auch sein, dass in dem einen oder anderen Punkt ihr es seid, die eine falsche Einschätzung der Lage vorgenommen habt und die Lage somit unterschätzt.

 

 

Kritische Reflektion ist immer nötig, und sie - die Notwendigkeit! - hört nicht auf, nur weil man sich bei seinen eigenen Leuten der Unterstützung sicher sein kann.

Im Gegenteil: je weniger kritische Auseinandersetzung innerhalb einer nach außen hin homogenen Gruppe es gibt, desto anfälliger wird sie für grobe Fehleinschätzungen.

 

Sie wird in der Bedeutungslosigkeit verschwinden. Passt auf, dass euch das nicht geschieht...ihr hattet eigentlich besseres vor!

 

 

*rosarote brillen sind sexy, verschleiern aber die wahren kontraste*

*permanenter angriff ohne kenntnis der eigenen lage und stärke ist die zugrundelegung des untergangs*

*allein machen sie dich ein, schmeißen sie dich raus, lachen sie dich aus, und wenn du was dagegen machst, landest du im nächsten knast*

*(alles angepasst)

"Indem ihre Sache unter keinen Umständen gefährdet wird. "

 

Quatsch! Wer sagt denn wann ihre Sache gefährdet wird, du?

Refugees sind durchaus in der Lage sich in unterschiedlichen politischen Milieus zurechtzufinden. Da findest du wie überall anders auch zu allem entschlossene Leute und ebenso welche die lieber zurückhaltender agieren. Pauschalisierungen sind da nicht hilfreich. Der immer wieder von bürgerlichen Unterstützer_innen vorgebrachte Verweis, dass Illegallisierte gefährdet würden, sofern sie sich nicht an das Legalitätsprinzip halten, hat schon kafkaeske Züge und beschreibt mehr von deren bürgerlichen Ängsten als von der Situation, dem Leben und dem Widerstand von Refugees.

 

Also losgehen, gemeinsam Besetzungen planen, unterschiedlicheste Demos organisieren und sich vernetzen: by any means necessary

Nein, ich natürlich nicht. Und auch du nicht. Sie selbst müssen bestimmen, wie weit sie bereit sind zu gehen. Das kann man vorher abklären, kann man aber auch nach zB so einem Anlass noch in einer Nachbesprechung machen, zur Not. Es sollte aber unbedingt besprochen werden.