Gestern Abend fand um 20 Uhr im Münster ein „Ökumenisches Abendgebet zum 70. Jahrestag der Bombardierung von Freiburg“ statt. Um unsere Kritik, die wir in der diese Woche veröffentlichten Broschüre „Geschichte. Gedenken. Ideologie. Eine Kritik anlässlich des 70. Jahrestags der Bombardierung Freiburgs.“ formuliert haben, in die Öffentlichkeit zu tragen, besuchten auch wir das Münster vor der Gedenkfeier.
Mit einem Transparent vor dem Haupteingang drückten wir unseren Dank an die Alliierten für ihren Kampf gegen die deutsche Barbarei aus. Zudem verteilten wir etwa 150 Broschüren an die Besucher*innen des Abendgebets. Hierbei kam es für uns zu keinerlei Schwierigkeiten. Mit dieser Aktion wollten wir unsere Positionen auch jenseits linker Kreise bekannt machen und hoffen bei dem einen oder der anderen Besucher*in einen Denkanstoß ausgelöst haben zu können und Positionen, die das Bombardement Freiburgs als Naturkatastrophe von seinem historischen und politischen Kontext lösen, etwas entgegengesetzt zu haben.
Zum Begriff "Barbarei"
Der Begriff "Barbarei" wird im Allgemeinen übersetzt mit: kulturlos, primitv, unzivilisiert, wild (zum Beispiel im Duden und bei Wiktionary). Diese Wörter wurden (und werden) in rassistischer Art und Weise zur Abwertung von Schwarzen/People of Color genutzt. Die "Barbarei" wurde von Kolonialist_innen stets auf afrikanische Länder projiziert und war nur in Abgrenzung zur europäischen, beziehungsweise US-amerikanischen "Zivilisation" denkbar. Es wäre also angebracht, den Gebrauch des Begriffs "Barbarei" zu hinterfragen und zugunsten eines antirassistischen Grundkonsens einzustellen.
Weiteres zur Geschichte des Begriffs und seinem Kontext findet sich hier.
Barbarei als Begriff für NS ok
Der Begriff denotiert das Gegenteil von Zivilisation und genau das war der NS. Dass in rassistischen Diskursen natürlich von ihm ständig Gebrauch gemacht wird, liegt in der Natur der Sache. Ich fände es jetzt aber ein bisschen überzogen, den Begriff - der ja ein für das Verständnis des NS wichtiges Konzept bezeichnet - nicht mehr zu verwenden.
Eher Probleme habe ich damit im Kontext des Islamismus - er fühlt sich zwar einerseits für Gruppen wie ISIS instinktiv richtig an, allerdings läuft man Gefahr Diskurse vom "zivilisierten Westen" und "barbarischen Orientalen" festzuschreiben.
"das Gegenteil von Zivilisation"?
Dass der NS "das Gegenteil von Zivilisation" war, ist eine These. Eine andere Annahme ist, dass der NS eben gerade nicht "unzivilisiert" war, sondern in der Tradition einer Zivilisation stand, die durch den Kolonialismus erst zu dem geworden ist, was sie war. Interessant ist in diesem Zusammenhang vielleicht der Klappentext des Buches "Weisse Barbarei. Vom Kolonialrassismus zur Rassenpolitik der Nazis" von Rosa Amelia Plumelle-Uribe:
Nein
Gerade weil der Begriff hier in einem anderen Kontext verwendet wird, wird mit der rassistischen Tradition gebrochen.
Auch, dass du noch um eine Ecke gehen mußt... also eigenltich die Wörter nicht verwendet willst in die sich Barbarei übersetzten lässt... das ist einfach lächerlich, da davon jedes Wort, das diesen Inhalt ausdrücken will, betroffen wäre. Die Verwednung eines anderen Begriffs macht nach deiner Logik also gar keinen Sinn.
Geh und spiel irgendo anders CW-Polizei.
Antideutsche Trottel
Bedankt ihr euch mal schön bei BefehlsempfängerInnen und hypt das Militär. Will ja eh niemand mehr was mit euch zu tun haben.
Wer mag schon Antideutsche?
Ich habe selten so einen Realitätsverlust erlebt. Glaubt ihr echt, dass irgendjemand von denen mehr als die erste Seite eurer hochnäsigen, besserwisserischen und zutiefst elitären Broschüre liest? Spätestens an der folgenden Stelle würden euch die Leute in die Ecke der arroganten Antideutschen stecken – wenn sie denn schon einmal von dem Phänomen der subkulturellen Moralapostel mit dem blau-weißen Ticket in die kapitalistische Bürgerlichkeit gehört hätten: