[NK] Tierschutz an der Saar

Zirksgegner am Eisweiher Neunkirchen.

Während die einen Preisverleihungen in einem Zoo veranstalten, stehen die anderen draußen und protestieren. Tierschutz im Saarland ist ein weites Feld. Wie sehr das Selbstverständnis der verschiedenen Gruppen auseinandergeht, zeigte sich erneut am vergangenen Freitag in Neunkirchen (Saar).

 

Der Tierversuchsgegner Saar e.V. rief, ebenso wie das Bündnis für Tierrechte Heusweiler, zu Mahnwachen am Eisweiher auf – Zirkus Alberti gastiert in Neunkirchen. Der Zirkus, der Wildtiere wie Bären und Affen zur Schau stellt, machte in der Vergangenheit immer wieder mit Negativschlagzeilen von sich reden. Zur Nachmittagsvorstellung versammelten sich etwa ein halbes Dutzend Tierschützer_innen an der Zufahrt zum Festplatz. Zu einer direkten Konfrontation mit Zirkusleuten kam es während der Aktion nicht. Im Anschluss an die Mahnwache wurden jedoch mehrere Tierschützer_innen von einem PKW des Zirkus verfolgt, vermutlich um ihre Adresse herauszufinden. Die Verfolger konnten, nachdem sie in einem Kreisverkehr aufgefallen wahren, kurz darauf abgehängt werden. Eine weitere Mahnwache fand zur Abendvorstellung an gleicher Stelle statt.

Keine hundert Meter weiter war Kontrastprogramm angesagt. Eine lokale Waschstraße zelebrierte ihr alljährliches Halloween-Angebot. Wie in jedem Jahr bot der Betreiber einem örtlichen Verein die Möglichkeit für seine Interessen zu werben und mit Essensverkauf die Vereinskasse aufzubessern. Die Gelegenheit nutzten dieses Mal die Tierschützer_innen des Hundepfoten Saarpfalz e.V. – Der Verein betreibt den Import von Hunden aus Europa. Die Tiere  werden unter anderem aus Tötungsstationen in Rumänien gerettet und in Deutschland weitervermittelt.

Auch die Tierversuchsgegner Saar retten Tiere, wie Schafe, Ziegen, Schweine und Katzen, und ermöglichen ihnen auf ihrem Lebenshof ein würdevolles Leben. Wenn auch nicht vollkommen frei, sollen die Tiere dort zumindest ohne Ausbeutung ihren Lebensabend verbringen können.

Beim Aufeinandertreffen beider Gruppen entzündeten sich die grundsätzlich verschiedenen Ansätze zum Tierschutzes. Die Tierversuchsgegner, ihrerseits überzeugte Veganer_innen, kritisierten die Hunderetter für den Verkauf von Bratwurst. Für die einen Tiere würden keine Kosten und Mühen gescheut um sie zu retten, andere würden gezüchtet, getötet und gegessen. Ein Standpunkt, den die zumindest im Kern einsehen, jedoch in letzter Konsequenz nicht durchsetzen wollen. Man könne schließlich nicht von heute auf morgen seine Ernährungsgewohnheiten komplett umstellen. Ein Schritt, den die Tierversuchsgegner für sich bereits gemacht haben. Auf der anderen Seite argumentierten die Hunderetter nachvollziehbar, man dürfe potentielle Unterstützer_innen nicht mit zu extremen Thesen verschrecken, sondern mit gemäßigten Positionen für den Tierschutz gewinnen um langfristig auf einen gesellschaftlichen Wandel hinzuarbeiten. Eine Annäherung kam so nicht zustande. Beide Seiten beharrten letztlich auf ihrem Standpunkt und die Diskussion der beiden Vereinsvorsitzenden endete fruchtlos.

Der Publikumsandrang war für beide Parteien an diesem Tag eher mäßig. Während die Hundefreunde das auf mangelnde Werbung aufgrund der kurzfristigen Planung zurückführten, konnten sich die Zirkusgegner ein klein wenig freuen, dass sich das Interesse der Neunkircher Bürger_innen am Zirkus Alberti in Grenzen hielt. Zu beiden Vorstellungen an diesem Tag kamen geschätzt lediglich 50 Besucher_innen. Das Desinteresse war vermutlich aber nicht auf eine kritische Haltung zur Wildtierhaltung im Zirkus zurückzuführen – die nahezu ausverkauften Vorführungen des Cirkus Krone im gleichen Jahr belegen das Gegenteil – vielmehr dürfte das vergleichsweise bescheidene Programm des Zirkus Alberti und eine denkbar schlechte Terminierung am Halloween/Allerheiligen-Wochenende dafür verantwortlich sein.