Vom 30. Oktober 2014 bis zum 2. November 2014 findet wie auch schon im Jahr 2008 im „Hotel Rosengarten“ im bei Heilbronn gelegenen Bad Wimpfen die Jahreshauptversammlung der „Ordensgemeinschaft der Ritterkreuzträger des Eisernen Kreuzes e.V.“ (OdR) statt.
Bereits am 21. Oktober 2014 fand in Bad Wimpfen die
Mitgliederversammlung des OdR-nahen Vereins „Hilfswerk Ritterkreuz e.V.“
statt.
Bei der OdR handelt es sich um eine Organisation von ehemaligen
Angehörigen von Wehrmacht und Waffen-SS, die mit dem im deutschen
Faschismus eingeführten höchsten Ehrenabzeichen, dem „Ritterkreuz des
eisernen Kreuzes“ ausgezeichnet wurden. Verliehen
wurde dieses Abzeichen ausschließlich für „hervorragende Tapferkeit,
weit überdurchschnittliche Verdienste in der Truppenführung oder eine
kampfentscheidende Leistung nach selbstständigem Beschluss“. Über die
Verleihung entschied Adolf Hitler, als oberster Befehlshaber der
faschistischen Truppen, persönlich.
Ausgezeichnet mit dem „Ritterkreuz des eisernen Kreuzes“ wurden unter anderem auch Kriegsverbrecher wie der SS-General Oskar Dirlewanger, ehemaliger stellvertretender Direktor des Heilbronner Arbeitsamts. Er erhielt Auszeichnung für seine Verdienste bei der Niederschlagung des Warschauer Aufstands von 1944.
Die „OdR“ wurde 1955 gegründet um „dem Ansehen und der Ehre deutschen
Soldatentums“ zu dienen und bekennt sich zu dessen angeblich
„unwandelbaren Tugenden“ wie „Pflichtbewusstsein“, „Opferbereitschaft“
und „Kameradschaft“.
Die 2014 bundesweit noch über 500 Mitglieder zählende Organisation hat
sich seither der Glorifizierung der faschistischen Wehrmacht und der
Relativierung ihrer Verbrechen verschrieben. Bestritten wird dabei auch
immer wieder ihre Teilnahme an Verbrechen gegen die Menschlichkeit wie
diversen Massakern an der Zivilbevölkerung der angegriffenen Staaten.
Immer wieder sind entsprechende Positionen auch in „Das Ritterkreuz“,
dem Mitteilungsblatt der „OdR“ zu finden. In der aktuellen Ausgabe
beispielsweise klagt der Vorsitzende der Altnaziorganisation, Günter
Halm, über „diskriminierende Aussagen gegen die Wehrmacht“.
Auch fanden sich im Mitteilungsblatt in der Vergangenheit
revisionistische Aussagen wie „es muss uns mit Schmerz erfüllen, dass
Ostpreußen, Ostpommern, Brandenburg und Schlesien polnisch besetztes
Gebiet bleiben werden. Aber in unseren Herzen wird immer ein Licht der
Hoffnung brennen, dass dieses deutsche Land nicht ewig von uns geteilt
sein wird.“
Konsequenterweise machte die Organisation in der Vergangenheit auch
nicht vor der Verherrlichung der Waffen-SS halt. So stellte Halm in „Das
Ritterkreuz“ fest: „Die schmähliche Behandlung der ehemaligen Soldaten
der Waffen-SS nach dem Krieg ist weder vom moralischen noch vom
juristischen Gesichtspunkt zu rechtfertigen“
Passenderweise lag dann dem Mitteilungsblatt auch „Der Freiwillige“, die
Zeitschrift der faschistischen „Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit
der Soldaten der ehemaligen Waffen-SS“ (HIAG) bei.
Die „OdR“ besteht dabei allerdings nicht nur aus alten
„Kriegshelden“, sondern vereinigt dem eigenen Anspruch nach auch
Personen, „die die Tradition des Ordens (…) auf Dauer aufrecht erhalten
wollen“, allerdings nur wenn „Charakter und sittliche Haltung ohne Tadel
sind“. Was damit gemeint ist, zeigt sich allzu deutlich in der Mischung
aus Militaristen, jungen Männern mit Kriegsfaible und offenen
Faschisten, die sich um die ehemaligen Nazisoldaten schart.
Ein Beispiel für die Offenheit der Ritterkreuzträger für die
faschistische Bewegung ist die Mitgliedschaft des Trierer Neonazis
Patrick Agte, seines Zeichens ehemaliger Rheinland-Pfälzischer
NPD-Landesvorstand, Ex-Herausgeber des „HIAG“-Organs „Der Freiwillige“
und umtriebiger Naziaktivist.
Um so skandalöser ist es dann auch, dass sich die Bundeswehr in der Vergangenheit immer wieder an Veranstaltungen der „Ordensgemeinschaft“ beteiligte und deren Programm aktiv mitgestaltete – bis das Verteidigungsministerium im Jahr 1999 ein Kontaktverbot für Bundeswehrangehörige erließ. Nach wie vor stellt das deutsche Heer allerdings auf Wunsch der Angehörigen militärische Ehren bei Trauerfeiern von Berufssoldaten sowie „Trägern höchster Verdienst- und Tapferkeitsauszeichnungen“ in Form von „Abordnungen oder Ehrengeleiten“, also gerade denjenigen Soldaten die sich freiwillig für den Dienst in der faschistischen Armee entschieden oder sich durch über den unmittelbar für das eigene Überleben notwendigen Einsatz auszeichneten. In den Genuss dieser Ehrung kam trotz Kontaktverbot auch der Ritterkreuzträger und ehemalige Vorsitzende der „OdR“ Dr. Gerhard Gutmacher. Dieser sah nach eigenem Bekunden bei Kritik an der Wehrmacht eine „soldatenfeindliche Bewegung“ am Werk die nur „zersetzen, umdeuten, verschweigen“ kenne.
Wenn auch seit 1999 ohne Beteiligung von Bundeswehrvertretern, war
bei den Jahreshauptversammlungen der „Ordensgemeinschaft“ für den
geschichtsrevisionistisch Interessierten immer etwas geboten. Unter den
obligatorischen Rednern befanden sich immer wieder Szenegrößen wie der
ehemalige Brigadegeneral Reinhard Uhle-Wettler. Dieser war auch schon
bei der extrem rechten „Gesellschaft für freie Publizistik“ zu Gast,
verfasste eine Festschrift für den allseits bekannten Holocaust-Leugner
David Irving und stellte fest, es fehle „eine amtliche Dokumentation
über den Massenmord an den Juden“. Auch der suspendierte General a.D.
Reinhard Günzel sprach im Jahr 2004 bei einer Jahreshauptversammlung,
bekannt wurde er durch seine Behauptung das „Kommando Spezialkräfte“
(KSK) der Bundeswehr stehe in direkter Traditionslinie zur Nazi-Einheit
„Brandenburger“. Im gleichen Jahr trat auch der extrem rechte Autor Gerd
Schultze-Rhonhof auf, der in seinem Buch „Der Krieg, der viele Väter
hat“ die deutsche Kriegsschuld für den 2. Weltkrieg relativiert.
Wie in den vergangenen Jahren sollen auch in diesem Jahr unter anderem
eine „Totenehrung“, ein Ausflug und ein „Kameradschaftsabend“ mit
Blaskapelle zum 4-tägigen Programm des Treffens zählen. Ergänzt dieses
Mal durch Heldengeschichten von alten Dekorierten.
Die Jahreshauptversammlung 2014 wird unseren Informationen zufolge eventuell die letzte in diesem großen Rahmen sein, begründet durch das sehr hohe Alter der ehemaligen Nazisoldaten. Das Hauptproblem jedoch, die geschichtsrevisionistische Vereinigung von alten, ehemaligen Kämpfern der faschistischen Armee mit ihren jüngeren Bewunderern aus militaristischen und neofaschistischen Kreisen bleibt allerdings bestehen. Zudem ist die Jahreshauptversammlung der „OdR“ nicht die einzige derartige Veranstaltung der letzten Jahre in der Region Heilbronn.
Im März 2010 fand beispielsweise eine Vortragsveranstaltung der NPD Heilbronn zum Thema „Mit Rommel in Afrika und mit der Bibel um die Welt“ statt. Es sprach Wilhelm Langsam aus Göppingen, ehemals Soldat der Waffen- SS und Teilnehmer des Afrikafeldzuges, seines Zeichens damaliger Vorsitzender des „Verband Deutsches Afrika- Korps“ e.V. Bezeichnenderweise beendete er seinen Vortrag laut dem Heilbronner NPD-Kader Siegfried Gärttner mit dem Satz: „Ich bin einer von euch!“.
Es gilt also weiterhin Tendenzen gegenüber, die die Rolle der Wehrmacht und der Waffen-SS im 2. Weltkrieg glorifizieren, wachsam zu bleiben und jedem Geschichtsrevisionismus entschieden entgegenzutreten.
Organisierte Linke Heilbronn | www.ol-hn.org
Presseartikel zu dem bevorstehenden Treffen der Altnazis: "Heilbronner Stimme" | "blick nach rechts"
Toter Altnazi Max Zastrow
Altnazi, Ritterkreuzträger und OdR-Mitglied Max Zastrow starb während des OdR-Treffens:
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