Mensch kann der Linken weitgehend den Rücken kehren, Teile der durch sie erfahrenen Sozialisation reichen dennoch bis ins Mark, weswegen wir es nicht schafften, die Nachttanzdemo zu besuchen, ohne dem Drang nachzugeben, auch den dazugehörigen Aufruf zu lesen. Die folgende Auseinandersetzung mit der aurufenden Gruppe war notwendig, um für uns einen Weg zu finden, reinen Gewissens mit der AKUT+C (=Aktion, Kritik und Theorie [+C]) 'trotz alledem' durch Heidelberg zu tänzeln.
Die akute Angst vor der eigenen Bedeutungslosigkeit
Es hatte einen in naiven Momenten doch hoffnungsfroh gestimmt, als erst als Gerücht auf Szenepartys und dann -Hoppla hier bin ich- mit einer doch recht umfassenden Veranstaltungsreihe ein neuer Stern am Firmament des Heidelberger Polithimmels erstrahlte.
Hoffnungsvoll waren sie alle, sogar die paar antideutschen Zyniker*innen, wissend das jeder Politemporkömmling zu illustren Angstausbrüchen um die Hegemonialstellung im Politzirkus der etablierten Heidelberger Gruppen führt, inklusive Sticheleien und Intrigen, die den szeneinteressierten Lachmuskel dort strapazieren, wo ihm die mit der Abkehr von der Linken gewichene Fremdscham jetzt mächtig viel Platz eingeräumt hat.
Hoffnungsvoll waren auch jene, die als semi-isrealsolidarische Jugend- und Post-Antifas beim Erklingen von eingängigen Gruppennamen das Sabbern beginnen, als läutete Pawlow das Glöckchen. Besonders wenn diese sich "kritisch" labeln, was spätestens seit der unsäglichen „Krisa“ (= Kritische Schüler*innen Aktion) in Heidelberg bestenfalls vollkommene Bedeutungsleere meint, und mit dem verruchten "C" durchklingen lassen, dass sie zwar mitnichten einen Begriff vom Komm... -Pardon: Communismus haben, sich aber auf jeden Fall von allem was den Begriff, von dem sie einfach nicht lassen können, belasten könnte, abgrenzen. Zu Funktionieren scheint der Gründungsritus „Name finden, aufdröseln und zu jedem Buchstaben eine Vokabel aus dem linken Sprachgebrauch zu finden“ bestens, waren doch Gruppen wie Lisa (= Linke Schüler*innen Aktion) , AKUZA (= Autonome Kulturzentren Aktion) oder ag_UFO (= autonome Gruppe: utopisch, fortschrittlich, organisiert) richtige Erfolgsmodelle der Heidelberger Politgruppenschmiede.
Insgeheim hoffnungsvoll waren auch die Alteingessesenen die, ihre eigene praktische Unattraktivität und inhaltliche Unappetitlichkeit ignorierend, davon ausgingen, die Neuen liebevoll, aber richtungsweisend bei der Hand nehmen zu können. Zudem ist jede neue geschlossene Gruppe -in einer Szene für die Organisation die Grundlage jedes längerfristigen politischen Engagements darstellt; und die diese notfalls noch um ihrer selbst Willen betreibt- erst einmal etwas Gutes. Zu sehnsüchtig wünscht man sich die alten AZ-Zeiten herbei, als aus Heidelberg noch zig Gruppen zu Demonstrationen aufriefen, statt der müden Handvoll heute.
Genau hier wird die Hoffnung derer, die zu träumen wagten, es könnte sich da etwas Vernunftorientiertes zusammengefunden haben, zunichte gemacht. Denn die goldenen Zeiten hat mensch zwar nicht erlebt, weiß aber genau, das es besser, entschlossener und auch irgendwie harmonischer gewesen sein muss. Und mensch weiß auch, dass es der Harmonie bedarf, um diesen Zustand wieder herzustellen. Folgerichtig -oder besser gesagt: Folgefalsch- versucht AKUT+C die teils mühevoll gezogenen Gräben innerhalb der Heidelberger Linken zu überbrücken, um das zu verwirklichen, was progressivere Gruppen in aufgeklärteren Gegenden ohnehin schon tuscheln: Heidelberg ist furchtbar; da haben sich alle lieb.
So übernimmt AKUT+C eine Aufgabe, die zuvor nur AZ-Räumung, Berufsverbot und Spitzeleinsatz bewältigt haben: Alle an einen Tisch zu holen.
Die linke Bündnisfähigkeit im Allgemeinen und in Heidelberg ganz besonders bedarf dreierlei Einigungungen:
1. Das Schweigen über die eigene Irrelevanz
Die radikale Linke bezieht ihre Relevanz entgegen aller Realität aus sich selbst. So werden Spontandemos mit 10 Leuten, die in Heidelberg längst Teil des gewollt-alternativen Stadtbildes sind, in der Nachbereitung monströs aufgeblasen, um anschließend in d.i.y.-Käseblättchen -deren viel zu hohe Auflage zwar schlecht für den Füllstand der Papiermülltonne des ortsansässigen linken Cafés, dafür aber Balsam fürs verkümmerte Ego ist- darüber zu berichten; und selbstverwaltete Zentren für einen müden Haufen gefordert, der nicht nur zu klein wäre ein solches zu beleben, sondern derart unselbstständig, dass mensch irgendwo zwischen leeren Libellakästen, Wackelaugen und Plakatmüll der letzten Jahrzente fairerweise von Selbstverwahrlosung sprechen sollte. Zum Glück sind die zuständigen staatlichen Behörden paranoid genug, die Linke und ihre Rolle ebenfalls massiv zu überschätzen, sodass die Schwere der Repressalien problemlos zur Messlatte der eigenen Relevanz umgelogen werden können. AKUT+C fügt sich nahtlos in diesen Trug, gibt emsig Interviews, solidarisiert sich hier und dort, ohne sich mit der eigenen, an sich trostlosen Rolle als „kritische“ Gruppe innerhalb des bestehenden gesellschaftlichen Zusammenhangs zu beschäftigen, was als Konsequenz aus der zelebrierten Selbstüberschätzung autonomer Gruppen bis weit über den Untergang der AA/BO (=Antifaschistische Aktion / Bundesweite Organisation) vor 13 Jahren hinaus das Erste sein sollte, womit sich als Gruppe Assoziierende -öffentlich- auseinander setzen sollten.
2. Das Vermeiden klarer Positionierungen.
Diese Auseinandersetzung hätte bedeutet, sich klar abzugrenzen, was allem Anschein nach mit dem Harmonisierungswillen von AKUT+C unvereinbar bleibt. So schaffen sie es, sich zur Lage einer Stadt im kurdischen Autonomiegebiet zu äußern, ohne auch nur ein Wort zum politischen Islam oder gar zu Israel und dessen Verbrüderung mit den nach Wohlstand und Säkularität strebenden Kurden*innen zu verlieren. Generell wird sich zu so entzweienden Pfui-Themen wie dem Zusammenhang von Antisemitismus und Israelsolidarität entschieden ausgeschwiegen, Vorträge die das Thema anschneiden könnten, werden mit Gastreferent*innen besetzt und in breit gefächerte Vortragsreihen eingebettet. So muss sich das eigene Personal nicht zwingend zu etwas äußern, das eventuell Anstoß erregen und zu unangenehmen Fragen während der nächsten VolXküche führen könnte. Nach diesem Konzept, mit dem sie doch bisher gut gefahren sind, wurde ein Aufruf zur Nachttanzdemo gezimmert, der gänzlich auf begreif- und streitbare Positionen verzichtet, sodass alle vorbeikommen, mitfeiern und dabei wütend sein können auf Stadt, Gott, Welt, ohne sich vor einem zufällig vorbeikommenden und eben eventuell nicht ganz heidelbergkonformen Erkennntnisgewinn fürchten zu müssen. Die inhaltliche Auseinandersetzung wird einer Vorjahresbroschüre und einem Kongress überlassen, der so wahllos konzipiert wirkt, dass statt dem hörenswerten Magnus Klaue auch problemlos ein jungeWelt Schreiberling hätte schwadronieren können. Konsequenterweise wird Magnus Klaue auch erst einen Tag nach der Demo referieren, zu groß ist wohl die Angst vor der Demobilisierung durch den Zwang des besseren Arguments.
3. Annerkennung der linken Avantgardstellung
Der geneigten Leserschaft des Aufrufs erschliesst sich noch mehr aus der gewählten Sprache der Hauptsatzanhäufung, die eher an einen Vierviertel-Deichkind-Liedtext, als an eine ernstzunehmende politische Position erinnert. Ließe sich zuerst noch vermuten, Teile von AKUT+C schielten mit einem Auge auf eine Karriere als Dolmetscher*innen für einfache Sprache; eine der wenigen Möglichkeiten mit der furchtbaren Fächerkombination Pädogogik-Germanistik jenseits des Lehramts tatsächlich Geld zu verdienen; sind vermutlich jedoch Motive abseits materieller Zukunftssicherung ausschlaggebend. Die von Beginn an unklar gehaltene "Die versus Wir" Frontenstellung mittels willkürlicher Nennung sämtlicher Benachteiligungen -wobei der Belanglosigkeit, nach 22:00 Uhr Plastikflaschenplörre zwar trinken, nicht jedoch erwerben zu dürfen, ebensoviel Platz eingeräumt wird der tatsächlich schikanösen Residenzpflicht- soll eine Masse auf die Straße bringen, deren Einzelne sich alle irgendwie als Opfer eines Konglomerats aus Stadt, Staat, Gesellschaft und Ellenbogen fühlen können, um sich von den Brüdern und Schwestern der AKUT+C zur Sonne, zur Freiheit führen, Pardon: raven lassen zu können. Die Logik, aus der die unmittelbar erfahrbaren Benachteiligungen entstehen, muss unbenannt und verschleiert bleiben, wäre doch sonst die mobilisierungspotential-versprechende Gegenüberstellung von "Uns" und den zwar nicht benannten, aber doch konkret wirkenden "Denen" nicht haltbar.
Ob mensch gegen das abstrakte, abschaffenswerte Übel des Kapitalismus ausgrechnet anraven sollte, bleibt diskutabel; indiskutabel ist die Taktik von AKUT+C, sich als besserwissende Avantgarde an die Spitze einer ravenden Masse zu setzen, der suggeriert wird, das gesellschaftliche Elend sei in einfachen, kurzen Sätzen zu beschreiben, auf dass Empörung mit Kritik identisch sei. So ist der Aufruf seiner Intention nach als leninistisches Angebot zur verkürzten Weltanschauung zu werten, ohne dass AKUT+C sich selbst zu ihm bekennen musste, hatten sie sich im Vorfeld doch schon zur Genüge abgegrenzt.
Von aller Hoffnung bleibt letztlich nur die Befürchtung, dass es sich bei der AKUT+C um ein weiteres Projekt geschundener Einzelner handelt, ihr Scheitern, die offensichtliche Möglichkeit und doch scheinbare Unmöglichkeit einer besseren Einrichtung der Welt zu verstehen bzw das Verständniss zu bewältigen. Eine Einrichtung die mal benannt werden konnte, bemühen sie doch hilflos das zum Gerede verkommene Bild Adornos einer Welt ohne Angst; eine ohne ihren ursprünglichen Kontext sinnentleerte Floskel die sich die AKUT+C mit Gruppenzusammenhängen wie „Wir sind Bunt-Wir sind Straubing“ teilt. Es bleibt das Werkeln und Schaffen, um die akute Angst vor der eigenen Bedeutungslosigkeit zu mildern. Ehrlicherweise benannte die Gruppe sich nach einem Medikament, das nur akut, wahllos gegen Symptome wirken möchte, jedoch das Übel langfristig nicht zu greifen vermag.
Daraus resultierend rufen wir zu einem offen konsumistischen Umgang mit der Nachttanzdemo auf, auf das mensch es irgenwie schaffe, um den Wagen zu tanzen, ohne sich vor denselbigen spannen zu lassen. Verspricht doch die Musik ganz nett zu werden und das partizipierende DJ-Kollektiv Roter Sternenfunke widmet dem Thema Drogenkonsum mehr inhaltliche Auseinandersetzung -inklusive daraus abgeleiteter Kapitalismuskritik- als es AKUT+C ihrer empörten Ravegemeinde zumuten möchte.
Gruppe e.M.a.K.
Gruppe haha
Gruppe?? Ne ist klar, einfach mal Gruppe drunterschreiben dann siehts nach mehr aus.
Kritik ohne Selbstkritik
Die Kritik beschreibt treffend einige Zustände innerhalb der Linken Szene, vor Allem was die eigene Bedeutungslosigkeit und Selbstüberschätzung angeht.
Das Pikante daran ist nur, dass der Autor oder die Autorin (wohl kaum handelt es sich bei "e.M.a.K" um eine Gruppe im eigentlichen Sinne) dieses Textes, mehr zur Ursache dieser Zustände als zur Lösung gehört.
Allein dass ein Aufruf dafür "kritisiert" wird, dass er gezielt schlicht gehalten und nicht (wie durchaus üblich) in pseudo-intellektuellem Duktus verfasst ist, ist bezeichnend.
Wer seine Texte nicht in ellenlangen Nebensatz-Konstrukten mit einem hohen Anteil geisteswissenschaftlicher Fachwörter verfasst, hat keine ernstzunehmenden politischen Positionen. Welch brilliante Kritik.
Dass anschließend noch der Bahamas und FAZ (sic!) - Autor Magnus Klaue lobend erwähnt wird, war abzusehen.
Die antideutsche (neokonservative) Ideologie, eine elitäre Geisteshaltung und ein Szene, die zu einem großen Teil aus studierenden Mittelstandskindern besteht, die nicht in der Lage sind ihre kleinbürgerliche Sozialisation zu reflektieren, sind die Ursache dafür, dass die linksradikale Szene in Deutschland isoliert und politisch kaum mehr relevant ist. Das erfasst dieser Text eben leider nicht.
Leichte Sprache
Schade, ich verstehe nur Bahnhof! Wieso ist es nicht möglich, einen Text zu verfassen, der auch für Nicht-Studenten, Arbeiter_innen und Migrant_innen verständlich ist? Was soll das? Ist es nicht auch Rassismus, wenn Mensch_innen auf Grund ihres Bildungsniveaus ausgegrenzt werden?
Nein
Ich geb dir grundsätzlich recht aber das nennt mensch nicht Rassismus sondern chauvinismus
( das heißt: ich bin besser als du -> in dem fall weil ich gebildeter bin)
wow..many Kritik!
Fassen wir zusammen:
1. Die Gruppe AKUT+C beschäftigt sich nicht mit den Inhalten, die du für wichtig hälst.
2. Die Gruppe AKUT+C grenzt sich nicht genug, oder zumindest nicht von den richtigen Gruppen ab.
3. Die Gruppe AKUT+C schreibt einen Aufruf, der ein Aufruf und keine ausführliche inhaltliche Analyse ist.
Mit anderen Worten: Die Gruppe AKUT+C ist nicht wie du.
Du beschäftigst dich mit den Inhalten, die du wichtig findest. Ganz ohne Angst vor der Bedeutungslosigkeit von dir oder deinen Themen!
Du Grenzt dich reichlich ab. Seit neuestem auch von der Gruppe AKUT+C!
Du schreibst keine Aufrufe. Wozu auch? Du machst ja auch keine Nachttanzdemos.
Wir kommen zu dem Schluss: Du solltest kein Mitglied der Gruppe AKUT+C sein. Du solltest vielmehr vereinzelt Bücher als Selbstzweck lesen, hie und da mal einen genüsslichen Kommentar in die Menge werfen in der Hoffnung, sie möge sich darum zerfleischen während du zuschaust. Herzlichen Glückwunsch! Genau das tust du!
P.S.: Dein szeneinteressierter Lachmuskel ist garnicht so wichtig. Dr. Freud hat angerufen und gesagt, dass es sich dabei vielmehr um ein schlechtes Gewissen handelt, dass sich in deinem Geist wie ein Tumor ausbreitet, bis es jeden fortschrittlichen Gedanken verdrängt hat.
ah mist!
Bis zuletzt durchgehalten um dann im post scriptum statt witzig wichtig zu schreiben. Tja. What would Freud say?
offen konsumistischer umgang
Keine Ahnung, was die Gruppe akut c ist. Keine Ahnung, was die Gruppe emak will, die zum "offen konsumistischen Umgang mit der Nachttanzdemo" aufruft. Hier jedenfalls ein Gegenvorschlag aus der Schweiz, für die nächste Nachttanzdemo:
http://www.blick.ch/news/tanz-dich-frei-heftige-krawalle-in-bern-id23165...
Ergänzugng
Nur für den Fall, dass es jmd interessiert, aber akut+c hat auf die Kritik reagiert
https://akutplusc.wordpress.com/2014/10/23/kritik-an-akut-c/
Bleibt abzuwarten, was da noch kommt und was emak dann macht
http://gruppeemak.wordpress.com/
Bedeutungslose Kritik an Bedeutungslosigkeit
Und jetzt? Wer ist jetzt bedeutungsloser? Machen wir einen Wettbewerb? Akut hat angefangen, emak legt nach. uiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii das ist ein ganz heißes rennen! ABer wo bleibt die AIHD? Hat sie etwa schon aufgegeben? Neiiiiiiiiiiiiiiiiiiiin da kommt sie mit riesigen Schritten. Der völlig bedeutungslose Zacherle hat sich mit Samt Verfassungsschutz an ihnen festgebissen Krass! ist die potentierte Irrelevanz! Die AIHD führt! Sie führt! Sie erreicht das Ziel! DOch was ist das? Was zur Hölle ist das??? TSCHONGGGG! DER AK!!! DER AAA KAAAAA!!! Damit hatte wirklich niemand rechnen können! AUs dem Nichts kommt er geschossen und Zwuschschsch schießt er an der Konkurrenz vorbei. Unschlagbar! einfach unschlagbar.
Schade, dass nur Gruppen der letzten zwei Jahre an den Sart gehen durften. Eine der emak sehr gut bekannte hätte gute Chancen gehabt. Die richtigen Konsequenzen waren schon gezogen und jetzt dieser Rückfall. Schade eigentlich. Wobei. Egal. Bedeutungslos gewissermaßen.
Um mal noch was inhaltliches beizutragen, damit mein Kommentar stehenbleibt: Reflektiere mal bitte kritisch, wessen Methode es ist Menschen zu psychisch pathologiesieren. Warum die Methode eine so gute Passung für diese Ecke hat und warum ausgerechnet Du der Meinung bist die Diagnose zu stellen. Stand das in der Bahamas? Und das oben war nur zum Teil spaßig. Wer will denn hier endlich auch mal nochmal was sagen?
noch vergessen
jetzt habe ich das wichtigste glatt vergessen: Der einzig richtige Kommentar und um einiges inhaltsvoller als der obige Text: (und bedeutsamer höhöhöhöhö) https://www.youtube.com/watch?v=iMX9yDmOGKs
Gezogene Konsequenzen...
Die richtigen Konsequenzen zogen jehne, die in den letzten 10 Jahren aus Heidelberg weggezogen sind.
Sollen ja so einige sein, die vom Mief der AZ-Zerfallsprodukte nach Berlin, Frankfurt, Buxtehude getrieben wurden.
Dein Rennen ist Öde, aber doch kreativ genug um das Gefahsel der nächsten Breakout einzuleiten.
Bin mir nicht sicher, aber ich würde behaupten das die Mittelstandskinder von der Emak wissendas der Versuch, Gruppendynamiken aus der durch die Verhältnisse erfahrenen Zurichtung der Psyche des Einzelnen zumindest partiell zu erklären geht u.A. beim Personal des Instituts für Sozialforschung in Frankfurt am Main zuhause war.
Du wirst sicher etwas inhaltlich passendmachbares in einer der 69 Bahamas-Ausgaben finden. Fals du recherchieren möchtest: Kopien werden angeblich klandestin unterm Wühltisch des Heidelberger Infoladens verbreitet. Ansonsten helfen dir die Verbliebenen der Gruppe, die vor 3 Jahren (angesichts des Unvermögens sich mit dem selbstverschuldetem Elend der Links-Heidelberger*;-}_+++Innen zu arangieren) tatsächlich die einzig richtige Konsequenz zogen bestimmt mit der ein oder andern Ausgabe gerne aus.
Wir können ja auch gemeinsam schmökern, bei einem Teller Reis mit Schei... ben von heimischem Gemüse und rauchfreier Kneipe.
Ach Heidelberger Linke, selbst bei der Rauchgesetzgebung warst du Avantgarde.
Meine Favoriten für unser literarisches TächtelMächtel:
"Infantile Inquisition" und danach beantworten wir alle an einem Tisch die Frage" Auf einer Skala von eins bis zehn: Wie hässlich ist die Linke?".
Die düstere Seite des Szenegeplänkels
Nachdem die Lachmuskeln sich über die viele Arbeit der letzten Zeit beschwert haben, ist es an der Zeit, den gemütlichen Popcornsessel mit Aussicht aufs verbissene Heidelberger Geplänkel zu verlassen und dem Ernst der Lage ins Auge zu blicken.
Nicht Bedeutungslosigkeit ist das Stichwort, sondern mangelnde Solidarität. Nicht Streiterei ist der Anlass, sondern die wiederholte Selbstzerfleischung von Menschen, die letztendlich individuell auf sich gestellt die solidarische Gesellschaft aufbauen zu müssen meinen, wenn sie eine wollen.
Persönliche Differenzen!
Mit dieser Kritik an mangelnder Solidarität ist auf keinen Fall gemeint, dass sich alle um jeden Preis liebhaben müssen. Persönliche Differenzen entstehen eben zwischen Menschen - ein sinnvoller politischer Umgang damit wäre, die persönlichen Differenzen aus dem politischen Handeln rauszuhalten. Wir müssen schließlich keine besten Freund*innen sein, um solidarisch zu handeln, oder?!?
Politische Differenzen!
Damit ist auch auf keinen Fall gemeint, dass alle politischen Differenzen eingeebnet werden. Politische Differenzen entstehen eben zwischen Menschen, die nach einer gemeinsamen Auseinandersetzung mit denselben Fakten unterschiedliche Schlüsse ziehen. Doch als "Linke", "Anarch@s", "Radikale", "Antifas", blabla sollte es laut unserer eigenen politischen Kritik doch gerade unsere Stärke sein, Differenzen zu benennen, auszuhandeln, und auszuhalten - ohne Homogenisierung, Harmonisierung, Ausgrenzung und Abwertung.
Abgrenzung und Homogenisierung nach Innen...
Erst durch die Diskussion mit anderen, die nicht unserer Meinung sind, können wir unsere Ansichten verfeinern und unsere Kritik schärfen. Auseinandersetzungen sind lebenswichtig für unsere Politik.
Auseinandersetzungen haben wir "Extremisten" :-) leider auch dauernd mit dem Rest der Welt. Und dann wünscht man sich so sehr einen Ort, wo wenigstens ein gewisser "Grundkonsens" geteilt wird. Etwa über die Abwesenheit von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, die Tatsache und die Form der Kapitalismuskritik, die Tatsache des Aufbrechens von Geschlechterrollen, ggf. sprachliche Rücksichtnahme, ggf. (Nicht-)Konsumgewohnheiten, und noch etwa ein halbes Dutzend gruppenspezifischere Kriterien zu Haltung und Verhalten. Wie das Beispiel zeigt, kippt das Bedürfnis nach Harmonie und Abwesenheit der normalen Scheiße leider allzu oft in Harmonisierungsbestreben und neue Scheiße um. Jedenfalls trauen sich kaum Leute in sogenannte Freiräume hinein, die nicht von den größten prüfenden Wächtern der heiligen Schule der richtigen Kapitalismuskritik und deren sozialem Umfeld für würdig befunden wurden, sich im Allerheiligsten willkommen fühlen zu dürfen.
Teile der Heidelberger Szene meiden die Auseinandersetzung wie der Teufel das Weihwasser. Wenn jemand ein kontroverses Thema einbringt, gibts keine Debatte sondern Schulterzucken. Wenn jemand ein Statement einbringt, das nicht dem bisherigen (unausgesprochenen und undefinierten) Gruppenkonsens entspricht, wird nicht versucht, die Person zu verstehen, sondern es wird versucht, den Punkt zu finden, wo die Person den Denkfehler gemacht hat, und darauf stürzen sich dann alle zur Bestürzung der betroffenen Person. Trotz aller Behauptungen des Gegenteils, post-irgendwas-Einflüsse und ironischen Understatements: Offenbar hat man da eine Wahrheit und ist überzeugt davon.
Allzu oft sind Menschen, die neu in der Szene vorbeischauen, ja auch tatsächlich an irgendeinem Punkt weniger politisch gebildet und reflektiert als Menschen, die seit Jahren täglich darüber plappern. Doch nur weil jemand im einen Gebiet planlos ist, braucht dieser Person noch lange nicht generelle Unreflektiertheit unterstellt werden, oder abgesprochen zu werden, ein*e interessante*r und lehrreiche*r Gesprächspartner*in zu sein. Menschen auf einen Bruchteil ihrer Äußerungen zu reduzieren ist unsäglich. Arrogantes Gelästere über Leute, die an anderen Punkten Reflektionsbedarf haben mögen als man selbst, geht mal gar nicht!!
Abgrenzung und Kooperation nach Außen...
Für die alltägliche praktische Arbeit macht es natürlich Sinn, sich in Gruppen zu begeben, die homogen genug sind um handlungsfähig zu sein. Aber muss das heißen, mit keiner Gruppe zu kooperieren und solidarisch zu sein, die in irgendeiner Frage einen anderen Konsens vertritt als die eigene Gruppe??
Hier soll nicht der punktuellen Kooperation mit Stalinist*innen das Wort geredet werden, sondern der Blick für die Relevanz der Streitpunkte geschärft werden.
* Haben die anderen ein anderes umfassendes politisches Ziel?
* Wenn die anderen nur ein anderes politisches Teilziel verfolgen, ist das jetzt relevant, oder kann das jemals relevant werden?
* Wenn die anderen dasselbe Ziel verfolgen, verwenden sie dennoch politische Mittel, die wir nicht nur wenig erfolgversprechend, sehr ineffektiv oder total unsinnig finden, sondern die wir tatsächlich für todschädlich halten?
Rufe nach Solidarität haben diesen fiesen Beigeschmack nach autoritärer Sowjetunion oder nationalistischem Befreiungskampf bekommen. Wir schreiben lieber "Solierklärungen", als "Solidaritätserklärungen" abzugeben. Es täte dringend Not, diesen miefigen Begriff mitten im neoliberalen Individualismus unserer Zeit wieder mit Leben zu füllen - mit wachem Kopf, den Füßen auf dem Boden, den Händen in der Welt und der Utopie im Herzen.
Solidarität konkret??
Wenn eine große Gruppe ein mittelgroßes Projekt angeht, sagen wir, eine Vortragsreihe, eine größere Demo, einen Kongress oder ein Camp, dann sollte es uns stutzig machen, wenn am Ende die Arbeit bei extrem wenigen hängenbleibt, die dann Burnout haben. Wenn eine Gruppe ein Projekt angeht, das von ganz vielen anderen gewollt und bejaht wird, dann sollte es uns stutzig machen, wenn am Ende niemand außer der Gruppe daran mitarbeitet, und die Gruppenmitglieder Burnout haben.
Die Szene funktioniert wie ein beleidigter Sozialstaat mit ausgetrockneten Ressourcen. Bei den Aktiven mangelt es nicht an der gefühlten Notwendigkeit der Mitarbeit, sondern an der Einsicht in ihre Unmöglichkeit. In der blauäugigen Hoffnung darauf, dass unsere Mitmenschen dieselben Projekte notwendig finden werden wie wir, hängen wir zuerst unser Herz an Projekte, die wir unmöglich alleine stemmen können, und dann müssen wir sie bis zur Erschöpfung vor dem Scheitern retten. Die politischen Projekte sind von vornherein so definiert, dass sie nur Erfolg haben können, wenn von irgendwo die Massen herbeiströmen um mitzumachen. Man vermittelt sich gegenseitig den Eindruck, das könnte wirklich passieren. Immerhin bekunden ständig so viele Leute, wie "notwendig" sie finden, was da "passiert". Wenn ausnahmsweise mal jemand Kritik übt, sind das Spielverderber*innen, die nicht wertschätzen, was man doch auch für sie tut. Ab dem Moment, wo wir etwas für andere tun, das eigentlich auch deren ureigene Angelegenheit ist, sollten die Alarmglocken losgehen. Wir sollten uns dessen sehr genau bewusst sein, dass wir von unseren Mitmenschen niemals erwarten können, das toll zu finden, was wir aus lauter Solidarität für sie tun.
Bitte fragt euch selbst und eure Freund*innen ehrlich, ob die Wichtigkeit, die ihr einem Projekt beimesst, irgendeine Entsprechung in der Welt jenseits eurer Träume hat.
Die Szene funktioniert aber auch wie ein Servicebetrieb mit unbezahlten Angestellten. Bei den Inaktiven mangelt es umgekehrt nicht an der Möglichkeit der Mitarbeit, sondern an der Einsicht in ihre Notwendigkeit. DIY funktioniert nicht ohne Doing it Yourself. Zwar finden so viele Leute das Projekt total "notwendig", aber dann ist es nicht wichtig genug, um irgendwelche Zeit hineinzustecken. Was denn nun? Entweder finden wir etwas notwendig, und dann ist es das einzig Konsequente mitzumachen statt uns bedienen zu lassen, oder wir finden es eben nicht notwendig, und sei es bloß weil wir ein Haufen Privilegierte sind. Wir sollten uns dessen sehr genau bewusst sein, dass "Mach doch wenn du magst, ich finds gut!" kein solidarisches Verhalten zeigt, sondern jede*n auf sich allein zurückwirft.
Bitte kommuniziert ehrlich mit euren Freund*innen, damit diese realistisch einschätzen können, ob ihr eure Zeit und euer Herzblut in ein Projekt stecken werdet oder nicht.
Vielleicht findet ihr ja gemeinsam etwas (anderes?), das ihr zusammen tun könnt und wollt.
Und krieg verdammt nochmal den Arsch vom Bildschirm hoch.
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k.A.m.E.? keine Ahnung meines Erachtens.
Super !!
Absolut mega genial!