Konzert wegen Faschismus-Vorwurf abgesagt

Erstveröffentlicht: 
09.10.2014

In der Band Von Glas zu Glaz spielen Exponenten der PNOS. Die Mitglieder distanzieren sich aber von ihrer «individuellen Vergangenheit».

 

Von Michael Scheurer.

 

Es war schon angerichtet: Am Samstag sollte die Band Von Glas zu Glaz in der Bar-Racuda im bernischen Radelfingen auftreten. Soweit wird es aber nicht kommen. Die Antifa Bern kritisierte den Auftritt der lokalen Band gestern in einer Medienmitteilung. Der Grund: Mehrere Bandmitglieder sollen der rechtsextremen Szene angehören. Nachdem der «Bund» den Betreiber der Bar-Racuda, Rolf Nobs, mit den Vorwürfen konfrontierte, hat sich dieser entschieden, den Auftritt abzusagen. «Ich will in Radelfingen ein Musikprogramm für ein breites Publikum anbieten», sagte er zur Begründung. Von Politik, ob rechts oder links, wolle er nichts wissen, sagt Nobs.

Rechtsextreme Vergangenheit

Gemäss dem Schreiben der Antifa haben zwei Mitglieder der Band Von Glas zu Glaz – die Brüder Cedric und Alexander Rohrbach – bei der Rechtsrockband Indiziert gespielt. Die Songtexte von Indiziert sind eindeutig: «Eidgenössischer Widerstand, Rasse, Volk und Vaterland. Wir nehmen das Problem selber in die Hand.» Auch von einer «reinen, weissen Schweiz», singt die Band. Die Brüder Rohrbach, sowie Roger Wagner, ein weiteres Mitglied der Band «Von Glas zu Glaz», seien zudem Exponenten der rechtsextremen Partei National Orientierter Schweizer (PNOS). Wagner hat 2011 für die PNOS um ein Nationalratsmandat kandidiert.

Hans Stutz, ein Beobachter der rechtsextremen Szene, bestätigt: «Indiziert ist eine rechtsextreme Band.» Auch wenn sie nie wegen Rassendiskriminierung verurteilt worden sei, verbreite sie rassistische Inhalte. Für Stutz ist deshalb klar, dass «Von Glas zu Glaz» hauptsächlich aus rechtsextremen Mitgliedern besteht.

Band weist Vorwürfe zurück

Bandmitglied Cedric Rohrbach bedauert, dass die Band in die rechtsextreme Ecke gestellt werde. «Mein Bruder, Alexander Rohrbach, und ich haben uns von der Szene verabschiedet», sagte er auf Anfrage. Vor 13 Jahren hätten sie die Rechtsrock-Band Indiziert gegründet. «Im letzten Jahrzehnt sind aber auch wir um Erfahrungen reicher geworden und unsere Sicht der Dinge von damals ist nicht mehr die gleiche», schreiben Sie in einer öffentlichen Mitteilung im Zusammenhang mit der Onkelz-Nacht von Anfang Juni dieses Jahres. Korrekt seien auch die Engagements von Bandmitglieder bei der PNOS. Diese Tatsachen würden aber schon seit Jahren der «individuellen Vergangenheit» angehören, wie Rohrbach sagt. Das Ziel der Band sei, unpolitische Musik zu machen.

Giorgio Andreoli, Mitarbeiter von Gemeinsam Gegen Gewalt und Rassismus (gggfon), bleibt der Band gegenüber aber skeptisch. «Man muss genau hinschauen, welche Texte die Band bei ihren Auftritten verwendet.»

Zeige Kommentare: ausgeklappt | moderiert

Neonazis spielen am 11. Oktober in Radelfingen (BE)

 

Am kommenden Samstag, dem 11. Oktober 2014, soll in der Bar-Racuda in Radelfingen ein Konzert mit der rechtsextremen Band "Von Glas zu Glaz" stattfinden. Dutzende einschlägig bekannte Neonazis haben bereits ihre Teilnahme angekündigt.

„Von Glas zu Glaz“ ist das neue Bandprojekt der Gebrüder Cedric und Alexander Rohrbach, welche zuvor bereits in der Rechtsrockband "Indiziert" gespielt haben und beide Mitglieder der Rechtsextremen Partei Nationalorientierter Schweizer (PNOS) sind. Die Band wurde 2013 gegründet und besteht nebst dem Brüderpaar aus Sascha Berger und Roger Wagner. Mit Roger Wagner findet sich der dritte PNOS-Exponent in der Onkelz-Coverband.
Auch wenn sich "Von Glas zu Glaz" nach aussen hin unpolitisch gibt, handelt es sich bei den Bandmitgliedern keineswegs um unbeschriebene Blätter. Immer wieder tauchten sie an Aufmärschen und Demonstrationen von Neonazis auf und zumindest drei Personen sind gut integriert in die neonazistische Rechte des Kantons Bern.
So verwundert es nicht, dass bereits diverse Exponent_innen der rechtsextremen Szene ihre Teilnahme an diesem Event angekündigt haben.

Der Betreiber der Lokalität wurde bereits auf diese Problematik hingewiesen, reagierte bis zum jetzigen Zeitpunkt jedoch nicht.

Es kann nicht angehen, dass eine Bar, die sich als „familienfreundlich“ ausgibt, eine Plattform für solche Veranstaltungen bietet.