Fußballspiel in Berlin: BFC Dynamo vs. Babelsberg 03

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Erlebnisbericht vom gestrigen Fußballspiel zwischen dem BFC Dynamo und dem SV Babelsberg 03. Die letzten Spiele des SV Babelsberg 03 gegen den BFC Dynamo waren immer von einer politischen Brisanz geprägt. Während die Babelsberger Fanszene als antirassistisch und antifaschistisch verortet und Politik ein wichtiger Bestandteil in der Artikulation, sowohl des Vereins (Unterstützung von Flüchtlingen, Londsdale-Partnerschaft, Kuba-Projekt), als auch der Fanszene (ebenfalls Unterstützung von Flüchtlingen, antirassistische Festivals und Veranstaltungen, Verankerung in der linken Szene Potsdams und Berlins), ist ein Teil der Berliner Fanszene des BFC für seine Gewaltaffinität und rassistischen Ausbrüche bekannt.

 

Auch wenn sich der BFC Dynamo ein anderes Image verpassen will, so lockt der Verein immer wieder Personen aus dem rechten Spektrum an, die für Krawalle und Nazirhetorik sorgen. Nicht von ungefähr wollte dann auch am Samstag eine rechte Fangruppierung des BFC und Lok Leipzig, die Legion Germania, ein Konzert mit der Nazihoolgruppe „Kategorie C“ in der Region Berlin veranstalten.

 

Während vorherige Partien immer wieder mit dem Verweis auf die Nazimachenschaften des Vereins oder die generelle Preispolitik offensiv boykottiert wurden, starteten die Babelsberger diesmal einen Aufruf zur Beteiligung an der Auswärtsfahrt. Dabei war die Preispolitik auch zu diesem Spiel alles andere als fanfreundlich. 10 Euro ohne Anspruch auf Ermäßigungen ist Abzocke. Treffpunkt für die Babelsberger war um 10:30 die S-Bahnstation Babelsberg während ein zweiter Sammeltreffpunkt eine Stunde später die Weltzeituhr am Berliner Alexanderplatz war. Im Voraus verbot die Polizei, die von Anfang an die Fußballfans begleiteten, einen Marsch zum Stadion und jegliche Nähe zur Schönhauser Allee sowie zur U-Bahnhofstation Eberswalder Straße. Zu den rund 200 aus Babelsberg mit der S-Bahn fahrenden Fans gesellten sich am Alexanderplatz weitere 150 Personen. Viele blieben aufgrund der negativen Erfahrungen mit der Fanschaft des BFC trotzdem Zuhause. Erinnert sei an die Ausschreitungen im Babelsberger Karl-Liebknecht-Stadion 2004 sowie weitere Gastspiele des Klubs mit faschistischen Gesängen seiner Fans.

 

Rund 6oo Gästefans waren schließlich in den Friedrich-Ludwig-Jahnsportpark gekommen und sahen unter den insgesamt 2258 Zuschauern eine etwas bessere erste Halbzeit des Gastgebers BFC Dynamo. Folgerichtig konnte in einer frühen Drucksituation das 1:0 des BFC erzielt werden. Stimmungsmäßig war der Gäste block gut drauf und auch die Heimseite konnte hin und wieder akustisch das weite und leere Rund beschallen. Schon während des Spiels machte die Information die Runde, dass die Nazis ihr „Kategorie C“-Konzert abgesagt hatten. Schon zuvor berichteten diverse Zeitungen und Informationskanäle über die Absicht eines Nazikonzertes. In und um das Stadion waren viele Polizeieinheiten präsent, die konsequent eine Fantrennung beabsichtigten. Optisch kamen von Seiten des BFC Dynamo Transparente zur Aufforderung mit der Politik raus aus dem Stadion und auch eins, welches sich dem 5jährigen Geburtstag der „Legion Germania“ widmete. Die Babelsberger präsentierten unter anderem kleine und große Fahnen in ihren Farben blau und weiß.

 

Die zweite Halbzeit wurde Babelsberg 03 etwas besser, konnte jedoch aus einer hochprozentigen Chance nicht weiter gefährlich werden, auch wenn sie konditionell und spielerisch überlegen waren. Somit endete das Spiel mit 1:0 für den BFC. Nach dem Spiel zog ein Großteil der Anhänger des SV Babelsberg 03 aus dem Stadion. Nun jedoch provozierte die Polizei und es kam zu Personalienfeststellungen aufgrund von Rangeleien. Permanent wurden die Fans abgefilmt und mussten sich den rigiden Vorschriften der Polizei unterordnen. Andere Babelsberger hingegen eilten schnell zum BAIZ, einer linken Kneipe in der Schönhauser Allee, die von einigen Faschos angegriffen wurde. Dort angekommen war die Situation jedoch wieder beruhigt und nichts Schlimmeres passiert. Ein Nazi, der just in jenem Moment am BAIZ vorbeilief, als sich viele Fußballfans und Antifas vor der Kneipe aufhielten, wurde angeblich aus dem Pulk heraus angegriffen. Schon war die Polizei zur Stelle und sprach Platzverweise für alle Außenstehenden aus. Als persönliche Dinge der Außenstehenden aus der Kneipe geholt werden wollten, versuchte sich die Polizei ebenfalls Zutritt zur Kneipe zu schaffen. Dabei eskalierte die Lage im Eingangsbereich. Bänke und Gläser flogen, Pfefferspray nach Außen und Innen durch die Polizei gesprüht und Personen geschlagen.  

 

Immer wieder zogen kleine Nazihoolgruppen durch den Prenzlauer Berg, es kam jedoch zu keinen nennenswerten Vorfällen. Ein Gerücht über einen Angriff auf den Schokoladen bestätigte sich nicht. Viele Babelsberger und Berliner 03-Fans verbrachten den Nachmittag in den verschiedenen Berliner Bezirken, immerhin kommt mittlerweile ein Großteil der Anhängerschaft aus Berlin. Für die Fußballfans, die den Weg zurück nach Potsdam-Babelsberg aufnahmen, kam es zu keinen weiteren Vorfällen. Das Spiel zeigte wieder einmal, wie weit der BFC Dynamo und seine Fanszene von einem „normalen“ Fußballverein entfernt ist. Das nächste Spiel des SV Babelsberg 03 findet am kommenden Freitagabend im Babelsberger Karl-Liebknecht-Stadion gegen die zweite Vertretung von Hertha BSC statt. Der Anpfiff ist um 19 Uhr.

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findet sich hier: http://potsdamvibes.de/rechtes-treiben-bei-auswaertsspiel-des-svb/

 

Zum Start der zweiten Hälfte dann die Antwort auf den geplanten Gig von „Kategorie C“ der Babelsberg Fangemeinde: Sie hielten ein Spruchband mit „Verschenke VW Passat unter Tel. 0174/8412248“, auch im Internet war eine entsprechende Kleinanzeige aufzufinden. Die angegebene Rufnummer ist die des Infotelefons, das die Gäste zum Veranstaltungsort des konspirativen Rechtsrockkonzerts führen sollte. Die „Fraktion H“ gratulierte der Legion Germania zum Jubiläum: „5 Jahre Legion – Sport Frei“.

Finanzielle Unterstützung und Beratung beim Umgang mit Staat und Polizei erhalten die Repressionsbedrohten bei der Roten Hilfe in Berlin. RInfach mal die Webseite checken! Wir sehen uns bei der RH!

 

Wenn in Babelsberg mal der Bedarf einer "was tun wenn's brennt" Veranstaltung besteht solltem an einfach mal bei der RH in Berlin anfragen. Die machen das bestimmt auch gerne.

 

Solidarische Grüße nach Babelsberg und an die Berliner Genoss_Innen. Wir sehen uns.