AJZ Neubrandenburg bleibt!

AJZ Bleibt! 14.06.2014 14Uhr. Demo. Bahnhof Neubrandenburg

Neubrandenburg braucht sein Haus der Kultur und Bildung - AJZ bleibt!
Auf das Alternative Jugendzentrum Neubrandenburg (AJZ) kommen ungewisse Zeiten zu. Kurz vor dem 21-jährigen Bestehen des Vereins und im zehnten Jahr im Haus am Tollensesee droht die Versteigerung des Objektes an einen anonymen Bieter und somit die baldige Obdachlosigkeit des Jugendvereins. Für den Erhalt unseres alternativen Freiraumes und eine gesicherte Zukunft eines der letzten Jugendklubs der Stadt wollen wir am Sonnabend ein erstes Zeichen setzen und rufen ab 14 Uhr zur Demonstration in Neubrandenburg auf.

 

Wieso?
21 Jahre AJZ bedeuten 21 Jahre antifaschistische, emanzipatorische Politik und Kultur. 21 Jahre Spaß, Urlaub vom Alltag, Freiheit und Freundschaft. 21 Jahre selbstorganisierte Vorträge, Workshops und Konzerte mit Bands aus aller Welt. Weit über Stadt- und Landesgrenzen hat sich das AJZ einen Namen als Veranstaltungsort gemacht und ist Teil eines riesigen Netzwerks alternativer Subkultur. Für unzählige Jugendliche war und ist das AJZ Schutz- und Rückzugsraum vor rechter Gewalt und Bedrohungen, die in Mecklenburg-Vorpommern vielerorts noch immer zum Alltag gehören, und wichtiger Freiraum für politische Arbeit außerhalb der menschenfernen Parlamente. Immer wieder wurde in all den Jahren unser gemeinsamer Traum eines libertären Einods bedroht. Sei es durch massive Kürzungen oder die immer wieder neuen Schikanen des Oberbürgermeisters Paul Krüger, der sich seit 2001 vor allem darin verdient gemacht hat, die Jugend- und Sozialarbeit der Stadt in Grund und Boden zu stampfen. Als der Verein von 2003 bis 2005 schon einmal ohne Bleibe dastand, weil das alte Gebäude in der Speicherstraße einem wichtigen Parkplatz weichen musste, konnte von der Stadt keine Hilfe erwartet werden und so wird es wahrscheinlich auch jetzt sein. Nachdem 2010 mit dem Tabulos ein weiteres selbstverwaltetes Jugendzentrum von der Bildfläche verschwand, war es vor zwei Jahren das Zebra, weit mehr als nur ein Stadtteil-JUZ im Reitbahnviertel, das den Kürzungen in Folge der Kreisgebietsreform und Finanzierungsverweigerung der Stadt zum Opfer fiel. Beim Underworld an der Hochbrücke waren Stadt und Kreis dann noch kreativer – die Ortsumgehung brauchte ihren Platz – bis heute gibt es keine Bemühungen, den Jugendlichen ein Ausweichobjekt zu bieten. Nur das AJZ steht dem endgültigen Schritt zur kulturellen und politischen Verödung für junge Menschen in der Viertorestadt noch im Weg. »Friss oder stirb!«, heißt es für all jene, die sich mit Großraumdiskotheken und H&M nicht zufrieden geben wollen.

Weshalb?
Das AJZ ist seit 2005 Pächter des ehemaligen »Onkel Willi«, einer Ausflugsgaststätte am Tollensesee. In den Erinnerungen vieler Neubrandenburger_innen ein netter Ort zum feiern, nach der Wiedervereinigung jedoch kaum mehr als eine schäbige Spelunke, kam das Gebäude bei der Übernahme durch den Verein einer Ruine gleich. Über die Jahre haben Jugendliche und Junggebliebene unzählige Stunden ehrenamtlicher Arbeit damit verbracht, das Haus instand zu setzen und kontinuierlich ein buntes Programm auf die Beine zu stellen. Zur Insolvenzmasse der bankrotten Noch-Eigentümerin gehörig ist das Haus schon 2006 in den treuen Händen der Sparkasse als größtem Gläubiger. Diese ist seit geraumer Zeit bemüht, das Gebäude los zu werden, um das Insolvenzverfahren dem Abschluss näher zu bringen. Darum hieß es bereits vor zwei Jahren, dass eine schräge Clique um Neubrandenburger ArchitektInnen und InvestorInnen Interesse am Kauf des Objekts habe. Dieser sei dann nur an Formalitäten wie rechtlichen Unklarheiten gescheitert. Jene seien nun beseitigt, weshalb der Weg frei für einen neuen Investoren wäre, der für 152.000 Euro unser AJZ erwerben will. Schon in den vergangenen Jahren sind mehrere Interessenten entweder gescheitert oder haben bei genauerer Betrachtung von konkreten Vorhaben abgelassen – das Gebäude genießt, ungeachtet der teilweise maroden Bausubstanz, auch für jeden neuen Eigentümer Bestandsschutz und ist somit für jedwede kommerzielle Nutzung unbrauchbar. Dennoch kehrt das Gespenst des Eigentümerwechsels alle Jahre wieder zurück. Nur durch eigene Initiative hat der Verein davon von der Wiederaufnahme des Bieterverfahrens erfahren. Durch das bevorstehende Auslaufen des Pachtvertrages im kommenden Jahr waren klare Verhältnisse und Planungssicherheit dringlicher denn je geworden. Identität und Pläne des potentiellen Käufers bleiben jedoch im Verborgenen. Dieses Vorgehen weist auf unfriedliche Absichten und keine Verhandlungsbereitschaft des anonymen Bieters hin. Eigentümerwechsel, Eigenbedarf, Zerstörung hart erkämpfter Freiräume. Gentrifikation in der Kleinstadt.

Warum?
Wir lassen uns gar nix bieten – auch nicht anonym. Wir fehlen auf der Rechnung und das wollen wir ändern! Darum werden wir am Sonnabend, dem 14. Juni, auf die Straße gehen und unsere Forderungen laut durch Neubrandenburg tragen!

Kommt zahlreich zur Demo, teilt den Aufruf, spendet!
Für den Erhalt unkommerzieller, alternativer Kultur in Neubrandenburg!

Mehr Infos zur Route, etc in Kürze: www.ajz-nb.de
Bei Fragen, Anregungen, Hilfe: sos@ajz-nb.de

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... aber wieso habt Ihr denn auf dem Punx Picknick nix davon gesagt? Da hättet Ihr ein paar hundert Fans auf einem Haufen gehabt, aber diese Info ging da bloß mal so als Gerücht rum.

Die Vermieterin des AJZ ist schon seit 2006 im Insolvenzverfahren und es ist seit langem bekannt, dass das Gelände verkauft werden könnte. Nur sind bisher alle Interessenten wieder abgesprungen. Dass jetzt so plötzlich doch noch ein Gebot abgegeben wurde, hat uns alle überrascht. Diese Info ist erst seit dem 06.06. bekannt. Also erst nach dem Punx Picnic.