Den Stimmen der KriegstreiberInnen bietet zurzeit fast jedes deutsche Medium ein großes Podium, in dem teils krude europäisch/deutsche Großmachtsphantasien verbreitet werden. Da schreibt Springers Bild bereits von „Invasion der Russen“ und der Spiegel erklärt Vladimir Putin zum Brandstifter der gefälligst gestoppt werden muss. Auf CNN wird schon mal präventiv der Einsatz von ICBM-Raketen vor Putins Wohnungstür gefordert und der den es dort Treffen soll, der startet mal eben eine Langstreckenrakete und lässt diese in Kirgisistan einschlagen. Manch so einer fragt sich mittlerweile, was ist hier eigentlich Los getreten wurde seit ein paar Wochen? Aber dieses Kriegsgeschrei reiht sich nach unserer Meinung nach nur ein, in eine Ära, die nichts Gutes erahnen lässt.
An Europas Grenzen verrecken täglich Menschen bei dem Versuch in die „freie Welt“ zu gelangen. Diese ist momentan im Inneren mit einer selbstgemachten Krise beschäftigt und geht deshalb beim Thema Einwanderung politisch auf Konfrontationskurs. Der Beginn des Syrienkrieg jährt sich zum dritten Mal und einige Medien versuchen mittlerweile, so scheint es zumindest, ihr eigenes Gewissen zu beruhigen, indem sie zur Zeit versuchen, hier und da ein paar Artikel mit geheuchelter Menschlichkeit an die gleichgültige Masse auszusenden. Nicht das die Menschen in irgendeiner Form selber handeln sollen und dem Kriegstreiben auf der Welt ein Ende zu bereiten. Nein sie sollen ihre Brieftaschen öffnen und ein paar Euro spenden, für die Armen da draußen. Nur kommen sollen sie nicht, die armen, denn „wenn alle kommen, wie sieht’s hier denn dann erst aus“. Ja, so hört es manch einer von uns, auf der Arbeit oder in den Verkehrsmitteln. Da spricht eine ganze Nation über einen Fußball Spinner der Steuern hinterzogen hat und somit, zumindest für diejenigen die dieses System Kapitalismus abfeiern, Betrug an der Gesellschaft verbrochen hat, aber der feien Herr solle nicht bestraft werden, denn er hat ja so viel Gutes getan. Das fast täglich Flüchtlingsunterkünfte brennen, manch einer gar Menschen brennen sehen will, in der anonymen Kommentarspalten von Facebook und co., dass regt nur wieder den Teil der üblich Verdächtigen auf, uns und ein paar andere. Diese Bevölkerung lässt uns nur noch brechen. Finanzminister Schäuble wird demnächst in die Geschichtsbücher eingehen, als erster Finanzminister eines Staates in den letzten 50 Jahren, der einen ausgeglichenen Haushalt zu präsentieren hat in dem keine Neuverschuldung aufgenommen wird. Die BRD ist eines der reichsten Länder und der Krisengewinner! Wir waren noch nie mehr im Herz der Bestie und wir hatten selten mehr Verantwortung dieses treiben zu Beenden.
Es fällt politischen BeobachterInnen in diesen Tagen extrem schwer, nicht ständig zu kotzen. Da werden ganz offen Stadtteile zu Gefahrengebieten erklärt. Kaum ist dies etwas verdaut und es hat sich das angesäuerte Gefühl im Magen beruhigt, dass der Protest gegen das Gefahrengebiet in Hamburg mit einem KlobürstenHype geendet hat, ohne das die dreiste Bullenlüge auch noch einmal größer medial Thematisiert wurde im Nachhinein, da kommt es in der Ukraine zum nächsten dicken Ding. Eine von der EU und den USA finanzierte Opposition, bei der sich schon mal auf dem Maidan die Politprominez die Klinke in die Hand gab auf der Bühne, putscht mit faschistischen und paramilitärischen Kräften die bestehende Regierung weg. Mit BRD Unterstützung wurde eine Teils faschistischer Putsch vor unserer Tür unterstützt. Ethnische Konflikte wieder geschürt und was bleibt ist ein zerrütteter Flecken mit einer Bevölkerung die sich die Köpfe einschlägt. Nun fließen Gelder aus dem Westen und die EU hat nach der DDR und anderen ehem. GUS-Staaten ein neues Investment Gebiet. Das Kapital lebt weiter, die Bestie Kapitalismus ist noch einmal etwas geschmiert worden. Der Knall nach hinten verschoben.
Szenen in der Ukraine die selbst Gipfelerfahrene und in Krisengebieten von uns gewesene Menschen die Sprache verschlagen haben. Gewaltexesse, die uns schon mal einen kleinen Vorgeschmack geben, wenn es erst hier zu Lande zu Revolten kommt und ganz klar der Wunsch, nicht in einer dieser Revolten unterzugehen, sondern in solch einem Zustand zu gelangen, eine revolutionäre Veränderungen zu erkämpfen bis zur Freiheit. „Irgendwann werden wir schießen müssen“ schrieb eine Gruppe nach Hamburg. Wir sind uns auch nicht mehr ganz sicher, aber wir sagen es mit leicht verändertem und aufgewärmten linken Sprachgebrauch: „Und natürlich, warum sollte den langsam nicht mehr geschossen werden?“ Macht die Augen auf, gerade die Ukraine zeigt, dass der friedliche Weg für uns als Bewegung mit einem Kopfschuss in irgendeiner Gosse endet, wenn die Zeit des Umsturzes angebrochen ist. Da machen wir uns nichts vor. Da halten wir lieber rechtzeitig dagegen.
Der Protest auf der Straße wurde vor längerer Zeit schon einmal mit gewalttätigen Mitteln versucht wieder eben von dieser zu bekommen. Nach Schüssen auf DemonstrantInnen in Berlin am Ende der 60er Jahre, begann die bleierne Zeit. Eine gespaltene Bewegung, viele Tote und nach dem Zusammenbruch der UDSSR eine Hoffnungslosigkeit bei vielen Linken. Die Autonomen der 90er Jahre versuchten einen anderen, etwas modifizierten Weg. Freiräume wurden geschaffen, eine Szene entwickelte sich, es entstanden aus den alten Hochburgen, teils neue, andere verfestigten sich weiter. Hunderte von Projekten entstanden über ein Jahrzehnt. Hier und dort, gab es Razzien und Räumungen, die alten Terroristen wurden immer noch gesucht, es gab stärkere Repression z.b. auch gegen Direkte Aktionen in der Anti-AKW Bewegung, die Hafenstrasse und und und. Die Jahre vergingen. Zu Beginn des neuen Jahrtausends war ein spürbarer Übergang zwischen der „alt Autonomen“ und einer neuen Generation zu spüren. Es begann die Zeit der Gipfel und einige alte und viele neue spürten einen Aufbruch. Weltweit sammelten sich Menschen auch durch neue Formen von Kommunikationen und sprachen teils die alten, aber auch viele neue Probleme an. Diese Gipfel wuchsen schnell heran und zogen sich durch die Brennpunkte und Großstädte der westlichen Welt. Dann wieder eine Kugel die diese Protestbewegung ins Stocken geraten ließ. Der Tod Carlos hat viele in einen ernsthaften Schock versetzt. Die Regierungen schossen immer noch und legten einige von uns um. Die Illusion war wieder verblasst es anders zu regeln, friedlich. Die Jahre danach wurde es in der BRD ruhiger, die Szene zersetzte sich in innerlinken Konflikten und bis zum G8 Gipfel in Heilligendamm war die Luft irgendwie raus. Dann kam eine Art Befreiungsschlag. Viele von uns Randalierten sich in diesen Tagen ab und behielten den Gefallen daran. Neue Bekanntschaften wuchsen, alte und Freundinnen aus dem Ausland lernten sich wieder kennen und begannen ein neues Jahrzehnt des Widerstands.
In den folgenden Jahren wuchs eine immer stärkere anarchistische Bewegung heran. Begleitet von einer gesteigerten Repression und neuen Ansätzen, kam es um uns herum in der BRD zu immer mehr Aufständen. Der Tod von Alexandros in Athen ließ einmal mehr die Nächte aufflammen. Paris, London, die brennenden Autos von Berlin. Es lag oft Rauch in der Luft. Eine gesteigerte Aktionsdichte die beinahe täglich bzw. nächtlich vonstattenging. Es gab ganze Broschüren in denen alle Aktionen zusammengefasst wurden die so über ein Jahr passieren, um den Überblick zu behalten. Schottern, Wachen angreifen, Bullenkarren klarmachen, Vokü kochen und von vorne. Dann wurden wieder Projekte geräumt, ob in Kleinstädten wie Erfurt, oder in Großstäten wie in Berlin. Der Staat zeigte seine Zähne, wir versuchten hier und da für Zahnausfall zu sorgen, aber auf lange Sicht scheint sich der Gegner angepasst zu haben.
Durch die Medien haben wir eine gefilterte Ansichtswelt, in der sogar viele scheinbare radikale Linke kaum noch hinterfragen. Außerhalb der immer gleichen zehn Webseiten die viele täglich konsumieren, wird kaum noch analytisch am politischen Weltgeschehen gerüttelt. So wird vorgekaute Meinung gefressen und GenossInnen und GefährtInnen werden mit teils kruden unhinterfragten Thesen belabert. Obwohl mit etwas Beobachtung vieles sehr viel Offensichtlicher ist. Aber die Energie, die einige von uns aufbringen müssen, um überhaupt noch Alternativen aufzuzeigen werden immer heftiger. Wir würden uns zumindest wünschen, den Kampf nach innen insofern weniger führen zu müssen, als dass viele wieder beginnen selber zu Denken und die Medien zu hinterfragen. Wir müssen reden! Nur durch mehr Reibung und Diskussion, können wir zu neuen Positionen gelangen!
In ein paar Tagen gehen in Berlin hoffentlich tausende auf die Straßen um gegen Repression zu protestieren. Wir werden an diesem Protest teilnehmen. Richtig freuen können wir uns auf diesen nächsten Groß-Event nicht. Denn außer ein paar kaputten Scheiben und gebrochenen Knochen auf beiden Seiten, hoffentlich keinen Gefangenen, wird sicher nicht viel hängen bleiben. Die Medien haben dann wieder genug zu tun für den Ersten Mai und der Innensenator von Berlin, die Legitimierung für mehr Bullen und mehr Finanzmittel, um Berlin weiter zu befrieden.
Repression ist… Als Szene auch mal die Zähne zeigen! Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um, heißt es hier und da in Szeneläden an der Klowand. Wir sollten beginnen dem Gegner nicht ständig in die Hände zu spielen und unsere Konzepte zu modifizieren. Wir glauben, dass es so nicht mehr lange gut geht, wenn nicht bald etwas ändert. Die Bullen fahren neue Strategien, sammeln von jeder die sie in die Finger bekommen die DNA ein, legen Datenbanken an, überkübeln alle Aktiven mit Verfahren. Wieder eine neue Qualität der Repression wird begonnen. Die Überwachung des Alltags durch die Geheimdienste, damit meinen wir alles was unter den Komplex NSA-Skandal fällt und neue Techniken mit denen sich nicht mal mehr die radikale zu beschäftigen scheinen. Wir appellieren hier dringend an alle, die den Braten ebenfalls riechen, beschäftigt euch mit diesen neuen Methoden und beschäftigt euer Umfeld, damit überhaupt noch so etwas wie ein breiterer Widerstand am Laufen gehalten werden kann. Wir sehen hier nicht mehr viel Spielraum, wenn wir nicht bereits in einer Überwachungsgesellschaft leben, dann haben wir nicht mehr viel Zeit, Möglichkeiten zu entwickeln, wie wir das nächste Jahrzehnt weiter informell arbeiten können.
Wir rufen auf, zu gefälligst mehr direkter Solidarität mit all den Menschen die zur Zeit in den Zellen warten, all denjenigen die vom System hier unter Druck gesetzt werden. Sei es durch Zwangsräumungen, Gerichtsvollzieher oder Bullenbehörden. Wir rufen dazu auf, nicht nur um Sylvester und den Tag der politischen Gefangenen den Fokus auf die Repression zu legen! Wir sollten, die täglich markieren, die für diesen wirklichen Terror an der Gesellschaft verantwortlich sind. Die Politik und die Medien regen sich über gesteigerte Angriffe auf Jobcenter und Parteibüros auf. Das reicht lange noch nicht! Entglaste Wohnungen von Richtern und Staatsanwältinnen, Redaktionen, brennende Fußmatten vor SachbearbeiterInnen-Wohnungen, verdroschene Bullen auf dem Rückweg vom Dienst, Fahrkarenkontrolettis und OrdnungsamtmitarbeiterInnen, Justizbedinsteten, private Sicherheitsdienste und und und. Die Sprache der Direkten Aktion, also einer gewissen Form von milder Gewalt erzeugt nach unserer Einschätzung noch immer zumindest den Zustand, dass dieser ganze Scheiss der auf alle einströmt, zumindest mit ein paar Zeilen in die Feuilletons der Medien gelangt. Die Gewalt die uns als Szene immer angedichtet wird von Politik und Medien, der sog. „Terror von links“, wir alle wissen, der sieht ganz anders aus. Aber dann haben sich die Verantwortlichen für die sozialen Konflikte zum Schlafen in den Kofferraum gelegt.
Mili und die Tanzgruppe – Nieder mit der BRD – Für die Freiheit!