Am Samstag, den 5. April 2014, wollen Neonazis in der brandenburgischen Kleinstadt Wittenberge (Landkreis Prignitz) aufmarschieren. Hier wollen sie gegen den angeblichen “Volkstod” demonstrieren, versuchen die neonazistische Vernetzung in Nordbrandenburg voranzutreiben und die vorhandenen Strukturen der Szene neu zu aktivieren.
Neonazismus in der Region
In der Vergangenheit gab es immmer wieder rechte Übergriffe in der Prignitz, wie z.B. den bewaffneten Überfall auf ein alternativen Wohnprojekt in Perleberg im April 2010 oder den tätlichen Angriff auf den Betreiber eines Döner-Imbisses und dessen Kinder in Pritzwalk im Oktober 2013.
Wittenberge ist seit Anfang der 1990er Jahre für seinen neonazistischen Aktionismus bekannt. Besonders brutal war es lokal vor allem im Mai 1991, als ein Wohnheim von mehreren dutzend rechten Jugendlichen gestürmt und zwei Namibier aus dem 4. Stock geworfen wurden. Die Betroffenen überlebten damals nur knapp. Weniger Glück hatte dagegen Klaus-Dieter Harms 2001. Er wurde in seiner Wohnung in Wittenberge zu Tode geprügelt. Das Gericht stellte anschließend fest, dass die beiden Täter den gehbehinderten Alkoholkranken als verachtungswürdigen Menschen betrachtet und aus „Mordlust“ gehandelt hätten.
In jüngster Zeit interessierte das neonazistische Szene die Stadt vor allem wegen ihrer strategischen Lage als Verkehrsknotenpunkt. Hier kreuzen sich mehrere Bahnlinien, die schnelles und weiträumiges Agieren über die nahe Landesgrenzen der in der Nähe befindlichen Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachen und Sachsen-Anhalt hinweg begünstigt. Am 2. Juni 2007, am 1. Mai 2009 und am 13. Februar 2013 fanden hier aus diesem Grund mehrere spontane Aufmärsche mit bis zu 200 Neonazis statt.
„Freien Kräfte Neuruppin“ erheben Anspruch auf die Prignitz
Zum besagten Aufmarsch mobilisieren die „Freien Kräfte Neuruppin / Osthavelland“ (NSFKN). Diese neonazistische Vereinigung hat ihr Aktionsgebiet, ausgehend vom Landkreis Ostprignitz-Ruppin, über den Landkreis Havelland nun bis in den Landkreis Prignitz ausgedehnt, um sich dort frei entfalten zu können. Denn sowohl in ihrer „Heimat“ Neuruppin, wo ihre Aufmärsche regelmäßig blockiert, als auch in ihrem zweiten Standort, dem osthavelländischen Nauen, wo ihre regelmäßigen Kundgebungen mittlerweile zu Gunsten eines Toleranzfestes aus der Innenstadt gedrängt wurden, blieben die NSFKN unerwünscht. Nicht einmal in der vermeintlichen Neonazihochburg Wittstock/Dosse konnten sich die Neuruppiner Neonazis und ihre Verbündeten am 1. Mai 2012 frei entfalten, weil sie auch hier von zahlreichen Antifaschist_innen blockiert wurden.
Seit dem marschierten die „Freien Kräfte Neuruppin / Osthavelland“ nur noch spontan, wie am 17. November 2013 in Hennigsdorf in Gedenken an den im Oktober verstorbenen NS-Kriegsverbrecher Erich Priebke, oder integrierten sich in Veranstaltungen anderer Neonaziorganisationen. Während eines Aufmarsches am 1. Juni 2013 in Wolfsburg traten die NSFKN dann erstmals mit einen Banner mit der Aufschrift „Freie Kräfte Neuruppin & Wittenberge“ auf, welches die neue Stoßrichtung gen Wittenberge propagierte. Die Verbindung läuft dabei über Wittenberger Neonazis, die seit spätestens Mitte der 2000er Jahre aktiv sind und sich seit 2010 an Neonaziveranstaltungen und Aktionen in Neuruppin, Stendal, Wittstock/Dosse und Nauen beteiligten. Zuletzt marschierten die Neonazis aus Wittenberge am 18. Januar 2014 unter dem Label „Freie Kräfte Prignitz“ in Magdeburg mit.
Kein Ort für Nazis in Wittenberge und anderswo!
An Aufmärsche oder sonstige neonazistische Spielereien haben jedoch weder wir, noch die Bürger_innen der Stadt Wittenberge, ein Interesse. Derartige Aufzüge empfinden wir nicht nur als unzeitgemäß, sondern im Hinblick auf die in diesem Zusammenhang transportierte völkische, rassistische und antisemitische Propaganda auch als Zumutung. Wir wollen deshalb dafür sorgen, dass sich die Neonazis erst gar nicht in Wittenberge oder anderswo im Landkreis Prignitz weiter ausbreiten, weder 5. April 2014, noch zu einer anderen Zeit.
Wir wollen darum bereits am Vormittag am Bahnhof platznehmen und den Neonazis jeglichen Zugang zur Stadt unmöglich machen.
Kommt am 5. April nach Wittenberge und lasst uns gemeinsam, kreativ und entschlossen den Nazis eine Abfuhr erteilen, die sie so schnell nicht vergessen werden!
Treffpunkt für Gegenaktivitäten: 9.00 Uhr Bahnhof Wittenberge
Alle Infos: http://nonaziswittenberge.blogsport.de/
Email: nonaziswittenberge[at]riseup.net
Bürgerliche Mobi
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Infoseite AB Prignitz / FDÄ Kringel Prignitz
Hier noch eine weitere Infoseite: http://ab-prignitz.blogspot.de