An der traditionellen Demo zur Untersuchungshaftanstalt Moabit beteiligten sich dieses Jahr mit um die 500 TeilnehmerInnen deutlich weniger Menschen als in den beiden Vorjahren. Die Bullen, die in den beiden letzten Jahren massiv und repressiv aufgetreten waren, hielten sich diesmal sehr zurück. War es in den letzten beiden Jahren zu Vorkontrollen gekommen, bei denen sogar die Mitnahme von Pyrotechnik untersagt wurde und der anschliessende Zug von Bulleneinheiten begleitet und vor dem Knast mehrmals angegriffen worden, fuhr dieses Jahr nur jeweils eine halbe Hundertschaft vor und hinter dem Demozug aufgesessen mit.
Auch konnte diesmal die Demo auf die Fahrbahn direkt vor den Knast ziehen, was dazu genutzt wurde, massig Raketen und Böller über die Mauern zu schicken. Der Altersdurchschnitt war auffällig höher als in den Vorjahren, dafür stand auch das Anliegen im Vordergrund und nicht das Verabreden für die diversen Szeneparties an Silvester. Aus den Erfahrungen der letzten Jahre heraus, als etliche Leute sich nach kurzer Zeit schon auf den Weg zum Feiern machten, während andere noch Widerstand gegen Bullenangriffe leisteten, gab es diesmal nach einer halben h Kundgebung mit Lautsprecherwagen vor dem Knast einen gemeinsamen Abzug zum nächsten U Bahnhof als angemeldete Demo. Eine Bulleneinheit der Bundesbullen hielt sich im Innenhof des auf der Demostrecke liegenden Innenministerims versteckt. Zu Festnahmen kam es nach unseren Beobachtungen dieses Jahr nicht.
Im Viertel rund um die Steinmetzstrasse in Schöneberg, das im Gegensatz zu anderen Vierteln im Bezirk noch nicht durchgentrifiziert ist und mit einem hohen Anteil an MigrantInnen für die Stadtplaner als "Problemviertel" gilt, hielt eine grössere Gruppe von an die 100 Jugendlichen die Bullen auf Trab. Die Glasverkleidung von Bushäuschen wurde ebenso wie ein Fahrstuhl der Hochbahn mit Pryrotechnik zerlegt. Erste eintreffende Bulleneinheiten mussten sich zurückziehen, weil sie massiv mit Pyrotechnik angegangen wurden. Erst eine eintreffende EHu konnte die Situation wieder unter Kontrolle bringen, die Bullen sprechen von 16 Festnahmen in diesem Zusammenhang. Unterdessen wurden in Kreuzberg 36 nach Mitternacht an zwei Stellen Streifenwagen der Bullen mit Steinen beworfen. In Mitte wurden in Solidarität mit den Kämpfen in der Türkei zwei Fahrzeuge der türkischen Botschaft in Brand gesetzt.
In Hellersdorf kam es zu einem Angriff auf das dortigen Flüchtlingsheim, das im Sommer bei der Neubelegung das Ziel von massiven Drohungen von Nazis und rassistischen Mob gewesen war. An zwei Stellen wurde Pyrotechnik mit Klebeband an Eingangsstüren befestigt und diese wurden bei den anschliessenden Explosionen teilweise zerstört.
Knastdemo Athen
In Athen nahmen an die 1000 Leute an der diesjährigen Knastdemo teil, die zum Schluss von den Bullen massiv angegangen wurde. Kurzbericht mit Video auf conta info.
http://de.contrainfo.espiv.net/2014/01/01/athen-silvesterdemonstration-a...
vorkontrollen
auch in diesem jahr gabs bei der abendlichen knastdemo vorkontrollen, aber halt aber nur von einer seite kommende betreffend. diese waren aber doch sehr ausführlich, mit taschenlampe rucksack durchleuchten etc.
außerdem wurden leute angesprochen sie müssten ihre silvesterraketen abgeben oder die demo verlassen (vor beginn). das wurde aber soweit ich weiß nicht umgesetzt.
außerdem wurde die demo die erste hälfte über vorne links von 2 zivis (PMS?) begleitet wenn mich nicht alles täuscht.
jep
es gab die ansage die raketen entweder bei den bullen abzugeben oder wegzutun, wurde aber von den meisten ignoriert und sind in der menge verschwunden, die cops haben also nicht wirklich was damit erreicht
Großes Lob an die Demo-Organisator*innen
Die Demo hat Spaß gemacht, sie war mal etwas Neues in diesem traditionellen Rahmen: Ein neuer Startpunkt, kreative Ideen wie z.B. die kleinen Heißluftballons, viele Raketen, die Gefangenen haben uns wahrgenommen und - Überraschung - die Demo zog danach weiter. Das war innovativ, hat für Abwechslung und gute Stimmung gesorgt - wie in den vergangenen sechs bis zehn Jahren nicht. Toll! Es war bewegend. Wer nicht da war, hat echt was verpasst.
Der Altersdurchschnitt war dennoch tief, alte Genoss*innen, für die es früher einmal selbstverständlich war, Silvester zur Knastdemo zu kommen, wurden vermisst. Auch einige organisierte Gruppen glätzten leider durch Abwesenheit. Schade, dass sie die (politischen) Gefangenen nicht zu ihrer Sache machen. Die Zeiten sind andere als in den 1970ern, aber der Repressionsapparat ist nach wie vor und keinen Deut schwächer vorhanden. Das sind die Gründe, wieso wir auch die nächsten sechs bis zehn Jahre Silvester nach Moabit gehen werden.
Dank an die Vorbereitung, Ihr habt gute Arbeit geleistet. Wir sehen uns - in diesem Jahr zuletzt am 31.12.2014 am U-Knast Moabit.
Feuerwerk und lautstarke Forderungen am Knast in Berlin-Tegel
Gegen 1.30 Uhr gab es noch eine kleine Spontan-Kundgebung mit Feuerwerk am Knast in Berlin-Tegel, auf welcher in solidarischen Rufen die Situation der Gefangenen thematisiert, ihre Freiheit gefordert und unsere Solidarität ausgedrückt wurde.
Vom Knast aus wurden diese Grüße freudig und lautstark erwidert.
Freiheit für Olli R.!
Freiheit für alle politischen und sozialen Gefangenen!