Sie treffen sich nachts mit Fackeln am Kriegerdenkmal und legen Kränze nieder: Neonazis nutzen den Volkstrauertag oft zur Verherrlichung von Wehrmacht und Waffen-SS. Auch in Feldmoching haben sich die Rechten schon mehrmals versammelt.
Auf dem Sockel thront ein Soldat aus Stein. Unten am Kriegerdenkmal lehnt ein Kranz, davor stehen im Halbkreis zehn Neonazis, in den Händen halten sie Fackeln, die das Denkmal in der Dunkelheit der Nacht beleuchten. Das martialisch anmutende Foto ist aufgenommen worden mitten im Zentrum des Stadtteils Feldmoching im Norden von München. Zu sehen ist es auf der Homepage des "Freien Netzes Süd", dem Dachverband der Freien Kameradschaften, der das größte Netzwerk der Neonazis in Bayern ist.
Das Kriegerdenkmal auf einer Verkehrsinsel in der Feldmochinger Straße erinnert an Soldaten, die in den beiden Weltkriegen gestorben sind. In den vergangenen zwei Jahren haben Rechtsextreme diesen Ort am Volkstrauertag für ihre Veranstaltung genutzt, die sie "Heldengedenken" nennen. In der Nacht auf kommenden Sonntag könnten wieder Neonazis an dem Kriegerdenkmal auftauchen. Davor warnen Mitarbeiter der regionalen Beratungsstelle gegen Rechtsextremismus Oberbayern/Schwaben.
Gedenken mit rechter Gesinnung
Die Münchner Burschenschaft Cimbria steht an der Spitze einer Strömung im studentischen Verbindungswesen, von der Kritiker sagen, sie bilde neue Vordenker des Rechtsextremismus aus. Nun will sie an der offiziellen Feier zum Volkstrauertag teilnehmen. Das Innenministerium prüft noch.
Bei den offiziellen Feiern, die am Volkstrauertag stattfinden, wird nicht nur der deutschen Kriegstoten gedacht, sondern der Opfer von Gewaltherrschaft weltweit. Immer wieder wird jedoch Kritik laut, dass auch einige rechte Gruppen an diesen Veranstaltungen teilnehmen und sie für ihre Zwecke missbrauchen. Das Innenministerium hat erst diese Woche dafür gesorgt, dass die Burschenschaft Cimbria von der zentralen Feier im Münchner Hofgarten ausgeladen wird.
Heldengedenken bei Naziaufmärschen
Für die Neonazis hat der Volkstrauertag große Bedeutung, sie nutzen ihn, um alle deutschen Soldaten der Weltkriege zu Helden zu verklären. Feldmoching ist dabei nur einer von vielen Orten, an denen sich Rechtsradikale offiziell oder inoffiziell versammeln. Das Freie Netz Süd ruft auf seiner Homepage zur "Demonstration zum Heldengedenken" in Wunsiedel auf. In dem oberfränkischen Ort, an dem Rudolf Heß begraben ist, gibt es jedes Jahr einen großen Naziaufmarsch.
Die Bewohner der oberfränkischen Stadt protestieren ihrerseits gegen diese Versammlungen. Ein breites Bündnis aus Kirchen, Gewerkschaftsvertretern und anderen Initiativen ruft für Samstag zu Kundgebungen und einem Gottesdienst auf. Laut bayerischem Verfassungsschutzbericht ist das "Freie Netz Süd" das größte Neonazi-Netzwerk im Freistaat. Dem Bündnis werden etwa 20 Gruppen und bis zu 150 Rechtsextremisten aus ganz Bayern zugeordnet.
Was Bürger tun können
Dass Versammlungen wie in Feldmoching den Nationalsozialismus verherrlichen, zeigt der Bericht zu den Fotos auf der Homepage des Freien Netzes Süd: "Im Fackelschein wurden die Gefallenen der Marine, des Heeres, der Luftwaffe, der Waffen SS, des Volkssturmes und der Vertreibung zu dieser Zeremonie herbeigerufen."
"Diese Aktionen finden in der Regel nachts statt, um ungestört zu sein", sagt ein Mitarbeiter der Beratungsstelle gegen Rechtsextremismus. Es gehe den Neonazis auch darum, einen Kranz niederzulegen, der dann bei den offiziellen Feiern am Sonntag dort noch liegen soll. An abgelegeneren Orten würden sich Neonazis aber auch tagsüber versammeln.
Die Mitarbeiter der Beratungsstelle rufen dazu auf, an Kriegerdenkmälern besonders aufmerksam zu sein. Dabei sollte man nicht nur nach Springerstiefeln und Glatze Ausschau halten. "Es ist ein Irrglaube, dass die Neonazis heute noch so aussehen würden." Wer etwas Auffälliges beobachtet, sollte die Polizei rufen und nicht selbst einschreiten, vor allem nicht alleine, warnen sie. Die Kränze der Neonazis sollten allerdings umgehend entfernt werden.