Heidelberger Biedermänner und Brandstifter Teil 19: Klaus Goebel

Normanne Klaus Goebel und Josef Scheungraber vor Gericht

In der Burschenschaft Normannia, die seit Jahrzehnten zum rechten Rand des ohnehin völkisch ausgerichteten Dachverbands der Deutschen Burschenschaft (DB) zählt, tummeln sich extrem rechte Positionen vom offenen Neofaschismus bis zum rechten Rand der CDU. Die Normannia ist seit Jahrzehnten für ihre antisemitischen, rassistischen und geschichtsrevisionistischen Ausfälle bekannt. So verteilten ihre Mitglieder mehrfach antisemitische Flugblätter, veranstalteten Vorträge mit verurteilten Rechtsterroristen wie dem „Südtirolbomber“ Erhart Hartung und organisierten klandestine Tagungen mit vorbestraften Volksverhetzern. Eine Distanzierung von ihren zahlreichen faschistischen und neonazistischen Ausfällen wird man in der Geschichte der Normannia vergebens suchen.

 

Einer der Bundesbrüder ist der Nazianwalt Klaus Goebel.

 

Dr. Klaus Goebel, geboren 1936 und wohnhaft in München ist nicht nur am rechten Rand des Verbindungsspektrums aktiv, sondern vor allem in der Solidaritätsarbeit für Nazi-Kriegsverbrecher und Holocaust-Leugner.

 

Organisiert war Goebel unter anderem in der "Hilfsgemeinschaft Freiheit für Rudolf Hess" für den inhaftierten Hitler-Stellvertreter und im Verein "Stille Hilfe für Kriegsgefangene und Internierte e.V.", der alte und neue Nazis unterstützt. Das Autoren-Duo Oliver Schröm und Andrea Röpke schreibt in seinem Buch "Stille Hilfe für braune Kameraden" (Seite 72) zu Goebel: „Klaus Goebel war nicht irgendein Anwalt. Ein Vierteljahr zuvor [vor Januar 1990], bei der Mitgliederversammlung der Stillen Hilfe in Rotenburg/Wümme, war Goebel auf Vorschlag des Gesamtvorstandes von der Vereinsvorsitzenden Adelheid Klug ins Kuratorium berufen worden."

 

Beruflich wusste Goebel schon immer sein politisches Engagement mit dem beruflichen zu verbinden: Als Anwalt verteidigte und beriet Goebel zahlreiche Kriegsverbrecher und NS-Täter wie Anton Malloth (KZ-Aufseher in Theresienstadt) oder Ernst Gollak (SS-Folterscherge in der Außenstelle Lublin des Vernichtungslagers Majdanek) sowie Holocaust-Leugner wie David Irving, Gerd Honsik oder Germar Scheerer, geb. Rudolf, (Verfasser eines "Gutachtens", das auf pseudowissenschaftliche Weise den Gas-Massenmord an den Juden bestreitet).

Goebel beriet auch den damaligen neonazistischen Shooting-Star Bela Ewald Althans, als dieser im Jahr 1991 einen Holocaust-Leugner-Kongress in München plante. Dieser Kongress unter dem Slogan "Wahrheit macht frei" fand durch einen Film über die Nazi-Szene Anfang der 1990er Jahre traurige Berühmtheit.

 

Noch vor wenigen Jahren trat Goebel als Anwalt des Kriegsverbrechers Josef Scheungraber in Erscheinung. Scheungraber stand ab 15. September 2008 in München vor Gericht. Ihm wurde vorgeworfen am Massaker von Falzano di Cortona als Führer der 1. Kompanie des Gebirgspionierbatallion 818 führend beteiligt gewesen zu sein. Bei dem Massaker am 27. Juni 1944 wurden 14 italienische ZivilistInnen in einer Vergeltungsaktion getötet.

 

Ein weiteres besonderes Anliegen ist Goebel die Rechtfertigung und Relativierung deutscher Kolonialverbrechen.

So engagierte er sich in der "Deutsch-Südafrikanischen Gesellschaft" (DSAG), die sich für das rassistische Apartheitsregime stark gemacht hatte und im "Traditionsverband ehemaliger Schutz- und Überseetruppen". Für letzteren gab Goebel das ‚’Befehlsbuch der Deutschen Schutztruppen für Ostafrika’ neu heraus.

 

Zuletzt trat Goebel Anfang 2010 für die neofaschistische "Bürgerbewegung Pro München" in Erscheinung, als er ein Einschreiten der "Rechtsaufsicht" gegen den Münchener Oberbürgermeister Ude forderte.

 

Aber auch im burschenschaftlichen Milieu ist Klaus Goebel sehr rege. Ursprünglich Mitglied der Heidelberger Burschenschaft Rheno-Arminia wechselte er, als die Rheno-Arminia ihren Aktivenbetrieb einstellen musste, mit etlichen seiner Bundesbrüder zu der schon damals als extrem rechts bekannten Burschenschaft Normannia,. Damit trugen sie nicht unwesentlich zum Überleben der ebenfalls unter Image- und Personalschwund leidenden neofaschistischen Normannia bei.

 

Kaum war die Mauer gefallen, beteiligte sich der Nazianwalt am rechten ‚Aufbau Ost’, indem er als Gründungsmitglied die ‚Halle-Leobener Burschenschaft Germania’ ins Leben rief. Bei dieser Burschenschaft wurden später Nazis wie der NPD-Haus-und-Hofanwalt Christian Stünkel und der JN-Bundesvorstand Michael Schäfer aktiv. Auch im Dachverband ‚Deutsche Burschenschaft’ trat Goebel in Erscheinung, sei es als Autor für die ‚Burschenschaftlichen Blätter’, sei es als Festredner auf dem Burschentag 2010, wo er eine flammende Rechtfertigungsrede für die Gefallenen der Naziwehrmacht und ihren „blutigen Opfergang“ vom Stapel ließ.

 

Ob Goebel bei der ‚100. Gründungskneipe der Burschenschaft Rheno-Arminia’ am 23.November auf dem Haus der Normannia mit anstoßen wird? Die Festgesellschaft ist jedenfalls gespalten. Während einige Alte Herren auf dem Normannenhaus feiern, wollen andere lieber nicht mit deren neonazistischen Umtrieben in Verbindung gebracht werden und trinken am Vorabend (Freitag, 22. November) lieber still mit ihren Ehefrauen im Weißen Bock ihren Wein bei einem ‚Erinnerungsabend mit Damen’.

 

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