"Die Massenmörder gehen frei herum, haben ihr Häuschen und züchten Blumen."

Joseph Wulf und das Nachleben des Nationalsozialismus - Vortrag von Klaus Kempter

 

Der aus Polen stammende jüdische Auschwitz-Überlebende Joseph Wulf (1912-1974) war in der Bundesrepublik der erste Historiker, der in den 1950er Jahren Bücher über den Holocaust veröffentlicht hat. Seine anfangs in Zusammenarbeit mit Léon Poliakov entstandenen großen dokumentarischen Werke trafen auf ein geteiltes Echo. Einer gewissen Anerkennung bei einem Teil der linksliberalen Öffentlichkeit standen Abwehr und Mißachtung vor allem bei den Vertretern der akademischen Historikerschaft gegenüber. Wulf, ein „Jude aus Galizien" (wie er sich selbst nannte) und historiographischer Autodidakt, blieb in Deutschland zeitlebens ein Außenseiter, ohne enge Bindung an kulturelle Milieus und politische Lager. Seine Initiative zur Gründung eines Dokumentationszentrums zum Nationalsozialismus in der Berliner Wannsee-Villa scheiterte zu Beginn der 70er Jahre ebenso wie seine Versuche, die neue Linke von ihrer Israelfeindschaft abzubringen. Im Oktober 1974 nahm er sich resigniert das Leben.

 

Es spricht Klaus Kempter, Autor der Biographie „Joseph Wulf – ein Historikerschicksal in Deutschland" (Göttingen 2013). Er lehrt Neueste Geschichte an der Universität Heidelberg und beschäftigt sich unter anderem mit der deutsch-jüdischen Geschichte und der Geschichte der Arbeiterbewegung.

 

Um 20°° im Jos Fritz-Café, Wilhelmstr. 15 (Spechtpassage).

 

 

 

 

Initiative Sozialistisches Forum

Jour fixe

Herbst / Winter 2013 / 2014

 

 

Der Einleitungstext „I am what I am – my own special creation. Zur Pathologie einer grünen Charaktermaske" sowie das Kommentierte Programm unter: www.isf-freiburg.org