Die neue Waldbesetzung im Hambacher Forst wird von der Polizei bisher als Marketinggag bezeichnet. Sie glaubt also bisher nicht an deren Existenz. Ob die Aufnahmen in diesem Video vielleicht in Wirklichkeit auf dem Mond gedreht wurden? Oder in Nevada? Beurteilt es selbst! Ganz real fand heute auf der neuen Waldbesetzung ein "solidarischer Sonntag" statt - wie früher auf der alten Waldbesetzung als jeden Sonntag hunderte Braunkohlegegner_innen auf die Besetzung zum veganen Kuchenstand kamen.
Hier noch einmal die Erklärung zur Wiederbesetzung des Hambacher Forstes:
Am heutigen Nachmittag wurde wieder ein Teil des Hambacher Forstes besetzt. Der Hambacher Forst der einst 5.500 Hecktar groß war wurde zum größten Teil vernichtet, für den Hambacher Braunkohletagebau. Wenn es nach den Plänen von RWE geht fallen auch die restlichen etwa 1000 Hecktar dem Tagebau zum Opfer. Dass sich dagegen Widerstand gebildet hat ist bekannt. Ab letztem Frühjahr an, war ein Teil des Waldes besetzt, und konnte nur mit der längsten Räumung aller Zeiten (im deutschsprachigen Raum) beendet werden. Daraufhin wurde eine Wiese besetzt, die am Waldrand liegt und auch Teil von RWEs Verwüstungsbegierden ist. Nun wurden ein weiteres Mal Bäume im Hambacher Forst direkt besetzt. Der Widerstand geht weiter! Hier gibt es ein Video zur Neubesetzung.
„Widerstand ist zwecklos!“ diese Message versucht RWE in die Köpfe der Menschen im Rheinischen Braunkohlerevier einzupflanzen. Der Braunkohleabbau – und die mit ihm einhergehenden Folgen der Landschafts- Gesundheits- und Klimazerstörungen – soll als Naturgesetz wahrgenommen werden. Die einen finden ihn gut, die andern schlecht, nur daran ändern kann eh niemand was. So in etwa soll der Diskurs verlaufen. Nur: Mit jeder durchgeführten Aktion, die zeigt wie schnell RWE in Bedrängnis kommt, bekommt diese Selbstverständlichkeit immer mehr Risse, werden die eigenen Handlungsoptionen sichtbarer. Mit jeder – die Verhältnisse offenbarenden – Polizeiaktion, sei es die Festnahme des Besitzers der besetzten Wiese, seien es die Skandale bei der Tunnelräumung im Herbst, wächst die Wut. Eine breite Wut, gepaart mit sichtbaren Handlungsoptionen kann schnell dazu führen, dass die herrschende Ohnmacht überwunden wird, dass Menschen massenhaft anfangen sich zu wehren und dass die Illusionen über die Verfasstheit der Gesellschaft in der wir leben überwunden werden.
„Widerstand ist fruchtbar!“, wurde vielen klar, als durch die Waldbesetzung letztes Jahr hunderte Menschen aus der Region und von überall her sich dem Braunkohlewiderstand angeschlossen haben, teilweise selbige Praktiken des Widerstandes seither teilen, teilweise mit ganz anderen Aktivitäten den Widerstand ebenfalls bereichern. Dass die Rodung eines Teils des Hambacher Forstes diese Wintersaison nicht verhindert werden konnte, muss als bisherige Schwäche der Bewegung anerkannt werden. Aber nicht um selber der Resignation zu verfallen, sondern um sich bewusst zu machen, was alles fehlt zu einer Bewegung, die eine Rodung faktisch verhindern kann, und sich daran zu machen diese Defizite abzubauen.
Mit der erneuten Besetzung eines Teils des Hambacher Forstes soll auch ein neuer Treffpunkt erschaffen werden, um die Kontakte und die Ansätze des gemeinsamen Widerstandes die sich im letzten Jahr auf der Besetzung gebildet hatten zu vertiefen. In einer Welt in der die Menschen atomisiert werden, aufgrund der Interessenslagen die sich aus einer kapitalistischen Ökonomie ergeben, ist es ein revolutionärer Akt, Orte zu schaffen, die der freien Begegnung, dem Treffen freier Vereinbarungen, dem finden gemeinsamer Ziele und der Entwicklung einer gemeinsamen Widerständigkeit dienen. Denn Widerstand tut nicht bloß gegen RWE und seine Tagebaue not, sondern auch gegen die Logiken, die die quatratkilometerweise totale Zerstörung zur „rationellen Handlung“ macht. Nämlich die Logiken des kapitalistische verursachtem Wachstumszwang – sogar kapitalistische Logiken an sich, die nicht die Frage nach dem Nutzen und den Schäden von wirtschaftlichen Maßnahmen stellen, sondern nur die Frage nach dem Profit.
Kommt also in den Hambacher Forst und unterstützt die neue Waldbesetzung. Nehmt die besetzte Wiese als Anlaufspunkt.